Wahlspot zur Bürgerschaftswahl
Rede in der Bürgerschaft zum ICAN Städteappell
12.02.2020
Die Unterzeichnung des ICAN Appells
durch Hamburg ist ein längst fälliger Schritt.
Denn Atomare Auseinandersetzungen
müssen mit allen Mittel verhindert werden – und sämtliche Waffen
aus diesem Arsenal, die mit einem Schlag, die ganze Welt vernichten
können, gehören verschrottet – besser heute als Morgen.
Krieg bedeutet immer Tod, Zerstörung,
Flucht und meist auch Kriegsverbrechen.
Gerade erst hat ein Labor in der
Schweiz bestätigt, dass die türkische Armee in Serekaniye/Ras Al
Ain in Rojava Weißen Phosphor – eine verbotene Chemiewaffe
eingesetzt hat.
Auch so darf es nicht weiter gehen –
und dafür haben wir auch aus Hamburg eine Verantwortung.
10.02.2020
ICAN-Appell: Hamburg kann mehr gegen Atomwaffen tun!
Am Mittwoch soll die Hamburgische Bürgerschaft beschließen, dem ICAN-Städteappell zum Verbot von Atomwaffen beizutreten und damit die Forderung an die Bundesregierung unterstützen, den Atomwaffensperrvertrag zu ratifizieren. Damit die nun von SPD und Grünen beantragte Unterzeichnung nicht nur ein kurz vor der Wahl gefasster, aber später wirkungsloser Beschluss bleibt, formuliert DIE LINKE in einem Zusatzantrag einen konkreten Handlungsauftrag.
„Die Unterzeichnung des Appells ist überfällig und vor allem der kontinuierlichen Arbeit von ICAN (Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen) und Friedensbewegung sowie dem Druck der Linksfraktion zu verdanken“, erklärt Martin Dolzer, friedenspolitischer Sprecher der Fraktion. „Durch die Unterzeichnung des ICAN-Appells kann auch aus Hamburg ein Signal gegen die nukleare Rüstung ausgehen. Deshalb fordern wir, dass die Bürgerschaft den Senat beauftragt, eine aktivere Rolle in der Organisation ,Mayors for Peace‘ einzunehmen und eine Bundesratsinitiative zu starten.“
ICAN setzt sich seit 2007 für ein Verbot von Atomwaffen ein. Die Kampagne trägt ein breites Bündnis internationaler NGOs, darunter Gewerkschaften, religiöse und humanitäre Institutionen und Umweltschutzorganisationen, das maßgeblich am Zustandekommen des UN-Vertrages über das Verbot von Kernwaffen (UN-Atomwaffenverbotsvertrag) beteiligt war. Insbesondere vor dem Hintergrund der Aufkündigung des INF-Vertrags durch die USA steigt die Gefahr einer unkontrollierten Eskalation und damit einer niedrigeren Schwelle zum Atomkrieg.
BÜRGERSCHAFT
DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/
DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/
21. Wahlperiode
06.02.2020
ANTRAG
zu Drs. 19967
der Abgeordneten der Abgeordneten Martin Dolzer, Sabine Boeddinghaus,
Deniz Celik, Dr. Carola Ensslen, Norbert Hackbusch, Stephan Jersch, Cansu
Özdemir, Christiane Schneider, Heike Sudmann und Mehmet Yildiz (DIE LINKE)
Betr.: UN-Atomwaffenverbotsvertrag und ICAN-Städteappell auch konkret umsetzen!
Sicherheit entsteht durch Frieden, Dialog, internationale Verträge und eine respektvolle und auf soziale Gerechtigkeit orientierte Außen-, Handels- und Wirtschaftspolitik sowie die Einhaltung des Völkerrechts und eine weltoffene tolerante Gesellschaft – nicht jedoch durch Aufrüstung und Abschreckung.
Im August 1945 legten Atombomben die Städte Hiroshima und Nagasaki in Schutt und Asche und forderten Hunderttausende Menschenleben. Die Bomben ließen Menschen zurück, die mit ihren körperlichen und seelischen Narben kaum in der Lage waren zu überleben. Nach dem Wettrüsten des Kalten Krieges können Staaten wie die USA, Russland, Großbritannien, Frankreich und China, aber auch Indien, Pakistan und Nordkorea auf mehrere Tausend Atomwaffensprengköpfe zurückgreifen. Ungeachtet der schrecklichen Folgen der Nutzung von Atomwaffen, streben darüber hinaus auch heute noch Staaten in Atomwaffenprogrammen die Entwicklung eigener nuklearer Sprengköpfe an. Der Schrecken, der von Atomwaffen ausgeht, ist deshalb auch nach Ende des Kalten Krieges immer noch gegenwärtig und kann für jede_n jederzeit wieder schreckliche Realität werden.
Vor diesem Hintergrund setzt sich ICAN seit 2007 für ein Verbot von Atomwaffen ein. Dabei handelt es sich bei der Kampagne um ein breites Bündnis internationaler Nichtregierungsorganisationen, das bei seiner Arbeit auf eine Vielzahl von Partner_innen – von Gewerkschaften über religiöse und humanitäre Institutionen bis hin zu Umweltschutzorganisationen – zurückgreifen kann und das maßgeblich am Zustandekommen des aktuellen UN-Vertrages über das Verbot von Kernwaffen (UN- Atomwaffenverbotsvertrag) beteiligt war.
Der Vertrag über das Verbot von Kernwaffen wurde von den Vereinten Nationen im Juli 2017 mit 122 Ja-Stimmen verabschiedet. Er verbietet die Entwicklung und Produktion, den Test, Erwerb, die Lagerung und den Transport, die Stationierung und den Einsatz von Atomwaffen, sowie die Drohung mit ihnen. Auf der UN-Generalversammlung im September 2017 unterzeichneten zunächst 53 Staaten, darunter Österreich, den Vertrag. Weder die Atommächte, noch die NATO-Staaten, mit Ausnahme der Niederlande, nahmen an der Aushandlung und Abstimmung teil. Deutschland hat den UN-Atomwaffenverbotsvertrag bisher nicht unterzeichnet.
NATO-Partner beteiligen sich zunehmend mit völkerrechtswidrigen Angriffen an Kriegen. Ethnische Säuberungen oder der Einsatz von verbotenen Chemiewaffen, wie Weißem Phosphor durch die Türkei im Nordosten Syriens (Rojava), extralegaleTötungen durch die Streitkräfte der USA auf Befehl von Präsident Trump im Irak oder Putschversuche und Putsche in Lateinamerika unterstreichen die Aushöhlung des Völkerrechts
Insbesondere vor dem Hintergrund der Aufkündigung des INF-Vertrags durch die USA steigt die Gefahr einer unkontrollierten Eskalation und damit einer niedrigeren Schwelle zum Atomkrieg. Auch das für 2020 geplante Militärmanöver Defender ist ein weiterer Schritt der Eskalation. Dem muss unbedingt auf allen Ebenen eine friedliche Politik entgegengesetzt werden. Die mit der Drs. 21/ 19967 beabsichtigte Unterzeichnung des ICAN Städteappells ist ein längst fälliger Schritt, der nicht zuletzt der kontinuierlichen Arbeit der ICAN Initiative (Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen) und der Friedensbewegung in Hamburg zu verdanken.
Betr.: UN-Atomwaffenverbotsvertrag und ICAN-Städteappell auch konkret umsetzen!
Sicherheit entsteht durch Frieden, Dialog, internationale Verträge und eine respektvolle und auf soziale Gerechtigkeit orientierte Außen-, Handels- und Wirtschaftspolitik sowie die Einhaltung des Völkerrechts und eine weltoffene tolerante Gesellschaft – nicht jedoch durch Aufrüstung und Abschreckung.
Im August 1945 legten Atombomben die Städte Hiroshima und Nagasaki in Schutt und Asche und forderten Hunderttausende Menschenleben. Die Bomben ließen Menschen zurück, die mit ihren körperlichen und seelischen Narben kaum in der Lage waren zu überleben. Nach dem Wettrüsten des Kalten Krieges können Staaten wie die USA, Russland, Großbritannien, Frankreich und China, aber auch Indien, Pakistan und Nordkorea auf mehrere Tausend Atomwaffensprengköpfe zurückgreifen. Ungeachtet der schrecklichen Folgen der Nutzung von Atomwaffen, streben darüber hinaus auch heute noch Staaten in Atomwaffenprogrammen die Entwicklung eigener nuklearer Sprengköpfe an. Der Schrecken, der von Atomwaffen ausgeht, ist deshalb auch nach Ende des Kalten Krieges immer noch gegenwärtig und kann für jede_n jederzeit wieder schreckliche Realität werden.
Vor diesem Hintergrund setzt sich ICAN seit 2007 für ein Verbot von Atomwaffen ein. Dabei handelt es sich bei der Kampagne um ein breites Bündnis internationaler Nichtregierungsorganisationen, das bei seiner Arbeit auf eine Vielzahl von Partner_innen – von Gewerkschaften über religiöse und humanitäre Institutionen bis hin zu Umweltschutzorganisationen – zurückgreifen kann und das maßgeblich am Zustandekommen des aktuellen UN-Vertrages über das Verbot von Kernwaffen (UN- Atomwaffenverbotsvertrag) beteiligt war.
Der Vertrag über das Verbot von Kernwaffen wurde von den Vereinten Nationen im Juli 2017 mit 122 Ja-Stimmen verabschiedet. Er verbietet die Entwicklung und Produktion, den Test, Erwerb, die Lagerung und den Transport, die Stationierung und den Einsatz von Atomwaffen, sowie die Drohung mit ihnen. Auf der UN-Generalversammlung im September 2017 unterzeichneten zunächst 53 Staaten, darunter Österreich, den Vertrag. Weder die Atommächte, noch die NATO-Staaten, mit Ausnahme der Niederlande, nahmen an der Aushandlung und Abstimmung teil. Deutschland hat den UN-Atomwaffenverbotsvertrag bisher nicht unterzeichnet.
NATO-Partner beteiligen sich zunehmend mit völkerrechtswidrigen Angriffen an Kriegen. Ethnische Säuberungen oder der Einsatz von verbotenen Chemiewaffen, wie Weißem Phosphor durch die Türkei im Nordosten Syriens (Rojava), extralegaleTötungen durch die Streitkräfte der USA auf Befehl von Präsident Trump im Irak oder Putschversuche und Putsche in Lateinamerika unterstreichen die Aushöhlung des Völkerrechts
Insbesondere vor dem Hintergrund der Aufkündigung des INF-Vertrags durch die USA steigt die Gefahr einer unkontrollierten Eskalation und damit einer niedrigeren Schwelle zum Atomkrieg. Auch das für 2020 geplante Militärmanöver Defender ist ein weiterer Schritt der Eskalation. Dem muss unbedingt auf allen Ebenen eine friedliche Politik entgegengesetzt werden. Die mit der Drs. 21/ 19967 beabsichtigte Unterzeichnung des ICAN Städteappells ist ein längst fälliger Schritt, der nicht zuletzt der kontinuierlichen Arbeit der ICAN Initiative (Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen) und der Friedensbewegung in Hamburg zu verdanken.
Einer repräsentativen Umfrage von Greenpeace zufolge sprechen sich 94 Prozent der
Bundesbürger_innen für die Unterzeichnung des UN-Atomwaffenverbotsvertrags durch die
Bundesregierung aus.
Durch die Unterzeichnung des ICAN Städteappells kann auch aus Hamburg ein Signal gegen die nukleare Rüstung ausgehen.
Wir sind allerdings der Ansicht, dass über die Unterzeichnung und die Willensbekundung der Bürgerschaft hinaus auch ein konkreter Handlungsauftrag formuliert werden sollte. Es gilt, nun auch konkrete Schritte zu gehen und die Bundesregierung zur Ratifizierung des UN- Atomwaffenverbotsvertrags zu bewegen und weltweit weitere Städte in den Städteappell einzubeziehen.
Die Bürgerschaft möge daher zusätzlich zum Petitum beschließen: Die Bürgerschaft beauftragt den Senat,
Durch die Unterzeichnung des ICAN Städteappells kann auch aus Hamburg ein Signal gegen die nukleare Rüstung ausgehen.
Wir sind allerdings der Ansicht, dass über die Unterzeichnung und die Willensbekundung der Bürgerschaft hinaus auch ein konkreter Handlungsauftrag formuliert werden sollte. Es gilt, nun auch konkrete Schritte zu gehen und die Bundesregierung zur Ratifizierung des UN- Atomwaffenverbotsvertrags zu bewegen und weltweit weitere Städte in den Städteappell einzubeziehen.
Die Bürgerschaft möge daher zusätzlich zum Petitum beschließen: Die Bürgerschaft beauftragt den Senat,
-
in der Organisation „Mayors for Peace“ eine aktive Rolle einzunehmen, um auf die Vernichtung
der Atomwaffen und die Ratifizierung des UN-Atomwaffenverbotsvertrags hinzuwirken und
weltweit weitere Städte in den Städteappell einzubeziehen.
-
den Dialog mit weiteren Landesregierungen zu suchen, um auf die Ratifizierung des UN-
Atomwaffenverbotsvertrags durch die Bundesregierung hinzuwirken.
-
mit einer Bundesratsinitiative die Ratifizierung des UN-Atomwaffenverbotsvertrags durch die
Bundesregierung in die Wege zu leiten.
Venezuela, Bolivien, who`s next? Ein neues Zeitalter US-geführter Putsche?
Über den Putsch in Bolivien, den versuchten Putsch in Venezuela, das Völkerrecht und die Rolle der USA, der Bundesregierung und Hamburgs,
diskutieren mit Ihnen:
Andrej Hunko (MdB DIE LINKE)
und Martin Dolzer (MdHB DIE LINKE)
am 6.Februar, in der Alevitischen Gemeinde
am Nobistor 33-35
ab 19:00 Uhr
Statement zur Friedenspolitik
17. Januar 2020
In der Krypta des Mahnmals St. Nikolai
haben gestern Abend Vertreter_innen von ICAN (Internationale Kampagne
zur Abschaffung von Atomwaffen), DGB, Greenpeace und „Church for
Peace“ die Hamburgische Bürgerschaft aufgefordert, noch in der zu
Ende gehenden Wahlperiode den Städteappell zu beschließen.
Sämtliche Abgeordneten der Grünen und Linken und die Mehrheit der
SPD-Fraktion haben den Appell bereits individuell gezeichnet, der die
Bundesregierung aufruft, den UN-Atomwaffenverbotsvertrag von 2017 zu
ratifizieren – nicht jedoch das Landesparlament als Gremium.
„74 Städte in Deutschland haben sich
dem ICAN-Appell bereits angeschlossen, darunter fast alle
Landeshauptstädte“, erklärt dazu Martin Dolzer, der
friedenspolitische Sprecher der Fraktion DIE LINKE. „Es gibt keinen
nachvollziehbaren Grund, warum Hamburg ihn nicht sofort unterzeichnen
sollte. Die Krypta von St. Nikolai erinnert beeindruckend an das
Grauen des Krieges – Atomwaffen sind kein Randthema, sondern die
größte akute Bedrohung für das Leben der Menschen weltweit.“
Der Senat müsse aufhören, alle
Verantwortung für Rüstungsexporte und Friedenspolitik auf die
Bundesebene abzuschieben, so der Abgeordnete: „Hamburg ist Mitglied
der Organisation ,Mayors for Peace‘ und sollte in diesem Rahmen
auch aktiv werden. Dem Senat fehlt aber bisher schlicht der Wille,
sich ernsthaft mit seiner Verantwortung für eine friedliche und
dialogische Politik auseinanderzusetzen. Sicherheit entsteht durch
Dialog, internationale Verträge und eine respektvolle und auf
soziale Gerechtigkeit orientierte Außen-, Handels- und
Wirtschaftspolitik, nicht durch Aufrüstung und Abschreckung. Hamburg
kann durch die Unterzeichnung der ICAN-Städteappells und Schritte im
Bundesrat dazu beitragen.“
Einer repräsentativen Umfrage von
Greenpeace zufolge sprechen sich 94 Prozent der Bundesbürger_innen
für die Unterzeichnung des UN-Atomwaffenverbotsvertrags durch die
Bundesregierung aus. Dieser Friedenswille muss ernst genommen werden.
13. Dezember 2019
Rot-Grün will Transparenzgesetz
heimlich einschränken
Am kommenden Mittwoch stellt Rot-Grün
in der Bürgerschaftssitzung den Entwurf zur Änderung des
Transparenzgesetzes, des Umweltinformationsgesetzes und
Verbraucherinformationsgesetzes zur Abstimmung – entgegen
anderweitiger Zusage ohne Debatte.
„Mit der geplanten Novelle
wird die Transparenz erheblich eingeschränkt“, kritisiert Martin
Dolzer, justizpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der
Hamburgischen Bürgerschaft. „So sollen sich staatliche
Behörden künftig auf Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse berufen
können und wichtige Verträge der öffentlichen Hand nicht mehr
veröffentlicht werden müssen, bevor sie in Kraft treten. Das ist
inakzeptabel.“
Informationen bei der Verwaltung
anzufragen würde deutlich erschwert, der Datenschutz von
Antragsteller_innen deutlich abgeschwächt, kritisiert Dolzer. So
sieht die Novelle vor, dass auch Namen und die Anschriften von
Antragsteller_innen an die befragten Stellen weitergegeben werden
können. „Wenn bei einer kritischen Anfrage der Name und die
Anschrift mitzuteilen sind, wird das Aufdecken von Missständen zum
persönlichen Risiko. Das darf so nicht umgesetzt werden“, sagt
Dolzer. Zudem sei die geplante Ausnahme der Hamburger Investitions-
und Förderbank nicht nachvollziehbar. „Dass Rot-Grün
versucht, entgegen anderer Zusagen das neue Transparenzgesetz ohne
Debatte zu beschließen, ist intransparent, unredlich und skandalös,
passt aber dazu, dass große Teile des bisher guten Gesetzes, das auf
eine Volksinitiative von Mehr Demokratie, Chaos Computer Club und
Transparency International zurückging, geschliffen werden sollen.“
Um den Charakter des Gesetzes zu
erhalten, bringt die Linksfraktion einen Zusatzantrag mit 31
Änderungsvorschlägen ein, der auf Vorschlägen von Mehr Demokratie,
Chaos Computer Club und Transparency International beruht.
Dolzer: „Wir schlagen vor, die Transparenz auszuweiten,
anstatt sie, wie von Rot Grün anvisiert, teilweise auszuhebeln.“ Zu
den Vorschlägen gehört das Ermöglichen von Transparenz in Bezug
auf Bauanträge und Bauvoranfragen, Anträge zu Probebohrungen, Daten
und Pläne zu Liegenschaften, Art und Umfang von
drittmittelfinanzierter Forschung, den Verfassungsschutz und das
Vermögen der Stadt Hamburg.
„Wir machen zudem den Vorschlag,
genauer zu definieren, wann das Informationsinteresse
Geschäftsgeheimnisse überwiegt, um willkürlicher Verweigerung von
Informationen entgegenzuwirken“, sagt Dolzer.
Rede in der Bürgerschaft zum Thema: "War die DDR ein Unrechtsstaat"
Rede in der Bürgerschaft zum Thema: "War die DDR ein Unrechtsstaat"
6. Dezember 2019
Todesfall Tonou-Mbobda: Viele wichtige
Fragen bleiben offen
Am 21. April 2019 war William
Tonou-Mbobda von Security-Kräften auf dem Gelände des UKE mit
Gewalt fixiert worden und einige Tage darauf verstorben. In der
gestrigen Sitzung des Wissenschaftsausschusses erklärte Staatsanwalt
Mahnke, dass ursächlich für den Tod Mbobdas im strafrechtlichen
Sinne das Vorgehen von Mitarbeitern des Sicherheitsdienstes des UKE
in Form eines repressiven Eingriffs gewesen sei. Der 34-jährige
Kameruner habe einen Kollaps erlitten, für den die repressive
Maßnahme der Security-Mitarbeiter ursächlich gewesen sei. Er habe
zudem einen Herzfehler gehabt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen
Körperverletzung mit Todesfolge gegen drei
Sicherheitsdienst-Mitarbeiter und eine Stationsärztin.
„Zu unserem großen Bedauern hat die
Selbstbefassung des Wissenschaftsausschusses kaum einen Beitrag zur
Aufklärung geleistet“, erklärt Deniz Celik,
gesundheitspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der
Hamburgischen Bürgerschaft. „Viele wichtige Fragen bleiben
auch nach sieben Monaten unbeantwortet. Zum Beispiel ob und wenn ja,
weshalb Mbobda entgegen der S3-Leitlinie zur Vermeidung von Zwang und
der Empfehlung von Expert_innen mit dem Gesicht nach unten auf den
Boden gedrückt und womöglich getreten wurde. Es ist auch nicht
nachvollziehbar, dass das UKE scheinbar keine Konsequenzen aus dem
Fall zieht und Securities die Anwendung von Zwang an Patient_innen
nicht endlich strikt untersagt.“
Mehrere Zeug_innen hatten gegenüber
Rechtsanwältin Heinecke erklärt, dass Mbobda ruhig auf einer Bank
vor dem Krankenhaus saß, als er vom Sicherheitsdienst weggezerrt und
brutal auf dem Bauch liegend festgehalten wurde. Ihm sei mehrfach mit
dem Knie in die Nierengegend gestoßen worden. Drei Menschen hätten
auf ihm gesessen, ihm sei der Mund zugehalten worden. Mbobda habe
mehrfach gerufen: „Lasst mich los, ich kriege keine Luft
mehr.“ „Die weiteren Umstände müssen nun im
Ermittlungsverfahren und vor Gericht geklärt werden“,
erklärt Martin Dolzer, wissenschaftspolitischer Sprecher der
Fraktion. „Fraglich ist unter Anderem, ob und wenn ja warum
ein ,lagebedingter Erstickungstod‘ als Todesursache ausgeschlossen
werden kann.“
Für die Obduktion war laut
Staatsanwalt die Rechtsmedizin des UKE unter Leitung von Prof. Dr.
Püschel zuständig, eine Rechtsmedizinerin aus Rostock sei
zugeordnet worden. „Wir fragen uns, ob es nicht einen
objektiven Interessenskonflikt gibt, wenn bei einem Todesfall
federführend ein Forensiker aus dem Haus des Geschehens für die
Obduktion verantwortlich ist“, so Celik und Dolzer. Sie fordern
eine trialogische Enquete-Kommission, um für die Psychiatrie
Rahmenbedingungen zu schaffen, die derartige Tragödien soweit
möglich verhindern. Zudem müsse ein Monitoring eingerichtet werden,
das Diskriminierung in Psychiatrien systematisch erfasst.
23. Oktober 2019
Wissenschaft lebt von Dialog und von
Streit
Der Protest von Studierenden gegen eine
Vorlesung des AfD-Gründers Bernd Lucke vergangenen Mittwoch
beschäftigt heute auch die Hamburgische Bürgerschaft. „DIE
LINKE findet es richtig und wichtig, dass Studierende Lucke
auffordern, sich seiner historischen Verantwortung zu stellen“,
sagte in der Aktuellen Stunde Martin Dolzer,
wissenschaftspolitischer Sprecher der Fraktion. „Sie brachten
mit der Kundgebung und den Protesten im Hörsaal ihren Unmut und ihre
Sorge zum Ausdruck. Man sollte Lucke nicht verbieten zu lehren.
Man sollte jedoch kritischen Studierenden auch nicht verbieten, seine
Vorlesungen zu besuchen und ihn mit ihrer Kritik zu konfrontieren.
Wissenschaft lebt von freier Meinungsäußerung, von Dialog und auch
Streit. Auch Zivilcourage gehört zur Persönlichkeitsentwicklung und
an die Hochschulen.“
Bernd Lucke ist der Gründer einer
Partei, die für Rassismus und gesellschaftliche Spaltung steht,
einen starken völkisch-nationalistischen Flügel hat und für das
Erstarken rechtsradikaler Kräfte in Deutschland mitverantwortlich
ist. Auch Luckes neue Partei, die „Liberal Konservativen Reformer“
(LKR), hat mehrfach zu den extrem rechten „Merkel muss weg“
Demonstrationen in Hamburg aufgerufen. Auf seiner Homepage stellt der
Landesverband Hamburg unter anderem das Grundrecht auf Asyl in Frage
und schürt Vorurteile gegen Menschen mit islamischen sowie
afrikanischen Wurzeln.
„Das verstößt gegen die Würde des
Menschen. Wenn die Studierenden die Losung ,Wehret den Anfängen‘
ernst nehmen und die Lehre eines solchen Akteurs nicht als
Normalzustand hinnehmen, ist das lobenswert“, sagte Dolzer. „Statt
die Studierenden als totalitär zu diffamieren und Lucke als Opfer zu
stilisieren wäre es notwendig, eine sachliche Debatte zu führen und
sich intensiver mit der ausgrenzenden Ideologie seiner LKR sowie
ihrer Nähe zu anderen rechten Kräften zu beschäftigen.“
17. Oktober 2019
Lucke an der Uni: Falsche Lehre
Gestern haben Studierende an der
Universität Hamburg gegen eine Vorlesung des AfD-Gründers Bernd
Lucke protestiert. „Bernd Lucke ist der Gründer einer
Partei, die für Rassismus und gesellschaftliche Spaltung
steht,“ sagt Martin Dolzer, wissenschaftspolitischer
Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft,
der bei den Protesten dabei war. „Sie steht im Widerspruch zur
Universität als Ort für Wissenschaftsfreiheit und Dialog. Die AfD
hat einen starken völkisch nationalistischen Flügel und ist für
das Erstarken rechtsradikaler Kräfte in Deutschland
mitverantwortlich. Wir begrüßen es, dass Studierende mit einer
Kundgebung gegen Luckes Vorlesung demonstriert haben.“
10. Oktober 2019
Türkischer Angriffskrieg: Solidarität
mit Rojava!
Gestern Abend hat die türkische Armee
auf Weisung Erdogans begonnen die kurdische Autonomieregion
Rojava/Nordsyrien anzugreifen. Die Fraktion DIE LINKE in der
Hamburgischen Bürgerschaft und der Landesverband DIE LINKE Hamburg
kritisieren den türkischen Überfall auf Rojava scharf.
„Der
Angriffskrieg gegen die Kurd_innen ist ein klarer Verstoß gegen das
Völkerrecht“, erklärt Martin Dolzer, friedens- und
europapolitischer Sprecher der Linksfraktion. „In
Nordsyrien droht ein Völkermord und Vertreibungen von Kurd_innen,
Armenier_innen, Ezid_innen und assyrischen Christ_innen. Die
Regierungen der EU, der USA und Russlands sowie der heute tagende UN
Sicherheitsrat wären in der Lage das zu verhindern. Dafür müssten
sie jegliche militärische und sicherheitspolitische Zusammenarbeit
mit der Türkei aussetzen und das Erdogan-Regime mit wirtschaftlichen
Sanktionen unter Druck setzen. Auch der Hamburger Senat ist in der
Verantwortung sofort jegliche Transporte von Waffen und Munition über
den Hafen in die Türkei und in den Mittleren Osten zu unterbinden.“
David Stoop Landessprecher der
Hamburger LINKEN fordert: „Die Weltgemeinschaft darf zum
Überfall auf Rojava nicht schweigen. Kurdische Kämpfer_innen haben
als Verbündete der USA die Hauptlast der Kämpfe gegen die
Terrorhorden des IS getragen, jetzt werden sie von ihren Verbündeten
im Stich gelassen. Insbesondere Deutschland trifft eine Mitschuld an
Erdogans Angriffskrieg. Die türkische Armee versucht auch mit
Panzern und Waffen aus deutscher Produktion in Rojava
einzumarschieren. Es darf nicht zugelassen werden, dass der
Terror-Pate Erdogan das noch junge demokratische Projekt in Rojava
zerstört. “
Stoop und Dolzer warnen vor einem
Come-Back des Islamischen Staates: „In Rojava befinden sich
etwa 7.000 IS Terroristen in Gefangenschaft. Was mit ihnen geschieht,
wenn die türkische Armee weiter vorrückt, ist unklar“, so
Stoop.
DIE LINKE steht solidarisch an der
Seite der Menschen in Rojava. Sie ruft dazu auf, sich weiter an den
Protesten in Hamburg zu beteiligen. Am Sonnabend dem 12.10 findet um
15:00 Uhr am Bahnhof Sternschanze eine Demonstration unter dem Motto
„Solidarität mit den Menschen in Rojava, Solidarität mit der YPG
und YPJ“ statt. Für Heute Abend wurde auf der gestrigen
Spontandemonstration zu einer weiteren Demonstration aufgerufen.
Treffpunkt ist der Hachmannplatz um 18:00 Uhr.
30. August 2019
Antikriegstag:
Stoppt die Munitions-Exporte durch den Hafen!
„Die einzig richtige Konsequenz aus dem zweiten Weltkrieg ist die Losung: ,Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!‘“, erklärt zum Antikriegstag am Sonntag Martin Dolzer, der friedenspolitische Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft. „Doch durch den Hamburger Hafen werden weiter rund 17 Tonnen Munition am Tag transportiert. Kanzlerin Merkel wie auch Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer wollen Deutschland zur stärksten Militärmacht in Europa aufrüsten und betreiben eine immer aggressivere Außenpolitik. Das kostet Milliarden Euro, die für dringend notwendige Investitionen in Bildung, Wissenschaft, bezahlbaren Wohnraum und ein gutes Sozialsystem fehlen.“
Gerade
erst hat der Senat eine Anfrage (Drs. 21/18086) zu Munitions-Exporten
über den Hafen gewohnt ausweichend beantwortet. „SPD und Grüne
wollen sich offensichtlich nicht damit auseinandersetzen, dass
Munition, die durch den Hamburger Hafen transportiert wird, auch im
Jemenkrieg oder für Tötungen von Oppositionellen in Kolumbien
genutzt werden kann. Und auch nicht damit, dass immer wieder Waffen
an die Türkei geliefert werden, die im Nordirak und in Syrien
(Afrin) völkerrechtswidrige Angriffskriege führt“, kritisiert
Dolzer. „Das ist verantwortungslos. Statt die Verantwortung auf die
Bundesebene zu schieben, die dann wieder auf die Landesebene
verweist, müssen endlich konkrete Schritte gegangen werden. Da gibt
es einige Möglichkeiten. Gerade formiert sich eine Volksinitiative,
die Rüstungsexporte durch den Hamburger Hafen verbindlich untersagen
will. Das ist der richtige Weg. Wir unterstützen das, damit Hamburg
zur in der Verfassung definierten Mittlerin des Friedens werden
kann.“
28.
August 2019
Jugendvollzug
in Hamburg muss endlich menschenwürdig werden!
„Der
Jugendvollzug muss dringend auf ein menschenwürdiges Fundament
gestellt werden“: So fordert es Martin Dolzer heute in der Debatte
der Hamburgischen Bürgerschaft über seine Große Anfrage zu
Jugendvollzug und Jugendarrest in Hahnöfersand (Drs 21/17272). „Wenn
es gewollt wäre, könnte dort bereits jetzt ein vorbildlicher,
humaner Jugendvollzug auf Grundlage des Offenen Vollzugs als
Regelvollzug gestaltet werden.“ Wie die Antworten des Senats auf
die Anfrage belegen, sind die Zustände auf der Gefängnisinsel davon
aber weit entfernt, so der justizpolitische Sprecher der Fraktion DIE
LINKE: „Für 135 jugendliche Insassen ist lediglich ein Psychologe
verantwortlich, nur sieben Jugendliche sind im Offenen Vollzug – da
läuft offensichtlich etwas grundsätzlich schief. Auffällig ist
auch, dass 2017 und 2018 die Zahl der Untersuchungsgefangenen
eklatant stieg und im Mai allein 18 junge Menschen auch einsaßen,
weil sie keinen festen Wohnsitz hatten.“
Bei
einem Besuch vor Ort und in Gesprächen mit Verantwortlichen und
Anwält_innen zeigte sich, dass Obdachlose genauso wie unbegleitete
junge Geflüchtete oft wegen Bagatelldelikten einsitzen und ohne
weitergehende Perspektive nur geparkt werden. „Wie so oft gibt die
Behörde insbesondere zu diesen Fällen ausweichende Antworten“,
kritisiert Dolzer. „Statt die jungen Flüchtlinge bloß
abzuwickeln, muss ihnen ein perspektivstiftender Umgang, kulturaffine
Sozialarbeit und ein sicherer Aufenthaltsstatus angeboten werden. Nur
so kann den meist stark traumatisierten Menschen geholfen werden.“
Ein ganzheitlicher Ansatz, der auch Prävention etwa durch ausgebaute
Straßensozialarbeit beinhalten müsste, wäre weit menschenwürdiger
als die derzeitige Praxis.
„Die
Folgen der politischen Fehlplanung kann das Personal in Hahnöfersand
nur schwer auffangen“, betont Dolzer. „Ich hoffe, dass die
Justizbehörde bei der für den 10. September angesetzten
Expert_innenanhörung zur geplanten neuen Jugendanstalt in Billwerder
die bereits in Hahnöfersand auftretenden Probleme ernst nimmt und
sich nicht der berechtigten Kritik und den konstruktiven Vorschlägen
von Expert_innen und Opposition verschließt. Es gibt zudem viele
sinnvolle Maßnahmen, die sofort umsetzbar wären: Die Einstellung
von ausreichend Psycholog_innen, Sozialtherapeut_innen und
Traumatherapeut_innen, ausreichende kostenfreie Deutschkurse mit
Zertifikat und Bildungsangebote auch im Bereich der
Landschaftsgärtnerei sowie der Landwirtschaft.“
20.
August 2019
Neues
Gefängnis in Billwerder: Jugendgerechte Architektur!
Neues
Gefängnis in Billwerder: Jugendgerechte Architektur!
Das
geplante neue Jugendgefängnis in Billwerder ist architektonisch
nahezu identisch mit der Untersuchungshaftanstalt Gablingen bei
Augsburg. Die Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft
hat deswegen eine Schriftliche kleine Anfrage (Drs 21/17973) an den
Senat gestellt. Die Antworten darauf seien ausweichend und diffus,
kritisiert Martin Dolzer, der justizpolitische Sprecher der Fraktion.
„Rot-Grün mauert -“ so Dolzer, „anstatt sich mit der
erzieherischen Zielsetzungen des Jugendvollzugs ernsthaft
auseinanderzusetzen und dafür architektonische Grundlagen zu
schaffen. Wir können nur hoffen, dass der Senat im Rahmen der
geplanten Expert_innenanhörung kritikfähig wird und seine
bisherigen Pläne noch einmal überdenkt.“
Der
Senat rede die offensichtlichen Übereinstimmungen der geplanten
Jugendanstalt mit der Untersuchungshaftanstalt Augsburg Gablingen
klein. Mit Anforderungen, die spezifisch sind für Jugendgefängnisse,
wolle man sich erst später auseinandersetzen. Auch das Problem einer
zu starken Verdichtung werde kleingeredet. Fragen nach der
Beteiligung von Personal und Anstaltsbeirat bei der Planung der
Anstalt würden lediglich nebulös beantwortet.
„Eine
solche Herangehensweise ist schon ziemlich verantwortungslos.
Insbesondere in Anbetracht der besonderen Aufgaben einer
Jugendanstalt, müssen Architektur und Infrastruktur anders gestaltet
sein als in der Untersuchungshaft. Eine 250 Meter lange Magistrale
ist vollkommener Unfug. Jugendliche brauchen stattdessen
sinnstiftende Angebote, wie zum Beispiel Gartenarbeit und genügend
Bewegungsmöglichkeiten an der frischen Luft. Zudem sollten die
bereits in Hahnöfersand auftretende Probleme durch unzureichende
psychologische und soziale Betreuung sowie ein mangelndes Angebot an
Deutschkursen in der Planungsphase berücksichtigt werden,“ erklärt
Dolzer.
6.
August 2019
Hiroshima-Tag:
Hamburg kann Atomwaffen-Verbot unterstützen
Heute
jährt sich der Atombombenangriff auf Hiroshima 1945, am 9.
August
der auf Nagasaki. Über 200.000 Menschen wurden getötet,
Zehntausende starben an den Spätfolgen ihrer Verbrennungen,
Verletzungen und der Radioaktivität. „Vor dieser Erfahrung wirkt
DIE LINKE für eine Welt ohne Atomwaffen und atomare Bedrohung“,
erklärt Martin Dolzer, friedenspolitischer Sprecher der Fraktion DIE
LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft. „Mit dem Abschluss des
UN-Vertrags für ein Verbot von Atomwaffen im Juli 2017 ist dieses
Ziel eigentlich in Reichweite: Sobald der Vertrag von mindestens 50
Staaten ratifiziert ist, verstoßen Entwicklung, Herstellung,
Lagerung, Weitergabe, Erwerb, Besitz, Testung und der Einsatz von
Atomwaffen gegen das Völkerrecht.“
Bis
heute haben den Vertrag 70 Staaten unterzeichnet und 24 ratifiziert.
„Hamburg kann dazu beitragen indem Bürgerschaft und Senat, wie im
April 2019 der Senat in Bremen, den Beitritt zum Bündnis der Städte
gegen Atomwaffen beschließen und die Ratifizierung des Vertrags im
Bundesrat als Initiative einbringen“, so der Abgeordnete. Wenn
Deutschland im UN-Sicherheitsrat Abrüstung, Rüstungskontrolle und
Nichtverbreitung wieder in den Mittelpunkt internationaler Politik
rücken möchte, solle die Bundesregierung mit gutem Beispiel
vorangehen, die US-Atomwaffen aus Büchel abziehen lassen und dem
UN-Vertrag über ein Atomwaffenverbot beitreten. Diese Schritte seien
insbesondere in Anbetracht der besorgniserregenden Aufkündigung des
INF-Vertrags (Vertrag über das Verbot von Mittelstreckenraketen)
durch die USA am 2. August notwendig.
„Besonders
begrüßenswert ist, dass sich in Hamburg momentan ein Bündnis
entwickelt, dass eine Volksinitiative zum Verbot von Rüstungsexporten
durch den Hamburger Hafen umsetzen will“, erklärt Dolzer. „Wir
werden dieses Bündnis mit unserer parlamentarischen Arbeit mit
voller Kraft solidarisch unterstützen.“
30.
Juli 2019
Neues
Jugendgefängnis, veraltete Konzepte
Die
vom Senat vorgestellten Pläne für die neue Jugendvollzugsanstalt in
Billwerder sind bei Weitem nicht der große Wurf, wie es SPD und
Grüne darstellen: „Die sehr verdichtete Bauweise mit dem
Schwerpunkt auf vermeintlicher Gewaltfreiheit geht in die vollkommen
falsche Richtung“, kritisiert Martin Dolzer, justizpolitischer
Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft.
„Eine Übersicht über alle Bereiche zu erreichen und
unkontrollierte Kontakte zwischen den Gefangenen vollkommen zu
verhindern ist unerreichbar und sollte nicht der Schwerpunkt des
Jugendvollzugs sein.“
Vielmehr
sollten erzieherische Maßnahmen, Resozialisierung, psychologische
Betreuung, Trauma-Aufarbeitung und perspektivstiftende Beschäftigung
sowie Offener Vollzug unabhängig von der Herkunft der Betroffenen im
Zentrum dieses speziellen Vollzugs stehen. „Diese Aspekte sind
allerdings im bisherigen Jugendvollzug in Hahnöfersand völlig
mangelhaft entwickelt und leider auch in der neuen Konzeption kaum
bedacht“, so Dolzer. „Im Jugendvollzug sind andere Bundesländer
wesentlich weniger auf Repression bedacht und werden deshalb dem
Auftrag der Resozialisierung besser gerecht als Hamburg.“
5.
Juli 2019
Mehr
Geld für die Hochschulen? Nur eine rot-grüne Seifenblase
Vor
wenigen Wochen noch hatten sich SPD und Grüne in der Hamburgischen
Bürgerschaft für ihren angeblichen Verhandlungserfolg bei den
Hochschul-Pakten gefeiert. Jetzt belegt eine Anfrage (Drs. 21/17566)
der Fraktion DIE LINKE: Die Hamburger Hochschulen erhalten 2021 bis
2027 auf Grundlage des „Zukunftsvertrags Studium und Lehre
stärken“ Bundesmittel von im Schnitt jährlich rund 70 Millionen
Euro – und das entspricht lediglich dem bisherigen Niveau des
Hochschulpakts III im Durchschnitt der Jahre 2013 bis 2020.
„Einzig
die Forschung wird durch die jährliche Dynamisierung der Mittel
gestärkt, die Lehre und die Beschäftigten werden wegen der
Inflation eher noch schlechter als bisher vom Bund unterstützt“,
erklärt der hochschulpolitische Sprecher der Fraktion, Martin
Dolzer. „SPD und Grüne hatten vollmundig eine Mehrfinanzierung
durch den Bund und darauf aufbauend Verbesserungen in der Lehre und
den Beschäftigungsverhältnissen an den Hochschulen angekündigt.
Wie sich jetzt zeigt, war das mal wieder nur eine Seifenblase.“
4.
Juli 2019
Prekäre
Lehre an Hamburgs Hochschulen
Mehr
als 20 Prozent der Lehre an Hamburgs Hochschulen wird durch prekär
beschäftigte Lehrbeauftragte sichergestellt, an der Hochschule für
Musik und Theater sogar 30 Prozent. Wie eine Große Anfrage (Drs.
21/17376) der Fraktion DIE LINKE ergibt, wurden im Wintersemester
2018/19 an den Hochschulen und am Uniklinikum Eppendorf insgesamt
2.560 Lehraufträge vergeben – eigentlich sollten sie nur eine
Ausnahme sein. Besonders auffällig ist dabei, dass 97 Prozent der
Lehraufträge an der Universität Hamburg mehr als sechs
Lehrveranstaltungsstunden umfassen. Und das, obwohl die Vergabe von
Lehraufträgen von über vier Stunden eine Ausnahmegenehmigung
vorsieht. Alle anderen Hochschulen vergeben in der Regel Aufträge
von bis zu vier Lehrveranstaltungsstunden.
„Lehrbeauftragte
sollen mehr Praxisbezug in die Hochschulen bringen und das Angebot
ergänzen, das ist in einigen Bereichen sinnvoll“, erklärt Martin
Dolzer, hochschulpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der
Hamburgischen Bürgerschaft. „Sie sollten aber nicht regelhaft als
kostengünstige Alternative eingesetzt werden, um die grundständige
Lehre abzudecken. Vor allem sollten Hochschulen nicht länger Ort
prekärer Arbeitsbedingungen sein.“
Denn
trotz wissenschaftlicher Qualifikation arbeitet die Mehrheit der
Lehrbeauftragten zu Stundensätzen von 30 bis 60 Euro, von denen noch
die vollen Sozialversicherungsbeiträge abgehen. Dazu kommt
unbezahlte Mehrarbeit zur Vor- und Nachbereitung, Urlaubsgeld oder
Lohnfortzahlung im Krankheitsfall gibt es dagegen nicht. „Die
Wissenschaftssenatorin muss endlich eine ausreichende Finanzierung
der Hochschulen sichern, um diese Missstände überwindbar zu
machen“, so Dolzer. „Alles andere ist einer selbsterklärten
Wissenschaftsmetropole nicht würdig. Exzellenz fängt nicht erst im
Leuchtturm an.“
28.
Juni 2019
Hamburger
Fraunhofer-Forschung fürs Klima – und fürs Militär?
Die
Forschung am Fraunhofer-Center für Maritime Logistik (CML) soll dazu
beitragen, Schiffe umweltfreundlicher und den Handel
klimafreundlicher zu gestalten. „Das ist ein gutes Ziel – ob
es auch so erreicht wird und wie das der Hansestadt zugutekommt, ist
allerdings fraglich: Die Fraunhofer Institute behalten Patente in
ihren Forschungsverbünden oder geben sie an beteiligte Unternehmen.
Bund und Länder, die das finanzieren, gucken meist in die Röhre“,
erklärt Martin Dolzer, wissenschaftspolitischer Sprecher der
Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft. „Und noch
wichtiger: Wir können nur hoffen, dass nicht unter dem Deckmantel
dieser neuen Initiative auch militärisch nutzbare Forschung im
Rahmen von Dual Use betrieben wird.“
Zwar
gibt es an den Hamburger Fraunhofer-Standorten laut Eigendeklaration
bisher lediglich zivile Forschung. „Im Ausschuss wollte die
Wissenschaftsbehörde auf unsere Nachfrage aber nicht ausschließen,
dass die Ergebnisse des CML auch militärisch genutzt werden“, so
Dolzer. „Dieses Risiko ist real: Zum Beispiel arbeitet
Aptomar, ein norwegischer Forschungspartner am
CML-Schiffsdrohnen-Projekt MUNIN, direkt mit der Rüstungsindustrie
zusammen. Und auch an zukünftigen Projekten des CML sind in der
Rüstung aktive Unternehmen und Institutionen beteiligt.“
Einen
Antrag der Fraktion DIE LINKE, die weitergehende Zusammenarbeit und
Förderung der in Hamburg ansässigen Fraunhofer-Institute von
einer Zivilklausel abhängig zu machen und so militärische
Forschung zumindest nicht zu unterstützen, hatten SPD und Grüne vor
zwei Jahren abgelehnt.
12. Juni 2019
Sozialpolitik bleibt die beste
Justizpolitik
Der Senat will die Staatsanwaltschaft
um knapp 50 Stellen aufstocken – in erster Linie zur stärkeren
Verfolgung so genannter Alltagskriminalität. „Insgesamt gehen die
Straftaten zurück – aber die Ermittlungsverfahren im Bereich der
Alltagskriminalität nehmen zu. Das hat mit der wachsenden sozialen
Ungleichheit zu tun und damit, dass mehr und mehr Menschen gezwungen
sind, unter dem Existenzminimum zu leben“, erklärt Martin Dolzer,
justizpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der
Hamburgischen Bürgerschaft. „Statt mehr Stellen und mehr
Verfolgung wäre ein ganzheitlicher Ansatz notwendig, der die
Ursachen für solche Entwicklungen evaluiert und erkannte Probleme
mit positiven Ansätzen überwindet. Und nach wie vor gilt: Eine gute
Sozialpolitik ist die beste Justizpolitik.“
Dolzer fordert zudem, Bagatelldelikte
wie etwa Schwarzfahren oder Containern zu entkriminalisieren: „Das
würde nicht nur die Staatsanwaltschaften, sondern auch den
Justizvollzug entlasten. Mit der geplanten Stärkung der
Staatsanwaltschaft doktert der Senat nur an Symptomen herum, statt in
gesellschaftlicher Verantwortung zum Wohle aller Menschen zu
handeln.“
Tod am UKE: Obduktion durch Externe ist notwendig
DIE LINKE spricht sich dafür aus, dass renommierte Mediziner_innen von außerhalb des UKE federführend an der Obduktion des nach einem Übergriff von Security-Mitarbeitern_innen gestorbenen William Tonou-Mbobda beteiligt werden. Besonders die Berliner Charité wäre dazu geeignet.
„Jetzt ist die Wissenschaftsbehörde in der Verantwortung, diese Maßnahme zu veranlassen, oder darüber zu informieren, falls das schon so geschieht“, erklärt Martin Dolzer, wissenschaftspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft. „Dass die Behörde Familie und Freund_innen ihr Mitgefühl ausgesprochen hat und der Senat die umfassende Aufklärung des Todesfalls unterstützen will, sind wichtige Signale. Im Rahmen der Obduktion müssen nun ausnahmslos alle Aspekte berücksichtigt und der Fall lückenlos aufgeklärt werden. Dies würde sicher zu einer größeren Akzeptanz der Ergebnisse bei allen Beteiligten und Betroffenen führen.“ Zudem müsse die Behörde darauf hin wirken, dass die Security-Mitarbeiter_innen im UKE nicht zum „Business as usual“ übergehen und entsprechend nicht in sensiblen Bereichen eingesetzt werden.
Deniz Celik, gesundheitspolitischer Sprecher der Fraktion, ergänzt: „Es ist wichtig, dass bei der Obduktion zur Todesursache, insbesondere zu dem von Zeug_innen beobachteten Hergang, eine zweite rechtsmedizinische Meinung eingeholt wird, zum Beispiel aus einem anderen Bundesland. Eine entsprechende Zusicherung durch die Wissenschaftsbehörde wäre ein wichtiger Beitrag zur Wiederherstellung des Vertrauens in das UKE und die Psychiatrieversorgung im Ganzen.“
18. April 2019
Frontex-Ausbau: EU geht genau in die falsche Richtung
Das Europaparlament hat gestern das Budget der so genannten Grenzschutzagentur Frontex für die Jahre 2021-2027 auf 11,3 Milliarden Euro erhöht. Zudem soll die Zahl der Mitarbeiter_innen von 70 im Jahr 2016 auf 10.000 im Jahr 2027 gesteigert werden – damit wird Frontex zur größten EU-Agentur.
„Wir haben das Vorhaben der EU-Kommission, das nun vom Parlament beschlossen wurde, mehrfach im Europa-Ausschuss kritisiert. Der Ausbau von Frontex geht genau in die falsche Richtung, die Agentur ist mit ihrer falschen Ausrichtung und ihren Pushback-Operationen mitverantwortlich für mehr als 18.200 Tote im Mittelmeer in den letzten fünf Jahren“, erklärt dazu der europapolitische Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft, Martin Dolzer. „Anstatt die Grenzen weiter militärisch abzuschotten und Hilfsorganisationen wie Sea Watch oder Sea Eye zu kriminalisieren, sollten legale Wege nach Europa geöffnet und Fluchtursachen wie asymmetrische Handelsbeziehungen und Krieg überwunden werden. Hamburg kann dazu mit dem Stopp von Rüstungsexporten durch den Hafen und den Ausbau des Fair Trade beitragen. Zudem könnte die Hansestadt eine Patenschaft für die ,Sea Watch‘ übernehmen.“
Solidarität mit Leyla Güven: Martin Dolzer im Hungerstreik
25.03.2019 - Artikel ANF
Der Abgeordnete der Linksfraktion in der Hamburger Bürgerschaft, Martin Dolzer, ist in Solidarität mit der kurdischen Hungerstreikbewegung und der Forderung nach Aufhebung der Isolation Abdullah Öcalans in einen befristeten Hungerstreik getreten.
Am 7. November trat die damals noch inhaftierte HDP-Abgeordnete Leyla Güven im Gefängnis von Amed (Diyarbakir) in einen unbefristeten Hungerstreik. Mit ihrer Protestaktion fordert die 55-jährige Politikerin, die zugleich die Ko-Vorsitzende des zivilgesellschaftlichen Zusammenschlusses DTK (Demokratischer Gesellschaftskongress) ist, die Aufhebung der Isolation des auf der Gefängnisinsel Imrali inhaftierten PKK-Gründers Abdullah Öcalan. Der 70-Jährige gilt der kurdischen Freiheitsbewegung als legitimer Repräsentant. Mit dem Hungerstreik werden Bedingungen für ihn gefordert, in denen er als Vorsitzender einer Befreiungsbewegung leben und arbeiten kann, um so zur Lösung der kurdischen Frage beizutragen. Leyla Güven löste mit ihrem Hungerstreik eine große Solidaritätswelle aus. Nachdem sich überall in der Türkei und Nordkurdistan organisierte HDP-Mitglieder an der Aktion beteiligten und am 27. November auch die in türkischen Gefängnissen inhaftierten PKK- und PAJK-Gefangenen in einen Hungerstreik traten, beteiligten sich auch in Europa lebende Kurdinnen und Kurden an der Aktion. Mittlerweile sind es rund 7.000 politische Gefangene, die sich im Hungerstreik befinden und die Wiederaufnahme der Friedensverhandlungen zwischen der PKK und der türkischen Regierung fordern.
Der Politiker und Internationalist Martin Dolzer, Abgeordneter der Linksfraktion in der Hamburger Bürgerschaft, hat nun bekannt gegeben, in Solidarität mit Leyla Güven ebenfalls an dem Protest teilzunehmen. In einer Erklärung Dolzers heißt es:
„In der Türkei und weltweit finden Hungerstreiks von kurdischen Politiker*innen, Aktivist*innen und politischen Gefangenen gegen die Isolationshaftbedingungen von Abdullah Öcalan statt, dem seit 2011 jeglicher Kontakt mit seinen Anwält*innen verwehrt wird.
Am Sonntag habe ich mich für die nächsten Tage (bis nach unserer nächsten Parlamentssitzung am Mittwoch) diesem Hungerstreik angeschlossen – ich teile die Forderungen von Leyla Güven und den politischen Gefangenen. Die Forderung nach Anwaltsbesuchen und der Aufhebung der Totalisolation Abdullah Öcalans wäre ohne Weiteres sofort zu erfüllen und deren Umsetzung entspricht nationalem türkischen und internationalem Recht – sie zu erfüllen müsste eine Selbstverständlichkeit sein.
Leyla Güven, Abgeordnete der kurdischen HDP und Ko-Vorsitzende des Demokratischen Gesellschaftskongress, befindet sich seit nunmehr 138 Tagen im Hungerstreik, einige politische Gefangene seit drei Monaten. Sie könnten jeden Tag sterben. Weitere siebentausend politische Gefangene begannen am 1. März 2019 mit dem Hungerstreik. Drei politische Gefangene haben sich mittlerweile aus Protest gegen die Ignoranz der Verantwortlichen das Leben genommen.
Dieser Hungerstreik steht jedoch für das Leben, die Menschenrechte, Frieden und Demokratie. Er ist ein Aufschrei gehen systematisches und lang anhaltendes Unrecht. Dieser Aufschrei darf nicht überhört werden.
Es ist die kurdische Bewegung die für ein respektvolles Zusammenleben, Menschenrechte, Frieden und Demokratie und die Gleichberechtigung steht – in Rojava, in den kurdischen Provinzen der Türkei, im Iran und im Kandil sowie weiteren Regionen im Nordirak bauen die Kurd*innen im Rahmen des Demokratischen Konföderalismus gemeinsam mit weiteren dort lebenden Bevölkerungs- und Religionsgruppen basisdemokratische Strukturen auf. Die Schönheit dieses Prozesses strahlt, trotz aller Widrigkeiten und Angriffe, weltweit.
Abdullah Öcalan könnte in Bezug auf eine friedliche und demokratische Entwicklung der Türkei und des Mittleren Ostens eine weit ausgeprägtere Rolle spielen – ähnlich wie einst Nelson Mandela in Südafrika ist er die zentrale Figur für respektvollen Dialog. Eine positive und eigenständige Entwicklung der Region ist bisher allerdings aus geostrategischen Gründen seitens der Bundesregierung und der EU sowie der USA und weiterer internationaler Kräfte nicht gewollt.
Deshalb ist es um so wichtiger, dass sich weltweit humanistisch und demokratisch gesinnte Menschen mit den Hungerstreikenden solidarisieren und gesellschaftlichen Druck auf die Herrschenden ausüben – so dass zumindest im ersten Schritt die wichtigsten Menschenrechte eingehalten werden. Das Leben von Leyla Güven und den politischen Gefangenen muss durch die Erfüllung ihrer Forderungen gerettet werden.
Die Bundesregierung und die Verantwortlichen in der EU sollten diesbezüglich endlich eine positive Rolle spielen und entschiedenen Druck auf die Regierung Erdogan ausüben, dass diese die Menschenrechte einhält und den berechtigten Forderungen entspricht.
Ich werde in den nächsten Tagen das Gespräch mit Vertreter*innen der Kirche, der Zivilgesellschaft und der Politik suchen, gemeinsam mit Freund*innen den Protest gegen das anhaltende Unrecht öffentlich zum Ausdruck bringen und kulturell-politische Aktivitäten vorbereiten – und hoffe dadurch dazu beitragen zu können, das weitgehende Schweigen zu dem Hungerstreik brechen zu können. Ein Aufschrei weiter Teile der Gesellschaft ist mehr als nötig!
Ich bin mir bewusst, dass diese symbolische kurze Form des Hungerstreiks im Vergleich insbesondere zur Last Leyla Güvens und der politischen Gefangenen nur ein kleiner Schritt ist.
Ich grüße Leyla Güven und die Hungerstreikenden in den Gefängnissen, in Straßburg, in Wales, Kanada, Deutschland und den vielen weiteren Orten weltweit aus ganzem Herzen und Wünsche weiter viel Kraft!
Berxwedan jîyan e.”
Der Politiker und Internationalist Martin Dolzer, Abgeordneter der Linksfraktion in der Hamburger Bürgerschaft, hat nun bekannt gegeben, in Solidarität mit Leyla Güven ebenfalls an dem Protest teilzunehmen. In einer Erklärung Dolzers heißt es:
„In der Türkei und weltweit finden Hungerstreiks von kurdischen Politiker*innen, Aktivist*innen und politischen Gefangenen gegen die Isolationshaftbedingungen von Abdullah Öcalan statt, dem seit 2011 jeglicher Kontakt mit seinen Anwält*innen verwehrt wird.
Am Sonntag habe ich mich für die nächsten Tage (bis nach unserer nächsten Parlamentssitzung am Mittwoch) diesem Hungerstreik angeschlossen – ich teile die Forderungen von Leyla Güven und den politischen Gefangenen. Die Forderung nach Anwaltsbesuchen und der Aufhebung der Totalisolation Abdullah Öcalans wäre ohne Weiteres sofort zu erfüllen und deren Umsetzung entspricht nationalem türkischen und internationalem Recht – sie zu erfüllen müsste eine Selbstverständlichkeit sein.
Leyla Güven, Abgeordnete der kurdischen HDP und Ko-Vorsitzende des Demokratischen Gesellschaftskongress, befindet sich seit nunmehr 138 Tagen im Hungerstreik, einige politische Gefangene seit drei Monaten. Sie könnten jeden Tag sterben. Weitere siebentausend politische Gefangene begannen am 1. März 2019 mit dem Hungerstreik. Drei politische Gefangene haben sich mittlerweile aus Protest gegen die Ignoranz der Verantwortlichen das Leben genommen.
Dieser Hungerstreik steht jedoch für das Leben, die Menschenrechte, Frieden und Demokratie. Er ist ein Aufschrei gehen systematisches und lang anhaltendes Unrecht. Dieser Aufschrei darf nicht überhört werden.
Es ist die kurdische Bewegung die für ein respektvolles Zusammenleben, Menschenrechte, Frieden und Demokratie und die Gleichberechtigung steht – in Rojava, in den kurdischen Provinzen der Türkei, im Iran und im Kandil sowie weiteren Regionen im Nordirak bauen die Kurd*innen im Rahmen des Demokratischen Konföderalismus gemeinsam mit weiteren dort lebenden Bevölkerungs- und Religionsgruppen basisdemokratische Strukturen auf. Die Schönheit dieses Prozesses strahlt, trotz aller Widrigkeiten und Angriffe, weltweit.
Abdullah Öcalan könnte in Bezug auf eine friedliche und demokratische Entwicklung der Türkei und des Mittleren Ostens eine weit ausgeprägtere Rolle spielen – ähnlich wie einst Nelson Mandela in Südafrika ist er die zentrale Figur für respektvollen Dialog. Eine positive und eigenständige Entwicklung der Region ist bisher allerdings aus geostrategischen Gründen seitens der Bundesregierung und der EU sowie der USA und weiterer internationaler Kräfte nicht gewollt.
Deshalb ist es um so wichtiger, dass sich weltweit humanistisch und demokratisch gesinnte Menschen mit den Hungerstreikenden solidarisieren und gesellschaftlichen Druck auf die Herrschenden ausüben – so dass zumindest im ersten Schritt die wichtigsten Menschenrechte eingehalten werden. Das Leben von Leyla Güven und den politischen Gefangenen muss durch die Erfüllung ihrer Forderungen gerettet werden.
Die Bundesregierung und die Verantwortlichen in der EU sollten diesbezüglich endlich eine positive Rolle spielen und entschiedenen Druck auf die Regierung Erdogan ausüben, dass diese die Menschenrechte einhält und den berechtigten Forderungen entspricht.
Ich werde in den nächsten Tagen das Gespräch mit Vertreter*innen der Kirche, der Zivilgesellschaft und der Politik suchen, gemeinsam mit Freund*innen den Protest gegen das anhaltende Unrecht öffentlich zum Ausdruck bringen und kulturell-politische Aktivitäten vorbereiten – und hoffe dadurch dazu beitragen zu können, das weitgehende Schweigen zu dem Hungerstreik brechen zu können. Ein Aufschrei weiter Teile der Gesellschaft ist mehr als nötig!
Ich bin mir bewusst, dass diese symbolische kurze Form des Hungerstreiks im Vergleich insbesondere zur Last Leyla Güvens und der politischen Gefangenen nur ein kleiner Schritt ist.
Ich grüße Leyla Güven und die Hungerstreikenden in den Gefängnissen, in Straßburg, in Wales, Kanada, Deutschland und den vielen weiteren Orten weltweit aus ganzem Herzen und Wünsche weiter viel Kraft!
Berxwedan jîyan e.”
Verbot von Mezopotamia Verlag und Mir Musik ist ein verheerendes Signal
Dass Innenminister Seehofer in der jetzigen Situation einen kurdischen Verlag und einen kurdischen Musikverlag verbietet ist ein inakzeptabler Zensurversuch und ein verheerendes Signal. Während die kurdische Parlamentarierin Leyla Güven sich seit 91 Tagen - und viele politische Gefangene in der Türkei sowie Exilpolitiker_innen in Straßburg sich seit über 50 Tagen - im Hungerstreik befinden und ihr Leben riskieren, um die Isolation Abdullah Öcalans auf der Gefängnisinsel Imrali zu überwinden (seit 2011 konnten Anwält_innen Öcalan nicht mehr sprechen), spricht Seehofer davon, dass die PKK durch Verbot von Kultur "in die Schranken gewiesen" werden müsse.
Wer Verlage, also Träger_innen von Literatur und Musik verbietet, "um die Rechtsordnung sicher zu stellen" hat Angst vor der Auseinandersetzung mit anderen Meinungen und vor freier Meinungsäußerung. Die PKK setzt sich seit Jahren für Frieden, Demokratie und die Gleichberechtigung der Frau im Mittleren Osten ein und bekämpft den islamischen Staat. DIE LINKE fordert die Aufhebung des PKK Verbots!
Anstatt Waffen an den Despoten Erdogan zu liefern, der mit dem IS und weiteren Djihadistischen Organisationen zusammen arbeitet, völkerrechtswidrig in Afrin (Nordsyrien) einmarschiert ist und die Menschenrechte im eigenen Land mit Füßen tritt, wäre notwendig, dass die Bundesregierung endlich umdenkt und Erdogan konsequent die Grenzen aufzeigt!
Wer Verlage, also Träger_innen von Literatur und Musik verbietet, "um die Rechtsordnung sicher zu stellen" hat Angst vor der Auseinandersetzung mit anderen Meinungen und vor freier Meinungsäußerung. Die PKK setzt sich seit Jahren für Frieden, Demokratie und die Gleichberechtigung der Frau im Mittleren Osten ein und bekämpft den islamischen Staat. DIE LINKE fordert die Aufhebung des PKK Verbots!
Anstatt Waffen an den Despoten Erdogan zu liefern, der mit dem IS und weiteren Djihadistischen Organisationen zusammen arbeitet, völkerrechtswidrig in Afrin (Nordsyrien) einmarschiert ist und die Menschenrechte im eigenen Land mit Füßen tritt, wäre notwendig, dass die Bundesregierung endlich umdenkt und Erdogan konsequent die Grenzen aufzeigt!
Angriffe auf Venezuelas Regierung in Hamburg müssen verhindert werden!
Während die USA mit einer völkerrechtswidrigen Militärintervention in Venezuela drohen, werden auch Diplomat_innen und Konsulate des südamerikanischen Landes in Europa zur Angriffsfläche. Auch das Konsulat in Hamburg wurde zum Ziel von undifferenzierten Schmierereien und Besetzungsdrohungen. Weitere solche Angriffe müssen, insbesondere in einer Stadt, die sich als Mittlerin des Friedens definiert, verhindert werden. Ein sorgsames und dialogorientiertes Vorgehen des Senats kann auch in Hamburg zu einer Deeskalation beitragen. Die ist dringend nötig:
Bei der Selbsternennung Juan Guaidós zum Präsidenten Venezuelas handelt es sich um einen lange angekündigten und unter Druck der US-Regierung durchgeführten, inakzeptablen Putschversuch im Rahmen eines neoliberalen Rollbacks in Lateinamerika. Der oftmals als Legitimation zitierte Artikel 233 der venezolanischen Verfassung hat einen vollkommen anderen Regelungsgehalt und kann in der jetzigen Situation nicht angewandt werden.
UN-Sonderberichterstatter Jazairy erklärt zu Recht, dass das gezielte Einsetzen ökonomischer und militärischer Maßnahmen zur Herbeiführung eines Regierungswechsels gegen internationales Recht verstößt. Die Anerkennung Guaidós als Interimspräsident bedeutet einen Bruch nationalen Rechts in Venezuela wie des Völkerrechts.
Um nicht weiter internationales Recht zu brechen, müssten als erste Schritte Einmischungen seitens der USA und von Regierungen aus Europa beendet und der Boykott gegen das Land aufgehoben werden. Ob dann bei den nächsten Parlaments- oder Präsident_innenwahlen die Opposition oder die Regierung Maduro die Mehrheit erhält, ist eine Entscheidung der Venezolaner_innen.
31. Januar 2019
Ermittlung gegen Staatsanwaltschaft: LINKE beantragt Selbstbefassung
Wie das NDR-Magazin Panorama 3 und die taz kürzlich berichteten, hat die hamburgische Staatsanwaltschaft nach derzeitigem Kenntnisstand Anteil an der fälschlicherweise erfolgten Inhaftierung eines 26-jährigen syrischen Geflüchteten, der nach über zweimonatiger ungerechtfertigter Haft im September 2018 durch einen Brand in seiner Zelle in der Justizvollzugsanstalt Kleve in Nordrhein-Westfalen zu Tode kam. Die Staatsanwaltschaft Kleve ermittelt deshalb gegen die Hamburger Behörde.
„Wir werden dazu für den kommenden Justizausschuss eine Selbstbefassung beantragen“, erklärt dazu Martin Dolzer, justizpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft. „Als zuständige Vollstreckungsbehörde hätte die Staatsanwaltschaft Hamburg die Pflicht gehabt, zweifelsfrei zu klären, ob die richtige Person inhaftiert wurde. Der Anteil und der Umfang der Verantwortung der hamburgischen Staatsanwaltschaft muss dringend auch parlamentarisch in Hamburg aufgeklärt werden. Die Gleichgültigkeit, mit der sie dem NDR-Bericht zufolge agiert hat, legt einen völlig fahrlässigen Umgang mit dem Recht auf Freiheit nahe. Einen solchen Umgang darf es in einem demokratischen Rechtsstaat nicht geben.“
Hintergrund:
Der Inhaftierung des 26-jährigen Syrers Amed Ahmed lag ein Haftbefehl der Staatsanwaltschaft Hamburg zugrunde, der für eine völlig andere Person aus Mali mit einem anderen Namen galt. Bereits aus den unterschiedlichen Geburtsorten wäre ersichtlich gewesen, dass es sich nicht um dieselbe Person handeln konnte; ebenso zeigte ein Foto des Gesuchten einen Mann mit einer anderen Hautfarbe als der des Inhaftierten. Die Inhaftierung erfolgte dem Bericht in Panorama 3 zufolge nur, weil der Aliasname des tatsächlich Gesuchten dem Namen des später Inhaftierten ähnelte. Die Staatsanwaltschaft Kleve hat Ermittlungen gegen die Staatsanwaltschaft Hamburg aufgenommen, der Landtag von Nordrhein-Westfalen einen Untersuchungsausschuss eingerichtet.
30. Januar 2019
„Brexit ist Ausdruck einer tiefen Krise der EU“
An der Seite der britischen Bürger_innen in Hamburg auch bei einem „harten Brexit“ sehen sich die Grünen in der heutigen Aktuellen Stunde der Hamburgischen Bürgerschaft. „Wer den Menschen in der EU und in Großbritannien wirklich helfen will, muss alles dafür tun, den ,No Deal‘-Austritt zu verhindern“, sagte in der Debatte Martin Dolzer, europapolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE. „Gerade die Verantwortlichen aus der Bundesrepublik könnten mit ihrer Machtposition innerhalb der EU dafür wirken, den Briten ein ,Come back, you are welcome, we are amenable to compromise‘ zuzurufen oder zumindest dafür, die Artikel 50-Periode über den 30. März hinaus zu verlängern.“
Zudem müsse analysiert und benannt werden, dass der Brexit Ausdruck einer tiefen Krise der EU sei, so Dolzer: „Insbesondere die asymmetrische Machtverteilung zugunsten der Bundesrepublik und Frankreich, die mangelnde Impulskompetenz des Europaparlaments und der Sparzwang durch die Austeritätspolitik bringen die EU an den Rand eines Abgrunds. Wer diese gefährliche Krise überwinden will, muss die EU verändern und auf Grundlage eines neuen Vertrags friedlich, demokratischer und sozialer gestalten.“
22. Januar 2019
G20-Urteil: Rigides Urteil ohne Schuldnachweis
Der Niederländer Peike S. wurde gestern vom OLG Hamburg wegen zwei vermeintlicher Flaschenwürfe bei den Protesten gegen den G20-Gipfel zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und neun Monaten auf Bewährung verurteilt. Im ersten Prozess nach dem Gipfel war Peike S. zunächst zu zwei Jahren und sieben Monaten ohne Bewährung verurteilt worden, obwohl es erhebliche Zweifel an seiner Schuld gab. Das erste Urteil wurde als vollkommen unverhältnismäßig kritisiert. „Dass Peike S. auf Grundlage des jetzigen Urteils nicht erneut ins Gefängnis muss, ist immerhin ein gutes Signal“, erklärt Martin Dolzer, justizpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft. „Fraglich bleibt, ob im Verlauf der Verhandlung tatsächlich nachgewiesen werden konnte, dass der Beschuldigte überhaupt eine Flasche geworfen hat. In der mündlichen Urteilsbegründung sagte die Vorsitzende, dass zahlreiche Aspekte des Tathergangs unklar geblieben seien, das Landgericht jedoch von der Schuld des Angeklagten überzeugt sei. Die Maxime ‚Im Zweifel für den Angeklagten‘ fand in der Urteilsbegründung keine Erwähnung.“
Das zuständige Gericht hatte unzählige Anträge der Verteidigung abgelehnt – unter anderem auf Beiziehung von Videos vom Tatort zur Tatzeit, die mehr Klarheit bezüglich der vorgeworfen Tat hätten bringen können. Vor diesem Hintergrund stelle sich die Frage, inwieweit die G20-Prozesse ohne Auswirkungen von politischem Druck geführt werden, so Dolzer: „Deutlich erkennbar ist allgemein, dass das Strafmaß für gleichartige Vorwürfe in den meisten Fällen weit höher ist als vor dem Gipfel. Das ist eine bedenkliche Tendenz. Es stellt sich die Frage der Verhältnismäßigkeit. Gesellschaftliche Probleme können weit besser durch Dialog und Kommunikation als durch Feindbildzuschreibungen, rigide Strafen und Repression gelöst werden.“
15. Januar 2019
Hungerstreik für Menschenrechte: LINKE fordert Engagement
Diyarbakir, Leyla Güven befindet sich seit 8. November (also seit 69 Tagen) im Gefängnis im Hungerstreik. Sie fordert die Aufhebung der Isolation des kurdischen Politikers Abdullah Öcalan, den seit 2011 keine Anwält_innen besuchen konnten und dessen Bruder in den letzten zwei Jahren lediglich 15 Minuten Zeit für einen Besuch zugestanden wurden. Leyla Güven wurde am 22. Januar 2018 wegen ihrer Kritik an der Invasion der türkischen Armee in den nordsyrischen Kanton Afrin festgenommen und inhaftiert.
Dazu erklärt Martin Dolzer, europapolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft: „Die Abgeordnete der türkischen Nationalversammlung Leyla Güven fordert mit der Aufhebung der Isolation von Abdullah Öcalan ein Menschenrecht ein. Der Europarat, die Bundesregierung und der Hamburger Senat müssen sich gegenüber der Regierung Erdogan sofort mit allen Mitteln für die Aufhebung der Isolation Abdullah Öcalans einsetzen. Anstatt der Diktatur weiter Waffen zu liefern und die wirtschaftliche Zusammenarbeit fortzusetzen hieße das, unverzüglich Gespräche auf allen Ebenen zu führen: im Europarat, von Regierung zu Regierung und durch Einbestellung der Generalkonsulin in Hamburg. Dabei muss klargestellt werden, dass es keine normalen Beziehungen mit dem Land am Bosporus geben kann, wenn die Menschenrechte nicht eingehalten werden – insbesondere in Bezug auf zehntausende politische Gefangene und den Politiker Öcalan, der sich seit Jahren für einen Friedensprozess in der Türkei und dem Mittleren Osten einsetzt.“
Ein Hungerstreik sei das letzte Mittel von politischen Gefangenen, um Grundrechte und Menschenrechte einzufordern, so Dolzer. „Leyla Güven ist inhaftiert, weil sie sich für den Frieden und gegen den völkerrechtswidrigen Krieg in Afrin eingesetzt hat. Ihr Leben muss gerettet werden. Zudem ist notwendig, die Freiheit aller inhaftierten kurdischen Parlamentarier_innen und Bürgermeister_innen zu erwirken und dem Diktator Erdogan die Grenzen aufzuzeigen.“
19. Dezember 2018
G20-Ermittlungen: Entwicklung zum Überwachungsstaat
Der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar hat nach der Nichtbeachtung seiner Rüge gestern per Anordnung der Polizei den weiteren Massenabgleich von biometrischen Gesichtsdaten im Rahmen der G20-Ermittlungen verboten. „Das ist ein gutes Zeichen für den Datenschutz und das Recht auf Versammlung“, findet Martin Dolzer, justizpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft und Mitglied im Unterausschuss Datenschutz.
Der in Deutschland beispiellose Einsatz durch die Sicherheitsbehörden mit der Software Videmo 360 erfolgt laut Caspar ohne gesetzliche Grundlage. Die Referenzdatenbank soll demzufolge gelöscht werden.
„Zu Recht kritisiert der Datenschutzbeauftragte, dass es ein nicht hinnehmbarer Eingriff in das Recht auf Informationelle Selbstbestimmung ist, wenn die Sicherheitsbehörden unterschieds- und anlasslos Menschen in einem biometrischen Verfahren erfasst, mit dem sich Verhalten, Bewegungsmuster und soziale Kontakte über ein zeitlich und örtlich nicht eingegrenztes Fenster rekonstruieren lassen“, so Dolzer. „Unter den in Datenbanken erfassten Menschen sind unzählige Betroffene, die zu keinem Zeitpunkt einer Straftat verdächtigt wurden. Eine derartige Ansammlung von Daten hat nichts mit effizienter Strafverfolgung zu tun. Sie ist unverhältnismäßig und Ausdruck einer bedenklichen Entwicklung zum Überwachungsstaat.“
18. Dezember 2018
G20-Prozess: Justiz muss verhältnismäßig handeln
Heute beginnt vor dem Landgericht Hamburg der erste Prozess um die Ausschreitungen an der Elbchaussee während des G20 Gipfels gegen vier nicht vorbestrafte Angeklagte, von denen zwei während des G20 noch keine 18 Jahre alt waren. „Die Staatsanwaltschaft strebt nun hohe Haftstrafen an – obwohl den Angeklagten keine der Straftaten an der Elbchaussee vorgeworfen wird, sondern lediglich die Teilnahme am Aufzug, dem eine politische Ausrichtung abgesprochen wird,“ kritisiert Martin Dolzer, justizpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft.
„Teile der Justiz agieren nach einer Logik der Abschreckung durch besonders rigide Strafen und Vergeltung – anstatt die Hintergründe von Handlungen und Problemen zu ergründen und auch im Rahmen resozialisierender Herangehensweisen Lösungen für gesellschaftliche Konflikte zu finden. Gerade in Anbetracht der emotional aufgeladenen Debatte um Ereignisse an der Elbchaussee ist ein besonnenes Vorgehen gefragt. Die Justiz muss verhältnismäßig handeln,“ erklärt Dolzer.
13. Dezember 2018
Bagatelldelikte entkriminalisieren, Justiz entlasten!
In der Debatte der Hamburgischen Bürgerschaft zum Einzelplan 2 (Justiz) sagte Martin Dolzer, justizpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE:
„Nach wie vor ist in Hamburg der Verwahrvollzug Alltag in den Gefängnissen. Selbst für die im neuen Resozialisierungsgesetz angelegten Verbesserungen im Übergangsmanagement ist die Haushaltsplanung ungenügend. Wir fordern deshalb als ersten Schritt sieben volle Stellen im Bereich der Psychotherapie zu schaffen, für jede Hamburger Justizvollzugsanstalt eine. Zur Gegenfinanzierung können Ersatzfreiheitsstrafen, also Haft aufgrund nicht gezahlter Geldstrafen, durch Maßnahmen jenseits der Haft ersetzt und Bagatelldelikte entkriminalisiert werden. Es wäre sehr leicht, auf diesem Weg die Überlastung der Justizvollzugsbeamt_innen zu überwinden.
Zudem fordern wir weitere drei Richter_innenstellen und eine zusätzliche Stelle für eine Verwaltungskraft im Sozialgericht. Da wir dies in den Ausschussberatungen bereits gut begründet gefordert hatten, werden nun auch zumindest die drei Richter_innenstellen von der SPD beantragt. Opposition wirkt!“
13. Dezember 2018
Verfahren gegen Mahmut Kaya ist zynisch
Vor dem Hanseatischen Oberlandesgericht beginnt heute das Verfahren gegen den kurdischen Politiker Mahmut Kaya. Ihm wird Mitgliedschaft in der PKK als „terroristischer Vereinigung im Ausland“ gemäß §129b Strafgesetzbuch vorgeworfen.
„Angesichts der massiven Menschenrechtsverletzungen in der Türkei, zehntausender politischer Gefangener, der Zusammenarbeit der türkischen Regierung mit dem so genannten Islamischen Staat bei der Bekämpfung der Kurd_innen in Rojava/Nordsyrien sowie der völkerrechtswidrigen Angriffe der türkischen Armee im Nordirak ist ein Verfahren gegen einen kurdischen Politiker, dem keine konkrete Straftat vorgeworfen werden, zynisch“, erklärt Martin Dolzer, justizpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft.
Der Angeklagte soll sich als „Gebietsleiter“ 2013/14 in Norddeutschland politisch betätigt und Kundgebungen, Veranstaltungen und Vereinsversammlungen organisiert haben, er befindet sich seit seiner Festnahme im Juni 2018 in Untersuchungshaft.
„Gerade in Anbetracht der Tatsache, dass Erdogan angekündigt hat auch die kurdischen Gebiete in Rojava östlich des Euphrats angreifen zu wollen, brauchen wir endlich eine Umkehr in der Türkeipolitik“, so der Abgeordnete. „Statt geostrategischer Aspekte müssen die Menschenrechte und das Völkerrecht im Mittelpunkt stehen. Die PKK bemüht sich seit Jahren um Frieden, Demokratie und Frauengleichberechtigung im Mittleren Osten. Statt immer mehr Repression und Verbote gegen kurdische Fahnen, Symbole und Bilder von Abdullah Öcalan umzusetzen, ist es an der Zeit, das PKK-Verbot aufzuheben und einen konstruktiven Dialog mit der kurdischen Bewegung zu suchen. Auch der Senat wäre gefragt, in diese Richtung im Bundesrat und auf Ebene der zuständigen Minister_innentreffen zu wirken.“
07. Dezember
Investitionen in studentische Infrastruktur: Ein Tropfen auf dem heißen Stein
Der Hamburger Senat hat für den Haushalt 2019/2020 Investitionen in die studentische Infrastruktur angekündigt. „DIE LINKE steht für eine Wissenschaftsmetropole in sozialer und gesellschaftlicher Verantwortung. Deshalb fordern wir mit unseren Anträgen zum Haushalt eine bessere Grundfinanzierung der Hochschulen, den Ausbau der Friedensforschung und mehr Geld für das Studierendenwerk. Die von Rot-Grün im Haushaltsplan zusätzlich geplanten Mittel sind dagegen lediglich ein Tropfen auf dem heißen Stein. Prekäre Lebens- und Arbeitsverhältnisse von Studierenden und Hochschulmitgliedern bleiben so absehbar der triste Alltag“, kritisiert Martin Dolzer, wissenschaftspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft.
Die Grundzuweisungen für das Studierendenwerk lägen mit 1,55 Millionen Euro in 2018 und einer für den Doppelhaushalt 2019/20 jährlichen Steigerung von 100.000 Euro (anstatt wie bisher vom Senat angedacht 50.000 Euro) immer noch weit unter dem Bundesdurchschnitt. So würden, wenn es hoch kommt, die zu erwartenden Tarif- und Kostensteigerungen abgedeckt. „Wir fordern dagegen, die Grundzuweisungen an das Studierendenwerk Hamburg an den Bundesdurchschnitt von 8,7 Prozent der Förderung aus Landesmitteln anzugleichen und die Zuweisungen an das Studierendenwerk 2019 um 1.370.000 Euro und 2020 um 1.365.000 Euro aufzustocken. Zweckgebunden sollen zudem für die Jahre 2019 und 2020 25 Millionen Euro für die Planung und Bezuschussung eines Neubaus des Studierendenwerks Hamburg mit 500 Wohnheimplätzen eingestellt werden. Unsere Forderungen umzusetzen wäre ein erster Schritt zu mehr Bildungsgerechtigkeit, “ erklärt Dolzer.
Der Senat finanziert im Bereich der Wissenschaft zwar einige Leuchttürme mit hohen, mehrstelligen Millionenbeträgen. In Bezug auf die Grundfinanzierung führe das Sparprogramm des Senats jedoch in die Sackgasse. „Mit den von uns für den Haushalt veranschlagten zusätzlichen Mitteln von rund 24 Millionen Euro im Jahr für die Grundfinanzierung der Hochschulen könnte das vorhandene strukturelle Defizit abgemildert werden,“ sagt Dolzer. „Eine verlässlichere Grundfinanzierung würde zudem Spielräume zur inhaltlichen Weiterentwicklung der Hochschulen schaffen, grundmittelfinanzierte Stellen generieren und Übergänge von befristeten Drittmittelstellen in reguläre Beschäftigung ermöglichen.“
Unsere Anträge zur Finanzierung von Hochschulen und studentischer Infrastruktur:
Der Sozialausschuss des EU-Parlaments hat gestern Abend zugestimmt, den Europäischen Sozialfonds Plus (ESF+) zu kürzen – mit Auswirkungen auch auf Hamburg. „Das ist in Anbetracht der Tatsache, dass 118 Millionen Menschen in der EU unter Armut leiden, vollkommen verantwortungslos. Insbesondere, da im Gegenzug die Ausgaben für Rüstung, militärische EU-Drohnen sowie für die Abschottungs-Agentur Frontex massiv erhöht wird“, erklärt Martin Dolzer, europapolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft.
Hamburg hatte in der letzten EU-Haushaltsperiode Geld aus dem ESF unter anderem für das Integrationskonzept Teilhabe, Interkulturelle Öffnung und Zusammenhalt, für das Gesamtkonzept der Wohnungslosenhilfe, die Umsetzung der Leitlinien des Justizvollzuges für die berufsbezogene Förderung von Strafgefangenen, den Hamburger Beitrag zur Strategie für die Entwicklung des Ostseeraums, die Strategie für Alphabetisierung und Grundbildung Erwachsener sowie für die Globalrichtlinie Sozialräumliche Angebote der Jugend- und Familienhilfe bekommen.
„Zumindest hat der EU-Sozialausschuss beschlossen, die nun wesentlich geringeren Mittel des ESF+ sinnvoll aufzuteilen“, so Dolzer. „Das ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass die Kürzung insbesondere die finanzschwächeren Regionen und die Ärmsten besonders hart treffen wird. In Hamburg werden die Projekte, Tätigkeitsbereiche und Bezirke verstärkt um die geringeren Mittel kämpfen müssen.“
23. November
Täglich 17,5 Tonnen Munition durch den Hamburger Hafen
2.297,73 Tonnen Munition wurden in den letzten viereinhalb Monaten durch den Hamburger Hafen transportiert, durchschnittlich 17,5 Tonnen pro Tag. Die Exporte gingen unter Anderem nach Dubai, Brasilien und Kolumbien, wie die Antwort des Senats auf eine Anfrage der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft (Drs. 21/14944) belegt. Im Frühjahr 2018 waren es noch durchschnittlich zwölf Tonnen am Tag.
„Jede Patrone und jede Waffe, die durch den Hamburger Hafen in die Welt geht, bedeutet potenziell Gefahr für Menschenleben“, erklärt dazu Martin Dolzer, friedenspolitischer Sprecher der Fraktion. „In Kolumbien wurden laut UNHCHR im Laufe des Jahres 2017 mindestens 105 Menschenrechtsverteidiger_innen getötet. In Brasilien ist die Zahl der Menschenrechtsverletzungen unter der rechten Regierung Temer eklatant gestiegen. Unter der neuen Regierung des ultrarechten, rassistischen, homophoben und linkenfeindlichen Jair Bolsanero ist noch Schlimmeres zu befürchten. Der Senat ist gefragt, Exporten von Munition einen Riegel vorzuschieben.“
Dolzer wirft dem Senat mangelnde Transparenz bei diesem heiklen Thema vor und fordert, im Transparenzportal neben den bloßen Mengen auch die Hersteller, den genauen Zielort und die genauen Empfänger von Waffen- und Munitionsexporten anzugeben. „Bisher und auch in der Antwort auf meine Anfrage gibt der Senat lediglich die Zielhäfen der Transporte an“, so der Abgeordnete. „Das allein sagt aber nur wenig aus. So ist zum Beispiel fraglich, ob die Munition, die in Häfen in Dubai ankommt, auch im Land bleibt – und nicht etwa im Jemenkrieg verwendet wird.“
20.Oktober
Das erste Refugee and Migrant Parliament in Brüssel
Mehr als 100 Vertreter von 30 Geflüchteten- und Migrantenorganisationen trafen sich am Mittwoch und Donnerstag im Europaparlament in Brüssel zum ersten »Refugee and Migrant Parliament«. Eingeladen zu der Konferenz hatte die Fraktion GUE/NGL (Vereinte Europäische Linke/Nordische Grüne Linke). Die Situation der Geflüchteten in Europa, Fluchtursachen, die Abschottungspolitik der EU sowie der Auf- und Ausbau von Netzwerken und Strategien der Intervention auf parlamentarischer und außerparlamentarischer Ebene waren die Themen, die diskutiert wurden.
Tahir Khairkhowa (Hazara World Council), Cornelia Ernst (MdEP DIE LINKE) und Ali Ahmet Abitalib (Lampedusa in Hamburg) |
»Sollte es uns wirklich ernst damit sein, Geflüchtete und Migranten in unserer Gesellschaft willkommen zu heißen, müssen wir ihnen endlich auch auf Augenhöhe begegnen und sie für sich selbst sprechen lassen. Eine aufrichtige Inklusion bedeutet, ihnen zuzuhören, zu versuchen, ihre Probleme zu verstehen und ihre Sichtweisen zu erfahren, und dann gemeinsam zu handeln«, so Cornelia Ernst, migrationspolitische Sprecherin der Delegation Die Linke im Europaparlament.
Ali Ahmed Abitalib, ein Sprecher der Gruppe »Lampedusa in Hamburg«, kritisierte, dass die Institutionen der EU sich nicht an die Genfer Konventionen halten und mit Push-Back-Operationen, also dem Zurückdrängen von Ausländern ohne Aufenthaltsgenehmigung an der Grenze, im Mittelmeer gegen Völkerrecht verstoßen. »Die Mitgliedsstaaten der EU sollten statt Maschinen zum Töten Maschinen für den Erhalt der Gesundheit, für die Landwirtschaft, für Infrastruktur und für Bildung exportieren«, sagte er.
Während der ersten Podiumsdiskussion, die sich dem Kampf für »fundamentale Rechte und gegen Ausbeutung« widmete, beschrieben Siliman Musse und Abu Moro von der Organisation Sfruttazero die zunehmend rassistische Praxis der rechten Regierung Italiens sowie Ausbeutungsbedingungen in der Landwirtschaft. »Die selbstorganisierte Auseinandersetzung um Arbeitsrechte, der Schutz der Gesundheit und das Recht, am Leben zu bleiben, sind für uns zentrale Punkte. Immer wieder kommen in Italien Geflüchtete durch veraltete Landwirtschaftsmaschinen und wegen inakzeptabler Arbeitsbedingungen ums Leben«, so Musse. Ali Alasan von der Internationalen Koalition der Sans-papiers (Coalition Internationale des Sans-Papiers Migrants et Refugiés, CISPM) betonte, das Recht auf Bewegungsfreiheit sei essentiell und nicht verhandelbar. »Wir fordern den sofortigen Stopp der Abschiebungen und die Beendigung der Angriffe auf die Würde von Geflüchteten durch Abschottung, die Unterbringung im menschenverachtenden Lagersystem und institutionellen Rassismus. Um unsere Rechte durchzusetzen, müssen wir uns besser vernetzen als bisher.«
Siliman Musse (Sfruttazero) |
Die französische GUE/NGL-Abgeordnete Marie-Christine Vergiat moderierte die zweite Podiumsdiskussion, bei der es um die Verantwortung der EU für Flucht und Migration ging. Betont wurde das Engagement der Fraktion gegen die neokolonialistische Politik der EU und für offene Grenzen. Anna Zobnina vom »European Network of Migrant Women« sagte, dass geflüchtete Frauen in den auch in der EU vorherrschenden patriarchalen Strukturen zusätzlichen Unterdrückungsmechanismen ausgesetzt sind. »Frauen ohne legalen Status können Vergewaltigungen oder Misshandlungen nicht anzeigen, da ihnen dann die Abschiebung droht. Zudem hat sich der Menschenhandel mit Geflüchteten stark ausgeweitet. Die Zahl jener, die in die Prostitution gezwungen werden, hat sich allein in Italien in den letzten Jahren verzehnfacht. Die meisten betroffenen Frauen sind zwischen 13 und 16 Jahren alt.«
Martin Dolzer (MdHB DIE LINKE) und Sabine Lösung (MdEP DIE LINKE) |
Abdul Halim Hamaidi vom »World Hazara Council« beschrieb die anhaltende Zerstörung Afghanistans durch das Handeln der westlichen Staaten und die besondere Ausgrenzung der Bevölkerungsgruppe der Hasara. Razia Arroje, Mitglied in RISE (Refugee and Immigrant Services and Empowerment), forderte, finanzielle Hilfen der EU für den Aufbau von Volkswirtschaften beispielsweise in Afrika und dem Nahen Osten zur Verfügung zu stellen anstatt für den Ausbau der europäischen Grenzagentur Frontex.
Am Ende der Konferenz verabschiedeten die Teilnehmer eine Resolution mit zahlreichen weiteren konkreten Forderungen. Das »Refugee and Migrant Parliament« soll zukünftig jährlich stattfinden.
(Artikel von Martin Dolzer aus der jungen Welt vom 20. Oktober)
Artikel in Domradio
Talkshow im EP zum Refugee and Migrant Parliament
Talkshow im EP mit Latoya Manly Spain, Akram Gizabi, Martin Dolzer,
Razia Arome und Ali Alisan
11.September
EU greift mit Frontex-Ausbau massiv in
nationale Rechte ein
Mit dem geplanten massiven Ausbau der
„Grenzschutzagentur“ Frontex greift die EU-Kommission
unverhältnismäßig in nationale Hoheitsrechte ein. Der Entwurf soll
morgen ins EU-Parlament eingebracht werden und sieht unter anderem
vor, dass Frontex auch ohne Zustimmung des jeweiligen Mitgliedstaats
Abschiebungen dorthin durchführen und bewaffnete Grenzschützer
entsenden kann.
„Diesen unverhältnismäßigen
Eingriff in nationales Recht und die Rechtswidrigkeit des Vorhabens
insgesamt hatten wir im Europaausschuss im Rahmen der so genannten
Subsidiaritätsprüfung kritisiert“, erklärt dazu Martin Dolzer
europapolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der
Hamburgischen Bürgerschaft. „Schon hier hätte der Senat durch
eine Rüge auf europäischer Ebene den rechtswidrigen Entwurf
verhindern können.“
Ziel des von Brüssel den
Mitgliedstaaten vorgeschriebenen „Zurückführungsmanagements“
ist es, die Zahl der Abschiebungen deutlich zu erhöhen. „Dieser
Schritt geht genau in die falsche Richtung“, so Dolzer. „Bereits
die jetzige Praxis von Frontex bedeute völkerrechtswidrige Push Back
Operationen (Rückführungen auf See) in Länder, in denen die
Menschenrechte mit Füßen getreten werden, wie zum Beispiel nach
Libyen. Mit dem Entwurf verabschiedet sich die EU endgültig von den
Genfer Flüchtlingskonvention und dem Recht auf Asyl. Der Senat kann
und muss dieser unmenschlichen Politik etwas entgegensetzen: Er muss
Hamburg zu einem sicheren Hafen erklären und durch eine faire
Handelspolitik sowie den Stopp von Rüstungsexporten durch den Hafen
dazu beitragen, Fluchtursachen zu überwinden. Wir brauchen eine EU,
in der die Menschenrechte und hohe soziale Standards im Mittelpunkt
der Politik stehen, um die weitere Durchsetzung menschenverachtender
Ideologien und Akteure wirkungsvoll verhindern zu können.“
5.September 2018
Militärforschung an Hamburgs
Hochschulen: Zivilklausel jetzt!
Die Zusammenarbeit der Hamburger
Universitäten mit militärischen Einrichtungen sowie
rüstungsrelevante Forschung und Lehre an den Hochschulen debattiert
die Hamburgische Bürgerschaft heute auf Antrag der Fraktion DIE
LINKE.
„Mehrere Bundesländern haben eine
Zivilklausel in den Landeshochschulgesetzen – Hamburg sollte, als
in der Verfassung festgelegte ,Mittlerin des Friedens‘, diesen
positiven Beispielen sofort folgen“, erklärt dazu Martin Dolzer,
wissenschafts- und friedenspolitischer Sprecher der Fraktion.
„Notwendig ist dabei allerdings, dass die Zivilklausel bindend ist
und ohne Wenn und Aber umgesetzt wird.“
Die Antworten auf die Große Anfrage
„Forschung nur für friedliche Zwecke!? Welche Hamburger
Hochschulen und Forschungsinstitute verfügen bereits über eine
Zivilklausel?“ (Drs. 21/13143) zeigen deutlich, dass in Hamburg in
großem Umfang rüstungs- und militärrelevante Forschung und Lehre
betrieben wird. Der Senat vertritt allerdings die Auffassung, dass
eine Zivilklausel lediglich eine „begrenzte Wirkung“ entfalten
könne, da sie nicht für Drittmittelprojekte gelte.
„Wenn der politische Wille da ist,
kann die Klausel auch verbindlich für sämtliche Bereiche von
Forschung und Lehre gestaltet werden – also auch für
Drittmittelprojekte“, so Dolzer.
Zuletzt hatte das Fraunhofer Center für
Maritime Logistik (CML) beim Projekt MUNIN „Maritime Unmanned
Navigation through intelligence in networks“ („Schiffsdrohnen“)
in Hamburg mit dem Rüstungsunternehmen Aptomar aus Norwegen
zusammengearbeitet, das unter anderem U-Boote baut. Nun läuft,
ebenfalls am Fraunhofer CML, das von Rheinmetall beauftragte Projekt
„Starterkit Visualisierung für das European Maritime Simulator
Network“.
„DIE LINKE steht für Bildung und
Hochschulbildung ohne Bundeswehr“, erklärt Martin Dolzer.„Rund
70 Prozent der in Deutschland lebenden Menschen sind gegen
Auslandseinsätze der Bundeswehr. Es ist wichtig, diese friedliche
Mentalität durch eine humanistische Wissenschaftspolitik mit
verbindlicher Zivilklausel zu fördern und auch Forschungspartner wie
die Fraunhofer Stiftung zu ausschließlich friedlicher Nutzung ihrer
Forschungsergebnisse und Patente zu verpflichten.“
Rede von Martin Dolzer in der Bürgerschaft am 05.09.2018
Rede von Martin Dolzer in der Bürgerschaft am 05.09.2018
Beispiele für rüstungs- und
militärrelevante Forschung und Lehre in Hamburg
Seit Januar 2015 gibt es an der HAW
trotz Zivilklausel einen Kooperationsvertrag zur Ausbildung von
Offiziersanwärter_innen des Militärfachlichen Dienstes der
Bundeswehr im Studiengang Rettungsingenieurwesen der Fakultät Life
Sciences.
An der HAW wurden seit 2012 folgende
Promotionen in Kooperation mit der Helmut Schmidt Universität der
Bundeswehr (HSU) bearbeitet:
– Thermische Umwandlung von
Triglyceriden in konventionelle Kraftstoff
– Veredelung von Biorohölen durch
katalytische Hydrierung
– Sprühsimulation
Faserverstärkter PUR Composites
– Untersuchung des Potentials von
HITU zur Stimulation von Nerven
– Signalverarbeitung und
Zustandserkennung für ABS-Sensoren
– Profitabilität und
Energieeffizienz von elektrischen Nutzfahrzeugen im urbanen
Straßengüterverkehr
- An der TUHH gab es seit 2012 neun Forschungsprojekte mit dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr und seinen Dienststellen im Umfang von 689.000 Euro.
- Die TUHH kooperiert sowohl in der Forschung als auch in der Lehre mit der HSU.
- Im Bereich der Lehre gibt es Vorlesungen und Übungen im Fach „Verbrennungsmotoren“. Beide Universitäten haben in einem Kooperationsvertrag vereinbart, im Bereich der Ingenieurwissenschaften in Forschung und Lehre zusammenzuarbeiten. Studierende der TUHH nehmen regelmäßig an der oben genannten Lehrveranstaltung teil, Studierende der HSU können im Rahmen des Masterstudiums Fahrzeugtechnik den Studienschwerpunkt Schiffsmaschinenbau wählen und absolvieren nach Maßgabe der Studien- und Prüfungsordnung der HSU Lehrveranstaltungen bis hin zur abschließenden Masterarbeit an der TUHH. Die TUHH stimmt sich darüber hinaus mit der HSU bezüglich des gegenwärtig an der HSU geplanten Ausbaus des Bauingenieurwesens ab.
- An der TUHH gibt es im Bereich der Grundlagenforschung Forschungsprojekte mit den Forschungsfördereinrichtungen wie dem Air Force Office of Scientific Research und dem Office of Naval Research der USA in Höhe von circa 300.000 US-Dollar. Auf die Große Anfrage 21/13143 der Linksfraktion antwortet der Senat aber: „Rüstungsforschung“ gibt es an der TUHH nicht. Die TUHH führt Forschungsprojekte mit einzelnen Unternehmen zu Forschungsfragestellungen, die grundlagenorientiert sind und daher auch für zivile Zwecke von Bedeutung sind (so genannter Dual Use), durch. Der Umfang der Forschungsvorhaben beträgt 1,57 Millionen Euro.
- Das Bundeswehrkrankenhaus Hamburg ist als Akademisches Lehrkrankenhaus der Medizinischen Fakultät ein Kooperationspartner des UKE in der medizinischen Ausbildung. Studierende im Praktischen Jahr werden im Bundeswehrkrankenhaus Hamburg entsprechend § 3 und § 4 der AApprO praktisch ausgebildet und geprüft. Eine Vergütung der Lehrleistungen aus Landesmitteln erfolgt nicht.
- Weitere Vorhaben bestehen im Zentrum für Karriereplanung der HAW mit der HSU, Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften: Eröffnungsvortrag zum jährlichen Praktikumstag „Praktika als Karrierebaustein“ in den Jahren 2015, 2016 und 2017.
- Zudem bestehen hochschulübergreifende Studiengänge mit TUHH, HAW und HSU:– Bachelorstudiengang Wirtschaftsingenieurwesen, Fakultät Life Sciences, Depart- mentWirtschaftsingenieurwesen und Fakultät Technik und Informatik, DepartmentMaschinenbau und Produktion, Beginn Wintersemester 2010/2011
- Masterstudiengang Wirtschaftsingenieurwesen, Fakultät Life Sciences, Department Wirtschaftsingenieurwesen und Fakultät Technik und Informatik, Department Maschinenbau und Produktion, Beginn Wintersemester 2010/2011
- Das DESY unterhält keine vertraglich geregelten wissenschaftlichen Kooperationen zu den genannten Einrichtungen. Mit der HSU bestehen Kontakte mit einzelnen Professoren an der Fakultät für Elektrotechnik, insbesondere im Fachbereich Hochfrequenztechnik, Theoretische Elektrotechnik und in der Experimentalphysik. An interessierte Studierende der HSU werden Bachelor- und Masterarbeiten bei DESY vergeben. Eine formale Kooperation zu einem Forschungsprojekt besteht jedoch nicht.29. August 2018Mangelware Wohnheimplatz
Die Wartezeiten für Studierende auf
einen Wohnheimplatz betragen je nach Träger unterschiedlich von
zwischen ein bis drei Monaten bis zu einem Jahr. Beim größten
Träger, dem Studierendenwerk, standen in den letzten Jahren bis 2017
zu Beginn des Wintersemesters jeweils rund 1400 Interessierte auf der
Warteliste. Für dieses Wintersemester liegen noch keine genauen
Zahlen vor. Das geht aus der Antwort auf eine Anfrage (Drs. 21/14108)
der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft hervor. Die
Unterbringungsquote des Studierendenwerkes lag demnach zu Beginn des
Jahres 2018 bei lediglich 5,8 Prozent. Damit liegt Hamburg weit unter
dem Bundesdurchschnitt von knapp 10 Prozent.
„Zu einem guten Studium gehören auch
gute Studienbedingungen“, sagt Martin Dolzer, hochschulpolitischer
Sprecher der Linksfraktion. „Der Senat steht in der Verantwortung,
den Studierenden genügend bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung zu
stellen. Nur auf einem sicheren Fundament ist ein gutes und
intensives Studium möglich. Davon sind wir derzeit meilenweit
entfernt.“
Zwar investiere das Studierendenwerk im
Moment in den Bau von Wohnheimplätzen, jedoch bei Weitem nicht
genug. Dolzer: „Die bisher neu gebauten Wohnheimplätze sind nur
ein Tropfen auf dem heißen Stein. Wartezeiten von bis zu einem Jahr
sind, insbesondere bei den hohen Mietpreisen auf dem Wohnungsmarkt
und der Schwierigkeit, in Hamburg überhaupt eine Wohnung oder ein
WG-Zimmer zu finden, eine unhaltbare Situation.“
Um wirklich Abhilfe schaffen zu können,
müsse das Studierendenwerk laut Dolzer weit besser aus Landesmitteln
finanziert werden. Im Vergleich zu weiteren Großstädten sei dieser
Anteil in Hamburg mit bisher nicht einmal 5 Prozent sehr gering (zum
Vergleich: Berlin 12,3 Prozent, Köln 11,1 Prozent und Bremen 14,3
Prozent). „Der weitere Ausbau der Wohnheime gehört in die Hand der
Studierendenwerke und sollte nicht privaten Trägern überlassen
werden, die meist wesentlich teurer vermieten. Zudem sollte der Senat
sich auf Bundesebene dafür stark machen, dass die
Wohnkostenpauschale im BAFöG den realen Bedingungen angepasst und
die Ausbildungsförderung insgesamt als elternunabhängiger,
rückzahlungsfreier Vollzuschuss gewährt wird“, meint Dolzer.
28. August 2018
In einem aufsehenerregenden Prozess hat
das das Amtsgericht Altona einen 32 Jahre alten Mann in allen Punkten
freigesprochen. Dem Beschuldigten war vorgeworfen worden, während
des G20-Gipfels drei Flaschen geworfen zu haben. Nach dem Ende des
Gipfels hatte er deshalb zunächst vier Monate in Untersuchungshaft
verbracht.
Während des 15 Verhandlungstage
dauernden Prozesses hatte das Gericht die Aussagen von sechs verdeckt
ermittelnden Polizeibeamt_innen (Tatbeobachter_innen) als
widersprüchlich kritisiert. Auch ein seitens der Verteidigung
eingeführtes Video stand im Widerspruch zu deren Aussagen. Selbst
die Staatsanwaltschaft hatte letztlich Freispruch beantragt.
„Der Freispruch ist ein positives
Signal im Sinne der Rechtsstaatlichkeit“, meint Martin Dolzer,
justizpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der
Hamburgischen Bürgerschaft. Dennoch werfe der Verlauf des Prozesses
viele Fragen an die Polizei auf. So waren die Tatbeobachter_innen
während des Verfahrens verkleidet aufgetreten und verweigerten auf
Fragen des Gerichts und der Verteidigung mehrfach die Aussage. Dabei
beriefen sie sich unter anderem auf fehlende Aussagegenehmigungen.
„Dass das Gericht die Angaben der
Beamt_innen als nicht zuverlässig genug ansah, spricht Bände“,
meint Dolzer. Der aus Russland stammende Angeklagte erhält aufgrund
des Freispruchs eine Entschädigung in Höhe von nahezu 4.000 Euro
für die zu Unrecht erlittene Untersuchungshaft. „Die Verteidigung
des Freigesprochenen wirft zu Recht die Frage auf, warum die Angaben
von sogenannten Tatbeobachter_innen in strittig geführten Prozessen
kaum gerichtsfest verwertbar sind“, meint Dolzer. Weil die
Staatsanwaltschaft bis Fristablauf keine Berufung einlegte, ist der
Freispruch rechtskräftig.
22. August 2018
Resozialisierungsgesetz: DIE LINKE
beantragt erneute Beratung
Die Hamburgische Bürgerschaft soll
heute ein neues Resozialisierungsgesetz verabschieden. Die Fraktion
DIE LINKE beantragt in der Plenarsitzung allerdings die
Rücküberweisung des Gesetzes in den Justizausschuss. „Es
gibt noch viel Verbesserungsbedarf an diesen inkonsistenten Entwurf“,
begründet Martin Dolzer, justizpolitischer Sprecher der
Fraktion DIE LINKE. „Fehler in der Rechtssystematik, unklare
Subsidiarität mit dem Sozialrecht und fehlende Verweise auf das
Vollzugsrecht, zu wenig Stärkung der freien Träger, zu wenig
Konkretes zu therapeutischen Angeboten, kein Mindestlohn für
arbeitende Inhaftierte, das Festhalten am geschlossenen Vollzug als
Regelvollzug – die Kritik der Expert_innen und der Linksfraktion im
Justizausschuss war vehement. Der Senat hat sie weitgehend und ohne
Begründung ignoriert.“
Ein Alternativentwurf von Prof.
Maelicke und Prof. Sonnen sieht eine Stärkung der freien Träger
vor, ist in sich konsistent und rechtskonform und legt den Fokus auf
die Inhaftierten, nicht auf die Institutionen. „Eine Synthese aus
dem Entwurf des Senats und diesem Alternativvorschlag, in die auch
Verbesserungsvorschläge aus der Expert_innenanhörung einfließen,
wäre der richtige Schritt hin zu einer guten Resozialisierung in
Hamburg“, so Dolzer. „Der Senat sollte die begründete Kritik
ernst nehmen und die Beratungen im Justizausschuss erneut
aufzunehmen, anstatt seinen Entwurf, der sich weitgehend auf das
Übergangsmanagement konzentriert, sofort in der Bürgerschaft zur
Abstimmung zu stellen.“
Dolzer kritisiert außerdem, dass der
Senat die Finanzierung einer guten Resozialisierung nicht im Haushalt
festschreiben will: „Das wäre auch unabhängig von einem
sofortigen Beschluss des Gesetzes möglich. Und um der Überlastung
der Justizvollzugsanstalten entgegenzuwirken, sollten auch
Ersatzfreiheitsstrafen, also Haft aufgrund nicht gezahlter
Geldstrafen durch andere Maßnahmen ersetzt und Bagatelldelikte
entkriminalisiert werden.“
12.Juli 2018
Nach einem Jahr U-Haft: Haftverschonung
für G20-Gefangenen
Nach über einem Jahr in
Untersuchungshaft hat das Landgericht Hamburg heute eine
Haftverschonung des beim G20-Gipfel festgenommenen Peike S.
beschlossen. Der 21-jährige Niederländer war im August 2017 unter
dem Vorwurf zweier Flaschenwürfe zu einer unverhältnismäßig
langen Haftstrafe von zwei Jahren und sieben Monaten verurteilt
worden, das Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig. „Die
Verschonung von der U-Haft ist eigentlich schon seit langem
überfällig“, erklärt dazu der justizpolitische Sprecher der
Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft, Martin Dolzer.
„Es war angesichts der Vorwürfe und der dürftigen Beweislage
schon kaum nachvollziehbar, dass Peike S. nicht bereits zu Beginn des
Berufungsverfahrens haftverschont wurde.“
Dolzer erinnert daran, dass in anderen
G20-Verfahren wegen ähnlicher Vorwürfe zwar unüblich hohe Strafen
verhängt, allerdings zur Bewährung ausgesetzt wurden. „Daher
ist die Haftverschonung der einzig richtige Schritt. Das eine Jahr in
Haft ist damit allerdings nicht wieder gutzumachen. Statt rigider
Strafen zur Abschreckung von Protest wäre eine selbstkritische
Auswertung der Durchführung von fragwürdigen Veranstaltungen wie
dem G20-Gipfel notwendig, um den gesellschaftlichen Frieden
wiederherzstellen.“
Weiter kritisiert der Abgeordnete, dass
die Vorsitzende Richterin im Berufungsverfahren monatelang nahezu
sämtliche Anträge der Verteidigung abgelehnt hat, etwa auf
Einführung von potenziell entlastendem oder klärendem Videomaterial
oder auf Anhörung von weiteren Polizeizeug_innen. „Insbesondere
vor dem Hintergrund, dass es offenkundig eine Einflussnahme auf
Tatzeugen durch die SoKo Schwarzer Block gab und dass die Zeugen im
Verfahren widersprüchliche Aussagen machten, ist diese Haltung der
Richterin zumindest sehr ungewöhnlich“, so Dolzer. „Die
Unschuldsvermutung und ein faires Verfahren sind zentrale Momente
eines demokratischen Rechtsstaats, die auch im G20-Verfahren gegen
Peike S. gelten müssen!“
11.Juli
Keine Planungssicherheit für Hamburgs
Hochschulen
Die Finanzierung der Hamburger
Hochschulen gerät immer mehr in eine Schieflage. Das ergibt eine
Große Anfrage der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen
Bürgerschaft (Drs. 21/13318). Demnach ist der Anteil temporärer
Mittel, also von Drittmitteln und Geld aus dem so genannten
Hochschulpakt, stark gestiegen: 2011 waren es noch 22,9, im Jahr 2017
dagegen bereits 29,8 Prozent des Gesamtbudgets. Die reguläre
Finanzierung durch den Senat sinkt entsprechend relativ immer weiter
ab. „Der hohe Anteil der temporären Mittel am Gesamtbudget ist
verantwortungslos“, kritisiert Martin Dolzer,
wissenschaftspolitischer Sprecher der Fraktion. „So können die
Hochschulen in Hamburg keine langfristige Planung umsetzen, keine
guten Bedingungen für Studierende und Beschäftigte schaffen. Es ist
die Aufgabe von Bund und Ländern, die Grundfinanzierung der
Hochschulen umfassend zu sichern!“
Eine neue Basis für die
Hochschulfinanzierung nach Ablauf des aktuellen Hochschulpakts
fordern die wissenschaftspolitischen Sprecher_innen der
Landtagsfraktionen wie des Vorstands der Partei DIE LINKE in einem
Appell an Bund und Länder. „Der Bund muss dauerhaft in die
Grundfinanzierung der Hochschulen einsteigen, befristete und auf
Konkurrenz ausgerichtete Pakte zu Lasten einer grundständigen
Finanzierung lehnen wir klar ab“, so Martin Dolzer. „Ein
Nachfolgepakt muss auch die Fachhochschulen stärken, prekäre und
befristete Arbeitsverhältnisse an den Hochschulen zurückdrängen
und die Studienqualität und Studienplatzkapazität verbessern. Die
aktuelle Mangelverwaltung kann so nicht weitergehen.“
Einige Bundesländer ermöglichen
bereits jetzt durch die Dynamisierung der Finanzmittel eine
verlässliche und dauerhafte Grundfinanzierung ihrer Hochschulen.
„Jetzt muss die Bundesbildungsministerin nachziehen, denn nur so
können die Hochschulen langfristig ihren Aufgaben gerecht werden“,
so Dolzer. „Auch der Hamburger Senat steht hier in der Pflicht.“
6. Juli 2018
Steuermillionen für Kriegsforschung in Hamburg – LINKE fordert Zivilklausel
Hamburger Hochschulen arbeiten intensiv mit Unternehmen zusammen, die in der Rüstung aktiv sind. Dies geht aus der Antwort des Senats auf die Große Anfrage „Forschung nur für zivile Zwecke!?“ (Drs. 21/13143) der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft hervor. Zu den Kooperationspartnern der Hochschulen gehören zum Beispiel Rheinmetall Electronics, aber auch die US Army.
Allein die Technische Universität Hamburg Harburg (TUHH) fördert Forschungsprojekte mit Unternehmen, die auch Unternehmensbereiche der Sicherheits- oder Rüstungstechnik unterhalten, mit einem Finanzvolumen von 1,57 Millionen Euro. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) investiert mehr als 4,3 Millionen Euro in die sogenannte „zivile Sicherheitsforschung“ an Hamburger Hochschulen (Anlage 2).
„Unter dem Deckmantel der angeblichen ‚zivilen Ausrichtung‘ der Forschung finanzieren Rüstungsunternehmen, Bundeswehr und das Verteidigungsministerium öffentliche Hochschulen und außeruniversitäre Forschungsinstitute“, sagt Martin Dolzer, friedenspolitischer Sprecher der Linksfraktion. „Die Wahrscheinlichkeit einer militärischen Nutzung des Wissens erhöht sich aber, wenn man mit Unternehmen zusammenarbeitet, die explizit auch militärisch genutztes Gerät herstellen.“
Dolzer kritisiert, dass die Anfrage nur unzureichend beantwortet wurde, zum Beispiel unter Berufung auf bestehende Geheimhaltungsvereinbarungen. „Es bleibt also völlig intransparent, welchen Erkenntnisgewinn sich zum Beispiel Airbus Defence and Space oder das Amt für Geoinformationswesen der Bundeswehr von der Kooperation mit Hamburger Hochschulen versprechen.“
DIE LINKE möchte rüstungsnahe Aktivitäten in Forschung und Lehre durch eine sogenannte Zivilklausel im Landeshochschulgesetz unterbinden.
Dolzer: „Wissenschaft sollte friedlichen Zwecken dienen. Um dieser Verantwortung aber überhaupt gerecht werden zu können, bedarf es gewisser Rahmenbedingungen für wissenschaftliches Arbeiten, wie der Herstellung von Transparenz und der ökonomischen Unabhängigkeit der Institutionen, also der öffentlichen Ausfinanzierung.“
28. Juni 2018
Schlafentzug, Schikane, Notdurft nur unter Aufsicht:
Was wirklich in der G20-Gesa geschah
In der Sitzung des G20-Sonderausschusses am 21. Juni wurde deutlich, dass es in der Gefangenensammelstelle Neuland bei 66 Prozent der Ingewahrsamnahmen zu rechtswidrigen Durchsuchungen der Betroffenen bei vollständigem Entkleiden gekommen ist. Das ist ein massiver, nicht hinnehmbarer Eingriff in die Persönlichkeitsrechte. Die Verantwortlichen aus Behörden und Senat bekundeten, dass sich eine solche Praxis nicht wiederholen dürfe.
In Bezug auf weitere gravierende Eingriffe in Grundrechte zeigte der Senat allerdings kaum Einsicht. Dass die Richtervorführung mit Zeiten von der freiheitsentziehenden Maßnahme bis zur Vorführung vor die/den Haftrichter_in mit durchschnittlich 15-40 Stunden nicht unverzüglich stattfand, wurde ebensowenig als eindeutig rechtswidrig eingestanden, wie die Tatsache, dass eine Vielzahl der in Gewahrsam Genommenen durch 24 Stunden Licht und ca. jede Stunde stattfindende Weckungen zur Lebendkontrolle unter Schlafentzug litt. Eine Richtervorführung bei Ingewahrsamnahmen muss eigentlich unverzüglich, dass heißt ohne jegliche vermeidbare Verzögerung, geschehen. Das ist in der Regel, je nach Situation, zwischen höchstens drei und dreizehn Stunden. Schlafentzug gilt zumindest als Erniedrigende Behandlung bzw. „weiße Folter“ und ist gemäß der Europäischen Menschenrechtskonvention, Artikel 3 verboten.
Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit diesen und weiteren Vorwürfen, wie zum Beispiel der Einschränkung von Anwält_innen beim Zugang zu Mandant_innen oder gezielten gerichtskundigen Beleidigungen von Ingewahrsamgenommenen durch Beamte (wie: „wir haben Euch alle gefickt“; „Euch hätte man mal richtig zusammenschlagen müssen“; „Du warst ja sowieso schon nass, wir sind nicht nass“ …), die in einer im Verlauf der Sitzung des Ausschusses verlesenen Expertise des Rechtsanwalts Sven Adam skizziert wurden, ist dringend notwendig. Adam zitierte aus einer Pressemitteilung des Anwaltlichen Notdienstes des RAV, in der unter Anderem beschrieben wurde, dass Mandant_innen keine Hygienartikel zur Verfügung gestellt wurden und eine junge Frau einen Tampon lediglich vor den Augen von Beamtinnen einführen konnte. Zudem sei das Recht auf unverzügliche, angemessene medizinische Versorgung mehrfach außer Kraft gesetzt worden. Die Behördenvertreter_innen widersprachen sämtlichen Vorwürfen. Hier gilt ähnlich wie in der Haft in Justizvollzugsanstalten, dass rechtswidriges Verhalten gegenüber Ingewahrsam oder in Haft befindlichen Menschen immer schwer zu beweisen ist, da die Betroffenen sich meist in isolierten Situationen ohne Zeug_innen befinden.
Gerichte stellen Rechtwidrigkeit der Maßnahmen in der Gesa fest
Zur Behandlung der Betroffenen in der Gefangenensammelstelle der Polizei hat das Landgericht Hamburg allerdings mittlerweile in etlichen Fällen am 25. Mai festgestellt, dass Durchsuchungen bei vollständigem Entkleiden ohne konkreten Anlass rechtswidrig gewesen seien und die Betroffenen nicht hätten gezwungen werden dürfen, ihre Notdurft unter Aufsicht von Polizeikräften zu verrichten. Zudem kritisiert das Gericht als rechtswidrig, dass die Richtervorführung nicht unverzüglich sondern nach den o.g. 15 -40 Stunden geschehen sei.
Das Verwaltungsgericht Hamburg hat darüber hinaus am 05. Juni entschieden, dass Polizeibeamte während des G20-Gipfels rechtswidrig gehandelt haben, als sie am 8. Juli 2017 eine Gruppe von 15 Italiener_innen in Gewahrsam genommen und ohne richterlichen Beschluss teils bis zum nächsten Tag dort festgehalten hatten. Ihre Ingewahrsamnahme sei ein Eingriff in die Versammlungsfreiheit, durch die Ihre Anwesenheit geschützt gewesen sei. Auch die Italiener_innen hatten sich unter Anderem vollkommen ausziehen müssen und wurden in Zellen untergebracht, in denen die ganze Nacht das Licht brannte. Unter den in Gewahrsam Genommenen befand sich auch die Abgeordnete des Europaparlaments Eleonora Forenza. Deren Ingewahrsamnahme wurde auf der Sitzung des Sonderauschusses damit begründet, dass sie bei der Ingewahrsamnahme der italienischen Gruppe während der Großdemonstration am 08. Juli 2017 weitere Demonstrierende aufgefordert hatte, sich mit den Bettroffenen zu solidarisieren. Bei Gefahrenabwehr würde auch die Immunität nicht wirksam, die ihr aufgrund ihres Status hätte gewährt werden müssen. Ihre Aufforderung hätte eine Gefahr dargestellt, die abgewehrt hätte werden müssen. In anbetracht der Urteilsbegründung des Richters, der im Fall der Italiener_innen davon sprach, dass alle Maßnahmen der Polizei bis auf die Freilassung der Gruppe grob rechtswidrig waren, ist das eine kaum nachvollziehbare Begründung.
Rechtsanwält_innen müssen als Organe der Rechtspflege anerkannt werden
Es ist ebenfalls wichtig, dass Rechtsanwält_innen als unabhängige Organe der Rechtspflege betrachtet und auch seitens regierungsverantwortlicher Politiker_innen sowie den Behörden als solche anerkannt werden. Weit wichtiger als einzelne verbale Verfehlungen von Beamt_innen negativ zu sanktionieren, wie zum Beispiel die in den Akten des Sondderausschusses zu findende Bezeichnung „Zeckenanwälte“, ist zu verstehen, dass solche Äußerungen in einem gesellschaftlichen Klima der Polarisierung und Spaltung stattfanden. Dazu hat neben der Dämonisierung von Teilen des Gipfel-Protestes auch beigetragen, dass die Versammlungsbehörde in einer Gefahrenprognose in einem Verfahren vor Gericht die freie Advokatur der Anwält_innen des freien Republikanischen Anwält_innenverein (RAV) in Frage gestellt hatte. Kritische Jurastudent_innen hatten gegen die Allgemeinverfügung der Versammlungsbehörde geklagt, in der weite Teile der Hamburger Innenstadt zur Versammlungsfreien Zone erklärt wurden. In einer Stellungnahme hatte die Versammlungsbehörde vor Gericht ausgeführt, dass aufgrund der Vernetzung der benannten Studierendengruppen mit dem RAV zu prognostizieren sei, dass auch bei Spontanversammlungen zum einen damit zu rechnen ist, dass nicht nur eine geringe Teilnehmerzahl an solchen Versammlungen teilnehmen wird und zum anderen das Abhalten solcher Spontanversammlungen unter Angabe des Versammlungsortes auch in die „linke bis linksextremistische Szene transportiert
werden würde“. Dieses Vorgehen hatte den Protest einer Vielzahl von Anwaltskammern und Anwaltsvereinigungen auf den Plan gerufen. Die Wahl des anwaltlichen Beistands darf nicht zum Gegenstand polizeilicher Bewertung und Beurteilung werden, denn diese ist ein Grundpfeiler eines jeden Rechtsstaates.
Polizeiliche Tatzeug_innen wurden gleichzeitig vernommen
In der Sitzung des Sonderauschusses gestanden die Behördenvertreter_innen ein, dass mehrere polizeiliche Tatzeugen, in dem genannten Fall Tatbeobachter, von Kriminalbeamt_innen in der Gefangenensammelstelle zusammen und nicht einzeln zum gleichen Tatbestand vernommen wurden. Das ist ein absolutes No-Go und im Gerichtsverfahren ein Verfahrenshindernis. Diese gleichzeitigen Verhöre sind auch in mehreren Prozessen öffentlich geworden. Das Ausmaß dieser Vorgehensweise wird die Linksfraktion in einer Schriftlichen Kleinen Anfrage hinterfragen.Fazit
Die Sitzung des Sonderauschusses G20 zum Thema Gefangensammelstelle Neuland hat deutlich gezeigt, dass die Einrichtung einer GeSa damit verbunden ist, dass es zu einer hohen Anzahl an Rechtsverstößen und empfindlichen Eingriffen in das Persönlichkeitsrecht kommt.
Konflikte können nur durch Dialog und respektvollen Umgang miteinander, den Ausbau von Demokratie, die verbindliche Einhaltung der Menschenrechte und des Völkerrechts sowie durch die Entwicklung von gezielten Strategien zur Überwindung der gesellschaftlich vorhandene Feindbilder überwunden werden. Die Treffen der Regierungen der sogenannten G20-Staaten stehen aber für das genaue Gegenteil. Als faktische informelle Gegenstruktur zu den Vereinten Nationen stehen sie für Krieg, asymmetrische Handelsbeziehungen und strukturelle Gewalt. In diesem Rahmen haben auch Polizei und Justiz während des G20-Gipfels unter Anderem in der Gefangenensammelstelle Neuland agiert. Wenn der Sonderausschuss sein selbst formuliertes Ziel ernst nimmt, nämlich, dass sich die Vorkommnisse und gewalttätigen Ausschreitungen während des G20 sich nicht wiederholen dürfen, sollte er zu dem Schluss kommen, dass die G20 aufgelöst und die Vereinten Nationen demokratisiert und gestärkt werden müssen. Anstatt Sondereinrichtungen wie eine Gefangenensammelstelle zu konstruieren und die Polizei weiter aufzurüsten und zu militarisieren, wäre das ein ganzheitlicher Ansatz. Ein Problem sollte nicht durch Unterdrückung eines seiner Symptome, sondern durch die Analyse und die Überwindung seiner Ursache gelöst werden.
8. Juni 2018
Tag der Bundeswehr: Keine
Militärpropaganda in Hamburg!
Am morgigen Sonnabend findet in ganz Deutschland der „Tag der Bundeswehr“ statt. Dazu erklärt Martin Dolzer, friedenspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft: „Mit Karriereberatungen, Waffenschauen, Einsatz-Simulationen, Spielen für Kinder und Erwachsene und allerlei weiterem Gedöns soll die Bevölkerung an eine zunehmend militarisierte Gesellschaft gewöhnt werden, in der Gewalt als Mittel der Konfliktlösung immer größere Räume einnimmt.“
DIE LINKE lehne solche Propagandaveranstaltungen ab.
„Über den Hamburger Hafen wurden
2017 täglich 25 Tonnen Munition exportiert, Blohm+Voss beteiligt
sich am Bau weiterer Fregatten, die Bundeswehr ist in 16
Auslandseinsätze involviert, die EU wird zunehmend militarisiert,
Donald Trump versucht die NATO immer aggressiver aufzustellen und an
der russischen Grenze finden die massivsten Manöver seit Jahrzehnten
statt. Auch die zuletzt in Hamburg etablierten wissenschaftlichen
Forschungsprojekte sind zumindest im Bereich des Dual Use
angesiedelt, also dem zivilen und militärischen Nutzungsbereich“, so
Dolzer. In Hamburg sei die Bundeswehr besonders aktiv: An der
Führungsakademie hätten in den letzten Jahrzehnten Angehörige der
chilenischen Militärdiktatur unter Augusto Pinochet und Militärs
des aktuellen autoritären Regimes in Saudi-Arabien eine Ausbildung
genossen.
„Hamburg soll laut Verfassung
Mittlerin des Friedens sein. Der Tag der Bundeswehr ist aber eher ein
Mittler des Todes und sollte künftig weder in Hamburg noch anderswo
stattfinden. Wer Frieden will, wirbt nicht für Aufrüstung,
Feindbilder und eine aggressive Außenpolitik!“, erklärt Dolzer.
DIE LINKE setze sich hingegen für Frieden, faire Handelsbeziehungen,
den Stopp von Rüstungsexporten über den Hamburger Hafen, die
Auflösung der NATO und den Aufbau einer gemeinsamen weltweiten
Sicherheitsarchitektur unter Einbeziehung Russlands ein.
Anlässlich des Tages der Bundeswehr
ruft die Fraktion DIE LINKE zur Kundgebung „Kriegspropaganda und
Militarisierung stoppen“ am Samstag, 9. Juni, von 10 bis 17 Uhr,
vor der Führungsakademie der Bundeswehr (Manteuffelstraße 20) auf.
G20-Urteil: „Auch Vorgänge in der GeSa müssen aufgeklärt werden“
„Mit diesem Urteil schützt der Vorsitzende Richter das Versammlungsrecht“, erklärt dazu Martin Dolzer, justizpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft.„Unter den in Gewahrsam Genommenen befand sich auch die linke Europa-Abgeordnete Eleonara Forenza, die sich als solche zu erkennen gegeben hatte. Der gesamte Vorgang ist Ausdruck des in vielen Fällen unverhältnismäßigen Vorgehens gegen die G20-Proteste.“
Am 8. Juli 2017 hatten sich über 75.000 Menschen zur Abschlussdemo „Grenzenlose Solidarität statt G20“ versammelt, darunter auch die Italiener_innen. Ein Hauptkommissar hatte ihre Ingewahrsamnahme angeordnet, um „Straftaten zu verhindern“, weil einige der Betroffenen schwarze Wechselbekleidung und Ausweise in wasserfesten Tüten dabei hatten.
Im Prozess hatten die Anwält_innen auch die Behandlung der Betroffen in der Gefangenensammelstelle (GeSa) als Verstoß gegen die Menschenrechte kritisiert: Die Italiener_innen hätten sich unter Anderem vollkommen ausziehen müssen und wurden in Zellen untergebracht, in denen die ganze Nacht das Licht brannte. „Auch die Vorgänge in der GeSa müssen lückenlos aufgeklärt werden“, fordert Dolzer. „Es hat seitens des Anwaltlichen Notdienstes etliche Beschwerden wegen Verstößen gegen die Menschenrechte von dort Untergebrachten gegeben.“
4. Juni 2018
Resozialisierungs- und Opferschutzgesetz: „Resozialisierung muss am ersten Tag der Haft beginnen“
Am Entwurf des Senats zum neuen Resozialisierungs- und Opferschutzgesetz gibt es enormen Nachbesserungsbedarf. Die Anhörung am Freitag im Justizausschuss hat die Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft in dieser Einschätzung noch einmal bestärkt. „Resozialisierung muss am ersten Tag der Haft beginnen und nicht erst in den letzten Tagen vor der Entlassung“, meint Martin Dolzer, justizpolitischer Sprecher der Linksfraktion. „Eine gute Sozialpolitik ist die beste Justizpolitik.“
Dementsprechend müssten Maßnahmen der Prävention im neuen Gesetz viel stärker berücksichtigt werden. „Offener Vollzug als Regelvollzug, Sozialversicherung und Mindestlohn für arbeitende Inhaftierte und die Einsetzung von pädagogisch geschulten Menschen als Anstalts- und Abteilungsleiter_innen wären wichtige Bausteine einer ganzheitlichen Herangehensweise“, meint Dolzer. In der Anhörung hatte der Vertreter der Justizvollzugsbeamt_innen kritisiert, dass die Justizvollzuganstalten aufgrund von Personalmangel vor dem Dilemma stünden, den Betrieb aufrecht zu erhalten oder von Beginn der Haft eine gute Resozialisierung zu ermöglichen.
„Es ist notwendig, den Personalmangel im Justizvollzug zu überwinden und die freien Träger erheblich zu stärken. Die therapeutischen Angebote während und nach der Haft müssen erheblich ausgebaut werden. Der Senat sollte zumindest einige Millionen der durch das sogenannte Konjunkturbereinigungsverfahren frei gewordenen 1,2 Milliarden Euro in die Hand nehmen, um dem Anspruch einer guten Resozialisierung gerecht zu werden.“ Dadurch, dass weniger Menschen rückfällig werden, würde – neben dem positiven Effekt für die Betroffenen und die Gesellschaft – auch Geld gespart. Außerdem schlägt Dolzer vor, Ersatzfreiheitsstrafen (Haft aufgrund nicht gezahlter Geldstrafen) durch geeignete Maßnahmen jenseits von Haft zu ersetzen und Bagatelldelikte zu entkriminalisieren. „So könnte die derzeitige Überlastung der Justizvollzugsanstalten wirksam bekämpft werden“, meint Dolzer.
Insgesamt habe der Gesetzentwurf die Schwäche, dass Aspekte im Bereich der Resozialisierung geregelt würden, die eigentlich im Justizvollzugsgesetz oder im Strafrecht geregelt werden sollten. An einigen Stellen würden darüber hinaus Regelungsbedarfe des Maßregelvollzugs mitgedacht, an weiteren Stellen nicht. „Der gesamte Entwurf ist noch nicht ausgegoren und muss weiterentwickelt werden“, meint Dolzer.
28. Mai 2018
Neues Hamburgisches Datenschutzgesetz schützt Daten weniger als zuvor
von Martin Dolzer, justizpolitischer Sprecher der Linksfraktion
Mit dem neuen Hamburgischen Datenschutzgesetz bleibt der Senat weit hinter den Möglichkeiten zurück, den Datenschutz auf seinem bisherigen Niveau zu halten und an einigen entscheidenden Stellen zu verbessern oder auszudifferenzieren.
Mit der neuen Datenschutzgrundverordnung, die am 25. Mai 2018 in Kraft trat, versucht die EU einen einheitlichen Rechtsrahmen für die Datenschutzvorgaben in den Mitgliedsstaaten zu schaffen. Daraufhin wurden und werden auf Bundes- und Landesebene ebenfalls neue Datenschutzgesetze entworfen, um diese der EU-Datenschutzgrundverordnung anzupassen.
Die Linksfraktion hat dem Entwurf für das neue Hamburgische Datenschutzgesetz aus mehreren Gründen nicht zugestimmt, weil er weder mehr Datenschutz noch mehr Transparenz schafft. Die Datenschutzrechte der Menschen in Hamburg hätten durch das Gesetz gestärkt werden müssen. Stattdessen wurde der Schutz vorhandener und erhobener Daten nicht so weit wie nötig definiert oder gestärkt, außerdem wurden weder das Auskunftsrecht in Bezug auf erhobene Daten noch die Möglichkeit, persönliche Daten löschen zu lassen, entscheidend verbessert. In mehreren Punkten wurde der Datenschutz sogar erheblich unter die bisherigen Standards gesenkt:
Fazit:
- Videoüberwachung wird in weit größerem Umfang ermöglicht als bisher. Dies ist ein inakzeptabler Eingriff in das Recht auf Informationelle Selbstbestimmung. Wie schon im neuen Bundesdatenschutzgesetz ist das ein zentraler Kritikpunkt am Hamburgischen Datenschutzgesetz.
- Die Übermittlung von Daten an Drittstaaten – also an Staaten außerhalb der EU – bei denen die EU davon ausgeht, dass sie nicht sicher mit den Daten umgehen, bleibt in den Regelungen der EU Datenschutzgrundverordnung in vielen Fällen durch Ausnahmeregelungen und Ausnahmegenehmigungen möglich, in weiteren Fällen ist es nicht ausreichend definiert.
- Zudem wurde auch in Hamburg, wie schon auf Bundesebene, versäumt, weitergehende Konkretisierungen vorzunehmen, die durch die EU-Datenschutzgrundverordnung nicht geregelt sind. Diese enthält dafür siebzig Öffnungsklauseln. Die Kompetenzen zwischen der Europäischen Union und den Mitgliedstaaten sind so geregelt, dass die EU nur dort tätig werden darf, wo sie eine ganz konkrete Ermächtigungsgrundlage hat. Alles andere liegt bei den Mitgliedstaaten. Soweit die EU in einem Bereich etwas geregelt hat, gibt es einen Vorrang vor dem Recht der Mitgliedstaaten. Wo sie dies nicht getan hat, ist der Mitgliedstaat frei. Das gilt auch für Fragen der Konkretisierung und Präzisierung. Wenn die EU nur eine allgemeine Regelung trifft, heißt das nicht, dass der Mitgliedstaat in dem ganzen Bereich dieser abstrakten Vorgaben selber nichts mehr regeln darf, sondern nur, dass im Konfliktfall die EU-Regel vorgehen würde.Das heißt konkret, dass Deutschland und Hamburg sehr wohl auch weitergehende Konkretisierungen vornehmen hätten können, so lange sie nicht gegen die EU-Datenschutzgrundverordnung verstoßen. Eine Umsetzung dieser Möglichkeit fehlt sowohl im neuen Bundesdatenschutzgesetz als auch im neuen Hamburgischen Datenschutzgesetz an vielen Stellen.
- Die EU-Datenschutzgrundverordnung enthält siebzig Öffnungsklauseln, kleine und große. Zwei große hat man beispielsweise für den Bereich des Beschäftigtendatenschutzes und für den öffentlichen Bereich, das heißt die Datenverarbeitung durch staatliche Stellen und auch durch alle privaten, die öffentliche Interessen verfolgen. Dieser Öffnungsbereich betrifft nahezu die Hälfte der gesamten Datenverarbeitung. Dementsprechend hätten auch auf der Hamburger Ebene ohne über den Rahmen der EU-Datenschutzgrundverordnung hinauszugehen, bereichsspezifische oder technikspezifische Regelungen getroffen werden können. So hätten zum Beispiel für die Bereiche „Beschäftigung und Datenschutz“ im öffentlichen Bereich Problemlösungen definiert werden können, die für den privaten Bereich eine Vorbildfunktion hätten. Auch die dazugehörige Videoüberwachung am Arbeitsplatz wurde nicht, wie möglich, genauer geregelt.
- Bei der Anpassung des Datenschutzgesetzes gibt es ein weiteres Grundproblem: Viele Paragraphen des neuen Gesetzes sind ohne direktes Hinzuziehen der EU-Datenschutzgrundverordnung und/oder des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) nicht nachvollziehbar oder sogar missverständlich. Die genannten drei Normen sind darüber nicht in der gleichen Systematik nummeriert und strukturiert – so dass ein vollständiges Begreifen der nach dem Subsidiaritätsprinzip geregelten einzelnen Aspekte für die Bürger_innen oftmals schwer wird. Im Berliner Entwurf des Landesgesetzes zur Anpassung an die EU-Datenschutzgrundverordnung wird diesem Problem zumindest einigen Aspekten dadurch Rechnung getragen, dass auf die entsprechenden EU Regelungen hingewiesen wird und das Gesetz insgesamt klar strukturiert ist. Im Hamburger Gesetz fehlt das fast vollkommen. Sein Regelungsgehalt wird dadurch ohne juristische Expertise schlicht unverständlich und schwer nachvollziehbar. Um dem Problem der Unverständlichkeit entgegenzuwirken ist es nötig, dass den Bürge_innen, gesellschaftlichen Akteuren und Unternehmen Informationsmaterial zum Verständnis des neuen Gesetzes in synoptischer Form (mit entsprechenden Verweisen auf die Regelungen auf Europa und Bundesebene) zur Verfügung gestellt wird. Diese Aufgabe bleibt dem Datenschutzbeauftragten überlassen.
- Der Datenschutzbeauftragte hätte insgesamt in seinen Kompetenzen, insbesondere aber personell und finanziell stärker unterstützt werden müssen. Letzteres ist nur in sehr geringem Ausmaß geschehen. Die Stärkung der Kompetenzen durch Kontroll- und Sanktionsmöglichkeiten für den Datenschutzbeauftragten wurde ebenfalls in weiten Teilen verfehlt. Die Finanzierung zusätzlicher Stellen, die in der EU_Datenschutzgrundverordnung vorgesehen ist, fehlt ebenfalls.Eine andere Möglichkeit, das Hamburgische Datenschutzgesetz verständlicher zu machen, wurde überhaupt nicht erwogen: Der Europäische Gerichtshof (EuGH) lässt Normwiederholungen aufgrund des primärrechtlichen Vorrangs des Unionsrechts in einem besonderen Fall zu: Im Fall des Zusammentreffens einer ganzen Reihe unionsrechtlicher, einzelstaatlicher und regionaler Vorschriften kann es ausnahmsweise „nicht als ein Verstoß gegen das Gemeinschaftsrecht angesehen werden, dass Regionalgesetze im Interesse ihres inneren Zusammenhangs und ihrer Verständlichkeit für die Adressaten bestimmte Punkte der Gemeinschaftsverordnungen wiederholen.“ (C-272/83, Rn. 27). Das ist hier der Fall. Aus diesem Grund wäre es besser gewesen, wenn im neuen Hamburgischen Datenschutzgesetz für die Verständlichkeit notwendig mit Wiederholungen und grundsätzlich mit Verweisen auf die EU-Datenschutzgrundverordnung und das Bundesdatenschutzgesetz gearbeitet worden wäre, um das oben genannte Problem zu beheben. Vielleicht passiert dies ja durch entsprechenden politischen Druck durch eine nachträgliche Reform.Auch bei der Neuregelung des Justizvollzugs- wie des Maßregelvollzugsgesetzes wurden personenbezogene Daten besonderer Kategorien wie politische Ausrichtung, Gewerkschaftszugehörigkeit, Sexualität, ethnischer Hintergrund nicht ausreichend geschützt. Das gilt zum Teil nicht nur für die Inhaftierten, sondern auch für Besucher_innen. Zudem wurden auch hier die Möglichkeiten der Videoüberwachung zu wenig geregelt. Aus diesen Grund hat die Linksfraktion auch diesen Gesetzentwürfen nicht zugestimmt.
Fazit:
1983 hatte das Bundesverfassungsgericht im „Allgemeinen Volkszählungsurteil“ das Recht auf informationelle Selbstbestimmung, also den Datenschutz, auf einen Verfassungsrang gehoben. Wenn wir also heute von Datenschutz sprechen, reden wir über verbriefte Grundrechte und unabdingbare Grundlagen der Demokratie. Die vorliegenden Gesetze zur Umsetzung der EU-Datenschutzgrundverordnung müssen auf Hamburger Ebene an vielen Stellen verbessert und ausdifferenziert werden, um dem Recht auf Informationelle Selbstbestimmung gerecht zu werden. Interessant ist dabei nicht nur, was im neuen Datenschutzgesetz steht, sondern insbesondere, was nicht darin steht, unverständlich formuliert oder ungenau geregelt ist. Dies gilt insbesondere für den Beschäftigtendatenschutz. Es wird in den nächsten Jahren nötig sein, im politischen und zivilgesellschaftlichen Rahmen ein Bewusstsein für die Mängel der jetzigen Gesetze zu entwickeln und entsprechenden politischen Druck aufzubauen, damit diese verbessert werden.
9. Mai 2018
G 20-Prozess
gegen Peike S.: Fragwürdiges Verfahren
Seit elf Monaten
sitzt der 21-jährige Niederländer Peike S. bereits in
Untersuchungshaft, weil er Polizeibeamte während des G20-Gipfels mit
Flaschen beworfen haben soll. Im August war S. zu einer Haftstrafe
von zwei Jahren und sieben Monaten verurteilt worden.
Dazu erklärt Martin Dolzer, justizpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft: „In anderen Verfahren wurden nicht vorbestrafte Angeklagte, denen ähnliche Taten während des G20-Gipfels vorgeworfen wurden, jeweils zu Freiheitsstrafen auf Bewährung verurteilt. Schon diese Freiheitsstrafen von meist mehr als einem Jahr auf Bewährung gingen erheblich über das übliche Strafmaß hinaus. Zudem machten die Tatzeugen im Verfahren gegen Peike S. widersprüchliche Aussagen. Vor dem Hintergrund all dieser Aspekte ist es besorgniserregend, dass die Richterin sowohl einen Antrag der Verteidigung auf Haftverschonung, wie auch die Einführung von etwaig entlastendem Videomaterial in die Verhandlung abgelehnt hat. Peike S. müsste eigentlich sofort aus der Untersuchungshaft entlassen werden.“
Hohe Strafen
sollten offenbar der Abschreckung von internationalem Protest bei
umstrittenen Ereignissen wie dem G20-Gipfel dienen. „20 der 30
länger in U-Haft Sitzenden waren, so wie Peike S., nicht-deutsche
Staatsbürger_innen, fünf waren Obdachlose. Durch ein solch
unverhältnismäßiges Vorgehen werden die Versammlungsfreiheit und
auch das Diskriminierungsverbot der Europäischen
Menschenrechtskonvention (EMRK) in Frage gestellt“, so Dolzer
weiter. „Egal, ob die Forderungen von Olaf Scholz und Innenminister
de Maizière nach harten Strafen oder ein anderer Grund die
Motivation für dieses Vorgehen sind, mit fairen Verfahren und
Rechtsstaatlichkeit hat das leider wenig zu tun.“
21. Februar 2018
Justizsenator Till Steffen hat heute den sanierten B-Flügel der Haftanstalt am Holstenglacis vorgestellt. „Diese Sanierung ist eher ein Tropfen auf den heißen Stein als ein großer Wurf. Die Hamburger Haftanstalten sind nach wie vor überbelegt und teilweise in sehr schlechtem Zustand“, erklärt Martin Dolzer, justizpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft. Es gebe nicht genug Personal, der Betreuungsschlüssel sei nicht ausreichend.
Auch der kürzlich vorgestellte Entwurf für ein Hamburgisches Resozialisierungs- und Opferschutzgesetz habe Schwächen: Dem Ziel, ab dem ersten Hafttag mit der Resozialisierung zu beginnen, werde er nicht gerecht, da der Entwurf sich hauptsächlich auf den Übergang von der Haft in die Freiheit konzentriere.„Statt kleiner Verbesserungen sollte Steffen eine ganzheitliche Reform durchsetzen. Das heißt: Therapieangebote, Ausbildungsplätze und Wohngruppen in Haft müssen ausgebaut, genügend sozial-kompetentes Personal eingestellt werden. Zudem sollten der Offene Vollzug zum Regelvollzug und Bagatelldelikte entkriminalisiert werden. So würde der Personalschlüssel in den Gefängnissen auch ohne Warten auf neu ausgebildete Justizbeamt_innen sofort verbessert“, sagt Dolzer.
“Tor zum Tod”: Pro Tag gehen zwölf Tonnen Munition durch den Hamburger Hafen
1.127,85 Tonnen Munition wurden in den letzten drei Monaten durch den Hamburger Hafen exportiert, durchschnittlich zwölf Tonnen pro Tag. Das geht aus der Antwort des Senats auf eine Anfrage (Drs. 21/11935) der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft hervor. Im Jahr 2017 waren es insgesamt 9.165,74 Tonnen, also 25 Tonnen am Tag. „Von einer abnehmenden Tendenz kann man aber anhand der letzten drei Monate leider nicht sprechen, weil die Exporte von Monat zu Monat schwanken. Und: Jede Waffe und jede Patrone, die durch den Hamburger Hafen exportiert wird, ist eine zu viel“, erklärt Martin Dolzer, friedenspolitischer Sprecher der Fraktion.
„Unsere Anfrage belegt, dass Hamburg noch immer für unzählige Menschen etwa in Kolumbien, Honduras und anderen Krisenregionen potenziell zum Tor zum Tod wird.“
In Kolumbien verletzen trotz des Friedensprozesses staatliche Kräfte und Paramilitärs regelmäßig die Menschenrechte. Allein 38 FARC-Mitglieder wurden nach Abschluss eines Friedensvertrags 2017 ermordet. Auch Gemeindesprecher afro-kolumbianischer Regionen fielen Anschlägen von Paramilitärs zum Opfer. In Honduras erschossen Sicherheitskräfte 2017 laut Amnesty International mindestens 14 Menschen bei friedlichen Demonstrationen, freie Meinungsäußerung und friedlicher Protest würden gewaltsam unterdrückt. „Waffen- und Munitionstransporte tragen weltweit zu Menschenrechtsverletzungen und zum Tod unzähliger Menschen bei“, so Dolzer.
„Krauss Maffei exportiert seit Jahren Wannen für Leopard-Panzer, wie sie auch die türkische Armee nutzt, die momentan gemeinsam mit IS-Milizen einen völkerrechtswidrigen Krieg gegen die Kurd_innen in Afrin führt. Das Geschäft mit dem Tod muss endlich ein Ende haben!“
Die Zielländer der Munition sind nur drei Monate im Gefahrgut-Informationssystem der Polizei (GEGIS) einsehbar. „Transparenz sieht anders aus. Genauso wie die Exportmengen sollten auch die Hersteller, die Zielländer und die genauen Empfänger im Transparenzportal veröffentlicht werden“, fordert der Abgeordnete. Zahlen zu den Exporten von Waffen durch den Hamburger Hafen gibt der Senat nicht an – dies sei Bundesangelegenheit.
8. Februar 2018
Notsanierung ersetzt keine Resozialisierung Justizsenator Till Steffen hat heute den sanierten B-Flügel der Haftanstalt am Holstenglacis vorgestellt. „Diese Sanierung ist eher ein Tropfen auf den heißen Stein als ein großer Wurf. Die Hamburger Haftanstalten sind nach wie vor überbelegt und teilweise in sehr schlechtem Zustand“, erklärt Martin Dolzer, justizpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft. Es gebe nicht genug Personal, der Betreuungsschlüssel sei nicht ausreichend.
Auch der kürzlich vorgestellte Entwurf für ein Hamburgisches Resozialisierungs- und Opferschutzgesetz habe Schwächen: Dem Ziel, ab dem ersten Hafttag mit der Resozialisierung zu beginnen, werde er nicht gerecht, da der Entwurf sich hauptsächlich auf den Übergang von der Haft in die Freiheit konzentriere.„Statt kleiner Verbesserungen sollte Steffen eine ganzheitliche Reform durchsetzen. Das heißt: Therapieangebote, Ausbildungsplätze und Wohngruppen in Haft müssen ausgebaut, genügend sozial-kompetentes Personal eingestellt werden. Zudem sollten der Offene Vollzug zum Regelvollzug und Bagatelldelikte entkriminalisiert werden. So würde der Personalschlüssel in den Gefängnissen auch ohne Warten auf neu ausgebildete Justizbeamt_innen sofort verbessert“, sagt Dolzer.
Damit
das Resozialisierungsgesetz nicht zum zahnlosen Tiger wird, hat die
Linksfraktion bereits im letzten Jahr einige Verbesserungen
vorgeschlagen (Drs. 21/8199), die nun im Justizausschuss zur
Diskussion stehen.
26.
Dezember 2017
G20-Öffentlichkeitsfahndung muss sofort beendet werden!
G20-Öffentlichkeitsfahndung muss sofort beendet werden!
Die Öffentlichkeitsfahndung nach 107 Menschen im Zusammenhang mit dem G20-Gipfel ist inzwischen bestätigten Medienberichten zufolge pauschal durch einen einzigen Amtsrichter zugelassen worden.
„Das
ist völlig verantwortungslos“,
kritisiert Martin
Dolzer,
justizpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der
Hamburgischen Bürgerschaft. „Eine
solche Fahndung darf nach derzeitiger Rechtslage wenn überhaupt,
dann nur streng reguliert angewandt werden. Eigentlich muss bei jedem
einzelnen Bild genau abgewogen werden, ob die abgebildete Person
dringend tatverdächtig ist, die Schwere des Delikts diese Art der
Verfolgung rechtfertigt und auf keine andere Weise eine
Aufenthaltsermittlung möglich ist. Bei einer Pauschalgenehmigung für
107 Menschen drängt sich die Frage auf, ob hier tatsächlich die
erforderliche richterliche Einzelfallprüfung vorgenommen wurde.“
Ohnehin
sei die Öffentlichkeitsfahndung unter anderem aufgrund der
anhaltenden Stigmatisierung der Betroffenen durch eine nicht
rücknehmbare Verbreitung im Internet und in den sozialen Netzwerken
das falsche Mittel. Am
Fall der in der Bild abgedruckten 17-jährigen Jugendlichen
sei deutlich geworden, dass selbst der Schutzgedanke des
Jugendstrafrechts bei der Genehmigung der Öffentlichkeitsfahndung
nicht beachtet wurde. „Aus
gutem Grund finden Prozesse gegen unter 18-Jährige nichtöffentlich
statt. Eine 17-Jährige mit Foto im Internet zur Fahndung
auszuschreiben ist vor diesem Hintergrund vollkommen inakzeptabel und
ein Angriff auf den demokratischen Rechtsstaat“, so Dolzer.
„Die Öffentlichkeitsfahndung muss sofort beendet werden, um
weiteren Schaden zu verhindern.“
14.
Dezember 2017
Lampedusa-Gruppe braucht politische Lösung statt Kälte und Gängelei!
Die
Versammlungsbehörde hat neue Auflagen für das Kundgebungszelt der
Gruppe »Lampedusa in Hamburg« am Steindamm erlassen. Diese sehen
vor, dass das Zelt ständig, auch in der Nacht, an drei Seiten
geöffnet sein muss. Dazu erklärt Martin
Dolzer,
justizpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der
Hamburgischen Bürgerschaft: »Die
neuen Auflagen sind nicht erfüllbar. Wenn sie in Kraft treten, wäre
die Kundgebung faktisch beendet, denn gerade in den Wintermonaten ist
es einfach nicht möglich, dass Zelt ständig offen zu halten.
Diejenigen, die das Zelt unter solchen Bedingungen betreuen würden,
müssten wegen der Kälte ihre Gesundheit aufs Spiel setzen.«Zudem
sei das Zelt auch ein Schutzraum für die Geflüchteten, so Dolzer.
Bei einer Öffnung steige womöglich auch das Risiko von Übergriffen.
Die
»Lampedusa-Flüchtlinge« fordern weiter ein gemeinsames
Aufenthaltsrecht nach § 23 oder § 25 des Aufenthaltsgesetzes. »Das
ist berechtigt, denn ihre Rückkehr ins politisch zerrüttete Libyen
ist unmöglich«, so Dolzer. »Der Senat muss sich endlich auf
die Gruppe zubewegen und ihr eine humane politische Lösung anbieten.
Das Bereitstellen eines geschützten Raumes in St. Georg wäre sicher
ein guter erster Schritt, um die seit Jahren festgefahrene Situation
menschenwürdig zu lösen.«
6. Dezember
2017
Leuchtturmpolitik ersetzt kein wissenschaftliches Konzept!
Zu
den Plänen des Senats, Hamburg zu einer Wissenschaftsmetropole zu
machen, erklärt Martin
Dolzer,
wissenschaftspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der
Hamburgischen Bürgerschaft: „Wirklich
innovativ wäre die Umkehr von der unternehmerischen Hochschule zu
einer Hochschule in gesellschaftlicher Verantwortung. Eine
neoliberale Politik der Leuchttürme ersetzt aber noch kein klares
wissenschaftliches Konzept!“
Die
Liste der Missstände an den Hamburger Hochschulen ist lang:
Schlechte Betreuungsverhältnisse, unterbezahlte Lehraufträge,
schlechte Arbeitsbedingungen für wissenschaftliche
Mitarbeiter_innen, befristete Beschäftigungsverhältnisse,
mangelnder Zugriff auf Forschungsergebnisse, zu wenig Studienplätze
und die viel zu hohe Drittmittelabhängigkeit in der Forschung seien
nur einige brennende Probleme, so Dolzer. „Anstatt den Zugang
zur Spitzenforschung oder zu Masterstudiengängen immer exklusiver zu
gestalten, wäre eine Demokratisierung der Hochschulen und eine
gezielte Förderung auch der bisher vernachlässigten sozial- und
geisteswissenschaftlichen Bereiche nötig. So könnte das
interdisziplinäre Grundniveau der Hochschulbildung angehoben
werden“, erklärt Dolzer.
Und
weiter:„Statt den aussichtslosen Wettlauf um die größte
Wirtschaftsmetropole zu forcieren, sollte der Senat die
interdisziplinäre Ausrichtung der Wissenschaft stärken – denn
Hochschulen spielen eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung einer
Gesellschaft, in der Menschen respektvoll und konstruktiv
zusammenleben.“
27. November
2017
Fall Fabio: Rechtsstaatlich fragwürdige U-Haft nach G20
Heute
wurde Fabio V., der seit dem G20-Gipfel Anfang Juli in
Untersuchungshaft saß, gegen eine Kautionszahlung von 10.000 Euro
aus der Haft entlassen. „Dass
ein 18-Jähriger mehrere Monate in Untersuchungshaft saß, obwohl ihm
keine individuelle Tat, sondern lediglich die ,psychologische
Unterstützung‘ von etwaigen ,Pyrotechnik- und Steinewerfern‘
vorgeworfen wurde, ist ein bedenkliches Vorgehen der Justiz und ein
empfindlicher Eingriff in die Menschenrechte“,
erklärt dazu Martin
Dolzer,
justizpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der
Hamburgischen Bürgerschaft. „20
der 30 länger in U-Haft Sitzenden waren, so wie Fabio V.,
nicht-deutsche Staatsbürger_innen – in mehr als 80 Prozent der
bereits entschiedenen Fälle führten die Vorwürfe dann lediglich zu
Bewährungsstrafen. Durch ein solch unverhältnismäßiges Vorgehen
werden die Versammlungsfreiheit und auch das Diskriminierungsverbot
der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) in Frage gestellt.
Egal, ob die Forderungen von Olaf Scholz und Innenminister de
Maizière nach harten Strafen oder ein anderer Grund die Motivation
für dieses Vorgehen sind, mit fairen Verfahren und
Rechtsstaatlichkeit hat das leider wenig zu tun.“
14.
November 2017
Resozialisierung und Opferschutz: Noch viele Nachbesserungen nötig
So
fehle es auch nach den Planungen des Senats weiter sowohl in der Haft
wie auch danach u.a. an Therapieangeboten, Ausbildungsplätzen,
Wohngruppen, bezahlbarem Wohnraum und sozial-kompetentem Personal mit
ausreichenden Zeitressourcen. „Ich hoffe, dass in der Diskussion
mit den Verbänden und im Parlament noch unbedingt notwendige
Nachbesserungen erreicht werden können“, so Dolzer. „In
Berlin zum Beispiel ist der Offene Vollzug als Regelvollzug ein
wichtiges Ziel, um die Bedingungen in der Haft denen in der Freiheit
so weit wie möglich anzugleichen. Das wäre auch für Hamburg ein
wichtiger Schritt.“
18. Oktober
2017
Polizeieinsatz bei G20 ein Erfolg – nach militärischen Kriterien?
Auf
dem ersten „Trinationalen Workshop Zivil-Militärische
Zusammenarbeit“ an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg
trägt heute der leitende Polizeidirektor Hartmut Dudde eine
Auswertung des OSZE- und des G20-Gipfels vor. Laut Programm wird er
darlegen, dass die Polizei bei beiden Einsätzen „professionell,
mit Fingerspitzengefühl, besonnen und mit Augenmaß, aber auch
konsequent“ vorgegangen sei. In einem weiteren Workshop mit dem
Schweizer Divisionär Hans-Peter Kellerhals geht es um die Frage,
„wie Streitkräfte zivile Sicherheitskräfte im Schutz kritischer
Infrastrukturen unterstützen können und wie dies gemeinsam
trainiert werden kann“.
„In
Blankenese werden der Einsatz der Bundeswehr im Inneren zu
sicherheitspolitischen Zwecken und der Ausbau der
militärisch-polizeilichen Zusammenarbeit ideologisch rechtfertigt
und weiterentwickelt“,
erklärt dazu Martin
Dolzer,
friedenspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der
Hamburgischen Bürgerschaft. „Beim
G20-Gipfel gab es bereits 35 Amtshilfeersuchen an die Bundeswehr, von
denen mehr als 20 genehmigt wurden. Hamburg hat als Mittlerin des
Friedens die Aufgabe, für den Frieden zu wirken. Diese Konferenz
lässt aber ganz im Gegensatz dazu befürchten, dass die Aushebelung
des Verbots von Bundeswehreinsätzen im Inneren forciert werden
soll.“
Es
grenze an Zynismus, die Polizeistrategie beim G20-Gipfel im
militärischen Rahmen als großen Erfolg zu feiern, kritisiert der
Abgeordnete weiter: „Es drängt sich immer mehr der Eindruck
auf, dass es sich beim Polizeieinsatz und der Amtshilfe durch die
Bundeswehr, durch Militär anderer Länder und die österreichische
Polizei um eine Art Manöver zur Protestbekämpfung in einer
Großstadt gehandelt hat.“
Resolution
Regierung in Togo muss Menschenrechte
einhalten und Demokratie zulassen
In Togo kommt es seit dem 19. August in
mehreren Städten zu großen Demonstrationen für freie Wahlen und
eine demokratische Verfassung. Die Teilnehmer_innen fordern u.a. eine
Begrenzung der Präsidentschaftszeit auf zwei Perioden und eine
Verfassung, die das Wahlrecht für Exiltogoles_innen garantiert. Seit
1990 flohen mehrere hundertausend Menschen aus politischen Gründen
aus Togo. Die Demonstrationen kritisieren auch die die mangelnde
Gesundheitsversorgung und Infrastruktur, insbesondere außerhalb der
Hauptstadt Lomé.
Der jetzige Präsident Togos, Faure
Gnassingbé, ist seit 2005 an der Macht. Er übernahm das Amt mit
Hilfe des Militärs von seinem Vater, der zuvor 40 Jahre regiert
hatte. Faure Gnassingbé ließ sich damals durch Wahlen bestätigen,
die von der EU wegen offensichtlichem Wahlbetrug kritisiert wurden.
Die Afrikanische Union sprach von einem Wahlputsch. Deshalb fordern
die Protestierenden die Beendigung der seit 50 Jahren in Togo
herrschenden Diktatur.
Die jetzigen Demonstrationen werden von
einer »Demokratischen Plattform« und der Panafrikanischen
Nationalpartei (PNP), organisiert. In diesem Rahmen versammelten sich
am 19. und 20. August in fünf Städten Togos und mehreren Metropolen
weltweit Zehntausende. Am 6. und 7. September versammelten allein in
Lomé 100.000 Menschen. Seitdem wird regelmäßig demonstriert.
Während der Proteste am 19. und 20. August erschossen Soldaten
Berichten von Menschenrechtsaktivist_innen zufolge in der Stadt
Sokodé sieben Personen. Die Regierung spricht dazu lediglich von
zwei Toten. In der Hauptstadt Lomé wurden die Demonstrierenden
ebenfalls von Soldaten angegriffen. Auch in der Stadt Kara schoss
Militär mit Gewehren und Gaskartuschen in die Menge der
Protestierenden. Es gab Dutzende Verletzte. Auch am 6. und 7.
September schoss das Militär mit scharfer Munition und Gaspatronen
u.a in Sokodé, Lome und Kara auf Demonstrierende und nahm unzählige
Menschen fest. Viele der mittlerweile Freigelassenen berichten von
Folter, Erniedrigung und Schlägen nach den Festnahmen, eine Vielzahl
von Verletzungen ist dokumentiert. Mindestens 126 Personen befinden
sich laut Berichten von Menschenrechtler_innen immer noch in Haft. Am
20. und 21. September erschossen Soldaten erneut 3 Menschen, Hunderte
wurden verletzt, außerdem viele inhaftiert.
Militär und Polizei durchkämmen seit
den ersten Demonstrationen die Häuser nach Menschen, die gefangen
genommen werden sollen. So mussten sich zum Beispiel der Vorsitzende
und weitere Funktionäre der PNP sowie Aktivist_innen der
Demokratischen Bewegung verstecken, um nicht verhaftet zu werden.
Gerade junge Menschen sind von der Verfolgung betroffen. Viele
fliehen wie schon bei der Verfolgung nach Protesten in den vergangen
Jahrzehnten nach Ghana und Benin. Die Regierung Togos hat sich zwar
bereit erklärt, die Amtszeit des Präsidenten auf zwei Legislaturen
zu begrenzen. Die Demonstrant_innen befürchten jedoch, dass es sich
lediglich um ein Ablenkungsmanöver handelt, um die Proteste zu
beruhigen und die Macht Faure Gnassingbés zu sichern.
Wir erklären uns solidarisch mit den
Protesten und Forderungen der Demokratischen Plattform und der PNP.
Das Recht auf freie Wahlen, eine Demokratisierung der Verfassung und
die Einhaltung der Menschenrechte sind in der Charta der UN
garantiert und müssen auf jeden Fall eingehalten werden. Ein
Wahlrecht für Exiltogoles_innen wäre aufgrund der hohen Anzahl aus
politischen Gründen Geflohener ein Schritt zur Demokratisierung.
Wir fordern die Bundesregierung und die
EU auf, entschiedenen politischen Druck auf die Regierung in Togo
auszuüben die Menschenrechte einzuhalten, Folter sowie gewalttätige
Angriffe des Militärs und der Polizei auf legitime Proteste sofort
einzustellen, sowie die Verfassung zu demokratisieren und freie und
faire Wahlen zu ermöglichen.
Dr. Dieter Dehm, Mitglied des Bundestags (MdB), DIE LINKE
Ulla Jelpke, MdB, DIE LINKE
Martin Dolzer, Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft (Landtag), DIE LINKE
Niema Movassat, MdB, DIE LINKE
Hubertus Zdebel, MdB, DIE LINKE
Kerstin Kassner, MdB, DIE LINKE
Andrej Hunko, MdB, Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarats, DIE LINKE
Grundrechtsverletzungen in der G20-GeSa müssen aufgeklärt werden
„Wenn das zutrifft, wurden in der GeSa rechtsstaatliche Prinzipien willkürlich außer Kraft gesetzt“, erklärt dazu Martin Dolzer, justizpolitischer Sprecher der Fraktion. „Den Berichten nach wurden in Gewahrsam Genommene schikaniert und Anwält_innen auch unter Anwendung von Gewalt an ihrer Arbeit gehindert. Teilweise verbrachten die in Gewahrsam Genommenen mehr als 35 Stunden ohne Richtervorführung in der GeSa. Dadurch wurde das Unverzüglichkeitsgebot verletzt. Verletzten und Epileptiker_innen wurde zum Teil die ärztliche Versorgung und/oder Medikamente vorenthalten. Die Versorgung mit Lebensmitteln und Getränken war mehr als mangelhaft, Frauen wurden Hygieneartikel verweigert. All diese Rechtsverstöße müssen lückenlos aufgearbeitet werden und politische Konsequenzen nach sich ziehen.“
Einige Beispiele bisher bekannt gewordener Rechtsverstöße in der GeSa:
Anwält_innen des Anwaltlichen Notdienstes kritisieren u.a., dass in der Nacht vom 6. auf den 7. Juli unter Vorwänden jeglicher Kontakt zu den in Gewahrsam Genommenen verhindert wurde. Zudem wurden viele in Gewahrsam Genommene vor und nach Anwaltsgesprächen unter vollständiger Entkleidung mit der Begründung durchsucht, dass Anwält_innen verbotene Gegenstände an ihre Mandant_innen übergeben haben könnten. Ein anwaltlicher Widerspruch dagegen endete am 8. Juli um 1:30 Uhr morgens mit der Unterbrechung des Anwaltsgesprächs durch Polizeibeamten. Die Anwältin wurde daraufhin angeschrien und mit körperlicher Gewalt aus dem Gesprächscontainer und vom Gelände der GeSa entfernt. Ihre persönlichen Gegenstände – Handy, Aufzeichnungen etc. – verblieben in der GeSa
In einem Fall wurde am 9. Juli um ca. 3:00 Uhr morgens ein Anwalt, der seinen Mandanten bei der Vorführung vor einer Haftrichterin in der GeSa vertreten wollte, zunächst durch eine Richterin und einen Staatsanwalt angeschrien, er solle den Gerichtssaal verlassen und dann mit körperlicher Gewalt aus dem Saal gedrängt. Der betroffene Anwalt hat mittlerweile Dienstaufsichtsbeschwerde eingelegt.
Eine verletzte junge Frau wurde am Freitag, 7. Juli, um 12 Uhr mittags mit Verdacht auf Nasenbeinbruch in die GeSa gebracht. Sie erhielt 15 Stunden lang keine Nahrung, die Verletzung wurde nicht geröntgt und behandelt. Die Betroffene wurde erst 40 Stunden nach ihrer Festnahme einem Richter vorgeführt, der sie mangels Tatverdacht aus dem Polizeigewahrsam entließ. Auch bei zum Teil schwer verletzt in Gewahrsam Genommenen wurde das Recht auf unverzügliche, angemessene medizinische Behandlung außer Kraft gesetzt. Dies galt auch für u.a. an Epilepsie erkrankte Personen, die trotz Verweises auf ihre Erkrankungen keinen Zugang zu dringend benötigten Medikamenten erhielten. Hier wurden durch die Verantwortlichen lebensbedrohliche Folgen bewusst in Kauf genommen.
Mehrere Frauen berichten, dass ihnen u.a. unter der Begründung „Demonstrantinnen bekommen nicht ihre Tage“ keine Hygieneartikel zur Verfügung gestellt wurden, obwohl sie diese benötigten. In einem Fall berichtete eine junge Frau, sie habe sich vor den Augen der Beamtinnen einen Tampon einführen müssen.
Pressemitteilung 21. Juli 2017
Zum Antikriegstag erklärt Martin Dolzer, friedenspolitischer Sprecher der Linksfraktion, „Hamburg könnte als Mittlerin des Friedens in vielerlei Hinsicht Zeichen setzen. Aber stattdessen werden weiter durch den Hafen Waffen und Munition im großen Ausmaß transportiert und die Bundeswehr wirbt an Hamburger Schulen und im öffentlichen Raum fürs töten. Waffen und Erziehung zum Krieg schaffen keinen Frieden.
Deutschland ist jedoch einer der größten Waffenexporteure der Welt. Für fast sieben Milliarden Euro sind im vergangenen Jahr Waffen ins Ausland gegangen, auch an Diktaturen wie Saudi-Arabien und in die Türkei. Jede Waffe findet ihren Krieg und schafft Fluchtursachen. Die Bundesregierung plant, die Ausgaben für Militär und Rüstung auf fast 70 Milliarden Euro im Jahr fast zu verdoppeln und ist federführend an einer immer aggressiveren Außenpolitik der EU beteiligt. In Hamburg werden neue Kriegsschiffe gebaut, auch beim G20 wurde das Militär an vielerorts eingesetzt. Das ist der falsche Weg.
DIE LINKE setzt sich dagegen für den Stop der Waffenexporte, Frieden, Zivilklauseln an den Hochschulen, faire Handelsbeziehungen und soziale Gerechtigkeit weltweit ein. Wir wollen die NATO durch eine gemeinsame internationale Sicherheitsarchitektur ersetzen. Nur Dialog auf Augenhöhe, nicht jedoch Krieg und Gewalt kann Konflikte nachhaltig lösen.“
Pressemitteilung, 28. August 2017
G20-Urteil: Unverhältnismäßig
Das Amtsgericht Hamburg hat einen 21-Jährigen wegen des Wurfs von zwei Flaschen im Zusammenhang mit den Protesten gegen den G20-Gipfel vor sechs Wochen zu zwei Jahren und sieben Monaten Haft verurteilt. Damit ging das Gericht weit über die Forderung der Staatsanwaltschaft von einem Jahr und neun Monaten hinaus. „Sollten die Richter_innen in den anstehenden weiteren Verfahren ebenfalls derart absurd hohe Strafen verhängen, wäre das ein besorgniserregender und nicht hinnehmbarer Angriff auf die Grundrechte“, erklärt dazu Martin Dolzer, justizpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft. „Der Jurist und Regierungschef Olaf Scholz hatte mehrmals sehr hohe Strafen verlangt, die Justiz folgt dieser Vorgabe nun eifrig. Über die Rechtmäßigkeit dieser Urteile werden höhere Instanzen entscheiden. Klar ist aber schon jetzt: Hamburg versucht, einzelne Personen juristisch in den Fokus zu schieben, um sich vor einer politische Aufarbeitung des G20-Desasters zu drücken. Das löst keine gesellschaftlichen Probleme, sondern schafft nur neue.“
G20-U-Haft – Ein Signal der Abschreckung an EU-Bürger_innen?
In Hamburger JVAen sitzen noch immer 35 Untersuchungsgefangene, die beim G20-Gipfel festgenommen wurden – dabei werden besonders nicht-deutsche Gefangene mit haltlosen Begründungen festgehalten, wie uns Anwält_innen berichten. Soll hier ein Exempel statuiert werden, um Aktivist_innen aus dem Ausland abzuschrecken?
In Hamburger JVAen befinden sich zurzeit 35 Untersuchungsgefangene, die während des G20-Gipfels festgenommen wurden, darunter 20 aus dem EU-Ausland. Einigen wird keine individuell zuzuordnende Straftat vorgeworfen, anderen lediglich solche, die normalerweise höchstens mit Bewährungsstrafen geahndet werden.
„In einigen Fällen wird die Fortdauer der U-Haft allein mit dem Vorwurf einer ,psychologischen Unterstützung‘ von Demonstrant_innen begründet, die Flaschen oder Böller geworfen hätten – weil die nun Inhaftierten sich nicht aus diesen Gruppen entfernt hätten“, kritisiert Martin Dolzer, justizpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft. „Anwält_innen berichten von mehreren ähnlich haltlosen Begründungen in denen keine nachvollziehbaren Haftgründe vorliegen, es werden mehrere Verfassungsbeschwerden eingelegt werden.“ Dagegen sind mehrere Personen mit Wohnsitz in Deutschland, mit zum Teil weit schwereren Vorwürfen, mittlerweile freigelassen worden.
„Es drängt sich der Eindruck auf, dass an den nicht-deutschen Gefangenen im Rahmen einer Feindbildzuschreibung ein unverhältnismäßiges Exempel statuiert werden soll“, so Dolzer. „Das verstößt zumindest gegen das Diskriminierungsverbot in Artikel 14 der Europäischen Menschenrechtskonvention. Das davon ausgehende Signal wäre eines der Abschreckung: dass entgegen geltenden Rechts in Deutschland kein Protest von Menschen aus anderen EU-Ländern zugelassen wird, ohne dass diese überzogene Sanktionen befürchten müssen. Es wäre verheerend, wenn die Justiz den Forderungen von Teilen des Senats nach harten Strafen nachkommt, ohne Berücksichtigung, ob den Einzelnen eine konkrete Tat tatsächlich vorgeworfen werden kann und ohne Prüfung, ob die tatsächliche Lebenssituation eine Fluchtgefahr nahelegt.“
Pressemitteilung 21. Juli 2017
Verurteilung des kurdischen Politikers Zeki Eroglu ist Signal in die falsche Richtung
Das Oberlandesgericht Hamburg hat heute den kurdischen Politiker Zeki Eroğlu wegen des Vorwurfs der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung gemäß §129b zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Ihm wurde vorgeworfen, dass er sich als Gebietsverantwortlicher und Sektorleiter als Funktionär der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) betätigt habe. Die Bundesanwaltschaft (BAW) hatte eine Haftstrafe von zwei Jahren und neun Monaten, die Verteidigung und Zeki Eroglu hatten Freispruch gefordert.
„Die erneute Verurteilung eines kurdischen Politikers durch das OLG Hamburg ist in Anbetracht der Situation in der Türkei ein Signal in die falsche Richtung. Es ist notwendig, dass die Bundesregierung endlich ihre 2011 erteilte Verfolgungsermächtigung gemäß §129b zurücknimmt, denn durch sie wird Außenpolitik mittels Strafrecht gemacht“, erklärt Martin Dolzer, justizpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft.
In der Urteilsbegründung sagte der Vorsitzende Richter Sakuth, es sei erwiesen, dass in der Türkei systematisch gefoltert werde, dass die Rechte der Kurden kontinuierlich verletzt würden und dass es zu extralegalen Hinrichtungen komme. Die Justiz handle nicht unabhängig und fair, staatliche Täter blieben straflos. Ganze Dörfer seien bereits zerstört worden, nur weil der Verdacht bestanden habe, dass sich dort PKK-Kämpfer aufhielten, Menschen seien nur wegen ihrer regierungskritischen Einstellung als Terroristen inhaftiert und verurteilt worden, so Sakuth. Zudem habe die PKK in Syrien Menschenleben gerettet.
„Vor dem Hintergrund dieser Einsicht des OLG wäre der richtige Weg, den Kurd_innen aufgrund der jahrzehntelangen Menschenrechtsverletzungen und der Kriegsverbrechen in den kurdischen Provinzen der Türkei ein Widerstandsrecht gemäß Art. 20 Abs. 4 GG zuzugestehen. Zudem fordert DIE LINKE seit langem die Aufhebung des PKK-Verbots. Durch diese Schritte würde ein positives Signal für eine Demokratisierung des Mittleren Ostens gesetzt“, so Dolzer weiter.
G20 in Hamburg …Blick zurück – für den Weg nach vorn
Auswertung des G20 – für eine solidarische Zivilgesellschaft
Mit: Martin Dolzer, Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft und Direktkandidat der LINKEN zum Bundestag im Wahlkreis18 Hamburg-Mitte
Franziska Hildebrandt, Mitglied im Vorstand des Allgemeinen Studierenden-ausschusses (AStA) der Universität Hamburg
Sören Altstädt, Mitglied des Democracy in Europe Movement 2025 (DiEM25)
N.N., Mitglied der Gruppe Lampedusa in Hamburg
Dienstag 11. Juli 2017 17:30–20:00Uhr Culturhaus Sternchance Souterrainsaal Raum 5, Schröderstiftstraße 7
in einem Ausläufer des Schanzenparks, rückseitig des Fernsehturms
22. Juni 2017
Für eine selbstbestimmte Entwicklung und Frieden in Afrika!
Gedanken zum Konzept der G20 zur Verbesserung der Partnerschaft mit Afrika
von Martin Dolzer, europa- und friedenspolitischer Sprecher der Linksfraktion
Am 30. Juni diskutiert DIE LINKE mit Politiker_innen aus Afrika und der Diaspora: Wie können faire Wirtschaftsbeziehungen und eine selbstbestimmte Entwicklung der afrikanischen Staaten gefördert werden – jenseits neokolonialer Strukturen?
Die Bundesregierung hat die Beziehungen zu Afrika zu einem der Schwerpunktthemen der G 20 während ihrer einjährigen Präsidentschaft gemacht: Am 12. und 13. Juni lud Finanzminister Schäuble in Berlin unter dem Titel „G20-Afrika-Partnerschafts-Konferenz“ zu einem Treffen mit ausgewählten afrikanischen Regierungschefs ein. Das Ziel der Bundesregierung ist klar: Eine neue investorenfreundliche Entwicklungspolitik im Sinne bundesdeutscher Interessen sowie der G 20 soll vorangetrieben werden.
Kolonialismus – Neo-Kolonialismus und G20
Es gibt viele gravierende Probleme in den Beziehungen zwischen der Europäischen Union, den G20 und Afrika: Zu nennen wären etwa die vielen Rüstungsexporte, Kriege, Landgrabbing (d.h. Der Verkauf ganzer Regionen an Unternehmen zu Dumpingpreisen), Umweltzerstörung, Überfischung, das Festhalten am Afrikanischen Franc (CFA), die anhaltende Ausbeutung der Ressourcen Afrikas und die Abschottung der europäischen Grenzen mit militärischen Mitteln durch die G20 und die EU.
Die Afrikapolitik der europäischen Staaten hat seit 600 Jahren eine kolonialistisch geprägte Tradition und Mentalität. Auch während der sogenannten Kongo-Konferenz, die 1884/85 in Berlin stattfand, haben die Kolonialmächte Afrika unter sich aufgeteilt. Heute wird zwar von Partnerschaft gesprochen – gemeint ist allerdings die Ausweitung einer neo-kolonialistischen Unterwerfung.
Im Marshall-Plan für Afrika, den der deutsche Entwicklungsminister Gerhard Müller entwickelt hat, ist zum Beispiel von Reform-Champions und der teilweisen Ersetzung der staatlichen Entwicklungshilfe durch privatwirtschaftliches Engagement die Rede. Das heißt konkret: die afrikanischen Staaten sollen ihre Strukturen im Sinne der großen europäischen Konzerne umbauen, Zölle und Steuern noch weiter abbauen – und zugunsten dieses Diktats weiterhin auf eine selbstbestimmte Entwicklung ihrer Volkswirtschaften und die Stabilisierung des Kontinents verzichten. Wer sich dementsprechend unterwirft, wird unterstützt. Akteur_innen, die sich wehren, werden gemieden oder – wie auch in den letzten Jahrzehnten oft passiert – mit unterschiedlichen Methoden angegriffen oder gar zerstört.
Jüngste Beispiele für eine solche Praxis sind der Krieg in Libyen und der Regierungswechsel in der Elfenbeinküste:
Libyen war vor dem Krieg 2011 das stabilste und reichste Land Afrikas, mit einem Pro-Kopf-Einkommen, das vergleichbar mit dem der Schweiz ist. Vor allem investierte Libyen jedoch in den unabhängigen Aufbau mehrerer Volkswirtschaften und Infrastrukturen befreundeter Staaten – und in den Aufbau einer Afrikanischen Zentralbank (AZB) sowie eines Afrikanischen Währungsfonds (AWF). Die Phase der Umsetzung von AZB und AWF begann kurz vor der militärischen Intervention der NATO in Libyen konkret zu werden und hätte das Herauslösen von 17 Staaten aus dem Afrikanischen Francs (CFA) bedeutet. Eine unabhängige Entwicklung des afrikanischen Kontinents würde jedoch für die EU und insbesondere für Frankreich einen herben wirtschaftlichen Verlust bedeuten. Der Wille, die monetäre Unabhängigkeit Afrikas mit aller Macht zu verhindern, war demzufolge – neben der angestrebten Kontrolle über die Ressourcen Öl, Gas und Wasser – der Hauptgrund für den Krieg gegen Libyen. Die Menschenrechtsverletzungen wurden als Begründung vorgeschoben. Führende US-Generäle haben mittlerweile zu, dass es zum Beispiel keine Angriffe von „Gaddafis“ Armee und Polizei auf die Zivilbevölkerung gab und die Gewalt und militärische Eskalation von der „Opposition“ in Zusammenarbeit mit Al Quaida-nahen Gruppen ausging. Libyen ist nun für Jahrzehnte destabilisiert und in kleinere Einheiten, die von verschiedenen Warlords kontrolliert werden, zersplittert.
In der Elfenbeinküste betrieb Laurent Gbagbo eine keynesianische Wirtschaftspolitik und begann damit, die Sozialsysteme und ein funktionierendes Gesundheitssystem aufzubauen. Er unternahm erste Schritte um das Land aus der kolonialistischen Umklammerung zu lösen und wurde bei den Wahlen 2010 von dem ehemaligen IWF-Funktionär Alassane Ouattara durch Wahlbetrug aus dem Amt gehoben. Mittlerweile muss sich Gbagbo vor dem Strafgerichtshof in Den Haag wegen vermeintlich begangener Kriegsverbrechen verantworten. Nach den Wahlen von 2010 starben ca. 3000 Menschen bei gewalttätigen Auseinandersetzungen um den Wahlausgang zwischen Anhänger_innen von Outtara und Gbabgo. Die Schuld für diese Eskalation wurde nach der Machtübernahme Outtaras alleinig Laurent Gbabgo zugeschoben.
Ein weiteres Beispiel ist Patrice Émery Lumumba. Als der Kongo am 30. Juni 1960 seine Unabhängigkeit von Belgien erlangte, wurde Lumumba – trotz des großen Widerstandes der weißen Siedler und der führenden Oberschicht des Landes – erster Ministerpräsident. Während des Festaktes zur Unabhängigkeitsfeier trat Lumumba als entschlossener Verfechter von Freiheit und Würde auf. In Anwesenheit des belgischen Königs und der versammelten Honoratioren aus dem In- und Ausland widersprach er deren kolonialistischer Geschichtsauffassung und prangerte die Unterdrückung, Missachtung der Menschenwürde und Ausbeutung durch die belgische Kolonialverwaltung an. Die belgische Regierung sah Lumumba als Gefahr, da er als Sozialist u.a. die reichen Bergbau- und Plantagen-Gesellschaften verstaatlichen wollte und übte folglich Druck auf die Medien aus, um das Image Lumumbas zu ruinieren. Die belgische Presse bezeichnete ihn zu Unrecht als „Anti-Weißen“ und beschimpfte ihn als „Satan“. Lumumba wurde schließlich 1961 von pro-westlichen politischen Gegnern ermordet, der Kongo unter der Herrschaft von Joseph-Désiré Mobutu weitgehend ruiniert. Mobutus Regierung, bzw. auch der Machtzirkel um die Regierung, gilt als „Kleptokratie“. Es wurde nicht der Wohlstand der Einwohner_innen des Landes gefördert, sondern vielmehr der eigene. Die aus dem Ressourcenabbau stammenden Devisengewinne ließ die Regierung auf Privatkonten deponieren. 1984 wurde Mobutus persönliches Vermögen auf vier Milliarden US-Dollar geschätzt – die Bevölkerung lebte unterdessen in Armut. Die Demokratische Republik Kongo ist deshalb bis heute eines der ärmsten Länder der Welt und destabilisiert.
Dies sind nur drei Beispiele. Doch in sehr vielen Staaten Afrikas halten sich aufgrund der fortgesetzten neo-kolonialen Politik bis heute Regierungen oder Herrscher bzw. Machteliten, die zu ihrem eigenen Vorteil und zu Ungunsten der Bevölkerungsmehrheiten eine Politik im Sinne der Kolonialmächte betreiben. In Togo zum Beispiel herrscht seit 50 Jahren die gleiche korrupte Familie. In Staaten wie Libyen, Mali, Nigeria und Somalia werden zudem islamistische Kräfte immer stärker und zerstören den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Der Marshall-Plan und die Politik der G 20, inklusive der Konferenz in Berlin, bedeuten die ungebrochene Fortsetzung der verheerenden paternalistisch-kolonialistischen Praxis und Mentalität mit neuen Mitteln. Die Bundesregierung hat darüber hinaus in den letzten zwei Jahren immer intensiver und rücksichtsloser versucht, auch in Afrika eigene Interessen durchzusetzen.
Eine wirkliche Partnerschaft kann allerdings nur auf Augenhöhe funktionieren. Die G20 sind per se einexklusiver Club der Reichen und im Gegensatz zu den Vereinten Nationen durch nichts demokratisch legitimiert. Dass Finanzminister Schäuble am 12. und 13. Juni einige „ausgewählte“ afrikanische Staatschefs einlud, um in deren Ländern investorenfreundlichere Strukturen zu fördern, anstatt einen gleichberechtigten Dialog zum Beispiel mit der Afrikanischen Union zu suchen: Das ist offensichtlich das Gegenteil von „Augenhöhe“.
Flucht und Tod
Schon während der Zeit des Sklavenhandels sind viele Menschen im Meer ertrunken, weil man sie über Bord geworfen hat oder sie selbst gesprungen sind, um der Hölle des Sklavenhandels zu entgehen. Heute ertrinken Geflüchtete bei dem Versuch, in überfüllten Booten Europa zu erreichen. Insgesamt starben in den letzten 10 Jahren mehr als 40.000 Menschen an den europäischen Außengrenzen, auf der Suche nach einem sicheren, friedlichen oder „besseren“ Leben. Die Europäische Union schottet sich durch die Grenzschutzagentur Frontex und die Militarisierung der Grenzüberwachung immer weiter ab. Dabei verlegt sie ihre Außengrenzen durch die Zusammenarbeit mit Staaten, die die Menschenrechte missachten, auf den afrikanischen Kontinent. Das ganze wird zynischerweise „Mobilitätspartnerschaft“ oder „Migrationsmanagement“ genannt. Ein weiterer Effekt ist, dass die Mobilität auf dem afrikanischen Kontinent zunehmend eingeschränkt wird.
Perspektive
Mit der Veranstaltung „Selbstbestimmte Entwicklung und Frieden in Afrika – statt Kolonialismus und investorenfreundlicher G20- Konzepte“ wollen wir als Fraktion DIE LINKE zusammen mit dem AKONDA Eine Welt Café ein Zeichen setzen: für ein respektvolles Zusammenleben der Bevölkerungen und eine Besinnung auf den Reichtum der Kulturen, für eine Politik des Friedens und der fairen Handelsbeziehungen auf Augenhöhe. Wir müssen uns wieder besinnen auf die Stärken und Errungenschaften der Gesellschaften in Afrika und Europa und aus diesen eine positive Synthese bilden – dies wäre ein möglicher Weg aus der weltweiten momentanen Krise. Dazu gehört auch die Zusammenarbeit humanistischer und linker Kräfte sowie die Stärkung der Zivilgesellschaft.
Zunehmend organisieren sich in Afrika politische Akteur_innen, welche die „Teile und Herrsche-Politik“ durchschauen, die neo-kolonialistische Politik entschieden ablehnen und sich positiv auf die eigenen Wurzeln und solidarische Vorstellungen einer Gesellschaft beziehen. Anstatt eines Gegeneinanders der Ethnien, der Religionsgruppen, Stämme und Staaten wird zum Beispiel die panafrikanische Idee entwickelt und gelebt.
Im Rahmen unserer Veranstaltung kommen Politiker_innen aus Afrika und der Diaspora zu Wort, die ihre Vorstellungen jenseits neokolonialer Perspektiven vorstellen werden. Eine eigenständige Entwicklung der Volkswirtschaften, der Aufbau eigener Produktionsstätten statt des Raubs der Ressourcen, die Unabhängigkeit vom Afrikanischen Francs (CFA), friedliches Zusammenleben der Ethnien und Religionsgruppen, faire Wirtschaftsbeziehungen, offene Grenzen, der Stop von Rüstungsexporten und die Überwindung der kolonialistischen Mentalität sind u.a. ihre Ziele.
22. Juni 2017
Verlegung von Häftlingen während des G20-Gipfels ist unverhältnismäßig!
Wie die Justizbehörde auf Anfrage der Linksfraktion mitteilte, sollen 80 in Hamburger Untersuchungshaftanstalten Inhaftierte während des G20-Gipfels vom 19. Juni bis zum 21. Juli in Haftanstalten anderer Bundesländer verlegt werden.
Dazu erklärt Martin Dolzer, justizpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft: „Es ist ein Unding und völlig unverhältnismäßig, dass Untersuchungsgefangene als Vorabmaßnahme für einen Monat in die Bundesländer Schleswig Holstein, Mecklenburg Vorpommern, Niedersachsen und Sachsen verlegt werden sollen.“
Durch den Transport der Gefangenen und die weitere Entfernung für Besucher_innen verschärften sich die Haftbedingungen – aus verfahrensfremden Gründen. „Die Untersuchungshaft soll dazu dienen, ein geordnetes Strafverfahren zu gewährleisten, eine Strafe soll sie hingegen nicht sein. Dieser Eingriff in die Rechte der 80 Häftlinge zeigt erneut den ganzen Unsinn des Gipfels in einer Großstadt wie Hamburg auf. Warum offenbar angenommen wird, dass nicht nur Plätze in einer Sonder-Untersuchungshaftanstalt in Hahnöfersand, sondern darüber hinaus auch noch weitere Plätze in Anspruch genommen werden müssen, ist nicht nachvollziehbar“, kritisiert Dolzer.
Fraglich sei, welches Szenario für den G20-Gipfel sich der Senat hier auf welcher Grundlage ausmale. Auch in Bezug auf den G8-Gipfel in Heiligendamm 2007 hätten deutsche Gerichte im Nachhinein in vielen Fällen entschieden, dass Freiheitsentziehungen unverhältnismäßig waren. »Diese Vorkehrungen von Senat und Polizei für den G20-Gipfel sind einer weltoffenen Stadt wie Hamburg schlicht nicht würdig“, so Dolzer.
10. Mai 2017
Zum Antrag der Linksfraktion zum Resozialisierungsgesetz
Von Martin Dolzer, justizpolitischer Sprecher der Linksfraktion
„Gemäß § 2 Satz 1 Strafvollzugsgesetz ist die Resozialisierung das wichtigste Vollzugsziel des Strafvollzugs. Darin heißt es: `Im Vollzug der Freiheitsstrafe soll der Gefangene fähig werden, künftig in sozialer Verantwortung ein Leben ohne Strafe zu führen.´
Die Hamburger Gefängnisse sind weit davon entfernt, ein Ort zu sein, in dem dieses Vollzugsziel realisiert werden kann. Die Gefangenen werden weder vor ihrer Entlassung adäquat auf ihre Entlassung vorbereitet noch werden sie nach ihrer Entlassung bei den anstehenden Problemen der Wohnungs- und Arbeitssuche, der Gesundheitsversorgung und Suchtberatung, der Suche nach Ausbildungsangeboten, der finanzielle Absicherung und Schuldenberatung oder der sozialen Teilhabe begleitet. Auch gibt es viel zu wenige und manchmal auch nicht angemessene therapeutische Angebote.
Stattdessen herrscht allzu häufig ein „Verwahrvollzug“, der Gewalt, Unterordnung und weitere Verrohung produziert. Neben dem Entzug der Freiheitsrechte erhalten die Inhaftierten keine tarifliche Bezahlung, wenn sie denn arbeiten, sie können auf der anderen Seite zur Arbeit gezwungen werden und sind dabei nicht einmal in die Sozial- und Rentenversicherung einbezogen.
Aber auch die Kontakte zur Außenwelt während der Haft sind nicht geeignet, eine Integration zu fördern. Aus einer einmaligen Erhebung für die Zeit vom 1. Januar 2016 bis 1. Februar 2016 ergibt sich, dass 91% der jugendlichen Strafgefangenen keinen Besuch von ihren Rechtanwält-innen erhielten. 63% der Jugendstrafgefangenen erhielten in dieser Zeit keinen Besuch durch Angehörige und Verwandte. (siehe Drs. 21/5713)
Vor diesem Hintergrund wird ein Großteil der Gefangenen nicht nach zwei Drittel
entlassen, sondern sitzen ihre Strafe bis zum letzten Tag ab. Ebenso sind die hohen Rückfallquoten - nicht nur im Hamburger Strafvollzug - Ausdruck dieser Verhältnisse. Auch wenn laut Drs. 21/5713 der Hamburger Senat dazu keine statistischen Daten bereithält, berichtet die Welt in einem Bericht vom 20.4.16, dass schon nach einem Jahr rund 40% der ehemaligen Gefangenen rückfällig geworden sind. Fachleute sprechen deswegen von einem Drehtürvollzug.
Die Realität des Hamburger Strafvollzugs verhindert damit allerdings nicht nur für die Gefangenen deren Resozialisierung, sondern diese Art Verwahrvollzug ist teuer und reproduziert sich selbst. So ein Vollzug produziert immer neue Straftaten und damit auch neue Opfer von Straftaten. Dabei waren viele Täter – vor allem in ihrer Kindheit und Jugend - auch Opfer von Gewalt oder Missbrauch oder betroffen von sozialer Benachteiligung.
Die Beschäftigten im Strafvollzug sowie in den Hilfen nach Beendigung des Strafvollzugs sind mit der jetzigen Situation oft überfordert und werden im Stich gelassen. Alle Akteure, die im Bereich der Resozialisierung im Strafvollzug und außerhalb des Strafvollzugs arbeiten, beklagen mangelnde Finanzierung und/oder die fehlende Unterstützung ihrer Arbeit. Ein Ausdruck davon sind hohe Krankenraten im Strafvollzug.
Vor diesem Hintergrund will der Rot-Grüne Senat aus unserer Sicht auch eine Reform des Strafvollzugs und die Resozialisierung in Form eines Landesresozialisierungs- und Opferschutzgesetzes auf den Weg bringen. Die Fraktion DIE LINKE unterstützt eine solche Initiative. So ein Gesetz sollte sich aus unserer Sicht u.a. an den Zielen der Wiedereingliederung, der Haftvermeidung, der Prävention sowie an der Verringerung der Anzahl Gefangener orientieren.
Aus diesem Grund haben wir in der Bürgerschaft einen Antrag gestellt, demzufolge bei der bevorstehenden Neuregelung durch das Resozialisierungsgesetz eine Reihe von Maßnahmen berücksichtigt werden soll. Der Antrag wurde von sämtlichen Fraktionen in den Justizausschuss überwiesen.
Im Bereich der Vollzugsgestaltung fordern wir u.a., dass der offene Vollzug schrittweise zur Regelvollzugsform ausgebaut wird und dass im Regelvollzug zukünftig der Vollzug in Wohngruppen mit Wohngemeinschaften von maximal 20 Personen stattfindet.
Im Bereich von Behandlung und Therapie fordern wir u.a. daraufhin zu wirken, dass jedem/jeder Inhaftierten und Bewährungshilfeklient_in ein Angebot der Straftataufarbeitung in Einzel- oder Gruppengesprächen und bei Bedarf therapeutische Angebote zur Verfügung gestellt werden. Dazu ist die Verbesserung der Personalschlüssel erforderlich. Auf der Ebene der Abteilungsleitung sollten in Zukunft überwiegend Sozialarbeiter_innen/-pädagog_innen eingestellt werden.
Im Bereich Qualifizierung, Arbeit und Freizeitmöglichkeiten fordern wir u.a. dass die Qualifizierungs- und Schulungsmaßnahmen im Vollzug und Maßregelvollzug ausgebaut und die arbeitenden Inhaftierten in die Renten- und Sozialversicherung einbezogen werden. In Haft und Maßregelvollzug muss die weitgehende Vermeidung von Fremdbestimmung sowie die Förderung von Möglichkeiten der eigenen Einflussnahme auf den Lebensalltag umgesetzt werden. Das heißt auch, dass selbstorganisierte Strukturen wie Gefangenenvertretungen und gewerkschaftliche Tätigkeit gefördert und auf keinen Fall negativ sanktioniert werden. Zudem sollte ein sozialer Arbeitsmarkt für straffällig gewordenen Menschen in staatlicher Trägerschaft aufgebaut werden.
Im Bereich Wohnung nach der Haft fordern wir den Ausbau von betreuten Wohnformen für haftentlassene Menschen sowie die entsprechende finanzielle Ausstattung freier Träger und den Auf- und Ausbau von Sozialwohnungen für Haftentlassene und straffällig gewordene Menschen.
„Gemäß § 2 Satz 1 Strafvollzugsgesetz ist die Resozialisierung das wichtigste Vollzugsziel des Strafvollzugs. Darin heißt es: `Im Vollzug der Freiheitsstrafe soll der Gefangene fähig werden, künftig in sozialer Verantwortung ein Leben ohne Strafe zu führen.´
Die Hamburger Gefängnisse sind weit davon entfernt, ein Ort zu sein, in dem dieses Vollzugsziel realisiert werden kann. Die Gefangenen werden weder vor ihrer Entlassung adäquat auf ihre Entlassung vorbereitet noch werden sie nach ihrer Entlassung bei den anstehenden Problemen der Wohnungs- und Arbeitssuche, der Gesundheitsversorgung und Suchtberatung, der Suche nach Ausbildungsangeboten, der finanzielle Absicherung und Schuldenberatung oder der sozialen Teilhabe begleitet. Auch gibt es viel zu wenige und manchmal auch nicht angemessene therapeutische Angebote.
Stattdessen herrscht allzu häufig ein „Verwahrvollzug“, der Gewalt, Unterordnung und weitere Verrohung produziert. Neben dem Entzug der Freiheitsrechte erhalten die Inhaftierten keine tarifliche Bezahlung, wenn sie denn arbeiten, sie können auf der anderen Seite zur Arbeit gezwungen werden und sind dabei nicht einmal in die Sozial- und Rentenversicherung einbezogen.
Aber auch die Kontakte zur Außenwelt während der Haft sind nicht geeignet, eine Integration zu fördern. Aus einer einmaligen Erhebung für die Zeit vom 1. Januar 2016 bis 1. Februar 2016 ergibt sich, dass 91% der jugendlichen Strafgefangenen keinen Besuch von ihren Rechtanwält-innen erhielten. 63% der Jugendstrafgefangenen erhielten in dieser Zeit keinen Besuch durch Angehörige und Verwandte. (siehe Drs. 21/5713)
Vor diesem Hintergrund wird ein Großteil der Gefangenen nicht nach zwei Drittel
entlassen, sondern sitzen ihre Strafe bis zum letzten Tag ab. Ebenso sind die hohen Rückfallquoten - nicht nur im Hamburger Strafvollzug - Ausdruck dieser Verhältnisse. Auch wenn laut Drs. 21/5713 der Hamburger Senat dazu keine statistischen Daten bereithält, berichtet die Welt in einem Bericht vom 20.4.16, dass schon nach einem Jahr rund 40% der ehemaligen Gefangenen rückfällig geworden sind. Fachleute sprechen deswegen von einem Drehtürvollzug.
Die Realität des Hamburger Strafvollzugs verhindert damit allerdings nicht nur für die Gefangenen deren Resozialisierung, sondern diese Art Verwahrvollzug ist teuer und reproduziert sich selbst. So ein Vollzug produziert immer neue Straftaten und damit auch neue Opfer von Straftaten. Dabei waren viele Täter – vor allem in ihrer Kindheit und Jugend - auch Opfer von Gewalt oder Missbrauch oder betroffen von sozialer Benachteiligung.
Die Beschäftigten im Strafvollzug sowie in den Hilfen nach Beendigung des Strafvollzugs sind mit der jetzigen Situation oft überfordert und werden im Stich gelassen. Alle Akteure, die im Bereich der Resozialisierung im Strafvollzug und außerhalb des Strafvollzugs arbeiten, beklagen mangelnde Finanzierung und/oder die fehlende Unterstützung ihrer Arbeit. Ein Ausdruck davon sind hohe Krankenraten im Strafvollzug.
Vor diesem Hintergrund will der Rot-Grüne Senat aus unserer Sicht auch eine Reform des Strafvollzugs und die Resozialisierung in Form eines Landesresozialisierungs- und Opferschutzgesetzes auf den Weg bringen. Die Fraktion DIE LINKE unterstützt eine solche Initiative. So ein Gesetz sollte sich aus unserer Sicht u.a. an den Zielen der Wiedereingliederung, der Haftvermeidung, der Prävention sowie an der Verringerung der Anzahl Gefangener orientieren.
Aus diesem Grund haben wir in der Bürgerschaft einen Antrag gestellt, demzufolge bei der bevorstehenden Neuregelung durch das Resozialisierungsgesetz eine Reihe von Maßnahmen berücksichtigt werden soll. Der Antrag wurde von sämtlichen Fraktionen in den Justizausschuss überwiesen.
Im Bereich der Vollzugsgestaltung fordern wir u.a., dass der offene Vollzug schrittweise zur Regelvollzugsform ausgebaut wird und dass im Regelvollzug zukünftig der Vollzug in Wohngruppen mit Wohngemeinschaften von maximal 20 Personen stattfindet.
Im Bereich von Behandlung und Therapie fordern wir u.a. daraufhin zu wirken, dass jedem/jeder Inhaftierten und Bewährungshilfeklient_in ein Angebot der Straftataufarbeitung in Einzel- oder Gruppengesprächen und bei Bedarf therapeutische Angebote zur Verfügung gestellt werden. Dazu ist die Verbesserung der Personalschlüssel erforderlich. Auf der Ebene der Abteilungsleitung sollten in Zukunft überwiegend Sozialarbeiter_innen/-pädagog_innen eingestellt werden.
Im Bereich Qualifizierung, Arbeit und Freizeitmöglichkeiten fordern wir u.a. dass die Qualifizierungs- und Schulungsmaßnahmen im Vollzug und Maßregelvollzug ausgebaut und die arbeitenden Inhaftierten in die Renten- und Sozialversicherung einbezogen werden. In Haft und Maßregelvollzug muss die weitgehende Vermeidung von Fremdbestimmung sowie die Förderung von Möglichkeiten der eigenen Einflussnahme auf den Lebensalltag umgesetzt werden. Das heißt auch, dass selbstorganisierte Strukturen wie Gefangenenvertretungen und gewerkschaftliche Tätigkeit gefördert und auf keinen Fall negativ sanktioniert werden. Zudem sollte ein sozialer Arbeitsmarkt für straffällig gewordenen Menschen in staatlicher Trägerschaft aufgebaut werden.
Im Bereich Wohnung nach der Haft fordern wir den Ausbau von betreuten Wohnformen für haftentlassene Menschen sowie die entsprechende finanzielle Ausstattung freier Träger und den Auf- und Ausbau von Sozialwohnungen für Haftentlassene und straffällig gewordene Menschen.
§175-Entschädigungen müssen nachgebessert werden
Der Bundesrat hat am Freitag beschlossen, die Rehabilitierung der nach Paragraph 175 StGB verurteilten homosexuellen Männer zu unterstützen. „Das begrüßen wir grundsätzlich, auch die Empfehlung, die Entschädigungszahlungen auszuweiten“, erklärt dazu Martin Dolzer, queerpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft. „Es ist allerdings darüber hinaus notwendig, dass sämtliche Betroffenen der menschenrechtswidrigen strafrechtlichen Verfolgung homosexueller Handlungen entschädigt werden. Dazu gehören auch Diejenigen, die sich in Untersuchungshaft befanden oder von negativen Konsequenzen von Ermittlungsverfahren und Prozessen mit Freisprüchen betroffen waren. Sie wurden stigmatisiert und viele von ihnen verloren ihr soziales Umfeld und/oder ihren Arbeitsplatz.“
Dolzer hält die vorgesehenen Entschädigungen in Anbetracht des erlittenen Unrechts für viel zu gering: „Es ist auch notwendig Renten zu gewähren, wenn sich Betroffene in einer Notlage im Sinne des Entschädigungsrechts befinden. Auch hier besteht Nachbesserungsbedarf.“
Türkische Angriffe auf Kurd_innen in Rojava und Ezid_innen in Sengal müssen sofort beendet werden
„Die Regierung Erdogan hat heute Nacht um zwei Uhr die türkische Luftwaffe mit mindestens 26 Flugzeugen Angriffe auf Kurd_innen und Jesid_innen in Syrien und dem Irak fliegen lassen. Dieser Angriff auf diejenigen Kräfte, die derzeit am wirkungsvollsten gegen den Islamischen Staat (IS) kämpfen und im Mittleren Osten für Frieden, Demokratie und Frauengleichberechtigung wirken, bedeutet eine direkte Unterstützung der IS-Terroristen im Kampf um Rakka und Mossul und gefährdet den Weltfrieden“, erklärt Martin Dolzer, Abgeordneter der Hamburgischen Bürgerschaft, DIE LINKE.
Bombardiert wurde das Hauptquartier der kurdischen Volksverteidigungseinheiten YPG in Karaçokê, Rojava (Nordsyrien), von dem aus die Angriffe gegen den IS, zum Beispiel auf Rakka, koordiniert werden sowie das dortige Pressezentrum. Darüber hinaus wurde der Rundfunksender Çira FM im jesidischen Siedlungsgebiet Sengal im Nordirak angegriffen.
Am Wochenende haben mich die
Genoss_innen aus Mitte und Teilen von Nord zum Direktkandidaten im
Wahlkreis 18 für die Bundestagswahl 2017 gewählt.
Ich danke Allen, die mich bei meiner
Kandidatur unterstützt und mir ihr Vertrauen gegeben haben.
Jetzt freue ich mich auf einen
kraftvollen und inhaltlich gehaltvollen Wahlkampf, durch den wir
unsere Spitzenkandidat_innen auf der Landesliste unterstützen und
gesellschaftliche Alternativen aufzeigen können.
Auszüge aus dem Skript zu meiner
Kandidaturrede:
Wer, wenn nicht wir, steht in der derzeitigen Finanz- und Wirtschaftskrise, in Zeiten des Sozialabbaus, zunehmender Kriege und geostrategischer Machtkämpfe, erstarkendem Rechtspopulismus, einer unsozialen und menschenrechtswidrigen Flüchtlingspolitik und der Verteilung des Reichtums nach Oben noch auf der Seite der Erniedrigten gegen die Benachteiligung und Ausbeutung der Mehrheit durch eine verantwortungslose Minderheit.
In Hamburg bedeutet dies, der kapitalkonformen Zurichtung der Stadt durch eine investorenfreundliche Baupolitik, dem Abbau von Sozialbindungen für Wohnraum, Gentrifizierung, Gefahrengebieten (neuerdings „gefährlichen Orten“), der degradierenden Behandlung von Hartz IV Empfänger_innen, einer ausgrenzenden Sozialpolitik, der oft menschenunwürdigen Unterbringung und Behandlung von Geflüchteten, racial profiling (rassistischen Kontrollen), Waffenexporten durch den Hamburger Hafen, der verwertungsorientierten Gestaltung der Bildung und der Privatisierung des Gesundheitswesens sowie dem G20 Gipfel eine menschenwürdige Perspektive und konkrete Projekte entgegenzusetzen.
In Mitte und Nord müssen insbesondere in den Stadtteilen St. Georg und St. Pauli aber auch in den weiteren Stadtteilen soziale Träger gestärkt werden. Die Kürzungspolitik und die Schuldenbremse müssen sofort beendet werden. Anstatt auf Repression gegen Obdachlose und Geflüchtete zu setzen, bedarf es Konzepten der Integration und des Dialogs. Dazu gehört auch, dass jedem Menschen eine Wohnung und das Recht zu arbeiten sowie eine gute Gesundheitsversorgung zusteht. Der dafür notwendige Reichtum ist vorhanden, er muss nur so verteilt werden, dass alle Menschen daran teilhaben können. Dazu bedarf es als einen ersten Schritt, neben weiteren Maßnahmen, der gerechten Besteuerung reicher Vermögen.
Auf Bundesebene bedeutet das unter Anderem: Hartz 4 gehört abgeschafft, die Agenda 2010 muss überwunden werden. Abkommen wie CETA und TTIP dürfen auf keinen Fall ratifiziert werden. Sie bedeuten die weitere Aushebelung von Standards im Bereich der Demokratie, des Arbeitsrechts, des Verbraucherschutzes und des Umweltschutzes sowie die Einführung von Gerichtsbarkeit jenseits der Rechtsstaatlichkeit.
Kriege und die Destabilisierung Afghanistans, weiter Teile Afrikas, der Ukraine sowie des gesamten Mittleren Ostens müssen beendet werden. Anstatt im Rahmen der zunehmenden Militarisierung der EU den Konflikt mit Russland u.a. mit Manövern und Truppenverlegungen sowie Sanktionen zuzuspitzen, bedarf es einer neuen Entspannungspolitik sowie einer gemeinsamen europäischen und weltweiten Sicherheitsarchitektur. Gegenüber der zunehmend diktatorischen Regierung Erdogan muss die Bundesrepublik endlich klare Kante zeigen. Insbesondere muss die sicherheitspolitische und militärische Zusammenarbeit mit dieser Regierung, die auch weiterhin mit dem Islamischen Staat paktiert, auf Eis gelegt werden.
Die Bundesrepublik sollte anstatt weiter auf Austeritätspolitik und Exportüberschüsse zu orientieren, den Binnenmarkt stärken und in der EU dafür wirken, das zum Beispiel Griechenland, Portugal und Italien ihre Volkswirtschaften stabilisieren können. Eine EU der unterschiedlichen Geschwindigkeiten führt in die Sackgasse. Anstatt mit dem vorhandenen Reichtum die Banken zu retten und den Interessen der Lobbyverbände großer Konzerne zu folgen, muss den Menschen ein würdiges Leben ermöglicht werden.
Nur durch die Beendigung von Kriegen und durch eine faire Handelspolitik wird es möglich sein, dass nicht mehr derart viele Menschen aus zerstörten Ländern fliehen. Um das zu erreichen bedarf es einer friedlichen Außenpolitik und einer langfristigen Planung zur Konversion der Rüstungsbetriebe – denn die Bundesrepublik liefert viele der Waffen für die genannten Kriege. Neben dem Stop der Rüstungsexporte durch den Hamburger Hafen sollte die Rüstungsproduktion durch eine Konversion in zivile Produktion überführt werden.
In Anbetracht dieser Situation ist es wichtig, dass wir einen kraftvollen Wahlkampf gegen die neoliberale Politik von CDU, SPD, Grünen und FDP führen und für gesellschaftliche Alternativen werben. (…)
Ich denke u.a. aufgrund meiner Erfahrungen aus außerparlamentarischer Arbeit, Menschenrechtsarbeit, meiner Arbeit in der Bürgerschaftsfraktion und dem Europawahlkampf bin ich in der Lage DIE LINKE in Mitte gut zu vertreten und Teil eines Wahlkampfs zu sein, der unsere Spitzenkanditat_innen auf der Landesliste unterstützt und stärkt. (...)
19.02.2017
Erklärung von Martin Dolzer zu Vorwürfen von CDU und Bild-
Zeitung
Zur Kampagne der CDU und der Bild Zeitung sehe ich mich veranlasst folgendes klarzustellen.
"Folgendes Zitat von mir zu den Vorfällen in St. Georg am 1. Februar 2017 wurde zum Teil aus dem Zusammenhang gerissen oder verändert wiedergegeben:
„Augenzeugen sagten sie konnten keine Notwehrsituation erkennen. Weil der Beamte aus ihrer Sicht nicht in großer Gefahr und Obang A.A. sichtlich angetrunken und desorientiert war – und insbesondere aufgrund der Pause zwischen den Schüssen – werten sie den Vorfall als lebensgefährliches Fehlverhalten oder gar rassistisch motivierten Hinrichtungsversuch. Meine Fraktion sieht die Behörden in der Pflicht den Fall lückenlos aufzuklären."
Wie deutlich ersichtlich gebe ich die subjektiven Eindrücke von Augenzeugen wieder, mit denen ich als Journalist gesprochen habe. Ich möchte hier noch einmal deutlich darauf hinweisen, dass ich selbst keinen Anhaltspunkt für einen, wie von meinen Gesprächspartnern formuliert, „Hinrichtungsversuch“ sehe. Insbesondere nehme ich mit meiner Äusserung selbst keine Bewertung oder juristische Beurteilung vor, sondern habe die Behörden zur lückenlosen Aufklärung des Vorfalls aufgefordert.
Meine Aussagen gegenüber der Presse sind zum Teil missverstanden worden, was ich sehr bedaure. Ich hätte die nicht korrekte redaktionelle Bearbeitung klarer zurückweisen sollen. Diese Sache habe ich aber längst klargestellt. Insofern ist die Strafanzeige, die der Polizeipräsident jetzt gestellt hat für mich nicht nachvollziehbar.
Was wir in den letzten Tagen erleben, geschieht vor dem Hintergrund einer Kampagne von CDU und Bild-Zeitung. Diese Kampagne bedeutet die Personalisierung von gesellschaftlichen Konflikten
Zur Kampagne der CDU und der Bild Zeitung sehe ich mich veranlasst folgendes klarzustellen.
"Folgendes Zitat von mir zu den Vorfällen in St. Georg am 1. Februar 2017 wurde zum Teil aus dem Zusammenhang gerissen oder verändert wiedergegeben:
„Augenzeugen sagten sie konnten keine Notwehrsituation erkennen. Weil der Beamte aus ihrer Sicht nicht in großer Gefahr und Obang A.A. sichtlich angetrunken und desorientiert war – und insbesondere aufgrund der Pause zwischen den Schüssen – werten sie den Vorfall als lebensgefährliches Fehlverhalten oder gar rassistisch motivierten Hinrichtungsversuch. Meine Fraktion sieht die Behörden in der Pflicht den Fall lückenlos aufzuklären."
Wie deutlich ersichtlich gebe ich die subjektiven Eindrücke von Augenzeugen wieder, mit denen ich als Journalist gesprochen habe. Ich möchte hier noch einmal deutlich darauf hinweisen, dass ich selbst keinen Anhaltspunkt für einen, wie von meinen Gesprächspartnern formuliert, „Hinrichtungsversuch“ sehe. Insbesondere nehme ich mit meiner Äusserung selbst keine Bewertung oder juristische Beurteilung vor, sondern habe die Behörden zur lückenlosen Aufklärung des Vorfalls aufgefordert.
Meine Aussagen gegenüber der Presse sind zum Teil missverstanden worden, was ich sehr bedaure. Ich hätte die nicht korrekte redaktionelle Bearbeitung klarer zurückweisen sollen. Diese Sache habe ich aber längst klargestellt. Insofern ist die Strafanzeige, die der Polizeipräsident jetzt gestellt hat für mich nicht nachvollziehbar.
Was wir in den letzten Tagen erleben, geschieht vor dem Hintergrund einer Kampagne von CDU und Bild-Zeitung. Diese Kampagne bedeutet die Personalisierung von gesellschaftlichen Konflikten
und ist in keinem Fall konstruktiv – sondern lenkt von den eigentlichen Problemen und
Sachverhalten ab und verhindert eine Aufarbeitung des Geschehenen. Stattdessen zielt sie darauf ab
mich als politischen Akteur zu diskreditieren.
Das Geschehen vom 1. Februar und dessen Aufklärung sollte eigentlich im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses stehen.
Als Abgeordneter war und ist mir sehr an einem konstruktiven Dialog mit der Polizei gelegen. Insbesondere schätze ich in diesem Zusammenhang auch die Arbeit derjenigen politischen und sozialen Akteur_innen sowie Polizist_innen, die um einen intensiven Dialog zur Überwindung von Problemen bemüht sind und dabei die Menschenwürde, Grundrechte und Sicherheitsinteressen aller Beteiligten, also auch der von Geflüchteten, als einen zentralen Teil ihrer Arbeit sehen. Es wäre jedoch ein Schaden für das Gemeinwesen, wenn nicht auch polizeiliches Handeln kritisch hinterfragt werden könnte. Als Abgeordnete (Legislative) haben wir ja gerade die Aufgabe exekutives und polizeiliches Handeln kritisch zu begleiten. Das gilt auch für die ohne Frage schwierige Situation am 1. Februar in St. Georg und die darauffolgenden Situationen.
Im Zusammenhang der Kampagne sind auch die Meldungen in der Bildzeitung zu sehen, die den Eindruck erwecken sollen, ich hätte in missbräuchlicher Verwendung meines Abgeordnetenausweises und Ausnutzung meiner Stellung als Abgeordneter der Bürgerschaft, also irgendwie „illegal“ versucht, zu Obang A. zu gelangen, der im AK St. Georg liegt. Diese Behauptung ist schlicht und einfach wahrheitswidrig. Als Abgeordneter habe ich das Recht und die Pflicht bei derartigen Vorfällen von öffentlicher Bedeutung insbesondere auf Bitte von Verwandten oder engen Freunden den Gesundheitszustand von Menschen zu erfragen. Und genau das habe ich getan.
Diesbezüglich bekam ein Anwalt am frühen Abend des 3. Februar die Auskunft des Kriminaldauerdienstes, dass keine polizeiliche Gewahrsams- oder Festnahmesituation bestehe. Dementsprechend war davon auszugehen, dass ein Besuch keiner Genehmigung bedurfte. Dies habe ich dem freundlichen Beamten des PK 16 (Wache an der Lerchenstraße), der Obang A. im AK St. Georg bewachte, am Abend des 3. Februar – während der Besuchszeit der Station – mitgeteilt,. Dieser sagte daraufhin, dass er vom PK 11 (Wache am Steindamm) die Anweisung habe Niemanden zu dem Schussopfer zu lassen. Nach einem kurzen freundlichen Gespräch habe ich das Krankenhaus verlassen.
Am Dienstag den 7. Februar habe ich persönlich bei der Haftstelle im Strafjustizgebäude Raum 113-115 vorgesprochen, um eine Besuchserlaubnis für Obang A. zu bekommen und erhielt dort die Auskunft, dass es kein Haftstatut gebe und daher ein Besuch bei Obang A. weder für mich noch für seinen Verwandten einer Besuchserlaubnis bedürfe. Der Justizbeamte im AK St. Georg, der zu diesem Zeitpunkt Obang A. bewachte, teilte mit, dass er die Anweisung habe Niemanden zu dem Schussopfer zu lassen.
Ein Video in der Bildzeitung, auf dem zu sehen ist, wie ich mit meinem Abgeordnetenausweis in der Hand ruhig mit Polizeibeamten über eine Festnahmesituation spreche, bei der meiner Ansicht nach unverhältnismäßige Gewalt angewandt wurde, spricht im Gegensatz zum dazugehörigen Text eigentlich für sich. Der Ausweis dient ja gerade auch dazu sich als Abgeordneter zu legitimieren und auch in einer zugespitzten Situation Gehör zu finden. Ich nutze den Abgeordnetenausweis um den Polizeibeamt_innen zu signalisieren wer ich bin und eröffne dann einen deeskalierenden Dialog. Zu versuchen ein solches Handeln zu delegitimieren bedeutet einen Angriff auf die Gewaltenteilung und zielt offenbar darauf ab Abgeordneten das Recht abzusprechen sich bei polizeilichem Handeln oder Fehlverhalten in ruhiger Weise um den gesellschaftlichen Frieden zu bemühen.
Das Geschehen vom 1. Februar und dessen Aufklärung sollte eigentlich im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses stehen.
Als Abgeordneter war und ist mir sehr an einem konstruktiven Dialog mit der Polizei gelegen. Insbesondere schätze ich in diesem Zusammenhang auch die Arbeit derjenigen politischen und sozialen Akteur_innen sowie Polizist_innen, die um einen intensiven Dialog zur Überwindung von Problemen bemüht sind und dabei die Menschenwürde, Grundrechte und Sicherheitsinteressen aller Beteiligten, also auch der von Geflüchteten, als einen zentralen Teil ihrer Arbeit sehen. Es wäre jedoch ein Schaden für das Gemeinwesen, wenn nicht auch polizeiliches Handeln kritisch hinterfragt werden könnte. Als Abgeordnete (Legislative) haben wir ja gerade die Aufgabe exekutives und polizeiliches Handeln kritisch zu begleiten. Das gilt auch für die ohne Frage schwierige Situation am 1. Februar in St. Georg und die darauffolgenden Situationen.
Im Zusammenhang der Kampagne sind auch die Meldungen in der Bildzeitung zu sehen, die den Eindruck erwecken sollen, ich hätte in missbräuchlicher Verwendung meines Abgeordnetenausweises und Ausnutzung meiner Stellung als Abgeordneter der Bürgerschaft, also irgendwie „illegal“ versucht, zu Obang A. zu gelangen, der im AK St. Georg liegt. Diese Behauptung ist schlicht und einfach wahrheitswidrig. Als Abgeordneter habe ich das Recht und die Pflicht bei derartigen Vorfällen von öffentlicher Bedeutung insbesondere auf Bitte von Verwandten oder engen Freunden den Gesundheitszustand von Menschen zu erfragen. Und genau das habe ich getan.
Diesbezüglich bekam ein Anwalt am frühen Abend des 3. Februar die Auskunft des Kriminaldauerdienstes, dass keine polizeiliche Gewahrsams- oder Festnahmesituation bestehe. Dementsprechend war davon auszugehen, dass ein Besuch keiner Genehmigung bedurfte. Dies habe ich dem freundlichen Beamten des PK 16 (Wache an der Lerchenstraße), der Obang A. im AK St. Georg bewachte, am Abend des 3. Februar – während der Besuchszeit der Station – mitgeteilt,. Dieser sagte daraufhin, dass er vom PK 11 (Wache am Steindamm) die Anweisung habe Niemanden zu dem Schussopfer zu lassen. Nach einem kurzen freundlichen Gespräch habe ich das Krankenhaus verlassen.
Am Dienstag den 7. Februar habe ich persönlich bei der Haftstelle im Strafjustizgebäude Raum 113-115 vorgesprochen, um eine Besuchserlaubnis für Obang A. zu bekommen und erhielt dort die Auskunft, dass es kein Haftstatut gebe und daher ein Besuch bei Obang A. weder für mich noch für seinen Verwandten einer Besuchserlaubnis bedürfe. Der Justizbeamte im AK St. Georg, der zu diesem Zeitpunkt Obang A. bewachte, teilte mit, dass er die Anweisung habe Niemanden zu dem Schussopfer zu lassen.
Ein Video in der Bildzeitung, auf dem zu sehen ist, wie ich mit meinem Abgeordnetenausweis in der Hand ruhig mit Polizeibeamten über eine Festnahmesituation spreche, bei der meiner Ansicht nach unverhältnismäßige Gewalt angewandt wurde, spricht im Gegensatz zum dazugehörigen Text eigentlich für sich. Der Ausweis dient ja gerade auch dazu sich als Abgeordneter zu legitimieren und auch in einer zugespitzten Situation Gehör zu finden. Ich nutze den Abgeordnetenausweis um den Polizeibeamt_innen zu signalisieren wer ich bin und eröffne dann einen deeskalierenden Dialog. Zu versuchen ein solches Handeln zu delegitimieren bedeutet einen Angriff auf die Gewaltenteilung und zielt offenbar darauf ab Abgeordneten das Recht abzusprechen sich bei polizeilichem Handeln oder Fehlverhalten in ruhiger Weise um den gesellschaftlichen Frieden zu bemühen.
Die mir gegenüber gemachten Unterstellungen und die Kampagne haben mittlerweile zu
Morddrohungen gegen mich geführt.
Ich denke, dass es notwendig ist, dass wir als verantwortungsvolle Politiker_innen an einer Entwicklung der Gesellschaft arbeiten, in der jeder Mensch möglichst diskriminierungs- und angstfrei leben kann. Auch die Presse ist diesbezüglich mitverantwortlich.
Mir ist ein Anliegen den Vorfall im Zusammenhang mit den gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen und der spezifischen Situation in St. Georg zu sehen.
In diesem Rahmen ist es wichtig auch die Stimmung und die Ängste in der afrikanischen Community und der Geflüchteten wahrzunehmen und wiederzugeben.
Viele Refugees und Mitglieder der afrikanischen Communities leben nach den Schüssen vom 1. Februar in Angst – insbesondere auch weil sie in den letzten Jahren unzählige Male meist ohne für sie ersichtlichen Anlass kontrolliert wurden und täglich mit Ressentiments sowie individuellem und/oder auch institutionellem Rassismus konfrontiert sind. Anwält_innen und soziale Akteur_innen bezeichnen das Handeln der Task Force in St. Pauli oder auch das Vorgehen in St. Georg in Teilen als „Racial Profiling“, da fast ausschließlich Menschen dunkler Hautfarbe in diesen Gefahrengebieten/an diesen gefährlichen Orten kontrolliert werden. Hier muss Artikel 3 des Grundgesetzes zur Anwendung kommen. Es darf nicht vorkommen, das Menschen dunkler Hautfarbe dem Risiko stigmatisierender Kontrollen ausgesetzt werden.
Die aus Kriegen und Zerstörung Geflohenen sind mit der Hoffnung auf Sicherheit, Menschenrechte, Zukunftsperspektive und ein würdiges Leben in unsere Gesellschaft gekommen – finden sich aber in einer Gesellschaft wieder in der sie oftmals nicht am Arbeitsleben, am kulturellen Leben - an gleicher Gesundheitsversorgung sowie an demokratischer Mitbestimmung teilhaben können. Das führt zu Depressionen Unzufriedenheit und Perspektivlosigkeit.
Die Zuschreibung von Verantwortung mir gegenüber für die Stimmung in der afrikanischen Community ist unredlich und lenkt lediglich von einer Analyse der Hintergründe der real existierenden Probleme ab. Die CDU scheint dieses Mittel in letzter Zeit jedoch als Methode zu nutzen. Das betrifft ja nicht nur mich, sondern auch weitere Politiker_innen. Ein solches Vorgehen finde ich nicht richtig - und für die gesamte Gesellschaft wie auch Einzelpersonen sehr gefährlich.
Zu einer Beruhigung der angespannten Stimmung in Teilen der afrikanischen Community würde sicherlich beitragen, wenn Informationen über den Gesundheitszustand von Obang A. gegeben würden. Ebenfalls vernünftig wäre eine differenzierte Debatte über Alternativen zu den unzähligen Kontrollen afrikanischer Menschen in St. Georg und St. Pauli.
Ein Vorschlag dazu wäre die Stärkung der Sozialarbeit und eine Förderung der Selbstorganisierung der afrikanischen Communities im Allgemeinen und insbesondere in „Problemstadtteilen“ wie St. Georg und St. Pauli. Dazu gehört auch, dass die Polizei dort verstärkt den Dialog mit sämtlichen Akteur_innen sucht und dabei soziale Aspekte und Kommunikation in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellt.
In diesem Sinne ist die Würde des Menschen unantastbar – und wir haben die Aufgabe sie zu schützen und zu verteidigen.
Ich denke, dass es notwendig ist, dass wir als verantwortungsvolle Politiker_innen an einer Entwicklung der Gesellschaft arbeiten, in der jeder Mensch möglichst diskriminierungs- und angstfrei leben kann. Auch die Presse ist diesbezüglich mitverantwortlich.
Mir ist ein Anliegen den Vorfall im Zusammenhang mit den gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen und der spezifischen Situation in St. Georg zu sehen.
In diesem Rahmen ist es wichtig auch die Stimmung und die Ängste in der afrikanischen Community und der Geflüchteten wahrzunehmen und wiederzugeben.
Viele Refugees und Mitglieder der afrikanischen Communities leben nach den Schüssen vom 1. Februar in Angst – insbesondere auch weil sie in den letzten Jahren unzählige Male meist ohne für sie ersichtlichen Anlass kontrolliert wurden und täglich mit Ressentiments sowie individuellem und/oder auch institutionellem Rassismus konfrontiert sind. Anwält_innen und soziale Akteur_innen bezeichnen das Handeln der Task Force in St. Pauli oder auch das Vorgehen in St. Georg in Teilen als „Racial Profiling“, da fast ausschließlich Menschen dunkler Hautfarbe in diesen Gefahrengebieten/an diesen gefährlichen Orten kontrolliert werden. Hier muss Artikel 3 des Grundgesetzes zur Anwendung kommen. Es darf nicht vorkommen, das Menschen dunkler Hautfarbe dem Risiko stigmatisierender Kontrollen ausgesetzt werden.
Die aus Kriegen und Zerstörung Geflohenen sind mit der Hoffnung auf Sicherheit, Menschenrechte, Zukunftsperspektive und ein würdiges Leben in unsere Gesellschaft gekommen – finden sich aber in einer Gesellschaft wieder in der sie oftmals nicht am Arbeitsleben, am kulturellen Leben - an gleicher Gesundheitsversorgung sowie an demokratischer Mitbestimmung teilhaben können. Das führt zu Depressionen Unzufriedenheit und Perspektivlosigkeit.
Die Zuschreibung von Verantwortung mir gegenüber für die Stimmung in der afrikanischen Community ist unredlich und lenkt lediglich von einer Analyse der Hintergründe der real existierenden Probleme ab. Die CDU scheint dieses Mittel in letzter Zeit jedoch als Methode zu nutzen. Das betrifft ja nicht nur mich, sondern auch weitere Politiker_innen. Ein solches Vorgehen finde ich nicht richtig - und für die gesamte Gesellschaft wie auch Einzelpersonen sehr gefährlich.
Zu einer Beruhigung der angespannten Stimmung in Teilen der afrikanischen Community würde sicherlich beitragen, wenn Informationen über den Gesundheitszustand von Obang A. gegeben würden. Ebenfalls vernünftig wäre eine differenzierte Debatte über Alternativen zu den unzähligen Kontrollen afrikanischer Menschen in St. Georg und St. Pauli.
Ein Vorschlag dazu wäre die Stärkung der Sozialarbeit und eine Förderung der Selbstorganisierung der afrikanischen Communities im Allgemeinen und insbesondere in „Problemstadtteilen“ wie St. Georg und St. Pauli. Dazu gehört auch, dass die Polizei dort verstärkt den Dialog mit sämtlichen Akteur_innen sucht und dabei soziale Aspekte und Kommunikation in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellt.
In diesem Sinne ist die Würde des Menschen unantastbar – und wir haben die Aufgabe sie zu schützen und zu verteidigen.
23. Januar 2017
Senat vernachlässigt Geistes- und Sozialwissenschaften
Die Empfehlungen des Wissenschaftsrats zur Weiterentwicklung der Geistes- und Sozialwissenschaften sowie der Gesamtstrategie der Uni Hamburg machen deutlich, dass die Geistes- und Sozialwissenschaften im Vergleich zu den so genannten MINT-Fächern in den letzten Jahren vernachlässigt wurden. „Der Wissenschaftsrat formuliert es zwar sehr freundlich, aber im Klartext heißt das: Die Geistes- und Sozialwissenschaften sind unterfinanziert und finden in der Gesamtstrategie der Uni zu wenig Beachtung“,erklärt dazu Martin Dolzer, wissenschaftspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft. „Als Grund nennt der Rat unter anderem, dass diese Fächer offensichtlich zu wenig wirtschaftlich verwertbar sind. Statt sie auf einige Leuchtturmprojekte und Spitzenforschung in PPP zuzurichten, sollten die Hamburger Hochschulen endlich ausreichend finanziert und die Geistes- und Sozialwissenschaften angemessen gefördert werden. Gerade in einer Zeit sich zuspitzender gesellschaftlicher Krisen wäre das dringend notwendig.“
Der Konkurrenzkampf der unterschiedlichen Wissenschaftsbereiche und Fakultäten um die wenigen Ressourcen könne nur beendet werden, wenn der Senat das politisch will und finanziell ermögliche. „Die Abkehr von neoliberaler Exzellenzpolitik im Wissenschaftsbereich, die Einführung einer Vermögenssteuer und das Ende der Schuldenbremse wären dazu adäquate Schritte“, so Dolzer.
20. Januar 2017
US-Truppenaufmarsch durch Hamburg: Der Senat weiß von nichts?
Seit Anfang Januar transportiert die US-Armee im Rahmen der Militäroperation „Atlantic Resolve“ Kriegsmaterial quer durch Europa – einem Bericht der „Osnabrücker Zeitung“ zufolge haben drei Frachter der US-Armee 2.500 Ladungsstücke, darunter 446 Kettenfahrzeuge einschließlich Kampfpanzern und 907 Radfahrzeuge zunächst nach Bremerhaven transportiert, diese sollen nach Litauen, Estland und Lettland weitergeleitet werden. Die Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft hat nachgefragt, ob diese Transporte auch durch Hamburg führen. Die Antworten des Senats auf die Schriftliche Kleine Anfrage (Drs. 21/7491) der Fraktion sind beunruhigend.
„Dem Senat ist die Sicherheit der Hamburgerinnen und Hamburger und eine friedliche Entwicklung Europas offenbar egal. Anders kann man dessen unzureichende Antworten zu den Truppentransporten für ein neunmonatiges NATO-Manöver an der russischen Grenze nicht interpretieren“, erklärt Martin Dolzer, friedenspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft.
Das Bundesverteidigungsministerium konnte dem Senat nur mitteilen, dass die Militärtransporte nicht über Hamburgs Straßen führen, zu etwaigen Schienentransporten durch die Stadt lägen aber keine Erkenntnisse vor. Allerdings seien bei der Polizei zwischen dem 10. und 12. Januar acht Militärtransporte der US-amerikanischen Streitkräfte durch Hamburg gemeldet worden. „Die Antworten legen nahe, dass der Senat weder über das Sicherheitskonzept für diese sensiblen Güter, noch über mögliche explosive oder radioaktive Güter bei den Schienentransporten informiert war“, so Dolzer. „Das ist ein fahrlässiger Umgang mit der Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger.“
Auch zur Frage, ob die Rüstungsexporte mit der Präambel der Hamburger Verfassung vereinbar seien, äußert sich der Senat nicht. Dort heißt es: „Die Freie und Hansestadt Hamburg (…) will im Geiste des Friedens eine Mittlerin zwischen allen Erdteilen und Völkern der Welt sein.“
Martin Dolzer erklärt dazu: „Sich damit herauszureden, dass im parlamentarischen Fragerecht meinungsbildende Stellungnahmen nicht zwingend zu geben sind, ist ein Armutszeugnis.“ Vielmehr hätten die Truppentransporte mit Bezugnahme auf die Hamburgische Verfassung verhindert werden können. „Wir brauchen keine neuen Provokationen, sondern eine Entspannungspolitik. Die Langzeit-NATO-Manöver aber bewirken ein weiteres Wettrüsten. Eine solche Politik gefährdet den Frieden in Europa“, so Dolzer weiter.
Martin Dolzer erklärt dazu: „Sich damit herauszureden, dass im parlamentarischen Fragerecht meinungsbildende Stellungnahmen nicht zwingend zu geben sind, ist ein Armutszeugnis.“ Vielmehr hätten die Truppentransporte mit Bezugnahme auf die Hamburgische Verfassung verhindert werden können. „Wir brauchen keine neuen Provokationen, sondern eine Entspannungspolitik. Die Langzeit-NATO-Manöver aber bewirken ein weiteres Wettrüsten. Eine solche Politik gefährdet den Frieden in Europa“, so Dolzer weiter.
12. Januar 2017
US-Truppenaufmarsch – auch durch Hamburg?
Seit dem vergangenen Wochenende bringt die US-Armee in großem Stil Kriegsmaterial nach Deutschland. Medienberichten zufolge brachten Frachtschiffe 2.500 Ladungsstücke, darunter 446 Kettenfahrzeuge einschließlich Kampfpanzern und 907 Radfahrzeuge zunächst nach Bremerhaven. Diese werden seitdem entladen und in diesen Tagen nach Polen und von dort weiter nach Litauen, Estland und Lettland transportiert. Die Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft fragt jetzt in einer Schriftlichen Kleinen Anfrage (SKA), ob die Transporte auch durch Hamburg führen, wie es Medien in den letzten Tagen berichtet hatten.
Die Rüstungsgüter der US-Armee werden für ein Langzeitmanöver mit 4000 Soldaten der in Colorado stationierten 3. Kampfbrigade der 4. US-Infanteriedivision „Iron Brigade“ direkt an die russische Grenze verlegt. Eine solch erhöhte Präsenz von NATO-Streitkräften kann den Frieden in Europa gefährden, sagt Martin Dolzer, friedenspolitischer Sprecher der Fraktion: „Die Konsequenzen dieser Manöver sind nicht genau absehbar. Eine massive Truppenverlegung und die damit verbundene aggressive Politik führt aber absehbar zu erneutem Wettrüsten und Wettstationieren. Wenn eine Zuspitzung des schwelenden Konflikts verhindert werden soll, dann sind Aufrüstung und Drohgebärden durch Truppenstationierungen kontraproduktiv. Stattdessen sollte seitens der Bundesregierung und der EU sowie seitens Russlands der Dialog gesucht werden. Da Hamburg sich per Verfassung als Mittlerin des Friedens deklariert, darf der Senat derartige Rüstungstransporte durch die Hansestadt nicht zulassen.“
Die Operation „Atlantic Resolve“, im Rahmen derer das Kriegsmaterial transportiert wird, findet unter der Verantwortung des US-Militärs statt. Die Bundeswehr ist für die gesamte Logistik verantwortlich. Sie sorgt für die Unterkunft und Verpflegung der US-Soldaten, stellt Lagerflächen bereit und sichert den Transport mit Feldjägern. Der stellvertretende Logistikchef des US-Kommandos EUCOM in Stuttgart sagte, es gehe auch darum, nachzuweisen, ob die Kampfkraft zur rechten Zeit an den rechten Platz nach Europa gebracht werden könne.
„Wir brauchen keine neuen Provokationen, sondern eine neue Entspannungspolitik“, meint Dolzer. „Wir wollen Frieden in Europa und der Welt und die Beendigung aller Kriege. Hamburg kann jetzt dazu beitragen, durch ein Verbot der Transporte und die Beendigung von Rüstungsexporten durch den Hamburger Hafen. Das bereits begonnene neue Wettrüsten wird dagegen Geld verschlingen, das die Menschheit braucht, um Hunger, Not und Klimakatastrophen wirksam zu bekämpfen.“
6. Januar 2017
„Wir brauchen keine neuen Provokationen, sondern eine neue Entspannungspolitik“, meint Dolzer. „Wir wollen Frieden in Europa und der Welt und die Beendigung aller Kriege. Hamburg kann jetzt dazu beitragen, durch ein Verbot der Transporte und die Beendigung von Rüstungsexporten durch den Hamburger Hafen. Das bereits begonnene neue Wettrüsten wird dagegen Geld verschlingen, das die Menschheit braucht, um Hunger, Not und Klimakatastrophen wirksam zu bekämpfen.“
6. Januar 2017
Justizausschuss: „Es ist unverantwortlich, wie CDU und FDP mit den Ängsten der Menschen spielen“
Die heutige Sondersitzung des Justizausschusses „wegen der Rolle der Justizbehörde bei der Fahndung nach dem Attentäter von Berlin“ kommentiert Martin Dolzer, justizpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft: „CDU und FDP geht es ganz offensichtlich nicht um die Sicherheit der Menschen in Hamburg. Es geht ihnen um die Instrumentalisierung des Anschlags von Berlin zur Durchsetzung des Abbaus von Grundrechten und Datenschutz.“
Der Anschlag von Berlin hätte mit hoher Wahrscheinlichkeit verhindert werden können, wenn die Behörden im Rahmen ihrer bisherigen Möglichkeiten gut gearbeitet hätten, meint Dolzer. “Dies zukünftig zu gewährleisten sollte Priorität haben. Nun hauptsächlich darüber zu streiten ob eine Fahndung über Facebook sinnvoll ist oder nicht, lenkt von den Ursachen und einer Lösung des Problems ab. Anstatt Senator Steffen und all diejenigen zu diffamieren, die Grundrechte und Sicherheitsinteressen abwägen, ist es notwendig auch aus Hamburg dafür zu wirken, dass die Bundesregierung ihre Zusammenarbeit mit dem Terrorpaten Erdogan beendet und endlich die Finanzwege des so genannten Islamischen Staates (IS) trockenlegt.“ Eine Expertise des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages hatte kürzlich die von der London School of Economics geäußerte Ansicht bestätigt, dass die EU in der Lage wäre, die Finanzströme des IS zu unterbinden.
„Die Verhinderung von Terrorismus muss bei den Ursachen ansetzen und darf nicht in eine Spirale aus Gewalt und Gegengewalt sowie Repression münden“, meint Dolzer. „Das Vorgehen von CDU und FDP reiht sich in die oberflächliche und ahistorische Sicherheits- und Zentralisierungsdebatte ein, die gerade von Innenminister De Maiziere losgetreten wird. Die Trennung der unterschiedlichen Sicherheitsbehörden und ihre Föderalisierung geschahen auf Grundlage der negativen Erfahrungen während des deutschen Faschismus. Deshalb ist wichtig, dass die Verantwortlichen in Hamburg sich darauf besinnen, diese Zentralisierung zurückzuweisen und dafür zu wirken, dass die Sicherheits- und Justizbehörden mit ihren bereits ausreichenden Mitteln vernünftig arbeiten, anstatt sich in einem Sonderausschuss mit auf populistische Weise inszenierten Rücktrittsszenarien zu beschäftigen. Auf eine solche Art mit den Ängsten und der Sicherheit von Menschen zu spielen, wie die Hamburger CDU und FDP es momentan tun, ist unverantwortlich.“
14. Dezember 2016
Haushalt 2017/18: „Investitionen schaffen Chancen für alle“
Nach dem Ausschluss aus der Sitzung wegen ihres Protests gegen die Abschiebungen aus Hamburg nach Afghanistan kann die Fraktion DIE LINKE nicht an der heutigen Debatte um den Haushaltsentwurf des Senats teilnehmen. Ihre Kritik am Etat für 2017 und 2018 bleibt davon unabhängig notwendig.
„Nicht das Sparen gehört in den Mittelpunkt der Politik des Senats, sondern die Menschen, ihre Würde und ihre Bedürfnisse“, erklärt Inge Hannemann, arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Fraktion, zum Einzelplan 4 (Arbeit, Soziales, Integration, Familie, Kinder und Jugend). „Wir fordern eine stadtteilbezogene Förderung sozialer Projekte mit 3.400 sozialversicherungspflichtigen öffentlich geförderten Stellen, zum Beispiel durch Umwandlung der derzeitigen Ein-Euro-Jobs. So würden nicht nur die Bezirke gestärkt, sondern auch Arbeitsplätze geschaffen.“
„Mit dem vorliegenden Sozialhaushalt setzt der Senat einfach die Verwaltung von Elend und Armut in dieser Stadt fort“, ergänzt die Sozialexpertin Cansu Özdemir. „Er arbeitet mit alten Zahlen und ignoriert vollkommen die steigenden Bedarfe von der Bekämpfung der Obdachlosigkeit über die Inklusion bis zur Integration. Wir fordern die vernünftige Ermittlung der Bedarfe und ausreichende und bedarfsdeckende Investitionen für eine gezielte Armutsbekämpfung!“
„Nur Investitionen in die frühkindliche Bildung und in die offenen Angebots- und Beratungsstrukturen vor Ort haben nachhaltige Wirkung auf Bildungs-, Beteiligungs- und Lebenschancen aller Kinder“, erinnert die bildungspolitische Sprecherin Sabine Boeddinghaus. „Deshalb brauchen wir dringend bessere Personalschlüssel in Hamburgs Kitas. Und wir wollen in einem ersten Schritt die Offene Kinder- und Jugendarbeit, die Familienhilfe, die Jugendverbands- und die Straßensozialarbeit stärken und neue Kinder- und Familienzentren schaffen, um Begegnung in den Stadteilen zu ermöglichen.“
„Zur Stärkung des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung beantragen wir 8,5 Stellen mehr für den Datenschutzbeauftragten“, so Martin Dolzer zum Einzelplan 2 (Justiz). „Um die gesetzlich vorgeschriebenen Lebensbedingungen in Haft zu erreichen, fordern wir die Aufstockung der Gesundheitsversorgung um drei Millionen Euro und die Einbeziehung der Inhaftierten in die Renten- und Sozialversicherung und den Mindestlohn. Wer einen OSZE-Gipfel bezahlen kann, kann auch die im Grundgesetz verankerten Rechten von Gefangenen umsetzen.“
Auch die Politik von Senatorin Fegebank geht an den Interessen der Mehrheit der Studierenden und Lehrenden vorbei, kritisiert Dolzer den Einzelplan 3.2 (Wissenschaft): „Die Grundbudgets der staatlichen Hochschulen müssen um fünf Prozent angehoben und das Budget des Studierendenwerks auf den Bundesdurchschnitt angehoben werden. Die Bereiche Gleichstellung und Queer sollen künftig in jeweils eigenen Aufgabenbereichen mehr Geld zur Verfügung haben.“
Für den wirtschaftspolitischen Sprecher der Fraktion, Stephan Jersch, belegt der Einzelplan 7 (Wirtschaft, Innovation und Verkehr), dass SPD und Grüne keine Perspektiven für ein zukunftsfähiges Hamburg haben. „Mit einem ,Weiter so‘ wird Hamburg in punkto Innovation und Sicherung der kleinen und mittelständischen Unternehmen Schiffbruch erleiden“, sagte er. „Der Senat setzt allein auf Leuchtturmprojekte, die nichts für Hamburgs Zukunft und den sozialen Zusammenhalt der Stadt bringen. Aber Stagnation ist kein Fortschritt!“
„Luftreinhaltung und Verkehrswende gibt es im rot-grünen Verkehrshaushalt nicht“, ergänzt die Verkehrsexpertin Heike Sudmann. „Die angebliche Fahrradstadt ist Scholz kein Wort wert, er setzt stur auf Straßen- und Autobahnbau. Die Mobilität der Zukunft muss nachhaltig und ökologisch sein! Daher unsere Forderung: Umweltfreundliche Fortbewegung kriegt mehr Raum auf den Straßen, ein besserer und günstigerer ÖPNV sichert die Mobilität. Beim Radverkehr muss Hamburg klotzen wie Kopenhagen, Wilhelmsburg wird nicht weiter mit Transitverkehr überzogen und die A 26 schnellstens beerdigt.“
Pressemitteilung 31.10.2016
CETA wird negative Folgen für Hamburg haben
Gestern unterschrieben – nach Verzögerungen – Kanada und die EU das Handelsabkommen CETA. „Wie Sigmar Gabriel zu behaupten, CETA sei ein Auftakt zu einer guten Globalisierung, ist einfach nur zynisch“, erklärt dazu Martin Dolzer, europapolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft.
„Gut ist das Abkommen lediglich für große Konzerne. Die negativen Auswirkungen für Hamburg sind klar erkennbar: Die Entscheidungskompetenz der Bürgerschaft wird angegriffen, Arbeitnehmer_innenrechte sind in Gefahr und kleinen und mittelständischen Unternehmen wird das Überleben zunehmend schwer gemacht. Auch Fracking und die Privatisierung von Teilen der öffentlichen Daseinsvorsorge, von Kultur und Bildung kommen nun mit CETA auf Hansestadt zu.“
CETA bedeute faktisch ein TTIP, gegen das es noch weit mehr Proteste der EU-Bürger_innen gibt, durch die Hintertür, da die meisten großen Unternehmen aus den USA eine Dependance in Kanada haben, so der Abgeordnete: „Um den Vertrag doch noch schnell unterschreiben zu können, wurden die Regionalparlamente der Wallonie und Brüssels von der EU-Kommission und Hardlinern mit ähnlich unlauteren Methoden unter Druck gesetzt wie zuvor die Regierung von Griechenland. Wenn diejenigen, die die EU dominieren, nicht lernen demokratische Entscheidungen zu akzeptieren und Sorgen der Menschen wirklich ernst zu nehmen, wird das Staatenbündnis langfristig zerfallen.“ Mit einem solch ignoranten Vorgehen würden zudem frustrierte Protestwähler_innen in die Fänge rechter und nationalistischer Kräfte getrieben, warnt Dolzer. „Auch deshalb ist das Handeln von Juncker und Co. verantwortungslos.“
„Das Massaker im Gewerkschaftshaus in Odessa muss aufgeklärt werden…“
Eine Veranstaltung des RIS mit den „Müttern des 2. Mai“ und MdHB Martin Dolzer
am Freitag, den 14.10.2016 um 19.00 Uhr
Von Melle Park 9 (Fachbereich Sozialökonomie, ehm. „HWP“)
im Raum S 28
Am 14. Oktober kommen zwei Frauen der Initiative "Mütter des 2. Mai"
aus Odessa sowie der Hamburger Bürgerschaftsabgeordnete Martin Dolzer
an die Universität, um über das Massaker im Gewerkschaftshaus von
Odessa, das am 2. Mai 2014 stattfand, zu diskutieren und das Geschehen
in den historischen Kontext einzuordnen.
Damals griffen Ultranationalisten und Faschisten, darunter auch Mitglieder faschistischer Batallione, Demonstranten an, die vor dem Gewerkschaftshaus von Odessa gegen den Maidanputsch im Februar demonstrierten. Auch in den Tagen davor gab es bereits zahlreiche friedlichen Demonstrationen gegen den „Maidan“, an denen mehrere zehntausende Menschen teilnahmen.
Dagegen wurden aus mehreren Städten der Ukraine extrem Rechte nach Odessa mobilisiert, um diese Kundgebungen gewalttätig zu beenden. Augenzeugen berichten über das Massaker des 2, Mai: „Menschen flohen vor Gewalt und Schüssen in das Gewerkschaftshaus. Als dieses angezündet wurde, sprangen sie aus dem ersten, dem zweiten, dem dritten und vierten Stock, um den Flammen und Verfolgern zu entkommen. Wer den Sprung überlebte, wurde von den Rechten getreten, mißhandelt
oder erschlagen. Diejenigen, die sich dann noch bewegen konnten, wurden durch einen Korridor getrieben und erneut geschlagen und mißhandelt. Einige starben dabei." Die ukrainische Polizei habe bewußt nicht eingegriffen, jedoch unzählige Menschen festgenommen, die die Torturen überlebten. Bis heute gelten 50 Menschen als verschwunden.
In der offiziellen Version der ukrainischen Behörden wird davon gesprochen, dass die überwiegende Anzahl der Menschen an Rauchvergiftungen gestorben sei und es sich um spontane Auseinandersetzungen gehandelt habe, die unglücklicherweise eskaliert wären. Gegen diese Version sprechen Augenzeugenberichte, Dokumente und mehrere Filme, auf denen Kämpfer des „Bataillons Asow“ und weiterer paramilitärischer Einheiten zu sehen sind, die sich an der „Jagd auf Menschen“ beteiligten.
Die Veranstaltung soll dazu beitragen, das Massaker in den politischen Kontext des Ukrainekonflikts sowie der EU-Politik einzuordnen. Eine Aufklärung des politischen Verbrechens, seine juristische Aufarbeitung und Gerechtigkeit ist in der Ukraine nur bei wachsender internationaler Aufmerksamkeit zu erreichen. Die Veranstaltung dient der Aufklärung und Diskussion, wie dazu beigetragen werden kann.
Damals griffen Ultranationalisten und Faschisten, darunter auch Mitglieder faschistischer Batallione, Demonstranten an, die vor dem Gewerkschaftshaus von Odessa gegen den Maidanputsch im Februar demonstrierten. Auch in den Tagen davor gab es bereits zahlreiche friedlichen Demonstrationen gegen den „Maidan“, an denen mehrere zehntausende Menschen teilnahmen.
Dagegen wurden aus mehreren Städten der Ukraine extrem Rechte nach Odessa mobilisiert, um diese Kundgebungen gewalttätig zu beenden. Augenzeugen berichten über das Massaker des 2, Mai: „Menschen flohen vor Gewalt und Schüssen in das Gewerkschaftshaus. Als dieses angezündet wurde, sprangen sie aus dem ersten, dem zweiten, dem dritten und vierten Stock, um den Flammen und Verfolgern zu entkommen. Wer den Sprung überlebte, wurde von den Rechten getreten, mißhandelt
oder erschlagen. Diejenigen, die sich dann noch bewegen konnten, wurden durch einen Korridor getrieben und erneut geschlagen und mißhandelt. Einige starben dabei." Die ukrainische Polizei habe bewußt nicht eingegriffen, jedoch unzählige Menschen festgenommen, die die Torturen überlebten. Bis heute gelten 50 Menschen als verschwunden.
In der offiziellen Version der ukrainischen Behörden wird davon gesprochen, dass die überwiegende Anzahl der Menschen an Rauchvergiftungen gestorben sei und es sich um spontane Auseinandersetzungen gehandelt habe, die unglücklicherweise eskaliert wären. Gegen diese Version sprechen Augenzeugenberichte, Dokumente und mehrere Filme, auf denen Kämpfer des „Bataillons Asow“ und weiterer paramilitärischer Einheiten zu sehen sind, die sich an der „Jagd auf Menschen“ beteiligten.
Die Veranstaltung soll dazu beitragen, das Massaker in den politischen Kontext des Ukrainekonflikts sowie der EU-Politik einzuordnen. Eine Aufklärung des politischen Verbrechens, seine juristische Aufarbeitung und Gerechtigkeit ist in der Ukraine nur bei wachsender internationaler Aufmerksamkeit zu erreichen. Die Veranstaltung dient der Aufklärung und Diskussion, wie dazu beigetragen werden kann.
Pressemitteilung vom 05.10.2016
§129 b Prozess gegen Hasan Dutar ist absurd
„Der § 129 b Prozess gegen den kurdischen Politiker Hasan Dutar vor dem OLG Hamburg ist in Anbetracht der menschenverachtenden Politik der Regierung Erdogan völlig absurd. Hamburger Gerichte sollten sich nicht zu Erfüllungsgehilfen von Regierungen machen, die die Menschenrechte mit Füßen treten und auch vor der Anordnung systematischer Kriegsvrerechen nicht zurückschrecken“, erklärt Martin Dolzer justizpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft.
Staatspräsident Erdogan hatte den Friedensprozess mit den KurdInnen im
letzten Jahr einseitig aufgekündigt und im Rahmen des Ausnahmezustands
Wohngebiete und ganze Stadtteile mit Raketen und Panzern angreifen
lassen. Soldaten begingen unter Verantwortung der türkischen Regierung
systematisch Kriegsverbrechen, wie das anzünden von mehr als 20
wehrlosen Menschen, die in einem Keller in der Stadt Cizre auf ärztliche
Hilfe warteten oder die Erschiessung von wehrlosen Menschen (Alten,
Frauen, Kindern, Gefangenen) in mehreren Städten (Diyarbakir, Van,
Nusaybin, Cizre, Sirnak Silvan uvm.). Mehr als 50.000 Menschen wurden
mittlerweile aus dem öffentlichen Dienst entlassen (u.a. LehrerInnen,
HochschullehrerInnen, Verwaltungsangestellte). 26 BürgermeisterInnen
wurden in den kurdischen Provinzen des Landes ihres Amtes enthoben und
meist inhaftiert. Erst letzte Woche hat Abdullah Öcalan den Willen
betont, dass die kurdische Seite, trotz der menschenfeindlichen Politik
der türkischen Regierung weiterhin einen friedlichen Lösungsweg sucht.
„Nun wird hier in Hamburg erneut ein Mensch angeklagt, der sich für die Menschenrechte und Frieden eingesetzt und Konflikte in der kurdischen Community geschlichtet hat. Die Bundesregierung sollte umdenken und den Despoten Erdogan völkerstrafrechtlich verfolgen und die Verfolgungsermächtigung gemäß §129b gegen die PKK sofort fallenlassen. Ansonsten macht sie sich mitschuldig an weiteren Kriegsverbrechen in der Türkei und der Destabilisierung des Mittleren Ostens. Vor dem Hintergrund, dass Hasan Dutur Ezide ist, ist ein Prozess gegen ihn besonders zynisch. Die Regierung Erdogan arbeitet noch immer mit dem Islamischen Staat (IS) zusammen, der in Shengal mehrere Tausend EzidInnen massakrierte und mehrere tausend Frauen versklavte. Jetzt greift die Terrororganisation in neuen Uniformen gemeinsam mit der türkischen Armee im Norden Syriens (Rojava) die dort lebenden KurdInnen an. Die RichterInnen des OLG sollten ihrem Bewusstsein und Gewissen folgen und Hasan Dutar sofort aus der Haft entlassen“, fordert Dolzer.
„Nun wird hier in Hamburg erneut ein Mensch angeklagt, der sich für die Menschenrechte und Frieden eingesetzt und Konflikte in der kurdischen Community geschlichtet hat. Die Bundesregierung sollte umdenken und den Despoten Erdogan völkerstrafrechtlich verfolgen und die Verfolgungsermächtigung gemäß §129b gegen die PKK sofort fallenlassen. Ansonsten macht sie sich mitschuldig an weiteren Kriegsverbrechen in der Türkei und der Destabilisierung des Mittleren Ostens. Vor dem Hintergrund, dass Hasan Dutur Ezide ist, ist ein Prozess gegen ihn besonders zynisch. Die Regierung Erdogan arbeitet noch immer mit dem Islamischen Staat (IS) zusammen, der in Shengal mehrere Tausend EzidInnen massakrierte und mehrere tausend Frauen versklavte. Jetzt greift die Terrororganisation in neuen Uniformen gemeinsam mit der türkischen Armee im Norden Syriens (Rojava) die dort lebenden KurdInnen an. Die RichterInnen des OLG sollten ihrem Bewusstsein und Gewissen folgen und Hasan Dutar sofort aus der Haft entlassen“, fordert Dolzer.
Pressemitteilungen vom 28.09.2016
Dolzer: „Justizkrise ist Folge des jahrelangen Sparkurses“
„Justizvollzugsbeamt_innen, Anwält_innen und Inhaftierte klagen zu Recht über die Arbeits- und Haftbedingungen in Santa Fu“, sagte in der heutigen Aktuellen Stunde der heutigen Hamburgischen Bürgerschaft Martin Dolzer, justizpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE. „Zu wenig Personal im Vollzug und bei der Resozialisierung sind Konsequenzen eines verfehlten jahrelangen Sparkurses. Unter Schwarz-Gelb war das nicht anders als unter Schwarz-Grün oder SPD und nun Rot-Grün. Unterbesetzung führt zu einem hohen Krankenstand und unwürdigen Arbeitsbedingungen.“ Am stärksten litten darunter allerdings die Inhaftierten, denen ihnen zustehende Rechte vorenthalten würden: So würden Entlassungsvorbereitungen – wenn überhaupt – nur mangelhaft gewährt und Anwaltsbesuche verzögert. „Vor kurzem wurde in Santa Fu wegen Personalmangels einen ganzen Tag jeglicher Ausgang und jeglicher anwaltliche Beistand unterbunden“, erinnert Dolzer. „Aber das ist nur die Spitze des Eisbergs.“
Die Praxis in Fuhlsbüttel wie in Billwerder, in der U-Haftanstalt Holstenglacis und im Jugendvollzug in Hahnöfersand werde dem im Gesetz formulierten Anspruch, die Gefangenen auf ein Leben in Freiheit vorzubereiten, momentan keinesfalls gerecht. „Das ist allerdings kein Sicherheitsproblem, sondern ein Eingriff in die Würde des Menschen“, kritisierte Dolzer die Parolen der CDU. „Mit der Debatte allein über die Sicherheit wird auf populistischem Weg eine Lösung des Problems verhindert.“
SPD und Grüne könnten bei der laufenden Haushaltslegung die Mittel für Justizvollzug und Resozialisierung so erhöhen, dass eine gesetzes- und verfassungskonforme Unterbringung der Inhaftierten in den Hamburger JVAs möglich wird, so der Abgeordnete. „Dazu gehört allerdings der politische Mut, entschiedene Schritte auch für Menschen zu gehen, die kaum eine Lobby haben.“
„Hamburg muss Jugendvollzug behalten – und reformieren“
Die Fraktion DIE LINKE unterstützt die Forderung von CDU und FDP, den Jugendvollzug in Hamburg zu belassen. „Resozialisierung und Vorbereitung auf das Leben in Freiheit dürfen nicht nach Schleswig-Holstein ausgelagert werden“, sagte in der heutigen Plenardebatte Martin Dolzer, justizpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft. „Die verheerenden Erfahrungen bei der auswärtigen Unterbringung von Jugendlichen in den Haasenburg-Heimen und dem Friesenhof hätten eigentlich zu einem Umdenken beim Senat führen müssen.“
Bereits jetzt wird der im Hamburgischen Strafvollzugsgesetz formulierte Anspruch nach Behandlung und Resozialisierung insbesondere in Hahnöfersand nicht umgesetzt. „Bei der Zusammenlegung des Jugendvollzugs mit Schleswig-Holstein würde sich die Situation wegen Platz- und Personalmangels sowie fehlender Hamburger Kontrollmöglichkeiten absehbar weiter verschlechtern“, kritisierte der Justizpolitiker. „Deshalb sollte der Senat umdenken und einer menschenwürdigen Vision folgen, wie sie in der Schweiz oder Norwegen praktiziert wird. Dazu braucht man allerdings Mut und die Bereitschaft, Geld auszugeben.“
In der Schweiz wird der Jugendvollzug weitestgehend außerhalb geschlossener Anstalten vollzogen. Auch in Norwegen gibt es Modelle des Vollzugs, die weitgehend ohne Repression, jedoch mit einem hohen Grad an sozialer Kompetenz und Wiedereingliederung umgesetzt werden. „Beide Modelle entsprechen der Würde der Menschen und haben eine weit geringere Rückfallquote zur Folge, als der mangelhafte Jugend- und Strafvollzug in der Bundesrepublik und in Hamburg“, führte Dolzer aus. „In der Debatte um die Neugliederung des Jugendvollzugs sollten auch solche Modelle diskutiert werden. Wenn die Koordinaten von Justiz und Vollzug nicht grundlegend von Straforientierung und ,Law and Order‘ in Richtung Resozialisierung, Selbsterkenntnis und Konfliktheilung verschoben werden, bleiben die Forderungen von CDU und FDP aber nur Schaufensteranträge.“
Ausnahmezustand und Racial Profiling
Hamburg: Im Stadtteil St. Pauli belagert die Polizei eine ganze Straße
Artikel aus der Zeitung junge Welt Von Martin Dolzer Mehrere Einheiten der Polizei haben von Montag mittag bis in die späte Nacht die Umgebung der Hafenstraße in Hamburg St. Pauli belagert. Dabei wurde mehrfach nach den – vom OVG Koblenz als verfassungswidrig eingestuften – Methoden des »Racial Profiling« kontrolliert, so auch Anwohner aus den umliegenden Häusern. Augenzeugen berichten, dass Einwohner am Nachhausegehen gehindert und friedliche alte Menschen von Beamten geschubst und geschlagen wurden.
Die Einsatzleitung erklärte, das Ziel der Maßnahme sei die Feststellung der Personalien von 20 bis 30 Personen gewesen, die sich an einem »gefährlichen Ort« aufgehalten hätten, an dem es Drogenkriminalität gebe. Über mehrere Stunden riegelte die Polizei einen Garten ab, in den sich verängstigte Flüchtlinge begeben hatten. »Nach meinem Kenntnisstand konnten die Personen im Hinterhof der Hafenstraße ab 14 Uhr bis in die späten Abendstunden den Ort nur verlassen, wenn sie ihre Personalien abgegeben hätten«, kritisierte Rechtsanwältin Alexandra Wichmann gegenüber dieser Zeitung. »Dies stellt eine freiheitsbeschränkende Maßnahme und einen schwerwiegenden Grundrechtseingriff dar. Die von der Polizei bemühte Rechtsgrundlage zur verdachtsunabhängigen Personalienfeststellung kann eine Freiheitsbeschränkung von solcher Dauer nicht rechtfertigen. Das Vorgehen der Polizei ist in hohem Maße unverhältnismäßig und rechtswidrig. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf die Dauer der Maßnahme von insgesamt über 9 Stunden, in denen die Betroffenen, wenn sie sich der rechtswidrigen Personalien Feststellung nicht unterziehen wollten, elementare Grundbedürfnisse, wie Trinken, Essen und Toilettengang, nicht befriedigen konnten. «
100 Anwohner versammelten sich bis nach Mitternacht zum Protest und kritisierten einen »erneuten Ausnahmezustand«. »Das ist ein Versuch der Eskalation und Einschüchterung der Anwohner, die erst am Sonntag eine friedliche und kreative Kundgebung gegen rassistische Kontrollen und eine martialische Hausdurchsuchung im Hausprojekt ›Plan B‹ in der Hafenstraße durchgeführt hatten. Es handelte sich um eine erneute Machtdemonstration. Wir sollen offenbar durch Repression in die Ohnmacht getrieben werden«, kommentierte eine Anwohnerin der Hafenstraße im Gespräch mit junge Welt. Als die Ansammlung der Anwohner sich auflöste, kam es zu Polizeiübergriffen. Unter anderem wurde ein 60jähriger verprügelt und mehrere Anwohner brutal aus Hauseingängen gezerrt und gestoßen. Polizisten weigerten sich, gegenüber Anwälten und Bürgerschaftsabgeordneten ihre Dienstnummern anzugeben. Die Geflüchteten waren zu diesem Zeitpunkt allerdings, ohne dass die Polizei es bemerkt hätte, aus dem Garten verschwunden.
»Die Polizei wollte womöglich eine Eskalation vor den im Winter und im nächsten Jahr stattfindenden Großereignissen ›Treffen der OSZE‹ und ›G20-Gipfel‹ provozieren. Anders kann man das Vorgehen kaum lesen. Auch die hohe Anzahl der eingesetzten Beamten legt eine solche Deutung nahe«, skizzierte ein Mitglied des Ermittlungsausschusses die Situation gegenüber jW.
Eine Anwohnerinitiative thematisiert seit längerer Zeit, dass eine Politik, die sich auf Kontrollen und Verfolgung vermeintlicher oder tatsächlicher Dealer beschränkt, die Problemlage lediglich verschärft. Ein Ausweg wäre dagegen ein gesicherter Aufenthalt und Arbeitsmöglichkeiten für die betroffenen Geflüchteten.
PM von Martin Dolzer
"Stimmen Sie mit Ihrem Gewissen ab": Martin Dolzer fordert Rot/Grün zum Stopp von TTIP und CETA auf
"Zu wenig ist eben nicht genug" - "Der Raubtierkapitalismus hat abgewirtschaftet" - Martin Dolzer über die Finanzierung der Hamburger Hochschulen
Strafanzeige
gegen R.T. Erdogan wegen Kriegsverbrechen
„Gemeinsam mit Bundestags- und
Landtagsabgeordneten, Rechts- anwältInnen, ÄrztInnen,
WissenschaftlerInnen und weiteren Einzelpersonen,
darunter auch Angehörigen von Opfern, und verschiedenen
zivilgesellschaftlichen Organisationen habe ich den
Staatspräsidenten der Republik Türkei, Recep Tayip
Erdogan, sowie weitere verantwortliche Minister,
Verantwortliche aus Militär und Polizei sowie die
zuständigen Gouverneure wegen in den kurdischen Gebieten
im Südosten der Türkei, insbesondere in Cizre,
begangenen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die
Menschlichkeit gemäß dem deutschen Völkerstrafgesetzbuch
(VStGB) bei der Bundesanwaltschaft angezeigt“, erklärt
Martin Dolzer, Abgeordneter der Hamburgischen
Bürgerschaft.
Ein
Schwerpunkt der Anzeige ist der Tod von mindestens 178
Menschen, die während einer Ausgangssperre vom 14.
Dezember 2015 bis 02. März 2016 in Cizre in 3
Kellerräumen Schutz vor Angriffen des türkischen
Militärs mit Artillerie, Panzern und weiteren schweren
Waffen Schutz gesucht hatten. Sie teilten ihre Lage,
dass die Keller weiter angegriffen werden und viele
Menschen dringend ärztliche Hilfe benötigen sowie einen
großen Teil ihrer Namen per Telefon Abgeordneten, Presse
und Amnesty International mit. Amnesty International
startete eine Urgent Action. Dennoch wurden keine
Krankenwagen durchgelassen, der Kontakt zu den Personen
brach ab und aus den Kellern wurden bisher 178
größtenteils verbrannte Leichen, geborgen. Augenzeugen
berichten, dass „Sicherheitskräfte“ Benzin in einen der
Keller geschüttet hatten und dieses dann anzündeten. 9
ZivilistInnen, die die Keller verließen und sich
Soldaten gegenüber als unbewaffnete ZivilistInnen (zum
Teil verletzt) zu erkennen gaben, wurden nach dem
Verlassen eines weiteren Kellers ermordet und
anschließend verbrannt.
„Das Handeln
der türkischen Regierung ist momentan insgesamt darauf
ausgerichtet eine kollektive Ohnmacht zu erzeugen. In
Folterschulen werden türkische Spezialeinheiten in Bezug
auf individuelle Folter darauf trainiert Dilemmata zu
schaffen. Egal was die/der Gefolterte auch tut, es soll
als falsch und die Gesamtsituation als ausweglos
begriffen werden, um den politischen Willen zu brechen.
Diese menschenverachtende Strategie wird nun gegen die
gesamte kurdische Bevölkerung angewandt. Egal was die
Menschen tun, um ihre Rechte und die Menschenrechte
einzufordern oder auch nur das Recht auf Leben zu
schützen, wird ihnen signalisiert, dass es erfolglos
ist. Die legalen politischen Parteien werden verboten,
moderate Menschenrechtsanwälte wie Tahir Elci extralegal
exekutiert, ein begonnener Friedensprozess aufgrund von
Machtstreben unterbrochen. Per Lautsprecherdurchsagen
wird die gesamte kurdische Bevölkerung von Soldaten
erniedrigt, Verletzte und Menschen, die sich in Gebieten
des „Ausnahmezustands“ ergeben oder Lebensmittel holen,
werden erschossen, die gesamte Lebensgrundlage zerstört.
Die Menschen bezeichnen die jetzige staatliche Gewalt zu
Recht als wesentlich gravierender und umfassender als in
den 1990er Jahren und sprechen von den Anfängen eines
geplanten Genozids.“ kommentiert Dolzer.
„Vor diesem Hintergrund sehen es die Anzeigenden
als ihre ethische Verantwortung, das menschenverachtende
Vorgehen der Regierung Erdogan anzuzeigen. Das
bundesdeutsche Völkerstrafgesetzbuch gibt dazu die
Möglichkeit. Die beschriebene Strategie der gezielten
Vernichtung der KurdInnen und der Destabilisierung der
gesamten Region darf nicht hingenommen werden“, so
Dolzer. „Eigentlich wäre jetzt ein guter Zeitpunkt mit
einer Politik der kolonialistisch bedingten
Unterwerfung, Assimilation und Vernichtung zu brechen.
Die Idee des respektvollen Zusammenlebens aller Ethnien,
Religions- und Bevölkerungsgruppen, wie sie in Rojava
schrittweise entwickelt wird, wäre ein Ausweg. Um dies
zu ermöglichen ist allerdings ein Umdenken aller
beteiligten regionalen und internationalen Akteure
notwendig. Nicht mehr geostrategische sondern
menschenrechtliche Aspekte und das Völkerrecht müssten
dafür im Mittelpunkt der jeweiligen Politiken stehen. In
diesem Rahmen wäre ein wichtiges internationales Signal,
die Selbstverwaltungsstrukturen in Rojava anzuerkennen
und die PKK zu entkriminali-sieren. Zudem wäre es nötig,
endlich politischen und juristischen Druck auf die
Regierung Erdogan zu entfalten, damit diese ihre
destruktive und menschenfeindliche Politik beendet.
Unendliches
kollektives und individuelles Leid könnte auf diese
Weise beendet und aufgearbeitet werden. Ein Prozess der
Konfliktheilung könnte schrittweise umgesetzt werden.
Wir hoffen, dass diese Strafanzeige einen Teil dazu
beitragen kann. Dazu wäre natürlich wünschenswert, dass
die Bundesanwaltschaft (BAW)
die Anzeige zur Klage erhebt,“ so der Abgeordnete.
30.06.2016 20:00 Stadtteilgruppe Winterhude / Eppendorf
Zweiten NATO-Krieg in Libyen verhindern, das Morden im Dienste des Geschäfts überwinden! Nur Frieden schafft Frieden!
Veranstaltung mit
- Martin Dolzer
(MdHB) und - Ali Ahmad
(Vertreter der Lampedusa Gruppe)
im Kulturhaus Eppendorf (Saal) Julius Reincke Stieg13 a, 20251 Hamburg
(Anfahrt mit dem HVV: U1/U2 Kellinghusenstraße, Bus 20/25 Julius Reincke Stieg, Bus 22/39, Tarpenbekstraße, Bus 114/34 Eppendorfer Marktplatz)
Pressemitteilung 10. Juni 2016
„Tag der Bundeswehr“: Schluss mit der Rekrutierung in Bildungseinrichtungen!
Am morgigen Sonnabend findet in ganz Deutschland der „Tag der Bundeswehr“ statt. Neben Imagewerbung geht es dabei vor allem um die Rekrutierung neuer SoldatInnen. Dazu erklärt Martin Dolzer, friedenspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft: „Der ‚Tag der Bundeswehr‘ soll der Bevölkerung eine weltweit immer aggressiver militärische Rolle Deutschlands nahebringen. DIE LINKE lehnt derartige Propagandaveranstaltungen ab. Mehr als 3.000 Bundeswehrangehörige befinden sich aktuell in Auslandseinsätzen, z.B. in Somalia, Afghanistan, Mali und Syrien. Im neuen Weißbuch des Verteidigungsministeriums soll zudem eine weltweite militärische Führungsrolle der Bundesrepublik sowie eine aggressive Außenpolitik gegen Russland festgeschrieben werden. In diesem Jahr wird der Wehretat auf 34,3 Milliarden Euro steigen. In Strategiepapieren und Reden von regierenden PolitikerInnen wird immer weitergehend die Durchsetzung politischer, ökonomischer und geostrategischer Ziele mit militärischen Mitteln anstatt ziviler und friedlicher Konfliktregulierung propagiert. Selbst das fehlende Mandat der UN für einen Einsatz in Syrien ist kein Hindernis für eine Teilnahme der Bundeswehr. Durch eine solche Politik werden unzählige Menschen getötet, Gesellschaften ruiniert, der Weltfrieden bedroht sowie wirtschaftliche Asymmetrie und soziale Ungleichheit zementiert.“
Allein für die Rekrutierung an Schulen beschäftigt die Bundeswehr bundesweit 98 hauptamtlich tätige Jugendoffiziere und 551 sogenannte Karriereberater. Diese träten auch in Hamburg regelmäßig in Schulklassen, auf Job- und Ausbildungsmessen und auf Berufsorientierungstagen auf, kritisiert Sabine Boeddinghaus, schulpolitische Sprecherin der Linksfraktion. „Das ist unverantwortlich. Die Bundeswehr ist kein normaler Arbeitgeber. Die ‚Risiken und Nebenwirkungen‘ des SoldatInnen-Seins werden unterschlagen, stattdessen wird mit dem Dienst an der Waffe geworben, als ginge es um einen Abenteuerurlaub. Die Bundeswehr hat in Bildungseinrichtungen nichts zu suchen.“
In Hamburg sei die Bundeswehr ohnehin besonders aktiv, kritisiert Dolzer: „In der Helmut-Schmidt-Universität, der Führungsakademie, dem Bundeswehrkrankenhaus und der Bundeswehrfachschule werden Menschen auf Kriege und das Entwickeln und Durchsetzen von todbringenden Strategien vorbereitet. DIE LINKE setzt sich stattdessen für eine friedliche Politik, faire Handelsbeziehungen, den Stopp von Rüstungsexporten über den Hamburger Hafen, eine schrittweise Konversion der Rüstungsbetriebe, eine auf Frieden orientierte Bildung und Zivilklauseln an den Hamburger Hochschulen ein.“
DIE
LINKE fordert: Sozialpolitische Maßnahmen anstatt rassistische
Kontrollen auf St. Pauli – Balduintreppe/Hafenstrasse
„Die
Antworten auf eine Anfrage zum Thema rassistische Kontrollen in St.
Pauli (SKA Drs. 21/4570) zeigen, dass der Senat eine völlig
einseitige Wertung der Situation vornimmt und keinen ganzheitlichen
Ansatz jenseits von ordnungspolitischen Maßnahmen erwägt. Bei den
Kontrollen afrikanischer Menschen in der Nähe der Balduintreppe in
St. Pauli handelt es sich um `racial profiling´. Polizeibeamte haben
im Gespräch eingestanden, dass sie Menschen nach Hautfarbe
kontrollieren. Eine solche Praxis ist verfassungswidrig und darf
nicht hingenommen werden. AnwohnerInnen beschweren sich genau darüber
sowie über zunehmende Polizeigewalt gegenüber den Kontrollierten
und das wiederholte Eindringen von Beamten auf Privatgrundstücke.
Diese Kritik wurde presseöffentlich und auf Flugblättern einer
AnwohnerInneninitaitive publiziert. Dass der Senat in seiner Antwort
auf diese Aspekte überhaupt nicht eingeht, ist
verantwortungslos und entspricht nicht dem konsensuellen und auf
Dialog orientierten Zusammenleben der AnwohnerInnen rund um die
Hafenstrasse. Mit einem Ansatz der sich auf Kontrollen und Verfolgung
von vermeintlichen oder tatsächlichen Dealern beschränkt, der
sämtliche sozialpolitischen Erwägungen vermissen lässt, wird die
Problemlage lediglich unnötig verschärft und zudem Dissens zwischen
den AnwohnerInnen gesät“, kritisiert Martin Dolzer
Justizpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der
Hamburgischen Bürgerschaft, der in dem betroffenen Quartier wohnt.
Im
Zeitraum vom 1. Januar 2016 bis 24. Mai 2016 hat die Polizei
insgesamt im „Gefahrengebiet St. Pauli“ 1.680
Identitätsfeststellungen, 62 Ingewahrsamnahmen und 87 vorläufige
Festnahmen durchgeführt. Die Zahlen sprächen für sich. Das Moment
der Identitätsfeststellung stehe da eindeutig im Mittelpunkt. Damit
sowie mit weiteren zentralen Fragestellungen,
ob es zielführend ist das z.B. weiterhin die Polizei über die
Einrichtung von „Gefährlichen Orten“ entscheiden soll, habe der
Senat sich nicht ausreichend auseinandergesetzt.
„Es
wird deutlich, dass die Einrichtung von „Gefahrengebieten“ und
„Gefährlichen Orten“ neben den verfassungsrechtlichen Bedenken
an sich nicht zielführend ist, um Probleme zu lösen. Im konkreten
Fall könnten z.B. gesicherte Aufenthaltsbedingungen und
Arbeitsmöglichkeiten für die betroffenen Flüchtlinge ein Ausweg
sein, anstatt die Augen vor den Hintergründen des Problems zu
verschließen und mit einer Aufstockung der Polizeipräsenz durch
eine Task-Force zu reagieren und dadurch Gefahr zu laufen, dass die
Praxis rassistischer Kontrollen noch ausgeweitet wird. Die o.g.
AnwohnerInneninitiative berichtet, dass jeder der Afrikaner, die sich
nahe der Balduintreppe aufhalten, im direkten Gespräch den Wunsch
nach einer existenzsichernden geregelten Arbeit, einem sicheren
Aufenthaltsstatus und Gesundheitsversorgung äußert.
Gefängnisstrafen für Menschen, die mit 0,5 Gramm Marihuana
festgenommen wurden, sind Teil des Problems und keine Lösung. Es ist
schon erstaunlich, wie ein Gericht nach dem Tod des 21-Jährigen
Jaja D. aus Guinea-Bissau, der mit 1,65 Gramm Marihuana auf St. Pauli
festgenommen wurde und in Hahnöfersand starb, so kurzsichtig wie
jetzt im Fall eines 19jährigen aus Guinea Bissau Urteilen kann. Dem
entsprechend ist ein klares Signal aus der Politik sowie ein Umdenken
des Senats nötig. Statt Verfolgung und Strafe sind Ansätze bei
denen sozialpolitische Momente, die Menschenwürde aller AkteurInnen
und Inklusion im Mittelpunkt stehen, notwendig.“, fordert Dolzer.
Pressemitteilung, 5. Juni 2016
20 wehrlose Menschen in
Nusaybin von türkischer Armee extralegal hingerichtet
In der Nacht des 31. Mai wurden in der
Stadt Nusaybin an der türkisch-syrischen Grenze 20 Menschen von
Soldaten erschossen und anschließend verbrannt.
Ein Augenzeuge berichtet, dass Soldaten
in Panzerwagen vier Krankenwagen stoppten und 20 Menschen zwangen
auszusteigen. Diese wurden dann in drei Gruppen aufgeteilt und
anschließend erschossen. Danach wurden die Leichen auf einen Haufen
zusammengezogen und verbrannt. Als die Soldaten den Augenzeugen
bemerkten, warfen sie Handgranaten in seine Nähe – der Augenzeuge
konnte jedoch entkommen.
„Seit Monaten begehen Soldaten der
türkischen Armee regelmäßig Kriegsverbrechen in den kurdischen
Provinzen der Türkei. Immer wieder werden ZivilistInnen ohne Grund
von Scharfschützen erschossen. In der Stadt Cizre wurden Anfang des
Jahres mehr als 20 ZivilistInnen bei lebendigem Leib verbrannt, als
Soldaten Benzin in einen Keller schütteten, in dem sich zehn Tage
lang Verletzte aufgehalten hatten und es anzündeten. In mehreren
Städten u.a. in Diyarbakir, Yüksekova und Sirnak wurden und werden
Wohnhäuser mit Raketen und von Panzern beschossen. Mehr als 400
ZivilistInnen starben bisher, ganze Stadtteile wurden dem Erdboden
gleich gemacht. All das und die jetzige extralegale Hinrichtung von
20 Menschen in Nusaybin darf nicht hingenommen werden. Es ist
unerträglich und verantwortungslos, dass die Bundesregierung diese
Verbrechen zulässt, die von der Regierung Erdogan zu verantworten
sind. Anstatt den Flüchtlingsdeal aufrecht zu erhalten und die
sicherheitspolitische sowie militärische Zusammenarbeit mit der
Türkei sogar auszubauen, wäre notwendig die militärische und
wirtschaftliche Zusammenarbeit mit der Regierung Erdogan solange
einzustellen, bis die systematischen Menschenrechtsverletzungen und
Kriegsverbrechen endlich aufhören“, erklärt Martin
Dolzer, Abgeordneter der Hamburgischen Bürgerschaft.
„Solange jedoch geostrategische
Aspekte im Mittelpunkt der bundesdeutschen Außenpolitik im Mittleren
Osten stehen, wird der zunehmend despotisch agierende Staatspräsident
Erdogan eher dazu ermuntert den Krieg gegen die kurdische
Zivilbevölkerung fortzusetzen, jegliche Opposition zu
kriminalisieren und den Islamischen Staat weiter mit Waffen und
Infrastruktur zu unterstützen“, so der Abgeordnete weiter.
Pressemitteilung 1. Juni 2016
Bei der Justizministerkonferenz am 1. und 2. Juni könnte
sich Hamburgs Justizsenator Till Steffen für die Sozialversicherung für
arbeitende Inhaftierte einsetzen und sich damit der Initiative von
Brandenburgs Justizminister Stefan Ludwig (DIE LINKE) anschließen. „Ludwig sagt völlig zu Recht: Wer arbeitet, hat Anspruch auf Lohn und Rentenleistung. Dieser Forderung schließe ich mich an“, sagt Martin Dolzer, justizpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft.
„Bereits im Strafvollzugsgesetz von 1977 ist die Einbeziehung der Gefangenen in die Sozialversicherungen verbindlich vorgesehen. Jedoch ist das entsprechende Bundesgesetz nie erlassen worden. Die Bundesregierung argumentiert bis heute mit der sonderrechtlichen Stellung der Gefangenenarbeit, sowie mit finanziellne Gründen der Bundesländer gegen das Gesetz. Die Landesregierungen, wie auch der Hamburger Senat haben sich allerdings auf Bundesebene nicht gegen die Umsetzung dieses Gesetzes gestellt. Es ist nun endlich an der Zeit, die 39 Jahre alten Vorgaben auch umzusetzen“, sagt Dolzer.
Im Hamburgischen Strafvollzugsgesetz heißt es in §3 „Gestaltung des Vollzuges“, Absatz 1: „Das Leben im Vollzug ist den allgemeinen Lebensverhältnissen soweit wie möglich anzugleichen. Schädlichen Folgen des Freiheitsentzuges ist entgegenzuwirken. Der Vollzug ist von Beginn an darauf auszurichten, dass er den Gefangenen hilft, sich in das Leben in Freiheit einzugliedern.“ Dazu Martin Dolzer: „Wenn es um Prinzipien mit Verfassungsrang und um die Menschenwürde geht, dürfen finanzielle Erwägungen nicht das letzte Wort haben. Der Senat kann auf dem Treffen der JustizministerInnen dazu beitragen, dass dieses Unrecht endlich beendet wird. Herr Steffen sollte diese Möglichkeit nicht ungenutzt lassen.“
Menschenrechts- und Gefangenenhilfsorganisationen fordern zudem einen Mindestlohn für arbeitende Inhaftierte, um dem oben genannten Gleichheitsgrundsatz gerecht zu werden. DIE LINKE teilt diese Forderungen.
Arbeitsrechtliche Standards für arbeitende Inhaftierte durchsetzen!
„Bereits im Strafvollzugsgesetz von 1977 ist die Einbeziehung der Gefangenen in die Sozialversicherungen verbindlich vorgesehen. Jedoch ist das entsprechende Bundesgesetz nie erlassen worden. Die Bundesregierung argumentiert bis heute mit der sonderrechtlichen Stellung der Gefangenenarbeit, sowie mit finanziellne Gründen der Bundesländer gegen das Gesetz. Die Landesregierungen, wie auch der Hamburger Senat haben sich allerdings auf Bundesebene nicht gegen die Umsetzung dieses Gesetzes gestellt. Es ist nun endlich an der Zeit, die 39 Jahre alten Vorgaben auch umzusetzen“, sagt Dolzer.
Im Hamburgischen Strafvollzugsgesetz heißt es in §3 „Gestaltung des Vollzuges“, Absatz 1: „Das Leben im Vollzug ist den allgemeinen Lebensverhältnissen soweit wie möglich anzugleichen. Schädlichen Folgen des Freiheitsentzuges ist entgegenzuwirken. Der Vollzug ist von Beginn an darauf auszurichten, dass er den Gefangenen hilft, sich in das Leben in Freiheit einzugliedern.“ Dazu Martin Dolzer: „Wenn es um Prinzipien mit Verfassungsrang und um die Menschenwürde geht, dürfen finanzielle Erwägungen nicht das letzte Wort haben. Der Senat kann auf dem Treffen der JustizministerInnen dazu beitragen, dass dieses Unrecht endlich beendet wird. Herr Steffen sollte diese Möglichkeit nicht ungenutzt lassen.“
Menschenrechts- und Gefangenenhilfsorganisationen fordern zudem einen Mindestlohn für arbeitende Inhaftierte, um dem oben genannten Gleichheitsgrundsatz gerecht zu werden. DIE LINKE teilt diese Forderungen.
Anerkennung des Genozids an den ArmenierInnen am 2. Juni ist nötig!
Vom 16.05 bis zum 21.05 reiste Martin Dolzer gemeinsam mit MdB Ulla Jelpke und dem Abgeordneten der Bezirksversammlung Hamburg Altona Hasan Burgocoglu nach Armenenien.
Martin Dolzer dazu:
Es ist nowtendig, den Genozid an den ArmenierInnen einen Genozid zu nennen. Es ist wichtig dass die Bundesrepublik auch die Verantwortung der Reichsregierung für den Genozid an den ArmenierInnen benennt. DIE LINKE setzt sich dementsprechend momentan dafür ein, dass der Genozid am 2. Juni im Bundestag in einem Antrag mit klaren Worten anerkannt und verurteilt wird. Dies wäre ein kleiner erster Schritt, der mit dazu beitragen kann, dass auch die Türkische Regierung den Genozid irgendwann anerkennt.
800 deutsche Offiziere und 12000 Soldaten wurden 1913 in der Türkei stationiert. Diese bildeten türkische Soldaten aus und beteiligten sich zum Teil an Vertreibung und Massakern. In Bezug auf Berichte von MedizinerInnen, Diplomaten, Priestern und eine Anfrage des Abgeordneten Liebknecht über den Genozid sagte der Reichskanzler: `Unser einziges Ziel ist, die Türkei bis zum Ende des Krieges an unserer Seite zu halten, gleichgültig, ob darüber Armenier zu Grunde gehen oder nicht. Bei länger andauerndem Kriege werden wir die Türken noch sehr brauchen.´ Die systematische Ausrottung der ArmenierInnen auf Befehl von u.a. Talaat Pascha und Enver Pascha wurde somit nicht nur hingenommen, sonder offensiv unterstützt.
Leider begeht die Regierung Erdogan momentan erneut Massaker an den KurdInnen. Mehr als 350 ZivilistInnen wurden im letzten halben Jahr in den kurdischen Provinzen der Türkei ermordet. ZivilistInnen wurden in Cizre von Soldaten bei lebendigem Leib in einem Keller mit Benzin verbrannt und u.a. die Städte Diyarbakir Sur, Cizre, Nusaybin, Sirnak, Yüksekova u.w. mit Raketen Panzern und der Luftwaffe bombardiert. Die türkische Regierung arbeitet weiter mit dem IS zusammen. Auch die Rhetorik R.T. Erdogans gegen die ArmenierInnen und andere Ethnien und Religionsgruppen wird zunehmend aggressiv.
Deshalb muss die destruktive Waffenbrüderschaft der Bundesregierungen mit der Türkei endlich beendet werden. Die militärische und sicherheitspolitische Zusammenarbeit muss auf Eis gelegt werden, bis die türkische Regierung zur Besinnung kommt und aufhört ein aggressives neo-osmanisches Projekt zu verfolgen, dass für den gesamten Mittleren Osten schädlich ist - und zudem die Menschenrechte achtet und aufhört systematisch Kriegsverbrechen zu begehen und Minderheiten sowie jegliche Opposition zu unterdrücken.
Wir haben mit Menschen in Armenien gesprochen und über die grausamen Ausmaße des Genoziods erfahren, bei dem mehr als 1,5 Millionen Menschen ermordet wurden und unendlich viele Menschen gefoltert, vergewaltigt, gekreuzigt und auf bestialische Weise misshandelt wurden.
Wir haben das Genozid Museum und Denkmal besucht und mit PolitikerInnen der Oppositionsparteien, VertreterInnen der Regierung, zivilgesellschaftlichen Organisationen sowie Abgeordneten der armenischen Nationalversammlung gesprochen. Bei zwei Besuchen in der Universität Jerewan konnten wir mit Studierenden und Dekanen sowie Professoren über den Genozid, Geschichte, Politik und die Situaton in Berg Karabach diskutieren.
Es gilt: Nie wieder Völkermord-Nie wieder Faschismus!"
Zur Situation in Berg Karabach:
Nach der Unabhängigkeitserklärung Armeniens und Aserbaidschans erklärte auch Berg Karabach am 3. September 1991 seine Unabhängigkeit, wird allerdings bis Heute nicht als unabhängig anerkannt.
Die Republik Berg Karabach wird seit 1991 nach Auseinandersetzungen, die 1988 begannen, von der armenischen Mehrheitsbevölkerung (1988 - 76% - Heute 95%) verwaltet. In einem militärischen Konflikt zwischen Aserbaidschan und Armenien um Berg Karabach Anfang der 1990er Jahre starben ca. 30000 Menschen. Es kam zu einer Vielzahl von Pogromen gegen ArmenierInnen in Aserbaidschan (u.a. In der Hauptstadt Baku), ca. 600000 ArmenierInnen flohen aus dem Land – ungefähr genauso viele AserbaidschanerInnen verließen Armenien und Berg Karabach.
Am 12. Mai 1994 wurde ein Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet.
Bei einem Angriff des aserbaidschanischen Militärs auf Berg Karabach im April diesen Jahres spielte die Regierung Erdogan eine sehr destruktive Rolle und betonte bei Beginn des Angriffs sie stünde vollkommen an der Seite Aserbaidschans, dass entgegen den Vereinbarungen im Waffenstillstandsabkommen ein Anrecht auf Berg Karabach habe. Berichten zu Folge waren Soldaten der türkischen Armee am Versuch beteiligt in Berg Karabach einzumarschieren.
Bei unserem Besuch in Armenien und Berg Karabach wurde uns von Kriegsverbrechen berichtet, Dokumente gezeigt. Menschen im Konfliktgebiet wurden von der aserbaidschanischen Armee gefoltert und ermordet, einige Menschen geköpft.
Unsere GesprächspartnerInnen in Armenien und Berg Karabach begrüßten das während der Zeit unserer Reise geschlossene Abkommen von Wien, in dem zwischen den Regierungen Aserbaidschans und Armeniens eine friedliche Lösung des derzeitigen Konflikts und eine Rückkr zum Waffenstillstandsabkommen von 1994 vereinbart wurde.
Die Bevölkerung in Berg Karabach lebt seit den 1990er Jahren in ständiger Angst vor Angriffen Aserbaidschans. Für eine Lösung des Konflikts wäre sicherlich eine Beteiligung der Regierung Berg Karabachs an den Gesprächen der Minsk Gruppe nützlich.
Der Konflikt kann
ausschließlich im Dialog und mit friedlichen Mitteln gelöst werden.
Dabei sollten die Interessen Asebaidschans, Armeniens und Berg Karabachs
im Rahmen des Völkerrechts und des Selbstbestimmungsrechts der Völker
eine Rolle spielen.
Menschenrechte und Völkerrecht müssen anstatt geostrategischer Interessen im Mittelpunkt der Politik stehen!
Es ist nowtendig, den Genozid an den ArmenierInnen einen Genozid zu nennen. Es ist wichtig dass die Bundesrepublik auch die Verantwortung der Reichsregierung für den Genozid an den ArmenierInnen benennt. DIE LINKE setzt sich dementsprechend momentan dafür ein, dass der Genozid am 2. Juni im Bundestag in einem Antrag mit klaren Worten anerkannt und verurteilt wird. Dies wäre ein kleiner erster Schritt, der mit dazu beitragen kann, dass auch die Türkische Regierung den Genozid irgendwann anerkennt.
800 deutsche Offiziere und 12000 Soldaten wurden 1913 in der Türkei stationiert. Diese bildeten türkische Soldaten aus und beteiligten sich zum Teil an Vertreibung und Massakern. In Bezug auf Berichte von MedizinerInnen, Diplomaten, Priestern und eine Anfrage des Abgeordneten Liebknecht über den Genozid sagte der Reichskanzler: `Unser einziges Ziel ist, die Türkei bis zum Ende des Krieges an unserer Seite zu halten, gleichgültig, ob darüber Armenier zu Grunde gehen oder nicht. Bei länger andauerndem Kriege werden wir die Türken noch sehr brauchen.´ Die systematische Ausrottung der ArmenierInnen auf Befehl von u.a. Talaat Pascha und Enver Pascha wurde somit nicht nur hingenommen, sonder offensiv unterstützt.
Leider begeht die Regierung Erdogan momentan erneut Massaker an den KurdInnen. Mehr als 350 ZivilistInnen wurden im letzten halben Jahr in den kurdischen Provinzen der Türkei ermordet. ZivilistInnen wurden in Cizre von Soldaten bei lebendigem Leib in einem Keller mit Benzin verbrannt und u.a. die Städte Diyarbakir Sur, Cizre, Nusaybin, Sirnak, Yüksekova u.w. mit Raketen Panzern und der Luftwaffe bombardiert. Die türkische Regierung arbeitet weiter mit dem IS zusammen. Auch die Rhetorik R.T. Erdogans gegen die ArmenierInnen und andere Ethnien und Religionsgruppen wird zunehmend aggressiv.
Deshalb muss die destruktive Waffenbrüderschaft der Bundesregierungen mit der Türkei endlich beendet werden. Die militärische und sicherheitspolitische Zusammenarbeit muss auf Eis gelegt werden, bis die türkische Regierung zur Besinnung kommt und aufhört ein aggressives neo-osmanisches Projekt zu verfolgen, dass für den gesamten Mittleren Osten schädlich ist - und zudem die Menschenrechte achtet und aufhört systematisch Kriegsverbrechen zu begehen und Minderheiten sowie jegliche Opposition zu unterdrücken.
Wir haben mit Menschen in Armenien gesprochen und über die grausamen Ausmaße des Genoziods erfahren, bei dem mehr als 1,5 Millionen Menschen ermordet wurden und unendlich viele Menschen gefoltert, vergewaltigt, gekreuzigt und auf bestialische Weise misshandelt wurden.
Wir haben das Genozid Museum und Denkmal besucht und mit PolitikerInnen der Oppositionsparteien, VertreterInnen der Regierung, zivilgesellschaftlichen Organisationen sowie Abgeordneten der armenischen Nationalversammlung gesprochen. Bei zwei Besuchen in der Universität Jerewan konnten wir mit Studierenden und Dekanen sowie Professoren über den Genozid, Geschichte, Politik und die Situaton in Berg Karabach diskutieren.
Es gilt: Nie wieder Völkermord-Nie wieder Faschismus!"
Zur Situation in Berg Karabach:
Nach der Unabhängigkeitserklärung Armeniens und Aserbaidschans erklärte auch Berg Karabach am 3. September 1991 seine Unabhängigkeit, wird allerdings bis Heute nicht als unabhängig anerkannt.
Die Republik Berg Karabach wird seit 1991 nach Auseinandersetzungen, die 1988 begannen, von der armenischen Mehrheitsbevölkerung (1988 - 76% - Heute 95%) verwaltet. In einem militärischen Konflikt zwischen Aserbaidschan und Armenien um Berg Karabach Anfang der 1990er Jahre starben ca. 30000 Menschen. Es kam zu einer Vielzahl von Pogromen gegen ArmenierInnen in Aserbaidschan (u.a. In der Hauptstadt Baku), ca. 600000 ArmenierInnen flohen aus dem Land – ungefähr genauso viele AserbaidschanerInnen verließen Armenien und Berg Karabach.
Am 12. Mai 1994 wurde ein Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet.
Bei einem Angriff des aserbaidschanischen Militärs auf Berg Karabach im April diesen Jahres spielte die Regierung Erdogan eine sehr destruktive Rolle und betonte bei Beginn des Angriffs sie stünde vollkommen an der Seite Aserbaidschans, dass entgegen den Vereinbarungen im Waffenstillstandsabkommen ein Anrecht auf Berg Karabach habe. Berichten zu Folge waren Soldaten der türkischen Armee am Versuch beteiligt in Berg Karabach einzumarschieren.
Bei unserem Besuch in Armenien und Berg Karabach wurde uns von Kriegsverbrechen berichtet, Dokumente gezeigt. Menschen im Konfliktgebiet wurden von der aserbaidschanischen Armee gefoltert und ermordet, einige Menschen geköpft.
Unsere GesprächspartnerInnen in Armenien und Berg Karabach begrüßten das während der Zeit unserer Reise geschlossene Abkommen von Wien, in dem zwischen den Regierungen Aserbaidschans und Armeniens eine friedliche Lösung des derzeitigen Konflikts und eine Rückkr zum Waffenstillstandsabkommen von 1994 vereinbart wurde.
Die Bevölkerung in Berg Karabach lebt seit den 1990er Jahren in ständiger Angst vor Angriffen Aserbaidschans. Für eine Lösung des Konflikts wäre sicherlich eine Beteiligung der Regierung Berg Karabachs an den Gesprächen der Minsk Gruppe nützlich.
Menschenrechte und Völkerrecht müssen anstatt geostrategischer Interessen im Mittelpunkt der Politik stehen!
Pressemitteilung 12. Mai 2016
Auf Antrag der Fraktion DIE LINKE diskutiert die
Hamburgische Bürgerschaft heute eine Petition zahlreicher
HamburgerInnen, die das Ziel hat, den Umschlag von Waffen und Munition,
besonders von Kleinwaffen, im Hamburger Hafen zu unterbinden. Bereits um
13 Uhr demonstrieren verschiedene Friedensgruppen vom Park Fiction zu
den Landungsbrücken gegen die todbringenden Exporte. „Der Senat täte gut daran, diese Petition umzusetzen“, erklärt dazu Martin Dolzer, friedenspolitischer Sprecher der Fraktion.
„In der Hamburgischen Verfassung wird die besondere historische Verantwortung der Hansestadt für Frieden betont. Deutsche Waffen und Munition tragen weltweit zum Tod unzähliger Menschen bei. Damit wird Hamburg ein Tor zum Tod.“ Wie in der Petition gefordert sei daher in einem ersten Schritt Transparenz über Waffenexporte durch Hamburg nötig. Anders als von SPD und Grünen in einem Zusatzantrag zum Antrag der Fraktion DIE LINKE behauptet, sei Transparenz in Zusammenarbeit mit dem Bund sehr wohl herstellbar. „In weiteren Schritten sollten alle Möglichkeiten zur Unterbindung der Exporte evaluiert und eine Konversion der Rüstungsbetriebe durchgeführt werden“, fordert Dolzer.
„Wer zulässt, dass Munition durch den Hamburger Hafen unter anderem nach Kolumbien, Mexico und Sri Lanka exportiert wird, wo nachweislich die Menschenrechte mit Füßen getreten werden, handelt verantwortungslos“, so der Abgeordnete. „Wenn es der Senat als Einhaltung einer restriktiven Genehmigungspraxis von Waffen- und Rüstungsexporten bewertet, dass Waffenexporte nach Saudi- Arabien, Katar oder in die Türkei durchgeführt werden, ist das eine unerträgliche Fehleinschätzung. In diesen Ländern werden Menschen- und Frauenrechte systematisch missachtet, in der Türkei gibt es laut OLG Hamburg Kriegsverbrechen seitens des Staates, Katar und die Türkei arbeiten außerdem mit dem Islamischen Staat (IS) zusammen.“
Senat muss Petition gegen Rüstungsexporte umsetzen!
„In der Hamburgischen Verfassung wird die besondere historische Verantwortung der Hansestadt für Frieden betont. Deutsche Waffen und Munition tragen weltweit zum Tod unzähliger Menschen bei. Damit wird Hamburg ein Tor zum Tod.“ Wie in der Petition gefordert sei daher in einem ersten Schritt Transparenz über Waffenexporte durch Hamburg nötig. Anders als von SPD und Grünen in einem Zusatzantrag zum Antrag der Fraktion DIE LINKE behauptet, sei Transparenz in Zusammenarbeit mit dem Bund sehr wohl herstellbar. „In weiteren Schritten sollten alle Möglichkeiten zur Unterbindung der Exporte evaluiert und eine Konversion der Rüstungsbetriebe durchgeführt werden“, fordert Dolzer.
„Wer zulässt, dass Munition durch den Hamburger Hafen unter anderem nach Kolumbien, Mexico und Sri Lanka exportiert wird, wo nachweislich die Menschenrechte mit Füßen getreten werden, handelt verantwortungslos“, so der Abgeordnete. „Wenn es der Senat als Einhaltung einer restriktiven Genehmigungspraxis von Waffen- und Rüstungsexporten bewertet, dass Waffenexporte nach Saudi- Arabien, Katar oder in die Türkei durchgeführt werden, ist das eine unerträgliche Fehleinschätzung. In diesen Ländern werden Menschen- und Frauenrechte systematisch missachtet, in der Türkei gibt es laut OLG Hamburg Kriegsverbrechen seitens des Staates, Katar und die Türkei arbeiten außerdem mit dem Islamischen Staat (IS) zusammen.“
Kommentar von Martin Dolzer
EU-Kommission im Europaausschuss der Bürgerschaft: Weiter so im Sinne der großen Konzerne und erweiterter Macht der EU – Menschenrechte und Demokratie sind weitgehend egal
„Bei der Anhörung eines Vertreters
der EU-Kommission im Europaausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft
wurde am letzten Freitag deutlich, dass die Kommission mit ihrem Arbeitsprogramm
weiterhin hauptsächlich ein Europa im Sinne der großen Konzerne
anstrebt, dass sich zudem in der Auseinandersetzung um weltweite
Macht als zunehmend aggressiver `Global Player´ positionieren soll.
Kontrolle und Initiative durch das EU- Parlament, Frieden,
Menschenrechte, der Schutz von Flüchtlingen, soziale Gleichheit,
faire Handelsbeziehungen innerhalb und außerhalb der EU und die
demokratische Kontrolle begreift die Kommission offenbar als mehr
oder weniger lästige Nebenaspekte, die nicht umgesetzt werden
müssen. Auch dass in Arbeitsstäben der EU-Kommission an einem neuen
Vorstoß zur Privatisierung der europäischen Häfen gearbeitet
werde, der im Verlauf der Legislatur vorgelegt werden könnte, wollte
der Kommissionsvertreter nicht ausschließen“, kritisiert Martin
Dolzer, Abgeordneter der Linksfraktion.
Die faktisch gegebenen mangelnden
Kontroll- und Initiativrechte des Europaparlaments sah der Vertreter
der EU-Kommission nicht als Problem. Hier seien keine Änderungen
geplant. Auch, dass die in den TTIP-Verhandlungen diskutierten
Schiedsgerichte sowie die „Regulatorische Kooperation“ mit
Lobbyisten faktisch die Kompetenzen demokratisch legitimierter
Parlamente wie z.B. der Hamburgischen Bürgerschaft beschneiden
können, wird seitens der EU-Kommission nicht als Problem
(an)erkannt. Bezüglich der ArbeitnehmerInnenrechte könne die EU die
USA im Rahmen der Verhandlungen nicht dazu zwingen die Normen der ILO
(International Labour Organisation) zu ratifizieren.
„Anstatt ein ganzheitliches Konzept
im Umgang mit der „Flüchtlingskrise“ zu suchen und die
Fluchtursachen durch eine friedliche Außenpolitik und fairen Handel
zu überwinden, wird weiterhin auf die Abschottung der
Außengrenzen durch die Stärkung von Frontex und die Einrichtung von Hot-Spots orientiert. Das ist der falsche Weg“, so Martin Dolzer.
Die von der EU-Kommission betriebene
Politik führt in die Sackgasse. Die in der EU gemeinsam beschlossenen
Sanktionen gegen Russland seien ein großer Erfolg. Es sei auch
geplant die weitgehend kritiklose Zusammenarbeit mit der ukrainischen
Regierung, an der auch Faschisten beteiligt sind, intensiv weiter zu
betreiben. In Syrien sei die EU der größte Geber humanitärer
Hilfe. Warum diese Hilfe nicht auch in Rojava (Nordsyrien) geleistet
werde, wo relative Stabilität und Demokratie herrscht und eine
multhiethnische und multireligiöse Gesellschaft aufgebaut wird,
in der die Gleichberechtigung der Frau eine zentrale Rolle spielt, wurde nicht genau beantwortet, beschreibt Dolzer die Ausführungen
des Vertreters der EU-Kommission.
„Dass die EU-Kommission die Türkei
wie auch die für Sinti und Roma lebensgefährlichen Staaten im
ehemaligen Jugoslawien als sichere Drittstaaten einstuft, ist mehr
als bedenklich. In der Anhörung wurde deutlich, dass die Kommission
nicht plant entschiedeneren Druck auf die türkische Regierung
auszuüben, wie das jüngst die UN tat. Daran festzuhalten der Türkei
drei Milliarden Euro, zur Abschottung vor Flüchtlingen aus Syrien,
zu überweisen, ist schon besonders zynisch, wenn man bedenkt, dass
der EU-Kommission bewusst ist, dass die Regierung Erdogan/Davotoglu
die Presse- und Meinungsfreiheit aushebelt, weiterhin mit dem
Islamischen Staat (IS) zusammen arbeitet, die Kurden im Norden
Syriens (Rojava) bekämpft und Militär und Polizei systematisch
gegen die Zivilbevölkerung in den kurdischen Provinzen des Landes
einsetzt. Bei Angriffen mit Panzern und Raketen auf Wohnviertel sowie
durch Beschuss von ZivilistInnen durch Scharfschützen starben in den
letzten Monaten mindestens 200 ZivilistInnen. Die Politik der Türkei
in vollem Bewusstsein der Konsequenzen für die Menschen nicht
negativ zu sanktionieren ist völlig verantwortungslos. Ein Konzept
der EU-Kommission für eine Politik im Mittleren Osten ist nicht zu
erkennen“, so der Abgeordnete.
„Die Unterwerfung der griechischen
Bevölkerung durch das Diktat der durch nichts legitmierten Troika
als erfolgreiche und unumgängliche Politik zu deklarieren,
verdeutlicht eine Hauptzielrichtung der Politik der EU-Kommission.
Dazu passt auch die Aussage, dass nicht immer sämtliche
EU-Regierungen und Bevölkerungen den Sinn von Maßnahmen
nachvollziehen können und deshalb manchmal einige Staaten oder die
Kommission, auch ohne deren Einverständnis, voranschreiten müssten.
Anders kann man offensichtlich nicht durchsetzen Gewinne weiter zu
privatisieren, während man Defizite und Kosten hauptsächlich auf
die Schultern der `Normalbevölkerung´ und der exportschwachen
Länder im Süden Europas verteilt. Diese dann faktisch der
Möglichkeit einer souveränen Politik zu berauben, wie im Fall
Griechenlands geschehen, wird nicht dazu beitragen die EU zu
stabilisieren“, verdeutlicht Dolzer die Kritik.
Pressemitteilung, 8. Februar 2016
„Jetzt sind sämtliche EntscheidungsträgerInnen gefragt, entschiedenen Druck auf die türkische Regierung auszuüben, die Vernichtungspolitik gegenüber der kurdischen Zivilbevölkerung endlich zu beenden“, erklärt dazu Martin Dolzer, friedenspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft. „Der Hamburger Senat ist gefordert, auf offiziellem Weg beim Generalkonsul zu protestieren. Die Bundesregierung ist gefordert, wirtschaftliche Sanktionen anzuwenden und die militärische und sicherheitspolitische Zusammenarbeit mit der Türkei solange einzustellen, bis die AKP-Regierung bereit ist, eine friedliche Entwicklung mit den KurdInnen zuzulassen.“
„Es darf nicht sein, dass in einem Land, welches sich im Beitrittsprozess zur EU befindet und mit dem Hamburg auf vielfältige Weise Beziehungen pflegt, die Regierung unter dem Vorwand der Bekämpfung der PKK auf grausamste Weise ZivilistInnen ermorden lässt“, so Dolzer.
„Seit zwölf Tagen harrten ebenfalls in der Stadt Cizre 31 verwundete Menschen in Kellern aus, während die Regierung Erdogan/Davotoglu verhindern ließ, dass diese in ein Krankenhaus gebracht werden konnten. Auch diese Menschen sind jetzt offenbar tot. In weiteren kurdischen Städten, unter Anderem der Metropole Diyarbakir, herrschen ähnliche Zustände. Zudem forderte Staatspräsident Erdogan jüngst die USA auf, sich zwischen Beziehungen zur Türkei oder zu den KurdInnen in Kobani (Nordsyrien/Rojava) zu entscheiden, die er pauschal als Terroristen bezeichnete. Eine solche Logik ist undemokratisch und menschenfeindlich und führt zu einer weiteren Eskalation des Krieges in Syrien und weiteren Flüchtlingen. Würden derartige Ereignisse in Russland oder China passieren, würde sofort international Druck entfaltet und Sanktionen verhängt. Dem ,Nato-Partner‘ Türkei wird bisher aus strategischen Gründen und offenbar auch wegen der gewünschten Abschottung vor Flüchtlingen aus Syrien grünes Licht zur Vernichtung der KurdInnen gegeben. Eine solche Doppelmoral ist unerträglich und verantwortungslos.“
Türkei muss Morde an kurdischen ZivilistInnen stoppen!
Sonntagnacht wurden Berichten von Abgeordneten der Nationalversammlung zufolge in der südost-türkischen Stadt Cizre mindestens 60 ZivilistInnen von Sicherheitskräften und Militärs ermordet. Bereits seit mehreren Wochen lässt die türkische Regierung Wohnviertel in mehreren kurdischen Städten mit Panzern und Raketen beschießen und Scharfschützen ZivilistInnen töten. Dabei kamen Berichten zufolge auch deutsche Waffen (Leopard 2-Panzer und Maschinengewehre) zum Einsatz, die wahrscheinlich auch über den Hamburger Hafen exportiert wurden.„Jetzt sind sämtliche EntscheidungsträgerInnen gefragt, entschiedenen Druck auf die türkische Regierung auszuüben, die Vernichtungspolitik gegenüber der kurdischen Zivilbevölkerung endlich zu beenden“, erklärt dazu Martin Dolzer, friedenspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft. „Der Hamburger Senat ist gefordert, auf offiziellem Weg beim Generalkonsul zu protestieren. Die Bundesregierung ist gefordert, wirtschaftliche Sanktionen anzuwenden und die militärische und sicherheitspolitische Zusammenarbeit mit der Türkei solange einzustellen, bis die AKP-Regierung bereit ist, eine friedliche Entwicklung mit den KurdInnen zuzulassen.“
„Es darf nicht sein, dass in einem Land, welches sich im Beitrittsprozess zur EU befindet und mit dem Hamburg auf vielfältige Weise Beziehungen pflegt, die Regierung unter dem Vorwand der Bekämpfung der PKK auf grausamste Weise ZivilistInnen ermorden lässt“, so Dolzer.
„Seit zwölf Tagen harrten ebenfalls in der Stadt Cizre 31 verwundete Menschen in Kellern aus, während die Regierung Erdogan/Davotoglu verhindern ließ, dass diese in ein Krankenhaus gebracht werden konnten. Auch diese Menschen sind jetzt offenbar tot. In weiteren kurdischen Städten, unter Anderem der Metropole Diyarbakir, herrschen ähnliche Zustände. Zudem forderte Staatspräsident Erdogan jüngst die USA auf, sich zwischen Beziehungen zur Türkei oder zu den KurdInnen in Kobani (Nordsyrien/Rojava) zu entscheiden, die er pauschal als Terroristen bezeichnete. Eine solche Logik ist undemokratisch und menschenfeindlich und führt zu einer weiteren Eskalation des Krieges in Syrien und weiteren Flüchtlingen. Würden derartige Ereignisse in Russland oder China passieren, würde sofort international Druck entfaltet und Sanktionen verhängt. Dem ,Nato-Partner‘ Türkei wird bisher aus strategischen Gründen und offenbar auch wegen der gewünschten Abschottung vor Flüchtlingen aus Syrien grünes Licht zur Vernichtung der KurdInnen gegeben. Eine solche Doppelmoral ist unerträglich und verantwortungslos.“
24. Januar 2016
Strafvollzug sollte niemals Verwahrvollzug
und grundsätzlich immer die Ultima Ratio sein. Leider ist der
Verwahrvollzug in der Praxis auch in Hamburg sowohl im Männer- und
Frauenvollzug, wie auch im Jugendvollzug viel zu oft der Fall.
Die Lage von Hahnöfersand, für BesucherInnen schwer
erreichbar und weit außerhalb, war schon immer ein Problem. Von daher
ist es nicht schlecht, sich Gedanken zu machen, wie man diese Situation
verbessern könnte und wie Hamburg zu einem echten Vorbild für einen
vernünftigen Umgang mit straffällig gewordenen Jugendlichen werden
könnte, durch den die Jugendlichen eine reale Chance bekommen, sich in
dieser Welt besser zurecht zu finden.
Prof. Werner Nickolai spricht sich in einer Studie von 2009, die auf
Caritas.de veröffentlicht wurde, dafür aus, den Jugendstrafvollzug
weitgehend abzuschaffen und den Gedanken der Erziehung durch die
Jugendhilfe in den Vordergrund zu stellen.
„Der Jugendstrafvollzug verfehlt seinen erzieherischen Auftrag. Projekte, die den Strafvollzug in einer freieren Form umsetzen, eröffnen den Jugendlichen dagegen eine Perspektive. (…) Jugendstrafe ist die Ultima Ratio und darf nur als letztes Mittel angewandt werden, wenn alle anderen möglichen Sanktionsformen des Jugendstrafrechts versagt haben oder von vornherein keinen Erfolg versprechen. Der Jugendstrafvollzug ist eine Institution, die physisch wie psychisch Gewalt ausübt, die, hierarchisch gegliedert, den Jugendlichen an den untersten Platz verweist. Diese gesellschaftliche Position kennt er bereits. Diese Erfahrung hat mit dazu beigetragen, dass er in Konflikt geraten ist.
Alle zurückliegenden Reformbemühungen haben an der strukturellen Problematik des Vollzugs nichts zu ändern vermocht. Eine weitere Ausdifferenzierung stellt der Jugendstrafvollzug in der freien Formen dar. Hier wird die Jugendstrafe in einer Jugendhilfeeinrichtung vollstreckt. Baden-Württemberg geht mit zwei Einrichtungen der Jugendhilfe – „Projekt Chance“ in Creglingen und Jugendhof Seehaus in Leonberg – diesen Weg und zeigt beachtliche Erfolge. Ein Blick in die Schweiz, die weitgehend auf Jugendstrafe beziehungsweise Jugendstrafvollzug verzichtet, zeigt ebenfalls, dass die stationäre Jugendhilfe auch Jugendlichen Angebote machen kann, die straffällig geworden sind. Wenn sich der Erziehungsgedanke mit dem staatlichen Anspruch auf Strafe nicht vereinbaren lässt, müssen wir uns entscheiden. Entscheidet man sich für die Erziehung, so ist die Jugendhilfe der Experte und nicht die Justiz mit ihrem Jugendstrafvollzug.“
Die Linksfraktion ist der Meinung, dass wir genau in diese Richtung gehen sollten. Es wäre sinnvoll den Jugendstrafvollzug in Hamburg zu belassen und zudem gezielt an einer Ausdifferenzierung durch die Ermöglichung der Vollstreckung in zu schaffenden Jugendhilfeinrichtungen zu arbeiten.
Kommentar: Der Jugendstrafvollzug sollte in Hamburg bleiben
Die Jungendvollzugsanstalt in Hahnöfersand war in der Anfangsphase – zumindest was die
Resozialisierung und das Gesamtkonzept angeht – nicht wirklich
vorbildlich. Doch zumindest war die dortige Praxis ein gutes Beispiel
für Bemühungen darum, dem Ziel eines resozialisierenden Vollzugs nahe zu
kommen. Diesem Ziel wurde dann in den letzten zehn Jahren immer weniger
intensiv nachgegangen. Die Resozialisierungsmaßnahmen, um es mehr als
freundlich auszudrücken, wurden nicht mehr entwickelt und nur mangelhaft
entfaltet – und zusätzlich die Gebäude systematisch verfallen gelassen.
Abgesehen davon, dass es ohnehin grundsätzlich in den
meisten Fällen sinnvoller wäre keine Freiheitsstrafen zu verhängen
sondern sinnvolle Jugendhilfearbeit zu leisten, ist eine Auslagerung des
Jugendstrafvollzugs nach Schleswig-Holstein unserer Ansicht nach die
schlechteste Lösung. Es wurde ja gerade bei der Diskussion um das
Hamburgische Strafvollzugsgesetz darauf geachtet, Mindeststandards
festzuschreiben. Im Jugendvollzugsgesetz heißt es: „Ziel des
Jugendvollzugs ist die Gefangenen zu befähigen, künftig in sozialer
Verantwortung ein Leben ohne Straftaten zu führen. Die Gefangenen sind
in der Entwicklung ihrer Fähigkeiten und Fertigkeiten so zu fördern,
dass sie zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen
Lebensführung in Achtung der Rechte anderer befähigt werden.“
In Neumünster und in Schleswig ist das aber nicht der
Fall: In Neumünster befinden sich die Jugendlichen lediglich räumlich
getrennt auf dem gleichen Gelände wie die U-Haft Anstalt. AnwältInnen
beschreiben die Situation wie folgt: Insgesamt leben zu viele Personen
auf viel zu wenig Raum, die Resozialisierungsmaßnahmen werden nur
mangelhaft durchgeführt. In Schleswig ist zwar mehr Platz, die JVA ist
jedoch eine Betonburg am Rande des Industriegebiets, für Menschen ohne
Auto ohnehin schwer erreichbar. Die Resozialisierungsmaßnahmen dort
werden ebenfalls als mangelhaft kritisiert.
Die nun geplante Auslagerung von Verantwortung bedeutet
auch immer einen Kontrollverlust über die Rahmenbedingungen.
Insbesondere bei der Jugendarbeit hat Hamburg diesbezüglich bereits
zur Genüge schlechte Erfahrungen gemacht, zum Beispiel mit der
Hasenburg.
Wir denken daher, dass ein Umdenken bezüglich
der Idee zur Auslagerung des Jugendvollzugs nach Schleswig-Holstein
nötig ist. Der Jugendvollzug sollte auf jeden Fall in Hamburg bleiben –
und am besten von Hahnöfersand in Richtung Innenstadt verlagert werden.
Senator Steffen ist eigentlich offen für gute Ideen –
und es wäre schade wenn das in diesem Fall nicht so wäre. Denn ein
Gesamtkonzept für einen modernen und menschenwürdigen Vollzug und für
eine erfolgreiche Eingliederung nach der Entlassung ist bei einer
Auslagerung nach Schleswig Holstein nicht erkennbar. Durch die geplante
Dezentralisierung geht die Betreuungs- und Ausbildungskontinuität der
Jugendlichen verloren und eine intensive Kooperation mit freien
Jugendhilfeträgern in Hamburg wäre gefährdet. Eine Verzahnung der Hilfe-
und Betreuungsangebote innerhalb und außerhalb der Gefängnisse ist ein
wichtiger Bestandteil einer möglichen erfolgreichen Resozialisierung –
und es ist nachgewiesen, dass dadurch die Rückfallquoten nach der
Entlassung massiv reduziert werden können. Auch der internationale
Vergleich zeigt, dass dort Qualität in Justiz und Strafvollzug entsteht,
wo interdisziplinäre Teams mit kurzen Kommunikationswegen am Werk sind.
„Der Jugendstrafvollzug verfehlt seinen erzieherischen Auftrag. Projekte, die den Strafvollzug in einer freieren Form umsetzen, eröffnen den Jugendlichen dagegen eine Perspektive. (…) Jugendstrafe ist die Ultima Ratio und darf nur als letztes Mittel angewandt werden, wenn alle anderen möglichen Sanktionsformen des Jugendstrafrechts versagt haben oder von vornherein keinen Erfolg versprechen. Der Jugendstrafvollzug ist eine Institution, die physisch wie psychisch Gewalt ausübt, die, hierarchisch gegliedert, den Jugendlichen an den untersten Platz verweist. Diese gesellschaftliche Position kennt er bereits. Diese Erfahrung hat mit dazu beigetragen, dass er in Konflikt geraten ist.
Alle zurückliegenden Reformbemühungen haben an der strukturellen Problematik des Vollzugs nichts zu ändern vermocht. Eine weitere Ausdifferenzierung stellt der Jugendstrafvollzug in der freien Formen dar. Hier wird die Jugendstrafe in einer Jugendhilfeeinrichtung vollstreckt. Baden-Württemberg geht mit zwei Einrichtungen der Jugendhilfe – „Projekt Chance“ in Creglingen und Jugendhof Seehaus in Leonberg – diesen Weg und zeigt beachtliche Erfolge. Ein Blick in die Schweiz, die weitgehend auf Jugendstrafe beziehungsweise Jugendstrafvollzug verzichtet, zeigt ebenfalls, dass die stationäre Jugendhilfe auch Jugendlichen Angebote machen kann, die straffällig geworden sind. Wenn sich der Erziehungsgedanke mit dem staatlichen Anspruch auf Strafe nicht vereinbaren lässt, müssen wir uns entscheiden. Entscheidet man sich für die Erziehung, so ist die Jugendhilfe der Experte und nicht die Justiz mit ihrem Jugendstrafvollzug.“
Die Linksfraktion ist der Meinung, dass wir genau in diese Richtung gehen sollten. Es wäre sinnvoll den Jugendstrafvollzug in Hamburg zu belassen und zudem gezielt an einer Ausdifferenzierung durch die Ermöglichung der Vollstreckung in zu schaffenden Jugendhilfeinrichtungen zu arbeiten.
Dazu gehört auch, dass der Senat für die Lösung dieser
gesellschaftlichen Probleme Geld in die Hand nimmt – und nicht für
Vorzeigeprojekte wie Olympia oder die Elbphilharmonie. Es ist genug
Geld da, um auch den Umgang mit Jugendlichen, die mit dem Gesetz in
Konflikt geraten sind, menschenwürdig zu gestalten – und durch die
Abschaffung der Schuldenbremse und die Erhebung von Vermögenssteuer
könnten die Mittel sogar noch weiter aufgestockt werden.
Extralegale
Hinrichtung
in der Türkei: Sondereinheiten der Polizei töten bei
Hausdurchsuchung 12 Jugendliche in Van mit Kopfschuss
Gestern wurden in der
türkisch-kurdischen Metropole Van 12 Jugendliche von
Sondereinheiten
der türkischen Polizei extralegal hingerichtet. Abgeordnete der im
türkischen Parlament vertretenen Partei der demokratischen
Bevölkerung (HDP) und Augenzeugen berichteten von dem Vorfall:
„Bei
einer Hausdurchsuchung wurden die Jugendlichen im Alter zwischen
18-25 Jahren mit gezielten Schüssen in den Kopf getötet.“ Es ist
unmöglich, dass dies, wie von den türkischen Sicherheitsbehörden
behauptet wird, bei einer Schießerei passiert ist. Auf einem
Twitter
Account rühmten Polizisten sich ebenfalls für die „Hinrichtung“
und kündigten an „jeden weiteren zu inhaftierenden Kurden
ebenfalls per Kopfschuss hinzurichten.“ Auch in der Stadt Cizre
wurde am Sonntag ein 25jähriger von Polizisten ermordet.
„In den letzten drei Monaten töteten
Sondereinheiten der Polizei und Militär im Rahmen der von der
Regierung Erdogan/Davotoglu verhängten Ausnahmezustände mindestens
198 ZivilistInnen. Es handelt sich dabei nicht um
Auseinandersetzungen zwischen türkischer Armee und PKK, wie von
der
Bundesregierung und in den hiesigen Medien oftmals kolportiert,
sondern um gezielten Staatsterror gegenüber der gesamten
kurdischen
Bevölkerung. In diesem Zusammenhang keinen wirksamen Druck auf die
türkische Regierung auszuüben und stattdessen weiterhin die
militärische und sicherheitspolitische Zusammenarbeit zu
praktizieren, wie die Bundesregierung es tut, ist vollkommen
verantwortungslos“, kritisiert Martin Dolzer, Abgeordneter der
Hamburgischen Bürgerschaft.
„Die Türkei unterstützt weiterhin
den Islamischen Staat und tut alles um den Konflikt in den
kurdischen
Provinzen des Landes zu eskalieren. Mittlerweile sind tausende
Oppositionelle, unzählige JournalistInnen und 17 kurdische
BürgermeisterInnen inhaftiert, immer wieder wird von Folter und
Mißhandlungen durch Polizei und Militär berichtet. Diese Praxis
und
die Hinrichtungen von drei PolitikerInnen in der Stadt Silopi (an
der
türkisch-irakischen Grenze) Anfang letzter Woche sowie der 12
Jugendlichen in Van und des 25jährigen in Cizre am Sonntag sind
nicht hinnehmbar und müssen international sanktioniert werden. Die
Bundesregierung ist gefragt, sofort umzudenken und die
Menschenrechte
anstatt geostrategische Interessen in den Mittelpunkt der
Beziehungen
zur Türkei zu stellen. Die 3 Milliarden Euro für die Aufnahme von
Flüchtlingen dürfen nicht von der EU an eine Regierung gezahlt
werden, die systematische Menschenrechtsverletzungen und
Kriegsverbrechen befielt. Die Beitrittsverhandlungen zur EU müssen
sofort auf Eis gelegt werden“, so der Abgeordnete weiter.
„Es mehren sich die Berichte, wonach
Leichen kurdischer Opfer beerdigt werden, ohne dass die
Angehörigen
die Möglichkeit haben, die Leichen vorher zu sehen. Eine
Überprüfung
der Todesumstände und -gründe ist so nicht mehr möglich und lässt
befürchten, dass auf diese Weise Kriegsverbrechen vertuscht werden
sollen und damit unbestraft bleiben,“ so Rechtsanwältin Britta
Eder.
Um
ein positives Zeichen zu setzen und der menschenverachtenden
Politik
der türkischen Regierung etwas entgegenzusetzen, sollte die
Bundesregierung den Dialog mit den Selbstverwaltungsstrukturen
in
Rojava, der HDP und der PKK suchen. Dies sind die Akteure, die
am
wirksamsten gegen den sogenannten Islamischen Staat (IS) kämpfen
und
sich für ein friedliches Zusammenleben aller Bevölkerungs- und
Religionsgruppen im Mittleren Osten und die Gleichberechtigung
der
Frau einsetzen. Wichtig wäre zudem die Verfolgung von KurdInnen
gemäß §129b in Deutschland zu beenden.
Pressemitteilung, 5. Januar 2016
„Hamburg muss Waffenexporte nach Saudi-Arabien stoppen!“
weltweit in der Kritik. Doch als Ölexporteur und Waffenkäufer ist das Land trotzdem ein wichtiger Partner der BRD – auch über den Hamburger Hafen wird weiterhin Kriegsgerät und Munition nach Riad verschifft. „Die jüngste Massenhinrichtung trägt zur weiteren Eskalation der Konflikte im Mittleren Osten bei“, erklärt dazu Martin Dolzer, friedenspolitischer Sprecher die Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft. „Wir fordern den Senat auf, sich auf Bundesebene dafür einzusetzen, dass die strategische Partnerschaft der Bundesrepublik mit Saudi-Arabien beendet wird. Insbesondere an Staaten, die mit dem IS kooperieren, wie eben Saudi-Arabien, Katar und die Türkei, darf es auch keine Waffenlieferungen mehr geben.“
Kriegsmaterial für das saudische Regime wie Leopard-Panzer von Rheinmetall oder die Panzerfahrzeuge Dingo und Fennek von Krauss-Maffei Wegmann wird aller Wahrscheinlichkeit über den Hamburger Hafen exportiert. Deshalb unterstützt die Fraktion DIE LINKE die laufende Petition zur Offenlegung der Waffenexporte durch den Senat und zur Unterbindung des Umschlags der tödlichen Fracht. „Langfristig kann nur die Konversion der Rüstungsbetriebe einen entschiedenen Beitrag zum Frieden leisten“, so Dolzer.
Die genannte Petition finden Sie hier: https://www.change.org/p/bürgerschaft-und-senat-der-freien-und-hansestadt-hamburg-herrn-olaf-scholz-erster-bürgermeister-petition-gegen-rüstungsexporte
Bericht von einer Delegationsreise nach
Rojava (Nordsyrien)
Rojava und Syrien zwischen Krieg,
Zerstörung durch den IS und demokratischem AufbruchVom 21. Oktober bis 3. November 2015 reiste eine Delegation mit Martin Dolzer, dem friedenspolitischen Sprecher der Linsfraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft sowie Wissenschaftlichen MitarbeiterInnen der Bundestagsabgeordneten Andrej Hunko und Ulla Jelpke (beide MdB DIE LINKE) nach Rojava (Nordsyrien) in die Kantone Cizîre und Kobanî.
Gebäude in Kobane |
In Rojava haben sich die KurdInnen von
der PYD (Partei der demokratischen Einheit) gemeinsam mit sämtlichen
dort lebenden Bevölkerungs- und Religionsgruppen in
Selbstverwaltungsstrukturen basisdemokratisch organisiert und leben
respektvoll miteinander. Dahinter steht die des Demokratischen
Konföderalismus - eine Idee von einem freien, demokratischen,
ökologischen und geschlechtergerechten Leben. In den drei Kantonen,
Cizîre, Kobanî und Afrin leben rund 4 Millionen Menschen.
Die Region befindet sich in einem
Zustand zwischen Angriffen des IS, Krieg und demokratischem Aufbruch.
Aus Cizîre und Kobanî wurde der IS mittlerweile weitgehend
vertrieben – die Djihadisten führen jedeoch immer noch
Selbmordattentate und Angriffe auf die Zivilbevölkerung durch. Die
Menschen beginnen dennoch aufzuatmen und die Gesellschaft sowie die
Ökonomie trotz eines Embargos seitens der Türkei und der Regierung
der Kurdischen Autonomieregion unter M. Barzani, wieder aufzbauen.Co-BürgermeisterInnen von Tal Abyad |
Die von der Bundesregierung geförderte
türkische Regierung Erdogan/Davotoglu unterstützt unterdessen offen
den IS und versucht die Selbstverwaltung von Rojava mit allen Mitteln
anzugreifen. Anstatt dazu beizutragen das zu unterbinden und die
Finanzquellen des IS trocken zu legen, hat der Bundestag nun eine
Beteiligung der Bundeswehr am Krieg in Syrien beschlossen. DIE LINKE
steht dagegen für Frieden und eine Zusammenarbeit mit den
demokratischen Akteuren in der Region.
Fraktion vor Ort:
20.12.2015
um 11:00 Uhr
in der Lilienstrasse 15. zweiter Stock
(nahe U-Bahn - Mönckebergstrasse)
Pressemitteilung
24. November 2015
Täglich 50 Tonnen Munition durch den Hafen exportiert
Täglich 50 Tonnen Munition durch den Hafen exportiert
Durch den Hamburger Hafen wurden allein
im Juli bis September 4.588,25 Tonnen Munition (Patronen für Waffen
mit internem Geschoss und Patronen für Handfeuerwaffen sowie Nebel)
exportiert, im Schnitt rund 50 Tonnen pro Tag. Insgesamt sind das 283
Container, drei Container am Tag. Das ergibt die Antwort des Senats
auf eine Schriftliche Kleine Anfrage (Drs. 21/2191) der Fraktion DIE
LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft. „Damit wird deutlich,
dass der Senat der Hansestadt Hamburg offenbar nicht besonders viel
Wert auf eine weltweite friedliche Entwicklung legt und sich nicht
ausreichend mit den Konsequenzen von Munitions- und Rüstungsexporten
durch den Hamburger Hafen und bundesweit befasst“, kritisiert
Martin Dolzer, friedenspolitischer Sprecher der Fraktion. „Wer
zulässt, dass Munition durch den Hamburger Hafen unter anderem nach
Kolumbien, Mexico und Sri Lanka exportiert wird, wo nachweislich die
Menschenrechte mit Füßen getreten werden, handelt
verantwortungslos.“
„Auf
einer Reise nach Rojava (Nordsyrien) Anfang des Monats November habe
ich mit Augenzeugen eines Massakers in der Stadt Kobane gesprochen.
Angehörige des IS wurden dort im Juni 2015 Nachts von türkischen
Soldaten über die Grenze gelassen und erschossen dann 256 wehrlose
ZivilistInnen in ihren Wohnungen. Bis Heute beschießt die türkische
Armee über die Grenze nach Syrien/Rojava hinweg ZivilistInnen in
Kobane und droht mit völkerrechtswidrigen Bombardements, sollten die
Volksverteidigungskräfte (YPG) versuchen den letzten Grenzübergang
des IS mit der Türkei in Jarabulus einzunehmen. Eine restriktive
Genehmigungspraxis von Waffenexporte sieht anders aus, als Waffen an
die Türkei, nach Katar oder Saudi Arabien zu liefern. Gerade in
Anbetracht der Anschläge von Paris ist ein Umdenken notwendig.“ Deutsche Waffen und deutsche Munition
tragen weltweit zum Tod unzähliger Menschen bei. „Damit wird
Hamburg ein Tor zum Tod“, kritisiert der Abgeordnete. „Damit
Hamburg tatsächlich eine Friedensstadt wird, muss das Geschäft mit
dem Tod endlich ein Ende haben.“
Deshalb unterstützt die Fraktion
DIE LINKE auch die laufende Online-Petition, mit der Bürgerschaft
und Senat aufgefordert werden, alle Rüstungsexporte durch den
Hamburger Hafen fortlaufend zu ermitteln und öffentlich
bekanntzugeben – auch mithilfe der Bundesbehörden. Zudem wird dort
gefordert, den Umschlag der tödlichen Frachten, besonders von
Kleinwaffen und Massenvernichtungswaffen, zu unterbinden
(www.change.org/p/bürgerschaft-und-senat-der-freien-und-hansestadt-hamburg-herrn-olaf-scholz-erster-bürgermeister-petition-gegen-rüstungsexporte).
Ausstellungseröffnung zu Transidenten Menschen in der Linksfraktion, am Sonnabend den 07. November
Ausstellungseröffnung
in den Räumen der Linksfraktion Hamburg in der Lilienstraße 15, 2.
Stock, 20095 Hamburg
Die Ausstellung “Max ist Marie - Mein Sohn ist meine Tochter ist mein Kind” handelt von Menschen, die im falschen Geschlecht geboren wurden. Menschen, die meist bereits als Kind merkten, dass sie anders sind, als all die anderen Jungs, all die anderen Mädchen, mit denen sie sich eigentlich doch identifizieren sollten. Mit denen sie spielen wollten und es doch nur konnten, wenn sie sich verstellten. Menschen, denen das “Sich-Verstellen”, das “Sich-Anpassen” an das Geschlecht, in dem sie geboren wurden, ein Lebensmuster wurde, das unbeschreiblich viel Kraft kostet und aus dem sie irgendwann ausbrechen müssen, um überleben zu können.
Die Ausstellung “Max ist Marie - Mein Sohn ist meine Tochter ist mein Kind” handelt von Menschen, die im falschen Geschlecht geboren wurden. Menschen, die meist bereits als Kind merkten, dass sie anders sind, als all die anderen Jungs, all die anderen Mädchen, mit denen sie sich eigentlich doch identifizieren sollten. Mit denen sie spielen wollten und es doch nur konnten, wenn sie sich verstellten. Menschen, denen das “Sich-Verstellen”, das “Sich-Anpassen” an das Geschlecht, in dem sie geboren wurden, ein Lebensmuster wurde, das unbeschreiblich viel Kraft kostet und aus dem sie irgendwann ausbrechen müssen, um überleben zu können.
„Wir freuen uns die Ausstellung „Max ist Marie“ in unserer Fraktion bis zum 18. Dezember 2015 präsentieren zu können“, erklärt Martin Dolzer, queerpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE. Noch immer werden transidente Menschen auf vielfache Weise dsikriminiert. Zwangsgutachten und die Listung von Transidentität als psychische Krankheit sind untragbar. Zudem ist die Mehrheit transidenter Menschen vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen und leben deshalb an oder unter dem Existenzminimum. Mit der Ausstellung wollen wir dazu beitragen das zu thematisieren und zu ändern. Der Senat ist gefordert endlich das Programm gegen Homo- und Transphobie mit Selbstorganisationen weiter zu diskutieren und umzusetzen."
Delegation kritisiert Angriffe der türkischen Armee auf Tal Abyad
Co-BürgermeisterInnen von Tal Abyad |
“Die Angriffe der türkischen Armee
auf Tal Abyad und Jarabulus sind völkerrechtswidrig. Tal
Abyad wurde
gestern von der türkischen Armee erneut beschossen. Während die
Selbstverwaltung von Rojava in der Stadt unter widrigsten Umständen
ein weitgehend normales Leben aufbaut und u.a. Schulen
wiedereröffnet, wollte die AKP unter Davutoglu/Erdogan offenbar kurz
vor den Wahlen auf menschenverachtende Weise Stärke demonstrieren
und den Konflikt mit den KurdInnen weiter eskalieren. Eine solche
Politik ist inakzeptabel“, erklärt Rechtsanwältin Britta Eder,
die sich im Auftrag des Bundestagsabgeordneten und Mitglied des
Europarats Andrej Hunko gerade auf einer Delegationsreise in Rojava
befindet.
Anleitung des IS zum Bombenbauen |
„Dass die Türkei die YPG davor
warnt, eine vom IS kontrollierte Stadt auf syrischem Territorium
anzugreifen, zeigt, dass die türkische Regierung mit der
menschenfeindlichen Organisation paktiert. Die Bundesregierung und
die EU sind gefragt, endlich Konsequenzen daraus zu ziehen und die
sicherheitspolitische und militärische Zusammenarbeit mit der Türkei
zu beenden, anstatt R.T. Erdogan durch Besuche und Zugeständnisse zu
hofieren“, so Martin Dolzer, der ebenfalls an der Delegationsreise
teilnimmt.
Gefängniszelle des IS |
„In Tal Abyad leben mittlerweile
AraberInnen, TurkmenInnen, ArmenierInnen, KurdInnen sowie weitere
Bevölkerungs- und Religionsgruppen respektvoll zusammen. Vor der
Befreiung der Stadt durch die YPG hat der IS dort die Menschen
terrorisiert. Eine Armenische Kirche wurde angezündet und eine darin
befindliche Bibliothek vernichtet. Auf dem Hof der Kirche haben wir
vom IS gebaute Gefängniszellen von 1m mal 3m gesehen, die ohne Licht
und Einrichtung aus nacktem Beton bestehen. Hier wurden
Augenzeugenberichten zufolge Menschen inhaftiert, gefoltert und
später exekutiert. In weiteren Räumen neben dem Kirchengebäude
hatte die Terrororganisation ihre Kämpfer ausgebildet. An Tafeln
sahen wir Bauanleitungen für Bomben und Hetze gegen `Ungläubige´
sowie Europa. Auf der Hauptstraße befindet sich ein Käfig, in dem
der IS Menschen an den Pranger stellte und folterte. Wir haben in Tal
Abyad mit der Bürgermeisterin, dem Bürgermeister und dem Stadtrat
gesprochen, in dem Menschen sämtlicher dort lebender
Bevölkerungsgruppen vertreten sind. Alle GesprächspartnerInnen
berichteten vom Aufatmen nach der Befreiung vom IS und einer sich
dadurch entwickelnden menschenwürdigen Lebensperspektive. In diesem
Zusammenhang ist das Agieren der Türkei besonders unerträglich. Es
ist zudem deutlich, dass die Selbstverwaltungsstrukturen in Rojava
einen Ausweg aus der Krise im Mittleren Osten eröffnen können.
Deshalb sollten diese endlich international anerkannt und unterstützt
werden“, so Dolzer weiter.
Kobane zwischen Zerstörung und Wiederaufbau
Zentraler Platz in Kobane |
Am. 1. November wurde in Kobane und weltweit an den Beginn der Angriffe des sog. Islamischen Staates und den Widerstand von YPG (Selbstverteidigungskräfte von Rojava) und YPJ erinnert, durch den die Stadt und die Provinz befreit wurden.
75% von Kobane sind zerstört |
„Der Widerstand, den die Bevölkerung von Rojava sowie YPG und YPJ gegen die menschenfeindlichen Banden des Islamischen Staates in Kobane geleistet haben und in Rojava noch immer leisten, ist ein kraftvolles Zeichen für die Auseinandersetzung um ein menschenwürdiges Leben und gegen Unterdrückung und Hass. Ohne diesen Widerstand müssten weitere hunderttausende Menschen oder die gesamte Region unter den Gräueltaten und der Diktatur des IS leiden. Um jede und jeden Menschen der für die Freiheit und den Schutz der Bevölkerung starb trauern wir“, kommentiert Britta Eder, Rechtsanwältin und Mitarbeiterin des Bundestagsabgeordneten Andrej Hunko.
Schule zwischen Kobane und Tal Abyad |
„Die EU und die Regierung der Bundesrepublik müssen sich endlich von geostrategischen
Menschenrechtsdelegation mit Abgeordnetem der Linksfraktion reist in die Kurdischen Autonomiegebiete und
nach Rojava (Nordsyrien)
Vom 21. Oktober bis voraussichtlich 03. November 2015 wird eine Delegation mit den TeilnehmerInnen Martin Dolzer, Abgeordneter der Hamburgischen Bürgerschaft/MdHB DIE LINKE, der Rechtsanwältin Britta Eder sowie Wissenschaftlichen MitarbeiterInnen der Bundestagsabgeordneten Andrej Hunko und Ulla Jelpke (beide DIE LINKE) in die Kurdischen Autonomiegebiete im Nordirak, nach Rojava (Nordsyrien) und in die Türkei reisen.
„Als Fact Finding Mission wird die Delegation in Rojava Gespräche mit Zivilgesellschaftlichen AkteurInnen und politisch Verantwortlichen führen, Flüchtlinge besuchen und die Situation in Bezug auf die Auseinandersetzungen der Demokratischen Selbstverwaltungsstrukturen und der YPG mit dem Islamischen Staat (IS) evaluieren. Wir werden während und nach der Reise über Erfahrungen und Evaluation berichten“, so der Abgeordnete Martin Dolzer.
Pressemitteilung 13. Oktober 2015
TTIP, CETA und TiSA: Senat muss endlich umdenken!
Mehr als 250.000 Menschen haben am Wochenende in Berlin gegen dieHandelsabkommen TTIP, CETA und TiSA demonstriert. Trotz der auch damit belegten Ablehnung dieser Verträge durch große Teile der Gesellschaft verweigert der Senat die kritische Auseinandersetzung. So hatte die Regierungsmehrheit in der letzten Sitzung der Hamburgischen Bürgerschaft einen Antrag der Fraktion DIE LINKE einfach vom Tisch gewischt, der in Zusammenarbeit mit einem breiten Bündnis zahlreicher gewerkschaftlicher, kirchlicher und anderer Gruppen entstanden war. Mit einer Großen Anfrage will die Fraktion nun erreichen, dass sich der Senat mit den Bedenken öffentlich und differenziert auseinandersetzt.
„Viele Menschen halten TTIP und CETA für eine Bedrohung“, begründet dies
Martin Dolzer, europapolitischer Sprecher der Fraktion. „Und sie haben
recht! Denn diese Abkommen sind ein Freifahrtschein für die
rücksichtslose Profitmacherei internationaler Konzerne und ein Angriff
auf Sozial-, Umwelt- und Verbraucherschutzstandards!“
Große Anfrage der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft
Dokumentiert: Linksfraktion im Bundestag 13.10.2015
Merkel muss Staatsbesuch in Türkei absagen
Die Fraktion DIE LINKE hat in ihrer Sitzung am 13. Oktober 2015 einstimmig folgenden Beschluss gefasst:
Die Fraktion DIE LINKE im Deutschen Bundestag spricht den Angehörigen
und Freunden der Opfer der Terroranschläge von Ankara am 10. Oktober
2015 ihr tiefes Mitgefühl aus. Bei dem Doppelanschlag auf den von
Gewerkschaften und linken Parteien getragenen Friedensmarsch sind über
120 Menschen getötet worden. Hier geht erneut die blutige Saat der
Politik des Präsidenten Recep Tayyip Erdogan auf.
Seit Jahren unterstützt die AKP-Regierung Terrorgruppen in Syrien einschließlich des sogenannten „Islamischen Staates“ logistisch und mit Waffenlieferungen, diese Gruppierungen können die Türkei als sicheres Hinterland nutzen. Indem Erdogan Oppositionelle als Terroristen diffamiertet, machte er diese zur Zielscheibe faschistischen Terrors wie bei den Angriffen AKP-naher Rollkommandos auf Büros der prokurdischen Oppositionspartei HDP und die Redaktion der Tageszeitung „Hürriyet“ sowie jetzt bei den Anschlägen auf die Friedens-kundgebungen. Wirksame Ermittlungen der türkischen Strafverfolgungsorgane zu den Hintermännern des Anschlags stehen nach Erfahrungen mit den der bisherigen fehlenden Ermittlungsergebnissen zu vorangegangen Anschlägen auf die HDP in Diyarbakir und junge Sozialistinnen und Sozialisten in Suruç in Zweifel.
Während die AKP-Regierung ihren Krieg gegen Kurdinnen und Kurdenfortsetzt und Oppositionelle sowie regierungskritische Medienmassiv verfolgt, hat die PKK am Samstag die Einstellung bewaffneter Angriffe auf Militär und Polizei erklärt, um damit die Parlamentswahlen in einer freien Atmosphäre stattfinden zu lassen. Staatspräsident Erdogan und die AKP dürfen keine Partner mehr für die Bundesregierung sein. Der geplante Staatsbesuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel so kurz vor den Parlamentswahlen am 1. November stärkt der AKP den Rücken in ihrem Feldzug gegen die Demokratie und den Frieden. Denn es ist zu befürchten, dass Merkel kein kritisches Wort zur antidemokratischen Politik Erdogans verlieren wird, um die türkische Regierung als Partnerin bei der Abwehr von Flüchtlingen einzubinden. DIE LINKE fordert die Bundesregierung auf:
Seit Jahren unterstützt die AKP-Regierung Terrorgruppen in Syrien einschließlich des sogenannten „Islamischen Staates“ logistisch und mit Waffenlieferungen, diese Gruppierungen können die Türkei als sicheres Hinterland nutzen. Indem Erdogan Oppositionelle als Terroristen diffamiertet, machte er diese zur Zielscheibe faschistischen Terrors wie bei den Angriffen AKP-naher Rollkommandos auf Büros der prokurdischen Oppositionspartei HDP und die Redaktion der Tageszeitung „Hürriyet“ sowie jetzt bei den Anschlägen auf die Friedens-kundgebungen. Wirksame Ermittlungen der türkischen Strafverfolgungsorgane zu den Hintermännern des Anschlags stehen nach Erfahrungen mit den der bisherigen fehlenden Ermittlungsergebnissen zu vorangegangen Anschlägen auf die HDP in Diyarbakir und junge Sozialistinnen und Sozialisten in Suruç in Zweifel.
Während die AKP-Regierung ihren Krieg gegen Kurdinnen und Kurdenfortsetzt und Oppositionelle sowie regierungskritische Medienmassiv verfolgt, hat die PKK am Samstag die Einstellung bewaffneter Angriffe auf Militär und Polizei erklärt, um damit die Parlamentswahlen in einer freien Atmosphäre stattfinden zu lassen. Staatspräsident Erdogan und die AKP dürfen keine Partner mehr für die Bundesregierung sein. Der geplante Staatsbesuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel so kurz vor den Parlamentswahlen am 1. November stärkt der AKP den Rücken in ihrem Feldzug gegen die Demokratie und den Frieden. Denn es ist zu befürchten, dass Merkel kein kritisches Wort zur antidemokratischen Politik Erdogans verlieren wird, um die türkische Regierung als Partnerin bei der Abwehr von Flüchtlingen einzubinden. DIE LINKE fordert die Bundesregierung auf:
- den Besuch der Bundeskanzlerin bei Staatspräsident Erdogan abzusagen;
- sich für eine internationale Untersuchungskommission unter der Leitung der UN für die Anschläge in Ankara einzusetzen;
- die Türkei nicht als sicheren Herkunftsstaat und als sicheren Drittstaat zu erklären und diesbezüglichen Schritten auf EU-Ebene eine klare Absage zu erteilen;
- Erdogan nicht weiter als Partner für Flüchtlingsabwehr zu etablieren;
- die deutschen Rüstungsexporte in die Türkei zu unterbinden;
- die militärische, polizeiliche und geheimdienstliche Zusammenarbeit mit der Türkei unverzüglich einzustellen;
- die Bundeswehr sofort abzuziehen;
- die Erklärung der PKK zu einer einseitigen Waffenruhe zu begrüßen und auf die AKP-Regierung einzuwirken, den von ihr aufgekündigten Friedensprozess wieder aufzunehmen;
- das PKK-Verbot aufzuheben.
Kriegsverbrechen türkischer „Sicherheitskräfte“ müssen geahndet werden
In Sirnak banden Sondereinheiten den
zuvor erschossenen 24 jährigen Hacı Lokman Birlik hinter ein
Panzerfahrzeug und zogen ihn durch die Stadt (siehe Foto).
„Beim Vorgehen der türkischen Polizei und des Militärs handelt es sich um Kriegsverbrechen. Gezielt wird die Zivilbevölkerung mit Handfeuerwaffen und schweren Waffen angegriffen und nun erneut ein getöteter Mensch hinter ein fahrendes Fahrzeug gebunden. Die Weisung für eine derartige Zuspitzung des Konflikts kommt von Staatspräsident Erdogan, der auch bei den Neuwahlen am 1. November fürchtet keine Mehrheit zu erlangen. Ein solches Vorgehen ist nicht hinnehmbar. Die Bundesregierung und die EU sind gefordert endlich Konsequenzen zu ziehen, anstatt, Erdogan, wie geplant, am Montag in Brüssel erneut Zugeständnisse bezüglich der Türkei als sicheren Drittstaat zu machen. Es ist im Gegenteil nötig Druck auf die Regierung Erdogan/Davotoglu auszuüben und die sicherheitspolitische und militärische Zusammenarbeit mit der Türkei solange einzustellen, bis die Kriegsverbrechen beendet werden. Die Kriegsverbrechen müssen zudem lückenlos aufgeklärt und geahndet werden “, erklären Andrej Hunko, Harald Weinberg, Ulla Jelpke, Martin Dolzer, Cansu Özdemir, Mehmet Yildiz, Prof. Dr. Norman Paech, Britta Eder, Yilmaz Kaba und Marion Padua.
Um freie und demokratische Wahlen am 1.November möglich zu machen, sollten zudem hochrangige internationale Delegationen in genau den Regionen die Wahlen beobachten, in denen Sicherheitskräfte die Bevölkerung angreifen.
Andrej Hunko (MdB und Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarats, DIE LINKE)
Harald Weinberg (MdB, DIE LINKE)
Ulla Jelpke (MdB, DIE LINKE)
Martin Dolzer (Abgeordneter der
Hamburgischen Bürgerschaft, DIE LINKE)Cansu Özdemir (Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft, DIE LINKE)
Mehmet Yildiz (Abgeordneter der Hamburgischen Bürgerschaft, DIE LINKE)
Prof. Dr. Norman Paech, Völkerrechtler
Marion Padua (Stadträtin Nürnberg, Linke Liste)
Britta Eder (Rechtsanwältin)
Yilmaz Kaba (Vorstandsmitglied der Föderation der Ezidischen Vereine e.V.)
Bundesarbeitskreis "Demokratie in der Türkei, Frieden in Kurdistan" BAK-DTFK, DIE LINKE
1. Oktober 2015
Hamburg muss sich gegen CETA stellen!
Die Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen
Bürgerschaft fordert den Senat auf, bei einer Abstimmung im Bundesrat
gegen das Freihandelsabkommen CETA zwischen Kanada und der EU zu stimmen
(Drs. 21/1625). Denn CETA birgt zahlreiche Gefahren auch für Hamburg.
„Da sind zum Beispiel gefährliche Sonderrechte für Konzerne“, erläutert
Martin Dolzer, europapolitischer Sprecher der Fraktion. „Es darf nicht
sein, dass öffentliche Gerichte und der Rechtsstaat durch private
Sondergerichte ausgehebelt werden können.“ Demokratische
Gesetzgebungsverfahren können so genauso ausgehebelt werden wie Rechte
von ArbeitnehmerInnen, kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie
der öffentlichen Hand. Hohe Schadenersatzforderungen können bedeuten,
dass von Gesetzen zum Schutz der sozialen Sicherheit, des Arbeitsrechts,
der Kultur, öffentlich geförderter Bildung, der Umwelt und der
Lebensmittelsicherheit abgesehen wird.
„Die Förderung von öffentlichen Bildungsträgern und
der Volkshochschulen stünde genauso zur Disposition wie das ohnehin
ungenügende Nachtflugverbot, die gesamte Kulturförderung, das Verbot von
Fracking, die Förderung von Krankenhäusern und regionaler
mittelständischer Unternehmen“, warnt Dolzer. „Aufgrund der so genannten
Stillstands- und Sperrklinken-Klauseln könnten einmal vorgenommene
Deregulierungen und Privatisierungen zudem nicht mehr zurück genommen
werden. Vattenfall verklagte zum Beispiel auf Grund einer ähnlichen
Regelung, wie sie in CETA vorgesehen ist, die BRD wegen des
Atomausstiegs und Hamburg wegen Umweltauflagen für das Kohlekraftwerk
Moorburg. Das CETA-Abkommen mit Kanada ist unannehmbar, der Senat sollte
im Bundesrat dagegen eintreten.“
Außerdem würde der durch das Abkommen ausgelöste
Konkurrenz- und Preiskampf die Ökonomien und Gesellschaften in Afrika
und im Mittleren Osten weiter schädigen und auf beiden Seiten des
Atlantiks naturschonend wirtschaftende Bauernhöfe massenweise zur
Aufgabe zwingen. „Wer sich jetzt nicht gegen CETA und TTIP stellt,
provoziert weitere Destabilisierung und Unruhen und ist deshalb
mitverantwortlich für nächste Flüchtlingsströme in Richtung Europa“, so
Dolzer.
25. September 2015
St. Petersburg und Hamburg: „Städtepartnerschaft auf Augenhöhe“
Partnerstadt St. Petersburg erklärt
Martin Dolzer, Sprecher für Europa- und Friedenspolitik der Fraktion DIE
LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft: „Der Besuch der St.
Petersburger Abgeordneten ist gerade in einer Zeit angespannter
Beziehungen zwischen Russland und Deutschland sehr wertvoll. Durch
Dialog und Zusammenarbeit der Partnerstädte in konkreten Projekten kann
zu einer möglichen Entspannung beigetragen werden. Dafür ist allerdings
auch eine Begegnung auf Augenhöhe sowie ein respektvolles Analysieren
der jeweiligen Stärken, Probleme und Defizite beider Städte im
Bewusstsein der historischen und gesellschaftlichen Entwicklungen
notwendig.“
Es sei wichtig, die derzeitige russische Politik
auch im Kontext der NATO-Osterweiterung, der Stationierung von Raketen
in Tschechien und Polen und einer zunehmend aggressiven Außenpolitik der
EU zu betrachten. „Einseitige Schuldzuweisungen gegen Russland – in
Bezug auf den Ukraine-Konflikt und gegen Akteure in St. Petersburg in
Bezug auf die Abkühlung der städtepartnerschaftlichen Beziehungen – wie
sie z.B. im rot-grünen Koalitionsvertrag erhoben werden, führen
langfristig in die Sackgasse.“ Eine Aufhebung der Sanktionen gegenüber
Russland und eine Deeskalationspolitik im Ukraine-Konflikt würde
konkrete Friedenspolitik bedeuten. „Deshalb kann auch die Förderung von
gleichberechtigten Beziehungen zwischen St. Petersburg und Hamburg ein
Beitrag zur Verständigung und ein wichtiger Baustein zum Erhalt des
Friedens sein“, so Dolzer weiter.
18. September 2015
Zivile Rettung von Flüchtlingen statt Militäreinsatz im Mittelmeer!
Das Bundeskabinett hat am Mittwoch die Teilnahme
der Bundeswehr an der zweiten Phase der Operation "Eunavfor Med"
(European Union Naval Forces Mediterranean) gebilligt. Dabei handelt es
sich um einen bewaffneten Einsatz, in dessen Rahmen Schiffe auf dem
Mittelmeer angehalten werden sollen. Auf hoher See können sie dann
beschlagnahmt oder zerstört werden, wenn der Verdacht besteht, dass auf
ihnen Flüchtlinge nach Europa "geschleust" werden. Der Bundestag muss
dem Mandat noch zustimmen.
"Anstatt Krieg und ungerechte Handelsbeziehungen
als Fluchtursachen zu überwinden, setzt die Große Koalition weiter auf
militärische Abschottung durch die EU und eine Verschärfung des
Asylrechts. Den Verantwortlichen scheint auch egal zu sein, dass diese
nun geplanten Maßnahmen genauso wenig funktionieren werden wie die
Dublinregulierungen. Diese Politik ist menschenverachtend und
gefährlich, denn sie setzt traumatisierte Menschen erneuten Angriffen
des Militärs auf dem Mittelmeer aus und hebelt die Genfer
Flüchtlingskonventionen faktisch aus", kritisiert Martin Dolzer, Sprecher für Europa- und Friedenspolitik der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft.
Der Kabinettsbeschluss sieht vor, dass Deutschland
sich weiterhin mit zwei Schiffen an den Operationen beteiligt und die
Zahl der eingesetzten Soldaten auf 950 erhöht. Bisher sind 350 deutsche
Soldaten im Mittelmeer im Einsatz.
"Der Hamburger Senat sollte sich jetzt im Rahmen
seiner Möglichkeiten dafür stark machen, dass legale Wege nach Europa
geöffnet werden und die zivile Flüchtlingsrettung im Mittelmeer
unterstützen. Wer sich selbst als humanistisch bezeichnet, sollte auch
so handeln", sagt Dolzer. "Hamburg will laut Verfassung 'im Geiste des
Friedens eine Mittlerin zwischen allen Erdteilen und Völkern der Welt'
sein. Um einer weiteren Militarisierung auch in der Flüchtlingspolitik
konkret entgegenzuwirken, sollte die Patenschaft mit der Fregatte
Hamburg aufgekündigt und der Export von Rüstungsgütern durch den
Hamburger Hafen verboten werden. Um deutliche Zeichen für Frieden und
Menschlichkeit zu setzen, sollte die Hansestadt stattdessen die
Patenschaft für die »Sea Watch« übernehmen, die Flüchtlinge im
Mittelmeer rettet und zudem mit der Konversion von Hamburger
Rüstungsbetrieben beginnen", so Dolzer weiter.
Klartext "Ehe für alle" - der Talk (Pilot-Folge) mit Daniel Axt, Janique Johnson & Martin Dolzer - Folge zu queeren Themen
Pressemitteilung vom 09.September
Junckers Vorschlag zu „sicheren Herkunftsländern“ ist zynisch
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker fordert legale Einreisewege nach Europa
für Flüchtlinge und – trotz Festhaltens am nicht funktionierenden Dublin-System – eine solidarische Umverteilung der Flüchtlinge innerhalb Europas.
„Mit dem Vorschlag, die Liste der ,sicheren Herkunftsländer‘ zu erweitern, konterkariert Juncker allerdings auf zynische Weise den Tenor seiner Rede, in der er zu mehr Menschlichkeit in Bezug auf den Umgang mit Flüchtlingen auffordert“, kritisiert Martin Dolzer, europapolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft. „Denn niemand kann zum Beispiel behaupten, dass Sinti und Roma auf dem Westbalkan und insbesondere im Kosovo menschenwürdig leben könnten. Eine solche Regulierung würde bedeuten, dass in Zukunft Sinti und Roma aus Hamburg grundsätzlich in ein menschenunwürdiges Leben abgeschoben werden und erneut um ihr Leben fürchten müssen.“
Auch Junckers Vorschlag, die Türkei in der derzeitigen Situation zum „sicheren Herkunftsland“ zu deklarieren, ist für Dolzer inakzeptabel: „In den letzten Wochen wurden in den kurdischen Landesteilen mehr als 50 ZivilistInnen von wild um sich schießenden Polizei- und Militärkräften ermordet, über 1.000 PolitikerInnen, darunter zahlreiche BürgermeisterInnen, inhaftiert und mehrfach Kriegsverbrechen von der türkischen Armee begangen.“ Zudem agiere Staatspräsident Erdogan zunehmend autokratisch.
„Juncker nährt mit seiner Rede die Illusion, dass die Flüchtlingskrise schnell und ohne die Überwindung der Fluchtursachen bewältigt werden könnte“, so Dolzer. „Anstatt im Mittelmeer die militärische Bekämpfung vermeintlicher Schlepper voranzutreiben, ist dort eine Ausweitung der zivilen Seenotrettung gefragt. Letztendlich sind jedoch Kriege und unfaire Handelsbeziehungen die Hauptursachen von Flucht. Deshalb muss die EU ihre destabilisierende und aggressive Außenpolitik beenden. Der Senat sollte der in der Hamburgischen Verfassung festgelegten Verpflichtung zum Frieden nachkommen. Ein Verbot von Rüstungsexporten durch den Hamburger Hafen wäre ein wichtiger Schritt dorthin.“
DIE LINKE - GUE/NGL im EP: Leitlinien für eine alternative Migrationspolitik
DIE LINKE im Bundestag Forderungen zur Flüchtlingspolitik
Dokumentiert: Rede von Martin Dolzer am 02.09. in der Hamburgischen Bürgerschaft
Soziale Sicherung statt wegsperren
Erst
einmal möchte ich etwas zur Rhetorik in der Anmeldung zur Debatte
insbesondere seitens der CDU sagen. Floskeln
wie Skandalsenator und Sicherheitsrisiko für Justiz und Strafvollzug
– befördern Ressentiments und Spaltungsprozesse in der
Gesellschaft – anstatt sich ernsthaft mit den vorhandenen Problemen
der Gerichte und in den Gefängnissen auseinanderzusetzen.
Eine
solche Herangehensweise finde ich verantwortungslos – denn
dadurch wird eine Stimmung geschürt, auf deren Grundlage jeder
ernsthafte Ansatz einer sinnvollen Ausgestaltung und insbesondere
einer Demokratisierung von Justiz und Strafvollzug diffamiert und
verhindert werden soll.
Mit
ihrer Herangehensweise Herr Seelmäcker bedienen sie ein
übersteigertes Sicherheitsbedürfnis der Menschen, dass auf einer
"subjektiv gefühlten zunehmenden" Kriminalität, die mit
den objektiven Verhältnissen nichts zu tun hat beruht. Das ist der
typische Law and Order Diskurs.
Gucken
wir uns die Statistiken der Polizei an – dann sehen wir, dass
gravierende Gewaltstraftaten in den letzten Jahren kontinuierlich
abnehmen – außer rassistische Gewalt von Rechtsextremen – die
nimmt zu, dass ist aber ein Thema, dass gesondert diskutiert werden
muss.
Aber
selbst wenn die Kriminalität im Bereich der Gewaltstraftaten oder
anderer Bereiche zunehmen würde oder zunimmt – hat das immer
hauptsächlich gesellschaftliche und nicht individuelle Gründe –
und sollte dementsprechend ganzheitlich angegangen werden.
Mit
Sorge betrachten wir die ohnehin zunehmend repressive
Strafgesetzgebung in der BRD und die seit Jahren anhaltende Tendenz - dass
Diskussionen zum Thema Rechtspolitik und Justiz hauptsächlich in
Richtung Strafverschärfung, Verfolgung und Ausbau der
Verfolgungsbehörden geführt werden. Das
ist eine logische Konsequenz des Neoliberalismus – das ist
Raubtierkapitalismus angewandt auf die Strafgesetzgebung und die
Justiz.
In
diesem Rahmen werden diejenigen, die in Konflikt mit Gesetz oder
Staatsmacht kommen zu Feinden erklärt – anstatt die
gesellschaftlichen Ursachen der Konflikte zu erkennen und durch eine
umsichtige Politik zu beheben.
Dazu
gibt es eine Alternative:
soziale
Sicherung statt Wegsperren – die Umverteilung des Reichtums nach
„Unten“ – sowie die Eröffnung von Zukunftsperspektiven auch
für Benachteiligte – anstatt
das Schüren von immer weiter gehender Konkurrenz und
Ausgrenzungsmechanismen.
Dazu
fehlt es aber an politischem Willen – auch bei Rot-Grün ist der
Wille zu einem solchen Kurswechsel – viel zu wenig ausgeprägt!
3. September 2015
Rot-grüner Antrag zum "Code of Conduct" für Hamburgs Hochschulen: Eine gut gemeinte Ansammlung von Einzelaspekten, aber nicht zielführend
SPD und Grüne haben in der Bürgerschaftssitzung
diese Woche die „Sicherung von Kontinuität und Qualität in der
Wissenschaft – Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses an den
Hochschulen“ beantragt. In dem Dokument wird der Code of Conduct
zitiert, in dem sinnvolle arbeitsrechtliche Standards in und an den
Hochschulen festgelegt sind – es werden jedoch nicht die notwendigen
Schlussfolgerungen gezogen. „Dieser Antrag ist doch eher eine gut gemeinte
Ansammlung von Einzelaspekten und deshalb nicht zielführend genug“,
kritisierte Martin Dolzer, wissenschaftspolitischer Sprecher der
Fraktion DIE LINKE.
„Rot-Grün fordert, dass der Senat der Bürgerschaft
über den Sachstand und die Fortschritte bei der Umsetzung des Code of
Conduct bis November berichten solle. Es sollte doch selbstverständlich
sein, dass der Senat die Umsetzung von politischen Vorgaben evaluiert
und dann die Bürgerschaft darüber informiert. Es wirkt fast so, als
hätten die Fachabgeordneten der Koalition kein Vertrauen in den eigenen
Senat.“ Die GEW hat die Ergebnisse eines Treffens zur Evaluation der
Umsetzung des Code of Conduct bereits veröffentlicht. Deshalb wäre es
sinnvoller, aus diesen Ergebnissen Schlussfolgerungen zu ziehen und
diese in zielgerichtetes politisches Handeln umzusetzen.
"Gute Arbeit in Lehre, Forschung und Verwaltung
setzen gute Beschäftigungsbedingungen und berufliche Perspektiven
voraus“, so Dolzer. „Davon sind wir aber in Hamburg meilenweit entfernt.
Unter anderem die immense Abhängigkeit von Drittmitteln verhindert,
dass die im Code of Conduct festgelegten arbeitsrechtlichen Standards
auch eingehalten werden. Dekane sehen sich zum Beispiel nicht in der
Lage, die zu Recht angestrebten langfristigen und gesicherten
Beschäftigungsverhältnisse umzusetzen, da es an Geld mangelt. Einzelne
Studiengänge und Fachbereiche überleben lediglich wegen ihres guten
Fundraisings oder wegen der ,gut gegeneinander durchgesetzten
Konkurrenz‘ im Kampf um Drittmittel sowie staatliche Mittel. In diesem
Rahmen sind prekäre Beschäftigungsverhältnisse, wie zum Beispiel auf ein
oder zwei Semester beschränkte Einstellungen, die Normalität. Fallen
Drittmittel weg oder sind nicht vorhanden, bricht das labile Konstrukt
zusammen.“
Der Code of Conduct enthält zwar viele gute Vorgaben
und auch die im Antrag von SPD und Grünen erwähnte Wiederherstellung
der Tarifautonomie und das Untersagen von sachgrundloser Befristung von
Arbeitsverträgen wären positiv. All das könne jedoch trotz kleiner
Verbesserungen unter den jetzigen Rahmenbedingungen kaum eingehalten
werden. In der Wissenschaftspolitik muss also grundlegend umgedacht
werden. DIE LINKE fordert, dass die Hochschulen bedarfsdeckend und
unabhängig von Drittmitteln ausfinanziert und im Sinne einer humanen,
demokratischen und friedlichen Gesellschaftsentwicklung gestaltet
werden. „Die Abhängigkeit von Drittmitteln bedeutet letztendlich, dass
Konzerne immer weitergehend in die Abläufe in den Hochschulen
hineinsteuern“, kritisiert Dolzer. „Das führt, neben prekären
Beschäftigungsverhältnissen, langfristig zum Aus für kritische und für
die Gesellschaftsentwicklung wichtige Studiengänge. Dem müssen wir durch
die staatliche Ausfinanzierung der Hochschulen entgegensteuern.“
Pressemitteilung, 24.08.2015
Kurdische
BürgemeisterInnen in der Türkei inhaftiert
Die Co-BügermeisterInnen der Bezirke Silvan und Sur der türkisch-kurdischen Metropole Diyarbakir sowie die Co-BürgermeisterInnen der Stadt Hakkari Dilek Hatipoğlu und Nurullah Çiftçi wurden am 19. und 20. August inhaftiert, nachdem sie zuvor die Selbstverwaltung der zwei Bezirke ausgerufen hatten. Ihnen wird die "Zerstörung der Einheit und territorialen Intgegrität des Landes" vorgeworfen. In den letzten Wochen wurden in der Türkei im Rahmen einer Repressionswelle mehr als 1000 kurdische PolitikerInnen und AktivistInnen verhaftet.
Türkische Sicherheitskräfte hatten in den letzten Wochen zunehmend gezielt Zivilisten in mehreren Orten durch wildes um sich schießen vor und ermordet, die türkische Armee völkerrechtswidrig Dörfer im Nordirak bombardiert und Sicherheitskräfte vor einer in einer Auseinandersetzung getöteten Guerilla der PKK, die sie zuvor auszogen, posiert. Daraufhin riefen die kommunalen Räte in einigen Städten und Bezirken der kurdischen Provinzen der Türkei die Selbstverwaltung aus und erklärten, dass sie eine Verwaltung durch die für die Kriegsverbrechen verantwortlichen Regierungspartei AKP nicht mehr akzeptieren können.
Seyid Narin und Fatma Şık Barut Co- BürgermeisterInnen von Diyabakir-Sur sowie Yüksel Bodakçı Co-Bürgemeisterin der Stadt Silvan (in der Provimz Diyarbakir), Dilek Hatipoğlu und Nurullah Çiftçi Co-BürgermeisterInnen aus Hakkari sowie der Vorsitzende der Partei der Regionen (DBP) von Sur Ali Çiçekli und die Leiterin der örtlichen Frauenakademie Güneş Ölmez wurden nun wegen Verstoß gegen § 302 des türkischen Strafgesetzes (Verletzung der Integrität und Einheit des Staates) auf Grundlage der Entscheidung von Feriengerichten in Gefängnisse überstellt.
„Wir fordern die sofortige Freilassung der inhaftierten PolitikerInnen. Dazu ist die Bundesregierung gefragt, endlich politischen und wirtschaftlichen Druck auf die türkische Regierung auszuüben, die zunehmend zu Kriegsverbrechen und gravierenden Menschenrechtsverstößen greift, um ihre Alleinherschaftsansprüche zu verteidigen“, erklärt Harald Weinberg, Mitglied des Bundestags, DIE LINKE.
„Die kurdische DBP und ihre BürgermeisterInnen sind ein Garant für Demokratie, Frieden, Menschenrechte und Frauengleichberechtigung. Diese zu inhaftieren bedeutet eine bewusste Destabilisierung des gesellschaftlichen Friedens in der Türkei. Alle demokratischen Kräfte sollten sich dem entgegenstellen“, fordert Cansu Özdemir, Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft.
„Das Ausrufen der Selbstverwaltungen war eine Reaktion auf nicht hinnehmbare Verstöße gegen internationales Recht, die Aufkündigung des Friedensprozesses durch die AKP sowie die anhaltende systematische Unterdrückung der kurdischen Bevölkerung - und ist nachvollziehbar. Die AKP-Regierung sollte ihre eigene Praxis der Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen sowie der weiteren Unterstützung des IS beenden, anstatt kurdische PolitikerInnen zu kriminalisieren. Auch der Friedensprozess mit der PKK muss sofort wieder aufgenommen werden. Nur so kann sich dass Land demokratisch und stabil entwickeln“, kommentiert Martin Dolzer, Abgeordneter der Hamburgischen Bürgerschaft.
„Der Friedenprozess in der Türkei wurde von Staatspräsident Erdogan aufgekündigt, nachdem die AKP bei den Parlamentswahlen ihre Absolute Mehrheit verlor. Erdogan will nun offenbar die Türkei mit allen Mitteln destabilisieren, um der AKP bei Neuwahlen im November wieder eine absolute Mehrheit zu verschaffen. Dazu Kriegverbrechen anzuordnen ist menschenfeindlich. Die gravierenden Verstöße gegen Internationales Recht müssen sanktioniert werden“, fordert Yilmaz Kaba, Vorstandsmitglied der Föderation der Ezidischen Vereine e.V.
Prof. Dr. Norman Paech, Völkerrechtler
Martin
Dolzer, Abgeordeneter der Hamburgischen Bürgerschaft, DIE LINKECansu Özdemir, Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft, DIE LINKE
Mehmet Yildiz, Abgeordneter der Hamburgischen Bürgerschaft, DIE LINKE
Yilmaz Kaba - Vorstandsmitglied der Föderation der Ezidischen Vereine e.V.
Bundesarbeitskreis "Demokratie in der Türkei, Frieden in Kurdistan" BAK-DTFK, DIE LINKE
Pressemitteilung, 25.07.2015
Türkische Regierung greift KurdInnen
an, anstatt den IS zu bekämpfen
„Die türkische Regierung nutzt offenbar den Anschlag des
Islamischen Staates (IS) in Suruc, bei dem 32 junge türkische Linke starben und
das darauf folgend zustande gekommene Abkommen mit den USA, hauptsächlich um
mit Repression militärisch gegen die PKK und die kurdische Zivilbevölkerung
vorzugehen. ExpertInnen aus unterschiedlichen Spektren sahen in dem Anschlag
ohnehin das Ergebnis einer intensiven Zusammenarbeit von AKP und IS. Anders
lässt sich die seit gestern ununterbrochen andauernde Bombardierung von
vermeintlichen PKK Stellungen im Nordirak nicht erklären“, erklärt Harald
Weinberg, Mitglied des Bundestags, DIE LINKE.
„250 Menschen wurden seit Gestern bei Razzien in der Türkei
festgenommen, davon standen 182 der im türkischen Parlament vertretenen kurdischen
Demokratischen Partei der Völker (HDP) und weitere der türkischen Linken nahe. Seit
den Parlamentswahlen bei denen die AKP ihre absolute Mehrheit verlor wendet
sich die Regierung zunehmend aggressiv gegen die HDP. Unter dem Vorwand den IS
zu bekämpfen wird offensichtlich gegen die kurdische Bewegung vorgegangen. Mit
den Bombardements der Regionen Kandil, Zap, Avasin und Metina und dem Dorf Ezne
im Norden des Irak hat die Regierung Erdogan/Davutoglu den Friedensprozess mit
der PKK endgültig zum Scheitern gebracht. Dabei wurden Berichten zufolge auch
ZivilistInnen getroffen. Um die Nachrichtenhoheit zu erlangen, wurde zusätzlich
versucht kurdische Nachrichtenagenturen auszuschalten. In unverantwortlicher
Weise wird an der Schraube der Eskalation gedreht, anstatt den IS zu bekämpfen“,
kritisiert Yilmaz Kaba - Vorstandsmitglied der Föderation der Ezidischen
Vereine e.V.
Zu befürchten ist, dass die vermeintliche Bekämpfung des IS
in Syrien dazu genutzt wird die gesamte Region Mittlerer Osten in ein noch
größeres Chaos zu stürzen. Fraglich ist, ob letztendlich geplant ist bis
Damaskus vorzustoßen und Syrien neu aufzuteilen. Die US-Regierung und die
Verantwortlichen in Europa müssen von dem jetzigen Vorgehen der Regierung Erdogan/Davutoglu
informiert sein. Die Türkei ist schließlich NATO Partner. Schon lange hatte die
AKP angestrebt eine Pufferzone im Norden Syriens einzurichten die demokratische
Organisierung der Menschen in Rojava anzugreifen und so den Einfluss der
fortschrittlichen kurdischen Kräfte in der Türkei einzudämmen.
„Die Angriffe auf die kurdische Bevölkerung und die PKK müssen
sofort eingestellt werden. Die YPG in Rojava und die PKK sind diejenigen
Kräfte, die den IS bisher am wirkungsvollsten bekämpft, demokratische
Gesellschaften aufgebaut und für Frieden gewirkt haben. Dass nun gerade diese
Akteure mit offensichtlicher Billigung der US- und EU-Regierungen angegriffen
werden, ist zynisch und menschenverachtend. Agenturmeldungen zufolge gab die
US-Regierung der türkischen Regierung weitgehend freie Hand zur Umsetzung
eigener Interessen, um im Gegenzug den Flughafen Incerlik nutzen zu können. Die
Bundesregierung und die EU wären jetzt gefordert die Selbstverwaltung in Rojava
und die PKK als Partner auf Augenhöhe anzuerkennen und sofort mäßigend auf die
aggressive türkische Regierung einzuwirken, anstatt aus geostrategischen
Motiven eine destruktive Waffenbrüderschaft zu Lasten der Bevölkerungen des
gesamten Mittleren Ostens zu pflegen“, fordert Martin Dolzer, Abgeordneter der
Hamburgischen Bürgerschaft, DIE LINKE.
Harald Weinberg,
Mitglied des Bundestags, DIE LINKE
Martin Dolzer,
Abgeordeneter der Hamburgischen Bürgerschaft, DIE LINKECansu Özdemir, Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft, DIE LINKE
Yilmaz Kaba - Vorstandsmitglied der Föderation der Ezidischen Vereine e.V.
Pressemitteilung, 16. Juli 2015
Solidarität und Hilfe für LSBTI*-Flüchtlinge
Lesbische, schwule, bisexuelle, trans*- und
inter*-Flüchtlinge sind oft in einer besonders prekären Lage und werden
auf vielfache Weise ausgegrenzt. Die Fraktion DIE LINKE in der
Hamburgischen Bürgerschaft hat dazu grundlegende Forderungen
ausgearbeitet. „Es muss sicherer Wohnraum für lesbische, schwule,
bisexuelle, trans* und inter* Flüchtlinge geschaffen werden“, erläutert
Martin Dolzer, queerpolitischer Sprecher der Fraktion. „Die
medizinische, psychologische und psychosoziale Versorgung von Menschen
ohne Aufenthaltsstatus muss dauerhaft sichergestellt werden. Für
Anhörungen von Flüchtlingen müssen kostenfreie Sprachmittler*innen zur
Verfügung stehen, die in LSBTI*-Belangen geschult und sensibel sind.“
Zudem müssten alle Menschen, die mit Flüchtlingen arbeiten (in
Flüchtlings-Wohnheimen, Behörden usw.), in LSBTI*-Belangen
sensibilisiert und geschult sein. „Der Senat und Senatorin Fegebank
stehen in der Verantwortung, endlich das Aktionsprogramm gegen Homo- und
Transphobie mit Betroffenen zu diskutieren und umzusetzen und dafür zu
sorgen, dass LSBTI Menschen in Hamburg diskriminierungsfrei leben
können“, so Dolzer. „Dazu gehören auch ausreichend finanzielle Mittel in
einem eigenen Haushaltstitel.“
„Es ist notwendig, dass wir diese Flüchtlinge
solidarisch unterstützen und Räume und Strukturen schaffen, in denen sie
sich entfalten können“, erklärt dazu Lars Wendrich von der
Landesarbeitsgemeinschaft Queer der Partei DIE LINKE Hamburg. „Jeder
geflüchtete Mensch ist uns willkommen und muss in Hamburg
diskriminierungsfrei leben können.“
Dokumentiert: Pressemitteilung von Fabio De Masi vom 13.07.2015
Griechenland:
Staatsstreich aus Berlin
Die Europaabgeordneten
der Partei DIE LINKE Cornelia Ernst (Leiterin der Delegation
der Linken im Europäischen Parlament) sowie Fabio De Masi
(Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft und Währung des
Europäischen Parlaments) erklären zum Ergebnis des
Euro-Gipfel:
"Die Verhandlungen zu Griechenland wurden mit der Waffe eines unkontrollierten Grexits geführt. Dabei geht es weder um die Stabilität der Euro-Zone noch um die Interessen der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, sondern um einen Putsch des deutschen Europas gegen eine linke Regierung und die Demokratie.
Griechenland wird mit der Pistole auf der Brust gezwungen neue Kredite zur Ablösung der alten Schulden zur Rettung deutscher und französischer Banken aufzunehmen. Gleichzeitig wird über ökonomisches und soziales Waterboarding die Wirtschaft und die griechische Bevölkerung erstickt, was die Schulden weiter erhöht.
Die Eurogruppe will nicht nur Mehrwertsteuern erhöhen und Renten kürzen, sondern auf die Wiederherstellung völkerrechtlicher Prinzipen, wie das Recht auf kollektive Tarifverhandlungen, verzichten und die Möglichkeit von Massenentlassungen gesetzlich verankern. Das griechische Staatsvermögen soll einem internationalen Fonds in Luxemburg übertragen werden, der unter direkter Kontrolle der deutschen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) steht. Bei Verfehlen der völlig unrealistischen Haushaltsziele wird dieses automatisch gepfändet und die Staatsausgaben rezessionsverschärfend gekürzt. Das griechische Parlament soll die Erpressung via Notstandsgesetzgebung innerhalb von 3 Tagen absegnen.
Dabei ziehen die Vertreter auf der deutschen Regierungsbank wie Taliban eine Spur der Verwüstung und offenbaren politischen Extremismus. Die deutsche Sozialdemokratie um Sigmar Gabriel und Martin Schulz ist klinisch tot. Ihre Führung erweist sich als politisch unzurechnungsfähig. Erst behauptet Vizekanzler Gabriel der Schäuble-Plan für Chaos-Grexit sei ihm bekannt, dann dementiert er dies. Die SPD braucht jetzt einen Aufstand der Anständigen gegen diese Geisterfahrer.
Die Euro-Rettung ist vollständig gescheitert und entpuppt sich als ein permanentes Notstandsregime. Wir brauchen Schuldenschnitte für überschuldete Staaten sowie eine EU-weit koordinierte Vermögensabgabe für Millionäre statt neuer Kreditpakete, die der Erpressung dienen. Griechenland braucht EZB-finanzierte Investitionen in Wachstum und Jobs statt dem Patient Europa über Kürzungsdiktate weiter Blut abzuzapfen, aber die Finanzmärkte zu dopen und neue Finanzblasen zu züchten. Die EZB muss endlich ihre Unabhängigkeit wahrnehmen und auftragsgemäß die Stabilität des griechischen Bankensystems gewährleisten sowie griechische Staatsanleihen als notenbankfähige Sicherheiten akzeptieren. Der Euro wird eine permanente Diktatur der Depression nicht überleben."
TTIP-Resolution im Europaparlament öffnet Tür und Tor für Aushebelung sozialer und rechtlicher Standards
„Mit der Resolution zum Freihandelsabkommen TTIP vom 08. Juli hat die Mehrheit der EU- Parlamentarier der Aushöhlung der Demokratie durch Freihandelsabkommen und Konzernklagerechte weiter Tür und Tor geöffnet. Durchsetzen konnte sich der Vorschlag des SPD-Abgeordneten Bernd Lange, demzufolge zwar auf private Schiedsgerichte verzichtet werden soll, aber weiterhin auf ein lediglich leicht modifiziertes Klagerecht zum Investorenschutz gesetzt wird. Die Verhandlungsführenden in der EU Kommission haben dadurch die Sicherheit, dass sie den Vorgaben der großen Konzerne folgen können. Auf diese Weise wird die Grundlage dafür gelegt, dass Umwelt-, Verbraucher-, arbeitsrechtliche-, und Sozialstandards gefährdet sowie rechtsstaatliche Garantien ausgehöhlt werden können. Konzerninteressen werden vor Allgemeinwohl gestellt“, kritisiert Martin Dolzer europapolitischer Sprecher der Linksfraktion.
Bei der Entscheidung handelte es sich um eine Resolution zu den laufenden Verhandlungen um TTIP und nicht um eine Entscheidung zu deren Ergebnis. Mehr als 2,3 Millionen BürgerInnen aus allen EU-Mitgliedstaaten haben bisher eine selbstorganisierte Bürgerinitiative gegen TTIP und CETA unterschrieben.
„Die Linksfraktion in Hamburg steht weiter an der Seite des Widerstands gegen das inakzeptable und unsoziale Abkommen, dass für sämtliche beteiligten Staaten, Länder Kommunen und die öffentliche Hand massive negative Auswirkungen haben wird. Durch das mit dem Freihandelsabkommen einhergehende Lohn-, Produktionskosten-, und Preisdumping in den USA und der EU werden zudem Staaten in Afrika und dem Mittleren Osten systematisch noch weiter in den Ruin getrieben. Letztendlich wird entscheidend sein, dass alle Menschen mit einem humanistischen Gewissen gegen TTIP aufstehen und mit vereinten Kräften dessen Annahme durch das Europaparlament verhindern,“ so der Abgeordnete weiter.
6. Juli 2015
Nach Referendum: Linksfraktion weiter solidarisch mit GriechInnen
Die griechische Bevölkerung hat beim gestrigen Referendum mit 61 Prozent der Syriza-Regierung den Rücken dabei gestärkt, sich auch in Verhandlungen auf EU-Ebene weiter für einen würdevollen Weg aus der Krise und mehr soziale Gleichheit einzusetzen. „Ein Europa jenseits der Verarmungspolitik und asymmetrischer wirtschaftlicher Beziehungen ist möglich“, erklärt dazu Sabine Boeddinghaus, Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft. „Der Reichtum muss lediglich von Oben nach Unten umverteilt werden. Anstatt weiterhin die Rettung der Banken voranzutreiben und die Zerstörung der sozialen Systeme Griechenlands zu fordern, sollten die zentralen Staaten Europas nun zulassen, dass Syriza die Kaufkraft der Menschen stärkt und mit sozialer Absicherung, der Förderung von kleinen und mittelständischen Betrieben, genossenschaftlichen Produktionsweisen sowie dem Erhalt des Öffentlichen Dienstes eine schrittweise Erholung des Landes ermöglicht.“„Die Stimmungsmache gegen die griechische Regierung gleicht einem ideologischen Krieg“, sagte Martin Dolzer, europapolitischer Sprecher der Fraktion. „Die zentralen Staaten der EU wollen weitere Rentenkürzungen und Mehrwertsteuererhöhungen erpressen, um die Rettung der Banken fortsetzen zu können."
Dokumentiert:
27.06.2015:
In der Nacht von Freitag auf Samstag kündigte der griechische
Premierminister Alexis Tsipras ein Referendum über das Troika-Diktat
an.
Die Volksabstimmung soll am kommenden Sonntag, dem 5.Juli, erfolgen. Für Samstagmorgen wurde das Plenum des Parlaments einberufen. Den griechischen Antrag auf eine vorübergehende Verlängerung des laufenden Kreditprogramms um einen Monat haben die Finanzminister der Eurogruppe heute abgelehnt. Die SYRIZA-geführte Regierung wollte damit die Zeit gewinnen, die nötig ist, um das Referendum über die Bedingungen der Gläubiger abzuhalten.
Hier ist die im griechischen Fernsehen ausgestrahlte Rede von Alexis Tsipras dokumentiert:
Liebe Griechen und Griechinnen, seit sechs Monaten kämpft die griechische Regierung darum, unter den Bedingungen eines beispiellosen wirtschaftlichen Würgegriffs, das Mandat umzusetzen, das ihr uns gegeben habt.
Ihr
habt uns den Auftrag gegeben, in Verhandlungen mit unseren
europäischen Partnern die Austeritätspolitik zu beenden, damit
Wohlstand und soziale Gerechtigkeit in unser Land zurückkehren
können. Es war ein Mandat für ein nachhaltiges Abkommen, das sowohl
unsere Demokratie als auch die gemeinsamen europäischen Regeln
respektiert und das es uns endlich ermöglicht, die Krise zu
überwinden.
Während
der gesamten Phase der Verhandlungen wurde von uns verlangt, dass wir
das von der letzten Regierung akzeptierte Memorandum umsetzen sollen,
obwohl dieses von den Griechinnen und Griechen bei den letzen Wahlen
kategorisch abgelehnt worden war.
Doch
nicht eine Minute lang haben wir daran gedacht, uns zu unterwerfen
und euer Vertrauen zu verraten. Nach fünf Monaten harter
Verhandlungen haben unsere PartnerInnen vorgestern schließlich ein
Ultimatum an die griechische Demokratie und die Menschen in
Griechenland gerichtet. Ein Ultimatum, welches den Grundwerten
Europas, den Werten unseres gemeinsamen europäischen Projekts
widerspricht.
Sie
haben von der griechischen Regierung verlangt, einen Vorschlag zu
akzeptieren, der weitere untragbare Lasten für das griechische Volk
bedeuten und die Erholung der griechischen Wirtschaft und
Gesellschaft untergraben würde. Dieser Vorschlag würde nicht nur
den Zustand der Unsicherheit auf Dauer stellen, sondern auch die
soziale Ungleichheit verfestigen.
Der
Vorschlag der Institutionen umfasst Maßnahmen zur weiteren
Deregulierung des Arbeitsmarktes, Pensionskürzungen, weitere
Gehaltskürzungen im öffentlichen Dienst und eine Erhöhung der
Mehrwertsteuer auf Lebensmittel sowie in den Bereichen Gastronomie
und Tourismus. Schließlich zählt dazu auch die Abschaffung der
Steuererleichterungen für die griechischen Inseln.
Diese
Forderungen verletzen unmittelbar die europäischen Sozial- und
Grundrechte. Sie zeigen, dass einige unserer PartnerInnen nicht
ein für alle Seiten tragfähiges und vorteilhaftes Abkommen für
Arbeit, Gleichheit und Würde anstreben – sondern die Erniedrigung
des gesamten griechischen Volks.
Ihre
Forderungen zeigen vor allem, dass der Internationale Währungsfonds
auf einer harten, bestrafenden Kürzungspolitik beharrt. Sie zeigen
zugleich, dass die führenden europäischen Kräfte endlich die
Initiative ergreifen müssen, um die griechische Schuldenkrise ein
für alle Mal zu beenden. Diese Krise betrifft auch andere
europäische Länder und bedroht die Zukunft der europäischen
Integration.
Liebe
Griechen und Griechinnen, die
Kämpfe und Opfer des griechischen Volks für die Wiederherstellung
von Demokratie und nationaler Souveränität lasten als historische
Verantwortung auf unseren Schultern. Es ist die Verantwortung für
die Zukunft unseres Landes, und diese verlangt von uns, auf das
Ultimatum der PartnerInnen mit dem souveränen Willen des
griechischen Volkes zu antworten.
Vor
wenigen Minuten habe ich in der Kabinettssitzung den Vorschlag
gemacht, ein Referendum abzuhalten, damit die Griechen und
Griechinnen souverän entscheiden können. Dieser Vorschlag wurde
einstimmig angenommen. Morgen wird das Parlament zu einer
Sondersitzung zusammentreten, um über den Vorschlag des Kabinetts
und ein Referendum am Sonntag, dem 5. Juli, abzustimmen.
Die
Griechen und Griechinnen sollen entscheiden können, ob sie die
Forderungen der Institutionen annehmen oder ablehnen.
Ich
habe bereits den Präsidenten Frankreichs, die Kanzlerin Deutschlands
und den Präsidenten der Europäischen Zentralbank über diesen
Schritt informiert. Morgen werde ich offiziell darum ansuchen, das
laufende Programm um einige Tage zu verlängern, damit das
griechische Volk frei von Erpressung und Druck abstimmen kann, wie es
der Verfassung unseres Landes und der demokratischen Tradition
Europas entspricht.
Liebe
Griechen und Griechinnen, ich
bitte euch, auf das erpresserische Ultimatum, welches von uns harte,
entwürdigende und endlose Austerität ohne Aussicht auf soziale und
wirtschaftliche Erholung verlangt, auf souveräne und stolze Weise zu
antworten – so wie es die Geschichte des griechischen Volks
verlangt.
Auf
Autoritarismus und brutale Austerität werden wir, ruhig und
bestimmt, mit Demokratie antworten. Griechenland, der Geburtsort der
Demokratie, wird eine demokratische Antwort geben, die in Europa und
der Welt widerhallen wird.
Ich
verpflichte mich persönlich, eure demokratische Wahl zu
respektieren, wie immer sie ausfallen wird.
Und
ich bin vollkommen überzeugt davon, dass eure Wahl der Geschichte
unseres Landes gerecht werden und der Welt eine Botschaft der Würde
senden wird. Wir alle müssen uns in diesen entscheidenden Momenten
vor Augen halten, dass Europa die gemeinsame Heimat unserer Völker
ist. Doch ohne Demokratie wird Europa ein Europa ohne Identität und
Orientierung sein.
Ich
lade euch alle ein, in nationaler Eintracht und Ruhe, die richtigen
Entscheidungen zu treffen. Für uns, für zukünftige Generationen,
für die Geschichte der Griechinnen und Griechen. Für die
Souveränität und Würde unseres Volks.
Die EU, der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag und demokratische Wahlen in afrikanischen Staaten
Diskussionsveranstaltung: Sonntag, den, 28.06.2015, 15:00 Uhr
Ort: Fraktionsräume der Linksfraktion Hamburg, Buceriusstr. 2, Hamburg
Ein Beispiel: Der ehemalige Präsident der Elfenbeinküste Laurent Gbagbo wurde vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag angeklagt, nachdem bei den Präsidentschaftswahlen 2010 sein Widersacher Allasane Dramane Ouattara (der vorher beim Internationalen Währungsfond/IWF tätig war) durch Wahlbetrug an die Macht kam. Ouattara kommt eigentlich aus Burkina Faso und dürfte der Verfassung der Elfenbeinküste (Artikel 35) zu Folge deshalb nicht Präsident werden.
Hauptsächlich Frankreich und USA stützen Ouattara, um in der Region ihre eigenen Interessen durchzusetzen. Gbagbo hatte eine in Ansätzen eigenständige Entwicklung der Elfenbeinküste in die Wege geleitet, nun steht er auf betreiben Outtaras vor dem Internationalen Strafgerichtshof in den Haag. Derzeit gibt es darüber hinaus viele Menschenrechtsverletzungen gegenüber Oppositionellen. Bekannt ist, dass sich mindestens 850 führende PolitikerInnen ohne haltbare Anschuldigungen in Haft befinden. Im Oktober 2015 finden Neuwahlen statt. Auch in weiteren afrikanischen Ländern finden in den nächsten zwei Jahren Wahlen statt.
Ähnlich destabilisierende Entwicklungen und Interventionen finden in mehreren afrikanischen Staaten statt. Kann es sinnvoll sein, dass europäische WahlbeobachterInnen bei Wahlen vor Ort sind – oder führt das eher zu weiteren Störungen? Dies ist nur eine von vielen offenen Fragen. Auf der Veranstaltung wollen wir über Entwicklungsmöglichkeiten für demokratische Wahlen in afrikanischen Staaten, die Rolle der EU und des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag, die Situation in der Elfenbeinküste und den Weg zu einer selbstbestimmten Entwicklung Afrikas sprechen.
Wir wollen uns mit dieser Diskussionsveranstaltung der Linksfraktion Hamburg diesem Thema nähern - Veranstaltung mit:
Martin Dolzer (Europa und Friedenspolitischer Sprecher der
Linksfraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft)
Claude N´da Gbocho (Leiter von Akonda – Eine Welt Café
Dr. Boga Sako (Präsident der Menschenrechtsorganisation FIDHOP)
Rechtsanwalt S. Gouamené
Claude N´da Gbocho (Leiter von Akonda – Eine Welt Café
Dr. Boga Sako (Präsident der Menschenrechtsorganisation FIDHOP)
Rechtsanwalt S. Gouamené
24. Juni 2015
„Ideologischer Krieg gegen Griechenland“
Seit Tagen wird in zunehmend schärferen Tönen gegen die griechische
Regierung polemisiert. „Tatsächlich ist die Entwicklung Griechenlands
gekennzeichnet von einem dramatischen ökonomischen Zusammenbruch, von
verheerenden Einschnitten in Beschäftigung, Lohn und Renten, vom
Zusammenbruch des medizinischen Systems und einem sprunghaften Anstieg
der Selbstmordrate“, hielt dem in der Aktuellen Stunde der heutigen
Plenarsitzung Norbert Hackbusch, finanzpolitischer Sprecher der Fraktion
DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft, entgegen. „Verursacht
wurde das durch die früheren griechischen Regierungen der korrupten
Schwesterparteien von CDU und SPD gemeinsam mit EZB, IWF und
EU-Kommission. Die Rettungszahlungen der letzten Monate und Jahre kamen
im Übrigen nicht der Bevölkerung zugute, sondern den spekulierenden
Banken. Schon deshalb ist ein Grexit keine Lösung, weil danach das
nächste Land von den Spekulanten angegriffen wird.“
„Die Stimmungsmache gegen die griechische Regierung
gleicht einem ideologischen Krieg“, sagte Martin Dolzer,
europapolitischer Sprecher der Fraktion. „Die zentralen Staaten der EU
wollen weitere Rentenkürzungen und Mehrwertsteuererhöhungen erpressen,
um die Rettung der Banken fortsetzen zu können. Syriza dagegen will
die Kaufkraft der Menschen stärken, will mit sozialer Absicherung, der
Förderung von kleinen und mittelständischen Betrieben,
genossenschaftlichen Produktionsweisen und dem Erhalt des Öffentlichen
Dienstes eine schrittweise Erholung des Landes erreichen. Das
unterstützt die große Mehrheit der Griechinnen und Griechen, und das
unterstützt auch DIE LINKE – und nicht die weitere Finanzierung der
Banken mit Steuermitteln.“
Eklatante Missstände im Maßregelvollzug: „Perspektiven schaffen statt Wegsperren"
AnwältInnen und Betroffene berichten von zahlreichen Missständen im Haus 18 der forensisch–psychiatrischen Abteilung der Asklepios Klinik in Ochsenzoll. Unter Anderem soll in mehreren Fällen mit Hilfe von Druck und negativen Sanktionen eine Medikation gegen im Maßregelvollzug Inhaftierte durchgesetzt worden sein. „Eine solche Praxis ist nicht vereinbar mit Artikel 1 und Artikel 2 des Grundgesetzes. Die Würde der Betroffenen und das Recht auf körperliche Unversehrtheit werden auf diese Weise verletzt.“, kritisiert Deniz Celik, gesundheitspolitischer Sprecher der Linksfraktion. „Zusätzlich wurde uns berichtet, dass oftmals überhöhte Dosen an Medikamenten verabreicht und Depotspritzen statt täglicher Medikation gegeben werden“, so Celik weiter.Durch Antidepressiva, ruhigstellende Mittel und weitere Medikamente, komme es bei mehreren Patienten unter anderem zu Aufschwemmungen, Übergewicht, Erschöpfung, Bluthochdruck und weiteren Erkrankungen. „Uns wurde auch von Fällen berichtet, in denen Inhaftierten, die eine Medikation verweigerten, Lockerungen verwehrt wurden. Andere wurden, wenn sie berechtigte Kritik äußerten oder Anwälte damit beauftragten ihre Interessen wahrzunehmen, eingeschüchtert oder negativ sanktioniert. Derartige Zustände sind unhaltbar“, erklärt Celik.
„Bei der Vorstellung des Berichtes der Aufsichtskommission (Drucksache 21/156) im Gesundheitsausschuss der Bürgerschaft am 18. Juni 2015 wurde aufgrund der Antworten der ExpertInnen auf kritische Fragen deutlich, dass Zwangsmedikation, Zwangsfixierungen, die Unterbringung im Kriseninterventionsraum und weitere repressive Maßnahmen in vielen Fällen offenbar als einzig erfolgversprechender Weg angesehen werden“, sagt Martin Dolzer, justizpolitischer Sprecher der Linksfraktion. Rechtsverbindliche Beschwerdemöglichkeiten gegen derartige Verstöße hätten weder ExpertInnen noch Senatsmitglieder benennen können. Die Strafvollstreckungskammern seien derart überlastet, dass Anträge und Beschwerden aus dem Strafvollzug und Maßregelvollzug kaum oder nicht angemessen, verhandelt würden. „Die Aufsichtskommission wird als wenig hilfreich und als nicht unabhängig wahrgenommen“, so Dolzer weiter. „Anstatt die eklatanten Missstände klar zu benennen, wirken sowohl die Stellungnahme des Senats als auch der Bericht der Aufsichtskommission an Problempunkten stark beschönigend.“
„Menschen im Maßregelvollzug dürfen nicht über eine viel zu lange Zeit auf einem
aussichtslosen Abstellgleis weggesperrt werden. Bei der Behandlung der PatientInnen muss die Menschenwürde geachtet werden“, fordern Celik und Dolzer. Es sollten deshalb resozialisierende Wege gesucht werden. Dazu gehören unter anderem die Stärkung therapeutischer Momente, bessere Perspektiven durch absehbare Entlassungsfristen, die Einrichtung einer durch das Parlament gewählten, unabhängigen Beschwerdestelle sowie die Stärkung des Sozialpsychiatrischen Notdienstes zur Prävention. Als langfristige Maßnahme ist es notwendig anzuerkennen, dass „psychische Probleme“ einen gesellschaftlichen Hintergrund haben und keine zu bekämpfende Störung sind. "Es müssen gesellschaftliche Räume geschaffen werden, in denen von 'psychischen Problemen' Betroffene Probleme überwinden und ihre Persönlichkeit entwickeln lernen können. Auf diese Weise würde die Prävention gestärkt. Zudem könnten die Haftzeiten im Maßregelvollzug gesenkt und eine nachhaltige Heilung ermöglicht werden“, so Celik und Dolzer weiter.
Ideen zur EU-Flüchtlingspolitik von Innenminister de Maizière verstoßen gegen Menschenrechte
Einem von der Europäischen Kommission vorgeschlagenen Quotensystem zur Zuweisung von Flüchtlingen wollten Lothar de Maizière (CDU) und Bernard Cazeneuve (aus Frankreich) bei einem Treffen der Innenminister der EU am Dienstag nur mit Einschränkungen zustimmen. Sie bestanden stattdessen darauf, dass nur diejenigen Flüchtlinge innerhalb Europas verteilt werden sollten, die eine „wirkliche Bleibeperspektive“ hätten. Andernfalls sollten die Asylsuchenden in Griechenland und Italien bleiben. Wer aus wirtschaftlichen Gründen nach Europa komme, solle ohnehin abgeschoben werden.
„Die Haltung von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) und des französischen Innenministers Bernard Cazeneuve ist verantwortungslos. Menschen in verwertbare und nicht verwertbare einzuteilen widerspricht zudem den Gleichheitsgrundsätzen der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) und des Grundgesetzes. Griechenland und Italien zu drohen, dass Flüchtlinge von einer Weiterreise nach Norden abzuhalten seien, weil es andernfalls keine freien Grenzen innerhalb der EU mehr geben könne, ist ein von Arroganz und mangelndem Weitblick geprägter Ansatz. Statt zur weiteren Abschottung Militäreinsätze zur Vernichtung von `Schlepperbooten´ zu planen, bei denen die EU auch Tote einkalkuliert, sollten endlich legale Wege nach Europa geöffnet werden,“ erklärt Martin Dolzer europapolitischer Sprecher der Linksfraktion.
„Das Dublinsystem muss abgeschafft und eine solidarische Verteilung der Flüchtlinge innerhalb Europas gewährleistet werden. Es ist notwendig die ohnehin krisengeschüttelten Länder im Süden der EU zu entlasten und langfristig die Fluchtgründe – asymmetrische Wirtschaftsbeziehungen und Kriege – zu überwinden“, so der Abgeordnete weiter.
Deutschland, Frankreich und Italien wollen stattdessen gemeinsame Zentralstellen „Hot Spots“ für eine schnellere Erfassung und gegebenenfalls Abschiebung von Flüchtlingen einrichten. Diese sollen in Italien und Griechenland entstehen, wo die meisten Mittelmeer-Flüchtlinge ankommen.
„Auch Senator Neumann hat angekündigt, dass Flüchtlinge aus Hamburg in Zukunft konsequenter abgeschoben werden sollen. Flüchtlinge zu behandeln wie störende Objekte widerspricht jeglicher humanistischer Idee. Der Senat sollte sich stattdessen auch auf europäischer Ebene für ein wirklich solidarisches Konzept einsetzen. Dazu gehört u.a. die menschenrechtswidrigen Vorschläge von Innenminister de Maizière in der Regierungskoalition zu kritisieren und deren weitere Durchsetzung auf EU-Ebene zu verhindern“, fordert Dolzer.
06.06.2015
3 Tote und 416 Verletzte bei Anschlag auf HDP-Kundgebung in kurdischer Metropole Diyarbakir
Foto vom Boden am Ort des Anschlags |
Wir verurteilen aufs schärfste die wiederholten Angriffe auf Wahlkundgebungen und Büros des linken Parteienbündnisses HDP in der Türkei. In den letzten Wochen wurden viele Personen dabei verletzt und ein Mensch getötet. Verantwortlich für die Angriffe sind auch Mitglieder der Regierungspartei AKP und Nationalisten. Am Freitag wurden bei einem Bombenanschlag auf eine Kundgebung in Diyarbakir 3 Menschen getötet und 416 verletzt. 12 Menschen wurden Gliedmaßen amputiert, 16 befinden sich nich in einem kritischem Zustand. In einer der detonierten Bomben befanden sich neben Sprengstoff auch Stahlkugeln. Erst Mitte der Woche erschossen Fanatiker bei Binöl ein HDP-Mitglied in einem Fahrzeug des türkeiweiten Wahlbündnisses.
„Präsident R.T. Erdogan heizt die Stimmung vor den Wahlen in der Türkei mit aggressiver Rhetorik an und ist mitverantwortlich für die Anschläge der letzten Tage. Es ist eine Schande, dass ein Staatspräsident, statt zu Frieden und Respekt aufzurufen, Unruhen und Gewalt schürt“, erklärt Harald Weinberg, MdB DIE LINKE
„Viele
ExpertInnen fürchten, dass es nach den Anschlägen der letzten
Wochen bei den Wahlen am Wochenende zu massivem Wahlbetrug kommen
könnte. Die AKP will offensichtlich mit aller Macht verhindern, dass
die linke HDP über die 10% Hürde kommt. Bundesregierung und EU sind
gefragt Druck auf die türkische Regierung auszuüben, um Wahlbetrug
zu verhindern und einer weiteren Eskalation nach den Wahlen entgegen
zu wirken. Erdogan und Davotoglu steuern offenbar auf eine Welle der
Gewalt zur Verhinderung der Demokratisierung der Türkei zu“,
kritisiert der europa- und friedenspolitische Sprecher der
Linksfraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft, Martin Dolzer.
„In den letzten Monaten hat das türkische Militär, trotz Friedensprozess seitens der PKK, immer wieder Militäroperationen durchgeführt. Auch der Islamische Staat wird noch immer offen unterstützt. Es ist höchste Zeit, dass die Bundesregierung ihre Zusammenarbeit mit einer solchen Regierung auf den Prüfstand stellt“, fordert Rechtsanwältin Britta Eder.
„In den letzten Monaten hat das türkische Militär, trotz Friedensprozess seitens der PKK, immer wieder Militäroperationen durchgeführt. Auch der Islamische Staat wird noch immer offen unterstützt. Es ist höchste Zeit, dass die Bundesregierung ihre Zusammenarbeit mit einer solchen Regierung auf den Prüfstand stellt“, fordert Rechtsanwältin Britta Eder.
Harald Weinberg, MdB DIE LINKE
Martin Dolzer, MdHB DIE LINKE
Marion Padua, Stadträtin Nürnberg, Linke Liste
Britta Eder, Rechtsanwältin
Bundesarbeitskreis "Demokratie in der Türkei, Frieden in Kurdistan" BAK-DTFK, DIE LINKE
28.05.2015
„Echte Gleichstellung statt Lebenspartnerschaftskosmetik!“
In der Bundesrepublik und auch in Hamburg werden LGBT* Menschen weiter in vielerlei Hinsicht – auch institutionell – diskriminiert. „Der SPD-Senat hat noch kurz vor den Bürgerschaftswahlen die Konkretisierung und Umsetzung des Aktionsplans gegen Homo- und Trans*phobie, auf Eis gelegt“, erinnert Dolzer. „Der neue Senat muss den Plan endlich veröffentlichen, mit den Betroffenen diskutieren und dann konkretisieren. Außerdem brauchen die fachkundigen Beratungsstellen und Aufklärungsprojekte dringend eine Ausfinanzierung. Unter anderem sind feste Titel im Haushalt nötig, um Selbstorganisation, Beratung und Gleichberechtigung von LGBT* Menschen zu fördern. Anstatt ,Homoampeln‘ als gut gemeinten Gimmick aufzustellen, sollte Senatorin Fegebank mit gut durchdachten konkreten Schritten dafür sorgen, dass alle Menschen in Hamburg ungeachtet ihrer sexuellen oder geschlechtlichen Identität diskriminierungsfrei leben können.“
27.05.2015
„Vorratsdatenspeicherung ist der falsche Weg“
Das Bundeskabinett hat heute den Entwurf eines Gesetzes zur Einführung einer
Speicherpflicht und einer Höchstspeicherfrist für Verkehrsdaten beschlossen. „Jede Speicherung und Verarbeitung von personenbezogenen und personenbeziehbaren Daten ist ein klarer Eingriff in das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung. Dabei ist es unerheblich, ob die Speicherung bei staatlichen Stellen oder durch gesetzliche Verpflichtung bei privaten Stellen stattfindet. Um das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung zu schützen, wurden im Datenschutzrecht wesentliche Grundsätze am Maßstab der Verhältnismäßigkeit entwickelt, die auch eingehalten werden müssen“, erklärt dazu Martin Dolzer, justizpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft. Durch eine Vorratsdatenspeicherung würden diese Grundsätze (der Erlaubnisvorbehalt für die Erhebung, Speicherung und Verarbeitung von Daten; Datensparsamkeit und Datenvermeidbarkeit, Zweckbindung erhobener Daten; Erforderlichkeit für den zu erreichenden Zweck; Transparenz darüber, wo welche Daten gespeichert sind) und damit das Recht auf informationelle Selbstbestimmung verletzt.
„Der Gesetzgeber muss die grundrechtlichen und gesellschaftspolitischen Folgen einer solchen Speicherpflicht beachten und darf die Diskussion nicht auf eine vermeintliche Reduzierung von Kriminalität verkürzen“, so Dolzer. Verspürten die BürgerInnen angesichts der geplanten Vorratsdatenspeicherung, immer neuer Speicherpflichten, erweiterter Zugriffsmöglichkeiten von Behörden auf vorhandene Daten sowie des massenhaften Ausspähens von Daten durch eigene und fremde Nachrichtendienste eine zunehmende Verunsicherung, so liegt darin auch eine Gefahr für die Demokratie. „Deshalb ist die Entscheidung des Bundeskabinetts zur Vorratsdatenspeicherung der falsche Weg.“
20.05.2015
Prozess gegen angebliches PKK-Mitglied: „Ein fatales Signal“
Vor dem Oberlandesgericht Hamburg beginnt heute der Prozess gegen Mehmet D. Ihm wird vorgeworfen, sich als Mitglied an der „ausländischen terroristischen Vereinigung PKK gemäß §129b StGB beteiligt zu haben“. Seit fast neun Monaten sitzt er in Untersuchungshaft. „Es ist ein fatales Signal, dass die Bundesanwaltschaft einen Prozess in Hamburg gegen ein mutmaßliches Mitglied der PKK zu einem Zeitpunkt anstrengt, an dem PKK-Einheiten im Mittleren Osten in der direkten Auseinandersetzung mit den Terrorbanden des Islamischen Staates IS kämpfen und dadurch hunderttausende JesidInnen, ChristInnen und Angehörige weiterer Bevölkerungsgruppen vor Misshandlung und Ermordung schützen“, kritisiert Martin Dolzer, justizpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft.
Während Medien und PolitikerInnen aller Parteien seit Monaten über eine Aufhebung des PKK-Verbots in der Bundesrepublik und die Streichung der Organisation von der ohnehin fragwürdigen EU-Terrorliste diskutieren, halte die Bundesanwaltschaft (BAW) an alten Feindbildern und unhaltbaren Vorwürfen fest, so Dolzer. „Ich frage mich, was zehntausende Flüchtlinge aus Sengal, die von der PKK gerettet wurden, denken sollen, wenn sie von diesem Prozess erfahren. Eine Neubewertung der PKK ist überfällig. Seit Jahren orientiert die Organisation auf Frieden und eine demokratische Entwicklung des Mittleren Ostens. Die Vorurteile der BAW sind unhaltbar, der Prozess gegen Mehmet D. ist absolut kontraproduktiv. Sämtliche nach §129b inhaftierten KurdInnen sollten sofort freigelassen, die PKK entkriminalisiert und von der EU-Terrorliste gestrichen werden.“
18.05.2015
2. Bericht der Hamburger Delegation aus Donezk und Lugansk
Humanitäre
Hilfe für Sverdlovsk
In der Volksrepublik Lugansk (LNR) ist die Ausgangssituation ähnlich wie in Donezk. Wir besuchten die Stadt Sverdlovsk sprachen mit dem Bürgermeister, Angestellten der Kommunalverwaltung, SozialpädagogInnen, Kommandanten und EinwohnerInnen.
In der Volksrepublik Lugansk (LNR) ist die Ausgangssituation ähnlich wie in Donezk. Wir besuchten die Stadt Sverdlovsk sprachen mit dem Bürgermeister, Angestellten der Kommunalverwaltung, SozialpädagogInnen, Kommandanten und EinwohnerInnen.
Grundsätzlich mangelt es in Sverdlovsk an Allem: Medizinische Versorgung, Medikamente, Ausstattung und Lebensmittel von Bildungseinrichtungen und Kindergärten, Verkehrsinfrastruktur. Besonders die Ärzte und Krankenhäuser in der Region befinden sich in einem humanitären Notstand. Mullbinden, Desinfektionsmittel, Antibiotika, Herzmedikamente, Operationsinstrumente und Berufskleidung sind am nötigsten.
Wir hatten Spenden gesammelt, um humanitäre Hilfe leisten zu können. Von den Spenden haben wir Lebensmittel und einen großen Wasserkessel gekauft und einer Einrichtung für behinderte Kinder übergeben. Im Gespräch mit den SozialpädagogInnen der Einrichtung wurde deutlich, dass eine kontinuierliche Unterstützung mit Kleidung, Einrichtungsgegenständen, Medikamenten und Lebensmitteln für diese und weitere pädagogische Einrichtungen sinnvoll und notwendig ist.
„Wir werden weiterhin humanitäre Hilfe für die Menschen in Sverdlovsk und Donezk leisten und dafür Spenden sammeln. Es ist wichtig und notwendig die Menschen im Bewusstsein der Freundschaft der Bevölkerungen weltweit zu unterstützen. In der DNR und LNR werden demokratische Strukturen aufgebaut und eine Politik betrieben, durch die die Menschen weitgehende Rechte der politischen Teilhabe erlangen,“ erklären die TeilnehmerInnen der Hamburger Delegation.
Verteidigung von Sverdlovsk – Kriegsverbrechen durch faschistische Bataillone
Im Sommer 2014 fand in Sverdlovsk eine wochenlange Schlacht um die Stadt und den Zugang zur Grenze zu Russland statt. Kiewer Truppen und faschistische Bataillone versuchten der Volksrepublik Lugansk den Weg zur russischen Grenze abzuschneiden. Obwohl die Einheiten des örtlichen Kommandanten Rim und der LNR sich aus der Stadt heraus begaben, um Zivilisten zu schützen, beschoss die ukrainische Armee nicht nur die Einheiten sondern auch Teile der Stadt. Bei den Auseinandersetzungen starben unzählige KämpferInnen und einige ZivilistInnen. Soldaten der ukrainischen Armee durchsiebten einen zivilen Bus und beschossen und töteten zudem mehrere LandwirtInnen. Mehrere ZivilistInnen, darunter ein Fahradfahrer, wurden zudem von ukrainischen Scharfschützen ermordet. Experten gehen davon aus, dass es sich dabei eher um gezielte Schüsse zur Übung der Treffergenauigkeit handelte. Mittlerweile ist die ukrainische Armee aus Sverdlovsk vertrieben.
Bei einem Besuch bei General Rim wurden uns ein Helm der Bundeswehr und die Flagge der Bundesrepublik als Uniformklettabzeichen gezeigt (siehe Foto). Beides wurde von Soldaten der Kiewer Truppen getragen. Fraglich ist, ob lediglich einzelne Soldaten der Ukrainischen Armee derartige Ausrüstung tragen, es sich um ehemalige Soldaten der Bundeswehr handelte oder ganze Lieferungen von Uniformen und Helmen aus der BRD an die Kiewer Truppen gehen.
Einem
weiteren Soldaten der regulären ukrainischen Armee wurde ein Messer
mit Hakenkreuz auf dem Griff und der Gravur „Blut und Ehre“
abgenommen (Siehe Foto). Viele ukrainische Soldaten und ganze
Bataillone tragen Waffen oder Uniformen mit faschistischen Symbolen
oder Sprüchen. Berichtet
wurde uns darüber hinaus von Kriegsverbrechen durch faschistische
Bataillone. Mehrere Kämpfer der Lugansker Einheiten wurden von einem
faschistischen Bataillon festgenommen, gefoltert und extralegal
hingerichtet. Nach dem Brechen und Zertrümmern unzähliger Knochen
legten die Faschisten Granaten unter die Körper der Gefangenen und
zündeten sie. Diese Vorfälle – genauer die daraus entstandenen
Verletzungen sind durch forensische Gutachten bestätigt, die nach
Begutachtung der Leichen der Betroffenen gefertigt wurden.
Ein weiteres Kriegsverbrechen des Freikorpsbataillons Asow ist auf Video festgehalten. Die faschistischen Kämpfer kreuzigen einen Gefangenen, der als Separatist bezeichnet wird. Sie fixieren das Opfer mit Klebeband an einem Kreuz, durchschlagen die Hände mit großen Nägeln, stellen das Kreuz auf und zünden den Menschen an. Das Verbrechen wurde auf Handyvideo aufgezeichnet.
„Diese Kriegsverbrechen müssen international geächtet und zukünftige Kriegsverbrechen durch die ukrainische Armee und Bataillone unter der Fahne Kiews verhindert werden. Dazu ist notwendig, dass die Bundesregierung endlich damit beginnt Druck auf die Regierung Jazeniuk/Poroschenko auszuüben ihre menschenverachtende Politik zu beenden. Statt geostrategischen Interessen in der Ukraine und im Donbass, sollten die Menschenrechte und die Verhinderung eines weiteren Erstarkens der faschistischen Kräfte in der Ukraine im Mittelpunkt bundesdeutscher Politik stehen. Die aggressive Politik der Eskalation, durch die der Umsturz in Kiew herbeigeführt und die Ukraine destabilisiert wurde, an der die Bundesregierung federführend beteiligt ist, muss endlich beendet werden,“ so Martin Dolzer, Abgeordneter der Hamburgischen Bürgerschaft, DIE LINKE.
Wegen der Blockadepolitik Kiews, der EU und des Krieges sind auch in Lugansk normale wirtschaftliche Beziehungen, ausser bedingt denen zu Russland nicht realisierbar. Es mangelt an Mitteln, Infrastruktur und wesentlichen Artikeln der Grundversorgung. Probleme bestehen zudem bei der Zahlung von Pensionen und den Gehältern im öffentlichen Dienst. In Lugansk ist der Kohlebergbau sehr ausgeprägt. Allerdings ist der Transport der Kohle aufgrund schlechter Straßen und einem Mangel an LKWs nicht einfach zu realisieren.
In Lugansk hatten VertreterInnen der Bevölkerung, ähnlich wie in Donezk, monatelang versucht mit der Kiewer Regierung über ein föderales Modell für die Ukraine und die Anerkennung von Minderheiten zu verhandeln. Die Regierung Jazeniuk/Poroschenko lehnte jedoch jeglichen Kompromiss ab und verweigerte ernsthafte Gespräche. Daraufhin versammelte sich die Bevölkerung Anfang April 2014 in einem Volksrat und diskutierte Entwicklungsperspektiven. Die Diskussionen mündeten in der Unabhängigkeitserklärung, die durch ein Referendum am 12. Mai bestätigt wurde.
Aufgrund des systematischen Unrechts gegen Oppositionelle im Vorfeld der Unabhängigkeitserklärung, ist das Vorgehen der Menschen in Lugansk völkerrechtlich legitim. (siehe dazu auch: Bericht einer Hamburger Delegation)
Welche Zukunftsperspektive setzt sich durch? Krieg, Zerstörung und Destabilisierung oder Frieden und der Aufbau eines menschenwürdigen Lebens
Es ist absehbar, dass die Regierung in Kiew den Krieg gegen die Volksrepubliken Donezk und Lugansk erneut eskalieren will. Präsident Poroschenko äußerte sich mehrfach in diese Richtung, Gefechte finden an mehreren Orten nahe Donezk und der ukrainisch-luganskischen Grenze statt. Erneut wird um die Stadt Mariupol in der Oblast Donezk gekämpft. Der in Minsk vereinbarte Abzug schwerer Waffen wurde von der ukrainischen Armee und dem an deren Seite operierenden extrem rechten Freikorpsbatallion Asow nicht umgesetzt.
In Mariupol und Umgebung, vor allem in Schirokino, ist offenbar geplant, was sich Anfang des Jahres bei Donezk und im Kessel von Debalzewo als nicht durchführbar gezeigt hatte: die Erringung einer zumindest punktuellen militärischen Überlegenheit über die Verbände der international nicht anerkannten Volksrepublik Donezk. Insbesondere der Ort Schirokino ist zur Zeit einer der umkämpftesten im Donbass. Gelegen am Ufer des Asowschen Meeres zwischen Mariupol (von der ukrainischen Armee kontrolliert) und Nowoasowsk (von den Einheiten der DNR kontrolliert), ist der Ort zum möglichen Ausgangspunkt für eine erneute Eskalation der Kämpfe geworden.
Dass die Ukraine sich für einen erneuten Waffengang rüstet und in Stellung bringt wird auch durch Folgendes deutlich: Am 20. April wurden 290 Soldaten der 173. US-Luftlandebrigade (173. Airborne Brigade Combat Team) aus Italien und des 91. Kavallerieregiments der US-Armee (Fallschirmjäger, die im oberpfälzischen Grafenwöhr stationiert sind) zu Ausbildungszwecken in die Ukraine verlegt. Präsident Poroschenko und Joseph Biden (Vizepräsident der USA), hatten ein Abkommen über die Ausbildung ukrainischer Einheiten durch die US-Armee beim letztem Besuch Bidens in Kiew geschlossen.
Insgesamt sollen 1.200 reguläre ukrainische Soldaten und bis zu 1.000 Nationalgardisten an der Ausbildung teilnehmen. Viele der 50 Bataillone, aus denen die Nationalgarde nach der Eingliederung eines Großteiles der Freikorps besteht, werden ihre Soldaten ausbilden lassen. Innenminister Awakow sagte, dass in diesem Rahmen unter anderem das berüchtigte Asow-, das Jaguar- und das Omega -Bataillon ausgebildet werden sollen.
„Es ist verantwortungslos und aggressiv, dass US-Soldaten ukrainische Truppen und sich positiv auf den Faschsismus beziehende Bataillone ausbilden. Die Verlegung der US-Ausbilder in die Ukraine verstößt gegen das Minsker Abkommen vom Februar 2015. Die Vereinbarung sah den Abzug aller ausländischen Truppen vor. Die Bundesregierung ist gefragt, die Ausbildungsmaßnahmen insgesamt schärfstens zu kritisieren. Ansonsten ist sie mitverantwortlich für eine weitere Eskalation des Krieges um den Donbass,“ erklärt Martin Dolzer, Abgeordneter der Hamburgischen Bürgerschaft, DIE LINKE. „Dass NATO-Staaten auf ehemals sowjetischem Staatsgebiet offen militärisches Training für Gruppierungen ermöglichen, die sich unter anderem in der Tradition der Waffen-SS sehen und regelmäßig Kriegsverbrechen begehen, wie das Asow-Regiment, ist insbesondere 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zynisch und zudem völkerrechtlich nicht legitim.“
Auf diese Weise werden Wladimir Putin, François Hollande und Bundeskanzlerin Angela
Merkel, die in Minsk auf Deeskalation drängten, politisch vorgeführt. Auch die Kiewer Rada verstieß gegen das Minsker Abkommen, indem sie am 17. März eine Gesetzesvorlage Poroschenkos annahm, die es ausländischen Truppen erlaubt, im Jahr 2015 an multinationalen Übungen in der Ukraine teilzunehmen.
„Die Menschen, die wir Donezk und Sverdlovsk trafen wünschen sich nichts sehnlicher als Frieden und das verständnisvolle Zusammenleben der Menschen in der Ukraine und im Donbass. Sie wollen ein kulturvolles und sicheres Leben führen. Dazu gehört auch, dass ihre Grund- und Freiheitsrechte gewährleistet werden. Diese Menschen sind jedoch auch entschlossen sich gegen eine Faschisierung der Gesellschaft zu wehren und ihre Rechte zu verteidigen. Würde die Ukrainische Regierung im Donbass ohne Zusicherung von Rechten oder mit militärischer Gewalt die zentrale Macht übernehmen, ist anzunehmen, dass die zur Zeit verantwortlichen PolitikerInnen sowie engagierte ChristInnen verfolgt und zu großen Teilen auch getötet würden. Das zeigen die momentan übliche Praxis im Umgang mit wirksamen Oppositionellen (Verfolgung, Morde und Todeslisten) in der Westukraine und die Kriegsverbrechen der unter der Fahne Kiews agierenden Bataillone im Donbass. Auch deshalb ist internationale Solidarität mit der DNR und der LNR notwendig,“ erklären die DelegationsteilnehmerInnen.
Bericht einer Hamburger Delegation in die Volksrepublik Donezk
Seit zwei Tagen hören wir in ruhigen Momenten das Donnern der Geschütze. Ca. 18 km von der Stadt Donezk entfernt greifen Kiewer Truppen entgegen des Abkommens von Minsk die Volksrepublik Donezk (DNR) an.
Die
Volksrepublik liegt
im Osten der Ukraine und hat 2,3 Millionen
EinwohnerInnen. Die Hauptsstadt Donezk hatte 1,3 Millionen EinwohnerInnen. Mittlerweile sind es nur
noch ca. 700 000,
da etwa 500 000 Menschen vor dem systematischen Unrecht der
Zentralegierung
in Kiew und dem Krieg geflohen
sind. Die Regierung
Jazenjuk-Poroschenko sowie rassistische
und faschistische
Gruppen hatten bis zur Erklärung der Unabhängigkeit der
Volksrepublik Donezk am 11. Mai 2014 und dem darauf folgenden Krieg
die Region destabilisiert und Oppositionelle und Andersdenkende
verfolgt und ermordet.
Trotz Krieg und Isolierung beginnen Bevölkerung und Regierung der DNR das tägliche Leben in Donezk zu organisieren. Zur Vorbereitung einer juristisch einwandfreien Verstaatlichung wurden Banken, Elektrounternehmen, Teile der Industrie (Kohlebergbau) und Metallindustrie unter die Verwaltung der DNR gestellt. Auch die Landwirtschaft wurde teilweise kollektiviert. Andere Teile der genannten Sektionen befinden sich noch in privatem Besitz. Verantwortliche PolitikerInnen erklärten uns, dass es sich um einen schrittweisen Prozess handelt, bei dem Kleinunternehmen vorerst ausgenommen sind. Bildung, ein funktionierendes Sozialsystem und das respektvolle Zusammenleben aller Bevölkerungs- und Religionsgruppen sind zentrale Momente der angestrebten Gesellschaftsgestaltung.
Wegen der Blockadepolitik Kiews, der EU und des Krieges sind normale wirtschaftliche Beziehungen, ausser bedingt denen zu Russland, für die eigentlich reiche Region nicht realisierbar. In der DNR mangelt es an Mitteln und wesentlichen Artikeln der Grundversorgung. Probleme bestehen zudem auch bei der Zahlung von Pensionen und den Gehältern im öffentlichen Dienst. Trotz Alledem leben die Menschen Kultur, Sport und Teilhabe am politischen Leben. Die Regierung der DNR tut alles Erdenkliche um die Situation zu normalisieren. Aufgrund der Stabilisierung kehren mittlerweile erste Geflohene wieder zurück.
Sechs der 17 Ministerien der DNR sind von Frauen besetzt. Das sind u.a. die Ministerien Soziales und Arbeit, Wirtschaft, Justiz und Finanzen. In der Armee gibt es ebenfalls einige Kommandantinnen und viele Kämpferinnen.
Aufgrund des Kohlebergbaus ist die Gewerkschaft der BergarbeiterInnen, die fortschrittlich ist, sehr stark. Von einem Bergarbeiter haben wir erfahren, dass Anfang März, in einem damals privaten Bergwerk, aufgrund der verwertungsorientierten Produktion und die dadurch bedingte Aushebelung der Sicherheitsstandards bei einer Gas-Explosion 36 Menschen starben. Durch Artilleriebeschuss waren bereits zuvor Sicherheitsvorkehrung zerstört - aber dann nicht repariert worden. Nach dem Unglück beschloss die Regierung das Bergwerk unter staatliche Verwaltung zu stellen. Die Verantwortlichen wurden inhaftiert.
Auf dem Weg von der Grenze Russland-DNR nach Donezk sahen wir unzählige zerstörte Häuser, Schulen und industrielle Gebäude. Hier hatten Kämpfe zwischen der ukrainischen Armee und der Armee der DNR stattgefunden. Mittlerweile sind die Gebiete durch die wir fuhren, unter Kontrolle der DNR und befriedet. Da dort hauptsächlich die regulären Truppen der ukrainischen Armee und keine faschistischen Batallione kämpften, gibt es nicht ausschliesslich eine Politik der verbrannten Erde und der Vernichtung.
Immer wieder treffen wir auf Menschen die erzählen, dass zu Zeiten der Sowjetunion alle Bevölkerungsgruppen geschwisterlich zusammen lebten und die Regionen sich mit ihren jeweiligen Stärken unterstützten. Bei einem Besuch eines Denkmals nahe Rostow am Don (in Russland) trafen wir eine Zeitzeugin, die von den Massakern und Gräueltaten der deutschen Faschisten berichtete. Auch sie nahm positiven Bezug auf die Sowjetunion und wünschte Nichts sehnlicher als Frieden und das Wiederaufleben einer produktiven und respektvollen Zusammenarbeit der Menschen in der Region.
Systematisches Unrecht
Nach dem Umsturz durch die Maidan Ereignisse begann die Regierung Jazenjuk-Poroschenko gemeinsam mit Faschisten systematisch Oppositionelle und Andersdenkende zu verfolgen. Wir sprachen mit Augenzeugen und Opfern dieser Verfolgung. Kritische JournalistInnen, AnarchistInnen, KommunistInnen und orthodoxe ChristInnen, die sich der Willkür und Wertesetzung der Herrschenden nicht widerspruchslos und widerstandslos beugen, wurden und werden verfolgt und sind mit Erniedrigender Behandlung, Folter und Ermordungen konfrontiert.
In
diesem Rahmen fand auch die Brandstiftung des Gewerkschaftshauses in
Odessa durch Faschisten am 2. Mai 2014, bei der bis zu einhundert
Menschen starben, statt. Oppositionelle
werden auf Listen des
Geheimdienstes
SBU geführt,
auf denen die Form der Verfolgung definiert ist. Es gibt Codewörter
für die spezifischen Vorgehensweisen. Extralegale Hinrichtungen
heissen zum Beispiel: bearbeitet.
Auf einer Liste, die uns gezeigt wurde,
waren 30 von 120 aufgelisteten Menschen bereits ermordet.
Auch eine
Vielzahl von
Geistlichen der Russisch-Orthodoxen Kirche
wurde vom ukrainischen
Geheimdienst SBU
bedroht, festgenommen und gefoltert. Berichtet wurde von
Foltermethoden wie Aufhängen an den Füssen, Waterboarding und Schlägen,
um Geständnisse
zu erpressen. 70 Orthodoxe Kirchen wurden im
Westen der Ukraine beschlagnahmt und der
West-ukrainisch unitären Kirche übergeben. Geistliche und Familien,
die ebenfalls bedroht wurden, flohen zum Teil nach Russland.
Auf
ähnliche Weise wurde die Bevölkerung im gesamten Donbass
(Kohlereiche Region in der Ost-Ukraine um Donezk, Lugansk) verfolgt
und unterdrückt. Die zentrale Regierung
verwehrte den
Menschen dort systematisch Grund- und
Freiheitsrechte und kulturelle Rechte.
Als
absehbar war, dass dieses
Unrecht noch zunehmen wird, begann die
Bevölkerung von Donezk sich zu organisieren. Die Kiewer Regierung
hatte zusätzlich angekündigt die russische Sprache zu verbieten –
was nur aufgrund internationalen Drucks nicht umgesetzt wurde.
Ministerpräsident Jazenjuk
zeigte auf dem Maidan den Hitlergruss und sprach von den Menschen als
Untermenschen,
von denen sich die Ukraine bereinigen
müsse. Auch Poroschenko hetzte immer
wieder gegen die Bevölkerung im Donbass.
VertreterInnen der
Bevölkerung versuchten monatelang mit der Kiewer
Regierung über ein föderales Modell für die Ukraine und die
Anerkennung von Minderheiten zu verhandeln. Die Regierung
Jazeniuk-Poroschenko lehnte
jedoch jeglichen Kompromiss
ab und verweigerte ernsthafte Gespräche. Daraufhin versammelte sich
die Bevölkerung
in Donezk Anfang April 2014 in einem
Volksrat und
diskutierte Entwicklungsperspektiven. Die Diskussion wurde dann auf
öffentlichen Massenversammlungen mit mehreren
tausend TeilnehmerInnen fortgesetzt. Dieses Verfahren mündete in der
Unabhängigkeitserklärung, die durch ein Referendum am 11. Mai
bestätigt wurde.
„Widerstand
gegen systematisches Unrecht ist völkerrechtlich legitim. Die Bevölkerung von Donezk hatte keine andere Wahl, als sich selbst
in einer Volksrepublik zu organisieren,
da die Regierung
in Kiew nicht bereit war Grund/ und Freiheitsrechte der Menschen im
Donbass anzuerkennen.
Statt dessen wurden all diejenigen, die sich für ihre
legitimen Rechte einsetzten, systematisch verfolgt, erniedrigt,
bedroht, verhaftet, gefoltert oder ermordet. Dass auf Seiten der
Kiewer Regierung
und Dienste Todeslisten existieren, ist nicht hinnehmbar,“
erklärt
dazu Martin Dolzer, Abgeordneter der Hamburgischen Bürgerschaft.
Dass
die Bundesregierung die autoritären Machthaber in Kiew
nazehezu bedingungslos unterstützt, ist mehr als unverantwortlich.
Poroschenko äusserte auch
in den letzten Tagen, dass die DNR und die Volksrepublik Lugansk um
jeden Preis zurück
erobert werden sollen. Diese Haltung und die anhaltenden Angriffe in
der Region Donezk und Mariupol verstossen gegen das Minsker abkommen.
„Wir
sind in grosser Sorge, dass die Regierung in Kiew den Krieg erneut
eskalieren will. Die Bundesregierung muss endlich umdenken und ihre
aggressive Aussenpolitik beenden. Die
linken Akteure in Europa sollten sich wesentlich stärker mit der
Bevölkerung im Donbass solidarisieren. Angriffe der autoritären
Regierung und der
faschistischen Bataillone
auf eine basisorientiertes Demokratiemodell wie in der DNR muss
Einhalt geboten werden,“ so Dolzer
weiter.
Ein
Delegationsteilnehmer vom Bündnis gegen imperialistische Aggression
erklärte im Rahmen eines Grusswortes die Solidarität
mit der DNR zu
ihrem einjährigen bestehen, „Seit
dem Maidan und dem Putsch in Kiew haben wir im Bündnis gegen
imperialistische Aggression ein solidarisches Verhältnis zu den
antifaschistischen Kämpfen im Donbass.“
Das Bündnis bestehe seit dem Angriffskrieg gegen Jugoslawien 1999
und begrüsse den erfolgreichen Kampf gegen die faschistischen Kiewer
NATO-Truppen.
„Unsere Gratulation
zum Sieg über den deutschen Faschismus Euch, vor Allem den
Veteranen, die diesen Sieg errungen haben.“
„Wir
sind in historischer Verantwortung. Deshalb
sind wir bei dem Internationalen Fussballturnier in Donezk gemeinsam
mit Jugendlichen aus der DNR mit der Sowjetischen Fahne der Befreiung
vom Faschismus aufgelaufen. Mehr als 27
Millionen russische ZivilistInnen wurden von den Deutschen Faschisten
im zweiten Weltkrieg ermordet. Mehr
als 8 Millionen Soldaten fielen im Krieg um Befreiung. Deshalb ist
nach wie vor Nie wieder Krieg-nie wieder Faschismus, die richtige
Losung! Die Menschen in der DNR haben Sehnsucht nach einem
friedlichen Zusammenleben. Gegen aggressive Akteure wie in der
Ukraine, kann der Frieden offenbar nur erkämpft werden,“
erklären die TeilnehmerInnen der Delegation.
TeilnehmerInnen
der Delegation sind AnrarchistInnen, AntiimperialistInnen, Vertreter
der russischen Gemeinschaft in Hamburg und der
Bürgerschaftsabgeordnete Martin Dolzer, DIE LINKE. Dies ist ein erster Bericht - eine ausführliche Dokumentation wird nach der Reise erstellt.
7. Mai 2015
Hamburg soll Initiative für EU-Seenotrettung starten
Mindestens 2000 Menschen sind seit Jahresbeginn im
Mittelmeer bei dem Versuch ertrunken, nach Europa einzureisen. Mehr als
28.000 Menschen starben dort in den letzten 15 Jahren. Mit der
Einstellung des Seenotrettungsprogramms „Mare Nostrum“ verschärfte die
EU die Flüchtlingstragödie massiv, Zahlen der Internationalen
Organisation für Migration (IOM) zufolge sind im ersten Quartal 2015
bereits 30 Mal so viele Menschen gestorben wie im Vorjahreszeitraum.
Vor
diesem Hintergrund fordert die Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen
Bürgerschaft mit der Drucksache 21/318 den Senat auf, sich im Bundesrat
für ein Rettungsprogramm für die Flüchtlinge einzusetzen. „Hier kann und
muss Hamburg seinen Ruf als Tor zur Welt beweisen“, erklärt dazu Martin
Dolzer, europapolitischer Sprecher der Fraktion. „Die Flüchtlinge
ertrinken zu lassen oder mit militärischen Mitteln und der Bombardierung
von leeren Booten davon abzuhalten, nach Europa aufzubrechen, ist
einfach nur menschenverachtend. Bei einer Seenotrettung durch Schiffe
der EU ist aber auch wichtig, dass die Einhaltung des Völkerrechts
gewährleistet wird. Das heißt: Gerettete Flüchtlinge müssen unter
anderem schon an Bord des aufnehmenden Schiffes das Recht haben, ohne
Hindernisse und mit Rechtsbehelfsbelehrung einen Asylantrag zu stellen.
Push-back-Operationen dürfen nicht durchgeführt und zugelassen werden.“
Die Rettung schiffbrüchiger Flüchtlinge an den
Grenzen der EU dürfe keine militärische Operation sein oder werden,
fordert der Europapolitiker: „Die Flüchtlingsproblematik darf nicht dazu
missbraucht werden, unter Vorwänden eine weitere Militarisierung zu
betreiben, wie Europas Regierungschefs jetzt ins Spiel gebracht haben.“
Außerdem solle sich der Senat dafür einsetzen, Flüchtlingen legale Wege
in die EU zu öffnen, um so die lebensgefährliche Reise über das
Mittelmeer unnötig zu machen, und Fluchtursachen zu bekämpfen. „Dazu
trägt unter anderem das Verbot von Waffenexporten, das Verbot von
Landgrabbing, das Verbot von Überfischung und die Entwicklung und
Umsetzung von fairen Handelsbeziehungen bei“, so Dolzer.
Griechenland: Reparationen, Zwangsanleihen und ein würdiger Weg aus der Krise
550 Gäste bei der Veranstaltung mit dem griechischen Widerstandskämpfer und Europa-Parlamentarier Manolis Glezos am 2. Mai im Festsaal des Rathauses
Am
Samstag, den 02. Mai diskutierte Manolis Glezos auf Einladung der
Linksfraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft und der
Linksfraktion im Europaparlament mit dem Schauspieler Rolf Becker,
dem Rechtsanwalt und AK Distomo Aktivisten Martin Klingner, der
Bundestagsabgeordneten Ulla Jelpke und Martin Dolzer, dem europa- und
friedenspolitischem Sprecher der Linksfraktion in der Hamburgischen
Bürgerschaft das Thema: Reparationen, Zwangsanleihen und ein
würdiger Weg aus der Krise für die Bevölkerung in Griechenland.
550 Gäste besuchten die Veranstaltung. Die Veranstalter und viele
BesucherInnen äußerten sich zufrieden. „Diese Veranstaltung hat
Mut gemacht. Eine klare antifaschistische Positionierung, die
Forderung nach der Einlösung der Reparationszahlungen und ein
positiver Bezug zum Klassenkampf in einer Veranstaltung im Rathaus
haben mich positiv überrascht. Es hat sich gezeigt wie viele
Menschen dem Europa der Konzerne eine solidarische Perspektive
entgegensetzen wollen“, kommentierte eine Besucherin.
Am 30. Mai 1941 erklomm Manolis Glezos, damals 18 Jahre alt, zusammen mit Apostolos Sandas die Akropolis und riss die von den deutschen Faschisten gehisste Hakenkreuzfahne herunter. Diese Handlung war ein Fanal, das viele Griechen zum Widerstand anregte. Mehrere Inhaftierungen, Folter und Todesurteile in den folgenden Jahrzehnten brachten Glezos nicht von seinem Weg ab. Heute ist er das älteste Mitglied des Europa-Parlaments und einer der bekanntesten Kämpfer für eine Lösung der griechischen und europäischen Krise.
Auf der Veranstaltung im Festsaal des Rathauses forderten die RednerInnen, dass die Bundesregierung und deutsche Konzerne nach 70 Jahren endlich bereit sein sollten die laut griechischem Rechnungshof 278,7 Milliarden Euro betragenden Entschädigungszahlungen Deutschlands für die in Griechenland während des Zweiten Weltkriegs begangenen Nazi-Verbrechen zu leisten.
Manolis Glezos verdeutlichte die Verantwortung deutscher Konzerne für die Zerstörung der griechischen Industrie und das von den Nazis begangene Unrecht. Er bedankte sich insbesondere beim Arbeitskreis Distomo, der seit Jahren die Forderung nach Reparationen erhebt und auf die Massaker der Wehrmacht und SS in Griechenland aufmerksam macht.
„Ich freue mich, dass so viele aufrechte Menschen hierher gekommen sind, um gegen das geschehene Unrecht ein Zeichen zu setzen. Ihr seit eigentlich nicht wegen mir hier, sondern weil ihr Eurem Gewissen folgt,“ so der EU-Abgeordnete.
Martin Klingner Rechtsanwalt und Mitglied im AK Distomo verdeutlichte die Ausmaße des Terrors der Nazis, die systematisch die Bevölkerung von Distomo und weiteren griechischen Orten massakrierten. „Wir standen viele Male mit Manolis vor der Deutschen Botschaft in Athen und protestierten gegen die erbärmliche Haltung Deutschlands in der Entschädigungsfrage,“ so Klingner. Ulla Jelpke skizzierte, dass die Linksfraktion im Bundestag kontinuierlich auf die Leistung der Reparationsforderungen sowie die Rückzahlung von Zwangsanleihen die Griechenland von den Nazis aufgenötigt wurden, drängt. „Die Bundesregierungen haben sich immer wieder geweigert dieser Verantwortung gerecht zu werden,“ kritisierte die Politikerin.
Der Bürgerschaftsabgeordnete Martin Dolzer beschrieb, dass EU-Kommission und Bundesregierung aggressiv auf die berechtigten Forderungen der griechischen Syriza Regierung nach einem würdevollen Weg aus der Krise und den Versuch des Wiederaufbaus der Volkswirtschaft reagieren. „Die Austeritätspolitik wird Griechenland weiter aufgezwungen, alle Lösungsvorschläge Syrizas geblockt – obwohl Griechenland, Spanien, Portugal, Italien und weitere Länder Europas hauptsächlich durch die expansive Exportpolitik Deutschlands und die erzwungene Spar- und Kürzungspolitik in den Ruin getrieben wurden,“ so Dolzer. Jeder Staat oder Akteur, der sich dem Diktat der Konzerne entziehe, werde von EU-Kommission und Bundesregierung als untragbar diskreditiert und ökonomisch oder auch durch Krieg bedroht und destabilisiert. „Ich wäre froh, wenn viele Menschen den gleichen Mut wie Manolis Glezos hätten und sich intensiver gegen die Beteiligung von Faschisten an der Regierung und Kampfhandlungen in der Ukraine sowie menschenfeindliche Organisationen wie den Islamischen Staat engagieren würden. Auch die Bundesregierung stützt ja weitgehend bedingungslos die Regierung in Kiew, das `NATO-Land´ Türkei unterstützt den islamischen Staat.“
Rolf
Becker betonte die Notwendigkeit gewerkschaftlicher und betrieblicher
Aktionen, um mehr Druck auf Bundesregierung und die EU auszuüben.
Was heute die Troika heute in Griechenland anrichte, drohe uns
morgen. Einen sozialen Ausweg gäbe es nur durch europaweiten
gemeinsamen Widerstand. Fabio di Masi EU-Abgeordneter der
Linken und Yannis Stathas Abgeordneter von Syriza aus Distomo und
Vorsitzender Betriebsgewerkschaft Aluminium of Greece verdeutlichten
die Rolle von Manolis Glezos im Widerstand gegen die Faschisten und
forderten zur Unterstützung der Syriza Regierung durch ArbeiterInnen
und eine Solidaritätsbewegung in Deutschland auf. Yannis Stathas
gesamte Familie wurde bei dem Massaker in Distomo getötet. Spontan
trommelte und sang eine greichische Musikerin ein Klagelied zum
Massaker in Distomo.
Karl Heinz Roth sagte, dass ihn was er in den Akten der deutschen Außenpolitik gelesen habe, die sich mit dem Thema Entschädigung befassen, bestürzt habe. „Wie extrem arrogant und herablassend mit den Forderungen aus Athen umgegangen wurde! Es gab ein paar Brosamen vom deutschen Herrentisch in den 1950er und 1960er Jahren – aber letztlich wurden die Griechen immer auf den Sankt Nimmerleinstag vertröstet.
Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung von Julia Schilinski und Gerhard Folkerts die unter anderem Lieder von Mikis Theodorakis aus dem Canto General spielten. Zum Abschluss zitierte Rolf Becker zu Klaviermusik das Gedicht „So klein war unser Traum“ von Jannis Ritsos.
Zu Beginn der Veranstaltung machte der ehemalige politische Gefangene des Pinochet Regimes Eduardo Astorga auf einen Hungerstreik von mehr als 100 ehemaligen politischen Gefangenen des Pinochet Regimes in Chile aufmerksam, der bereits 20 tage andauert. Die meist zwischen 60 und 80 jährigen Hungerstreikenden fordern eine bedarfsdeckende Pension und eine einmalige Entschädigung. Die Regierung der Sozialdemokratischen Präsidentin Chiles, Michelle Bachelet, versucht den Hungerstreik bisher auszusitzen und geht nicht auf die Forderungen ein.
Pressemitteilung, 20.04.2015
Flüchtlingsdrama: Hamburg muss Seenotrettung einfordern
„Wer die Rettung verweigert, ist mitverantwortlich für den Tod tausender Menschen. Seit dem Jahr 2000 sind mehr als 24.000 Flüchtlinge im Mittelmeer und im Atlantik ertrunken. Eine europäische Seenotrettung und die Öffnung legaler Wege nach Europa sind das Gebot der Stunde!“ Anstatt zu versuchen, die Forderungen der Flüchtlinge aus der Gruppe „Lampedusa in Hamburg“ auszusitzen, die ebenfalls übers Mittelmeer kamen, solle der Senat aus Hamburg als weltoffener Stadt ein Signal setzen und auf Hamburg-, Bundes-, und Europaebene für einen humanen Umgang mit Flüchtlingen wirken, so Dolzer.
DIE LINKE unterstützt weltweiten TTIP-Aktionstag
Weltweit demonstrieren am kommenden Samstag wieder
Menschen am jährlichen Aktionstag gegen die antidemokratischen
Freihandelsabkommen TTIP, CETA, TiSA und TPP. Auch DIE LINKE unterstützt
diese Aktionen und fordert den sofortigen Abbruch der Verhandlungen.
„Demokratische Gesetzgebungsverfahren können durch TTIP genauso
ausgehebelt werden wie Rechte von ArbeitnehmerInnen, kleinen und
mittelständischen Unternehmen sowie der öffentlichen Hand. Davon wird
auch Hamburg betroffen sein“, begründet dies Martin Dolzer, Europa-,
Friedens-, und Rechtspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der
Hamburgischen Bürgerschaft. „Denn mit dem TTIP-Freihandelsabkommen ist
geplant, dass Konzerne vor privaten Schiedsgerichten die Staaten der
Europäischen Union wegen Gesetzen, die die eigene Rendite schmälern
könnten, auf Schadenersatz in Milliardenhöhe verklagen können. Auch der
Hamburger Mindestlohn beispielsweise könnte zu so einer Klage führen.“
Bedroht sind auch Sozial-, Umwelt- und Verbraucherschutzstandards in ganz Europa. „Wir wollen keine Gentechnik im Essen, kein Fracking, durch das umweltschädigende Chemikalien in Böden gelangen, und keinen neuen Wettlauf um die niedrigsten Sozial- und Lohnstandards“, so Dolzer. „Außerdem würde der durch das Abkommen ausgelöste Konkurrenz- und Preiskampf die Ökonomien und Gesellschaften in Afrika und dem Mittleren Osten verstärkt ruinieren und auf beiden Seiten des Atlantiks naturschonend wirtschaftende Bauernhöfe massenweise zur Aufgabe zwingen.“
17.04.2015
Offener Brief an Präsidentin Michelle Bachelet, Ministerin Ximena Rincon, Innenminister Rodrigo Julian Penalillo Briceno und Menschenrechtssenatoren
Sehr geehrte Frau Präsidentin Michelle Bachelet, sehr geehrte Ministerin Ximena Rincon, sehr geehrter Innenminister Rodrigo Julian Penalillo Briceno sehr geehrte MenschenrechtssenatorInnen,
Mit diesem Brief möchte ich Sie darum bitten, das Gespräch mit den Hungerstreikenden zu suchen und auf ihre Forderungen einzugehen.
Die Hungerstreikenden setzen sich unter anderem dafür ein,
- dass die Pensionen für die während der Pinochet Diktatur als politische Gefangene Inhaftierten, Exilierten oder Verschwundenen auf ein einheitliches, existenzsicherndes Niveau angehoben werden.
- sie eine einmalige Entschädigung in einer angemessenen Höhe bekommen, die auch an die Familien der bereits verstorbenen Opfer auszuzahlen ist.
- dass die Pensionsansprüche auch auf die Ehepartner übertragen werden. Letzteres ist insbesondere wichtig, da ca ¼ der Opfer bereits verstorben sind und die meisten ehemaligen politischen Gefangenen schon weit über 60 Jahre alt sind.
- dass die Gesundheitsversorgung verbessert wird.
Um Verletzungen und gesellschaftlichen Konflikte zu heilen, ist es grundsätzlich gut geschehenes Unrecht und die dafür verantwortlichen Täter zu benennen sowie die Opfer von Verfolgung, Haft. Gewalt und Folter zu entschädigen und ihnen ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen.
Bereits im November 2014 hatte eine Gruppe ehemaliger politischer Gefangener einen Hungerstreik begonnen, diesen aber nach der Einrichtung einer parlamentarischen Kommission beendet. Diese Kommission ist jedoch Berichten zufolge bis heute nicht sichtbar tätig geworden.
Daher bitte ich Sie darum, jetzt tätig zu werden und Alles in ihrer Macht stehende zu unternehmen, um das geschehene Unrecht auszugleichen und auf die Forderungen der Hungerstreikenden einzugehen,
Hochachtungsvoll
Martin Dolzer
Regierung Erdogan/Davotoglu opfert Soldaten für
Wahlerfolg
Infolge einer Militäroperation in der Provinz Ağrı wurden am letzten Sonnabend fünf Soldaten, ein Guerillakämpfer sowie ein Zivilist getötet. Dass nicht mehr Soldaten einer15-köpfigen Kommandoeinheit starben, war DorfbewohnerInnen zu verdanken, die sich als „lebende Schutzschilde“ zwischen die Fronten begaben.
Die AKP-Regierung habe im Rahmen des Wahlkampfes geplant, am folgenden Tag die Leichen von 15 Soldaten in verschiedene Städte des Landes zu schicken, erklärte der örtliche Vorsitzende der kurdischen Partei der Demokratischen Regionen (DBP), Kamuran Yüksek, bei der Beerdigung des von der Armee erschossenen „lebenden Schutzschildes“ Cemzi Budak. „Die Armee hat 15 Soldaten im Kampfgebiet in Ağrı zurückgelassen, acht davon verwundet. Die Soldaten sollten offenbar dort sterben, damit die Zahl der Stimmen der AKP bei der Wahl ansteigt“, sagte der Vorsitzende der Demokratischen Partei der Völker (HDP), Selahattin Demirtaş, unter Verweis auf Zeugenaussagen und Filmaufnahmen.
Dass es sich um eine von Geheimdienstchef Hakan Fidan gemeinsam mit dem Innenminister Efkan Âlâ vorbereitete Provokation auf Befehl des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan gehandelt hatte, bekundete am Sonntag auch ein Whistleblower mit dem Pseudonym Fuad Avni. Offenbar ist Avni aus dem engsten Führungszirkel der AKP und gehört der inzwischen mit Erdoğan in Zwist geratenen Fethullah-Gülen-Gemeinde an. Der Präsident sei äußerst besorgt, dass die HDP die Zehnprozenthürde bei den Wahlen überwinden könnte und greife daher zu solchen Mitteln, so Avni.
Auch in Siirt und im türkisch-iranischen Grenzgebiet bei Hakkari/Şemdinli griff die Armee die Guerilla der PKK an. Auf die Frage von DorfbewohnerInnen in Şemdinli, warum es trotz Friedensprozess Militäroperationen gäbe, antwortete ein Offizier der türkischen Armee Zeugenaussagen zufolge, dass es keinen Frieden gäbe, sondern von jetzt an gekämpft werde.
„Die Bundesregierung ist in der Pflicht mäßigend auf die Regierung Erdogan/Davotoglu einzuwirken. Der Friedensprozess zwischen der türkischen Regierung und der PKK ist ein Schlüssel zur Demokratisierung des Landes und einer friedlichen Entwicklung im Mittleren Osten. Insbesondere in diesem Zusammenhang und in Anbetracht der positiven Rolle der PKK bei der Rettung Hunderttausender vor den Terrormilizen des Islamischen Staates IS muss in der Bundesrepublik endlich das PKK Verbot aufgehoben werden,“ fordert Martin Dolzer, Europa- und Friedenspolitischer Sprecher der Linksfraktion in der Hamburger Bürgerschaft.
„Die türkische Armee muss endlich ihren schmutzigen Krieg gegen die kurdische Bevölkerung und die PKK beenden. Immer noch werden Kämpfer des IS ungehindert über die türkisch-syrische Grenze gelassen. In den letzten drei Jahren erschossen das türkische Militär und Polizisten 50 Menschen bei Demonstrationen. Dass die Bundesregierung und die EU eine solche Politik weitgehend tatenlos geschehen lassen und weiter einer militärischen Zusammenarbeit festhalten, ist verantwortungslos und beschämend,“ kommentiert Harald Weinberg, Mitglied des Bundestags.
Gemeinsame Pressemitteilung vom 14.04.2015 von:
Ulla Jelpke, Mitglied des Bundestags, DIE LINKE
Harald Weinberg, Mitglied des Bundestags, DIE LINKE
Martin Dolzer, Abgeordneter der Hamburgischen Bürgerschaft, DIE LINKE
Cansu Özdemir, Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft, DIE LINKE
Barbara Cárdenas, Landtagsabgeordnete Hessen, DIE LINKE
Britta Eder, Rechtsanwältin
Yilmaz Kaba - Vorstandsmitglied der Föderation der Ezidischen Vereine e.V.
Dr. med Gisela Penteker, IPPNW
Keine Zusammenarbeit mit der AfD!
Politiker der AfD sind auf der letzten
Sitzung der Hamburgischen Bürgerschaft ins Präsidium und in das
Parlamentarische Kontrollgremium der Geheimdienste gewählt worden.
Wir erklären an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich, dass wir
diese Entscheidung nicht mitgetragen haben! Die AfD ist eine Partei,
die eng mit dem rechtsradikalen Milieu verflochten ist und ihre
Wahlkämpfe mit fremdenfeindlichen Ressentiments bestreitet - in
Hamburg noch deutlicher als anderswo.
Aus diesem Grund hat unsere
Fraktion in der vergangenen Woche auch ein Angebot der
AfD-Fraktion zu einem direkten Gespräch zurückgewiesen. Mit uns
wird es keine Zusammenarbeit mit der AfD geben!
Pressemitteilung vom 27.03.2015
„Sea Watch“-Taufe setzt von Hamburg aus wichtiges Zeichen gegen EU-Abgrenzungspolitik
Heute um 15 Uhr wird in Hamburg-Finkenwerder das Schiff „Sea Watch“ getauft. Die Eigner wollen mit der „Sea Watch“ im Seegebiet zwischen Malta und der libyschen Küste Flüchtlingsbooten in Not Erste Hilfe leisten und die Rettung durch die zuständigen Institutionen einfordern. Außerdem werden sie über Neuigkeiten vom Meer live übers Internet und per Telefon berichten.
Martin Dolzer, europa- und friedenspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft, wird an der Taufe teilnehmen. „Mit der Taufe der 'Sea Watch' setzen die Eigentümer des Schiffs von Hamburg aus ein wichtiges Zeichen. In den letzten 15 Jahren sind mehr als 23000 Flüchtlinge an Europas Außengrenzen gestorben. Die EU-Grenzschutzagentur Frontex mit ihren völkerrechtswidrigen Praktiken spielt dabei eine wichtige Rolle“, sagt Dolzer. So würden Flüchtlingsboote auf dem Mittelmeer immer wieder abgefangen und in Staaten zurückgezwungen, in denen die Menschenrechte verletzt würden. Durch solche Push-Back-Operationen seien unzählige Menschen gestorben, sagt Dolzer.
„Frontex gehört abgeschafft. Die Idee von Sea Watch ist richtig und wichtig. Auf diese Weise wird der tödlichen Abschottung Europas auf sinnvolle und kreative Weise Solidarität entgegengesetzt. Jeder Mensch hat das Recht, in Würde zu leben. Die Staaten der EU müssen endlich eine friedliche Außenpolitik und faire Handelsbeziehungen entwickeln. Dann würden auch weniger Menschen aus ihren destabilisierten oder zerstörten Heimatländern fliehen“, sagt Dolzer.
Pressemitteilung vom 19.03.2015
"Gewalt kam von beiden Seiten":
Hamburger Linkspartei-Abgeordneter war Augenzeuge der
Blockupy-Proteste in Frankfurt
Die Blockupy-Proteste in Frankfurt, bei
denen Zehntausende Aktivist/inn/en anlässlich der Eröffnung des
neuen EZB-Gebäudes auf die Straße gingen, haben in ganz Europa
Nachhall gefunden. Der Hamburger Bürgerschaftsabgeordnete Martin
Dolzer, Sprecher für Europa- und Friedenspolitik der Fraktion DIE
LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft, war bei den Protesten als
parlamentarischer Beobachter dabei. Er hatte eine Gruppe von
Hamburger Aktivist/inn/en begleitet.
„Mehr als 30.000 Menschen haben in
Frankfurt ein kraftvolles Zeichen gegen die unsoziale Politik der EZB
und der Troika gesetzt. Soziale Bewegungen und DIE LINKE sind in der
Verantwortung, der Aushebelung von Arbeitsrecht und Sozialstaats, der
Zerstörung der Volkswirtschaften und Gesellschaften im Süden
Europas eine solidarische und soziale Perspektive entgegenzusetzen“,
so Martin Dolzer. „Es darf nicht sein, dass Griechenland, Italien,
Spanien, Portugal und andere von der EZB, der Europäischen
Kommission und dem IWF mit erpressungsähnlichen Methoden in den Ruin
getrieben werden. Auf Transparenten und Plakaten brachten die
Menschen zum Ausdruck, dass sie die Politik des EZB als
unerträgliche, lebensbedrohliche strukturelle Gewalt empfinden. Auch
bei uns in Zentraleuropa führt die Austeritätspolitik dazu, dass
die Rechte der der abhängig Beschäftigten immer weitergehend
ausgehebelt werden. Die Schuldenbremse in Hamburg ist vom
Grundprinzip her dieser Politik auf Europaebene ähnlich und wird
langfristig auch für die Menschen bei uns verheerende Folgen haben.“
Überwiegend waren die
Blockupy-Proteste kreativ und friedlich. Es kam allerdings auch zu
gewaltsamen Auseinandersetzungen. Der Bürgerschaftsabgeordnete wurde
mehrfach Zeuge von Polizeiübergriffen. „Allein die
Sachbeschädigungen durch einzelne Aktivist/inn/en in den Mittelpunkt
der Debatte zu stellen, wäre völlig einseitig und führt in die
falsche Richtung. Immer wieder wurden Aktivist/inn/en von Einheiten
der Polizei ohne ersichtlichen Grund brutal attackiert oder
willkürlich regelrecht gejagt und zusammengeschlagen. Zudem schossen
Beamten mehrfach Tränengaskartuschen in Menschenmengen, die an den
Auseinandersetzungen unbeteiligt waren. Das enthaltende Tränengas
entfaltete nach kurzer Zeit neben Haut und Augenreizungen ein sehr
starkes Übelkeitsgefühl. Von einer etwa
200-köpfigen Gruppe italienischer Aktivist/inn/en wurden aufgrund
eines unhaltbaren Generalverdachts sämtliche Personalien
festgestellt. Beamte zwangen mehrere Betroffene unter völlig
unangebrachter Anwendung schmerzhafter Haltegriffe zur Durchsuchung
und Personalienfetsstellung. Dabei wurden auch Frauen von männlichen
Beamten entwürdigend angefasst", beschreibt Dolzer die
Situation.
„Derartige Eingriffe in Grund- und
Freiheitsrechte und Polizeiübergriffe sind einer Demokratie nicht
würdig und nicht zu rechtfertigen. Zumal auch Anwälte/innen und
Abgeordnete in ihrer Arbeit behindert wurden“, kritisiert Dolzer.
„DIE LINKE steht für ein solidarisches Europa, einen friedlichen
und respektvollen Dialog zur Lösung von Konflikten, eine faire
Wirtschaftspolitik und das Recht auf ein menschenwürdiges Leben für
alle Menschen."
Hamburg für die Menschen - nicht für den Profit
In Hamburg ist DIE LINKE mit 11
Abgeordneten in der neu gewählten Bürgerschaft vertreten – das
sind 3 Abgeordnete mehr als zuvor. Jede/r der gewählten hat tiefe
Erfahrungen und eine entwickelte politische Praxis.
Auch ich wurde über Personenstimmen in
die Bürgerschaft gewählt.
Vielen lieben Dank an Alle die uns und
mir im Wahlkampf geholfen haben - Eure Hilfe und unsere Kommunikation
war sehr wertvoll.
Nun haben wir die als Partei und
Fraktion die Verantwortung der vom Senat betriebenen kapitalkonformen
Zurichtung der Stadt durch eine investorenfreundliche Baupolitik, den
Abbau von Sozialbindungen für Wohnraum, Gentrifizierung,
Gefahrengebiete, die degradierende Behandlung von Hartz IV
EmpfängerInnen, eine ausgrenzende Sozialpolitik, eine
menschenverachtende Flüchtlingspolitik, rassistische Kontrollen,
Waffenexporte durch den Hamburger Hafen, verwertungsorientierte
Gestaltung der Bildung und die Privatisierung des Gesundheitswesens -
aus der Opposition heraus eine menschenwürdige Perpektive und
konkrete Projekte entgegenzusetzen.
Insbesondere in Anbetracht der immer
aggressiveren Außenpolitik der EU und der BRD – in deren Rahmen
NATO Staaten auch mehr oder minder direkt mit Faschisten in der
Ukraine und dem IS in Syrien sowie dem Irak zusammenarbeiten, ist für
DIE LINKE wichtig eine konsequente Politik des Friedens zu betreiben
und das Völkerrecht zu schützen. Dafür ist u.a. auch notwendig die
Waffenexporte durch den Hamburger Hafen zu unterbinden.
Als Abgeordneter werde ich mich weiter
und mit erweiterten Möglichkeiten u.a. für Frieden, die
Menschenrechte, Gleichberechtigung, die Rechte der KurdInnen, die
Aufhebung des PKK Verbots, die Freiheit der politischen Gefangenen,
die selbstbestimmte Organisierung von Flüchtlingen und soziale
Gleichheit sowie gegen Rassismus einsetzen. Jeder Mensch hat das
Recht in Würde zu leben und sich zu entfalten. "Nie wieder
Faschismus - nie wieder Krieg!"
Mein Herz schlägt insbesondere auch
mit meinen afrikanischen, russischen und kurdischen FreundInnen. Die
Vielfalt der Kulturen ist ein großer Reichtum.
Ausländische Einmischung, Putsch und Bürgerkrieg
Europas zweitgrößter Staat ist ein geopolitischer Brennpunkt. Der Westen förderte die Unzufriedenheit in der Bevölkerung und machte Neonazis hoffähig. Die Proteste gipfelten in einem nationalistischen Umsturz. Widerstand formierte sich, das Land rutschte in einen Bürgerkrieg ab
Dossier der Tageszeitung Junge Welt zur Situation in der Ukraine
Im Zeichen von Odessa
Tausende protestierten gegen »Münchner Sicherheitskonferenz«, Konfrontation mit Russland und Waffenexporte. Deutsche Rolle bei Friedensbewegten umstritten
Artikel von Claudia Wangerin aus der Zeitung Junge WeltEs war der Schock des Massakers im Gewerkschaftshaus von Odessa vor knapp neun Monaten, der den diesjährigen Protest gegen die »Münchner Sicherheitskonferenz« von denen vergangener Jahre unterschied. Bevor am Samstag nachmittag mehrere tausend Menschen unter dem Motto »Kein Frieden mit der NATO« gegen die Tagung im Luxushotel Bayerischer Hof demonstrierten, standen sich um elf Uhr morgens am Karlsplatz zwei kleinere Kundgebungen gegenüber. Eine zur Unterstützung der prowestlichen Regierungspolitik in der Ukraine und eine, auf der Oleg Muzyka als Überlebender des Odessa-Massakers am 2. Mai 2014 sprach.
»Deutsche Waffen haben in der Ukraine nichts zu suchen«, wies die Bundestagsabgeordnete Sevim Dagdelen (Die Linke) auf dem Marienplatz Poroschenkos Forderung nach entsprechenden Lieferungen zurück. Nur im Dialog sei Frieden mit Russland zu schaffen, nicht durch eine forcierte Militarisierung, schon gar nicht mit der NATO. Das Bündnis wurde auf der Demonstration bildhaft als riesige Krake mit Totenkopf aus Pappmaché dargestellt.
Weitere aufwendige Basteleien waren von »Star Wars«-Figuren inspiriert, vor allem vom behelmten Darth Vader, der für »die dunkle Seite der Macht« steht. Bei allem Ernst der Lage wird die karnevalistische Seite des Protests gegen die Münchner »SiKo« seit Jahren großgeschrieben. Inhaltlich setzen die Teilnehmer unterschiedliche Schwerpunkte. Ob Deutschland in der NATO bei diversen Konflikten willentlich Mittäter ist, eigene Interessen vertritt oder stets nur hineingezogen wird, ist in der Friedensbewegung in München wie bundesweit umstritten.
Soweit es um Ukraine-Krise ging, standen dieses Jahr USA und NATO auch deshalb im Mittelpunkt der Kritik, weil Bundeskanzlerin Angela Merkel signalisiert hatte, der prowestlichen Regierung keine Waffen liefern zu wollen. Für Kopfschütteln sorgte aber ein Demonstrant, der ein Schild mit der Aufschrift »gegen die Amerikanisierung Europas« trug. Andere kritisierten dagegen die Auftritte der Bundeswehr an deutschen Schulen und die Waffenexportpolitik der Bundesregierung. »Nein danke, Angie! Keine Leos an die Saudis«, stand auf einem Transparent, das Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vor weiteren Panzerlieferungen an Saudi-Arabien warnte.
Ein Redner der ver.di-Jugend erinnerte während der Demonstration noch einmal an den Brand des Gewerkschaftshauses in Odessa und zog Parallelen zum 2. Mai 1933 in Deutschland. Eine Gruppe türkischer Kommunisten spielte die Sowjethymne vom Tonträger ab, als der Protestzug schon kurz nach dem Start gestoppt wurde, weil die Polizei an Seitentransparenten Anstoß nahm. Im Anschluss kam es zu vorübergehenden Festnahmen. Nach jW-Informationen betraf dies unter anderem Demonstranten, die das Logo der in Westdeutschland verbotenen Jugendorganisation FDJ sowie ein Transparent mit der Parole »Der Hauptfeind steht im eigenen Land« getragen hatten.
Mit 4.000 Teilnehmern selbst nach Polizeiangaben hatten die Demonstranten allerdings doch noch die Zahl der Beamten überschritten, die am Wochenende im Einsatz waren, um die 400 Staats- und Regierungschefs, Politiker, Militärs und Industrievertreter im Bayerischen Hof zu schützen.
Nach den Wahlen in Griechenland - Solidarität mit Syriza
Veranstaltung am 01. Februar 2015, 13.30 Uhr, in der Taverna Plaka mit:
Andrej Hunko, Mitglied des Bundestages und der Parlamentarischen Versammlung des Europarates, DIE LINKE
Martin Dolzer, Kandidat zur Hamburger Bürgerschaftswahl auf der Landesliste der Partei DIE LINKEManfred Klingele, GEW, Mitglied der „Reisegruppe gegen Spardiktate und Nationalismus“
Martin Dolzer skizziert die Entwicklung und
Realität der herrschenden Austeritätspolitk, die Politik der Troika und
deren Folgen für Griechenland und weitere südeuropäische Länder. Dolzer
ist Experte für internationales Recht, Menschenrechte und
Flüchtlingspolitik.
Manfred Klingele spricht über die Perspektiven des Widerstands gegen die Sparpolitik. Er war in den letzten Jahren dreimal mit der „Reisegruppe gegen Spardiktate und Nationalismus“ in Griechenland.
01. Februar 2015, 13:30 Uhr, in der Taverna Plaka, Schanzenstraße 25, 20357 Hamburg
Never mind the Papers - Ratschlag zur Briefwahl
Beweise? Fehlanzeige
Ukraine: USA legen angekündigte Informationen zum Flugzeugabschuß nicht vor. Russische Experten: Kiewer Belastungsdokumente gefälscht
Artikel aus der Tageszeitung "junge Welt" von Reinhard Lauterbach
Auf dem Kriegsschauplatz »Information« haben die USA die von ihnen angekündigten »unwiderlegbaren Beweise« für eine russische Beteiligung am Abschuß der malaysischen Boeing-777 über dem Donbass bisher nicht vorgelegt. Auf einer Pressekonferenz am Dienstag erklärten US-Geheimdienstler nur noch, Rußland habe »die Bedingungen geschaffen«, damit die Aufständischen das Flugzeug durch einen Irrtum hätten abschießen können. »Bedingung« kann alles sein – bis hin zu der unwiderlegbaren, aber auch nicht sehr aussagekräftigen Tatsache, daß die in der Ukraine gebräuchlichen Flugabwehrsysteme aus sowjetischer Produktion stammen. Sie werden von beiden Seiten benutzt. weiterlesen
Dazu auch interessant: Ein Artikel aus den "Deutschen-Wirtschafts-Nachrichten" und zwei Videos von: CNN und Russia Today
Sofort in Polizeibegleitung
Repression: Langjährige Aktivistin gegen Gentrifizierung in Hamburg steht im Fokus der Behörden - und schon wieder vor Gericht
Claudia F. soll mittels Plakaten zu Straftaten aufgerufen haben. Hamburger Polizeibeamte werden mit der langjährigen Hamburger Aktivistin schon in der Ausbildung bekannt gemacht.
Artikel aus der Tageszeitung
Von
Martin Dolzer, 10.06.2014
In
Hamburg stand am Dienstag die Aktivistin Claudia F. vor dem
Landgericht. Ihr wird der Aufruf zu Straftaten vorgeworfen. Sie soll
Plakate geklebt haben, auf denen unter dem Titel »Schanze abwerten«
durch Farbbeutelwürfe verfärbte Hausfassaden, ein Polizeieinsatz
und ein brennendes Polizeiauto abgebildet sind. Vor dem Amtsgericht
war Claudia F. bereits im Februar dieses Jahres zu 70 Tagessätzen a
10 Euro verurteilt worden. Staatsanwaltschaft und die Beschuldigte
hatten Berufung eingelegt. Im Verlauf dieses Prozesses hatten
Polizeibeamten sich mehrfach widersprochen.
Zu
Beginn der jetzigen Verhandlung demonstrierten Unterstützer indem
sie mit einem auf T-Shirts gedruckten Abbild des Plakats im
Zuhörerraum stehenblieben. Nach kurzer Unterbrechung stellten die
Verteidiger einen Befangenheitsantrag gegen Richterin Schönfelder.
Sie hatte ihnen in einem Gespräch mitgeteilt, dass sie über eine
härtere Strafe nachdenke. Aus dem Internet habe sie erfahren, dass
Geldstrafen gegen Claudia F. von einem breiten Solidaritätsnetzwerk
getragen würden und deshalb nicht ihr Ziel erreichen könnten. Die
Richterin bekundete, um die Befangenheit auszuräumen, dass eine
solche Wertung und die Internetrecherche nicht in den Prozess
einfließen werden. Der als Zeuge befragte Polizeibeamte R. hatte
erhebliche Gedächtnislücken und widersprach sich und seiner zuvor
gehörten Kollegin mehrfach. Ein weiterer Polizeibeamte sagte, dass
Claudia F. bereits in den einwöchigen Anfängerschulungen der
Bereitschaftspolizei namentlich und per Foto bekannt gemacht und zum
Feind stilisiert werde. „Die Anklage gegen unsere Mandantin beruht
lediglich auf Vermutungen von Polizeibeamten. Es gibt keinen
konkreten Tatvorwurf, geschweige denn Beweise,“ erklärte
Rechtsanwalt Andreas Beuth im Gespräch.
Es
handelt sich nicht um den ersten Prozess gegen die Aktivistin, die
sich seit 10 Jahren im „Freien Netzwerk zum Erhalt des
Schanzenparks“ engagiert. Die Initiative versuchte den Bau eines
Luxushotels in einem stillgelegten Wasserturm zu verhindern und wehrt
sich gegen die Gentrifizierung des Hamburger Szeneviertels
Sternschanze. In einer Prozesserklärung skizzierte Claudia F., dass
der Stadtteil in den letzten Jahren zu einer Amüsier- und
Shoppingmeile mutiert sei, in der ausschließlich Boutiquen und
Filialen bestimmter finanzkräftiger Konzerne eröffnet würden.
Während dessen wären Wohnungslose und nicht konsumkompatible
Menschen systematisch vertrieben worden. Insbesondere Mitglieder des
Netzwerks, dass sich mit den Themen Erhalt öffentlicher Räume,
Gefahrengebiete und Antirepression beschäftigt, befinden sich
offenbar im Fokus der Ermittlungsbehörden.
Claudia
F. erhielt in den letzten 10 Jahren insgesamt mehr als 70
Platzverweise und wurde unzählige Male in Gewahrsam genommen. Das
Anschließen eines Fahrrads an einem Bauzaun und ähnliche
Belanglosigkeiten wurden zu Ordnungswidrigkeiten erklärt. Es folgten
Bußgeldbescheide. Polizisten drohten: „Wir können Sie auch
finanziell fertigmachen.“ In der Prozesserklärung beschrieb sie:
„Angebliche Hausfriedensbrüche, die sich ausschließlich auf das
vermeintliche betreten des Hotelgrundstücks bezogen, führten zu
diversen Festnahmen, bei denen mir zum Teil erhebliche Verletzungen
zugefügt wurden, die sofortige notärztliche Behandlung und in
mehreren Fällen nachfolgende Operationen notwendig machten.“
Ein
Großteil von mehr als 80 Ermittlungsverfahren wurde eingestellt,
Gerichtsverfahren endeten mit Freisprüchen. Im Zusammenhang mit groß
angelegten Gefahrengebieten im Frühjahr 2014 teilten Polizisten
Claudia F. mit, dass sie sich lediglich alleine vor ihrer Haustür
hin und her bewegen dürfe. Alles Andere könnte von den Beamten ohne
Nennung von Gründen als Ordnungswidrigkeit eingestuft und
entsprechend sanktioniert werden. Abgeordnete der
Bürgerschaftsfraktion der Partei DIE LINKE äußerten besorgt sie
hätten wahrgenommen, dass Claudia F. sobald sie bei einer
Demonstration oder an zentralen Orten auftauche, von Polizisten
verfolgt, bedrängt oder sanktioniert wird. Der Prozess wird am
Donnerstag fortgesetzt.
Solidarität mit den Geflüchteten – Wiederherstellung des Grundrechts auf Asyl
Beschluss des Parteivorstandes der Partei DIE LINKE vom 5./6. Juli 2014
Neun Tage lang lag der Reiche-Kiez im Berliner Stadtteil Kreuzberg unter polizeilicher Belagerung.
Die Geflüchteten, die die ehemalige Gerhart-Hauptmann-Schule seit anderthalb Jahren besetzt hielten, um für ihre Rechte als AsylbewerberInnen und Flüchtlinge zu demonstrieren, sollten in andere Unterkünfte ziehen. Nicht alle nahmen an diesem Umzug teil, hielten trotz über 1000 eingesetzter PolizistInnen die Schule weiter besetzt und drohten mit Suizid, sollten der Berliner Senat (SPD und CDU) und der grün-geführte Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg die Schule polizeilich räumen lassen. Nach insgesamt neun Tagen konnte ein Verhandlungsergebnis mit den Flüchtlingen erzielt werden.
Wir sind froh, dass die Besetzung der Berliner Gerhart-Hauptmann-Schule friedlich beendet
werden konnte und die Flüchtlinge in der Schule bleiben können. Die Flüchtlinge gehören zu einer immer größer werdenden Gruppe von Refugees, die um ihre Rechte offensiv kämpfen und das Drama der europäischen und bundesdeutschen Flüchtlingspolitik für alle sichtbar gemacht haben.
Die Auseinandersetzungen um die Kreuzberger Gerhart-Hauptmann-Schule zeigt sehr deutlich, dass es einen grundlegenden Politikwechsel in der deutschen und europäischen Flüchtlingspolitik braucht.
Das Prinzip der Abschottung und Ausgrenzung ist falsch, aus Menschenrechtsperspektive nicht haltbar und stellt Länder und Kommunen vor immer schwierigere Situationen. Dennoch hat das Land Berlin seine Handlungsmöglichkeiten nicht genutzt. Wir bleiben bei unserer Forderung an das Land, dass die Flüchtlinge ein Aufenthaltsrecht nach § 23 Aufenthaltsgesetz bekommen.
In dieser zugespitzten flüchtlingspolitischen Situation beschließt die große Koalition im Bund eine weitere Verschärfung des Asylrechts. Bosnien-Herzegowina, Serbien und Montenegro sollen zu sicheren Herkunftsstaaten erklärt werden. Wer von dort kommt, hat künftig keine Chance mehr, das Grundrecht auf Asyl in Anspruch zu nehmen und das, wo allgemein bekannt ist, dass es dort vor allem gegen Roma und Sinti rassistische Verfolgung gibt.
Kein Politiker der Großen Koalition muss mehr Krokodilstränen um ertrunkene Flüchtlinge vor Lampedusa vergießen. Wir fordern den Bundesrat auf, dem Beschluss des Bundestags vom 3.7.2014 nicht zuzustimmen und der weiteren Verschärfung des Asylrechts einen Riegel vorzuschieben.
Wir fordern weiter eine Umkehr in der bundesdeutschen und europäischen Flüchtlings- und Asylpolitik:
- Wiederherstellung des Grundrechts auf Asyl,
- Streichung der sogenannten sicheren Herkunfts- und Drittstaaten
- Zugang zum Asylverfahren und faire Verfahren für Flüchtlinge in Deutschland
- Schluss mit den Abschottungsregularien des Dublin-Regimes in der EU und Abschaffung von Frontex und Eurosur
- Abschaffung aller rassistischen Sondergesetze wie die Residenzpflicht und das Asylbewerberleistungsgesetz
- Sofortiger Zugang zum Erwerbsarbeitsmarkt und zu Bildung und Qualifizierung für Geflüchtete
Artikel zur Abschottungspolitik der EU: "Jagd auf Flüchtlinge" lesen
Erneut
Kriegsverbrechen der türkischen Armee – Guerilla nach Festnahme
gefoltert und hingerichtet
"Erneut haben türkische
Soldaten Augenzeugenberichten zufolge einen Guerilla der PKK
hingerichtet, nachdem sie ihn lebend gefangen genommen hatten. Wir
verurteilen dieses Kriegsverbrechen aufs Schärfste,“ erklärt Ulla
Jelpke, Bundestagsabgeordnete DIE LINKE.
"Bereits im November 2011
haben wir R.T. Erdogan, weitere Politiker und die letzten
Generalstabschefs wegen deren Verantwortung für 10 Kriegsverbrechen
gemäß bundesdeutschem Völkerstrafgesetzbuch angezeigt. Einer der
angezeigten Fälle war die extralegale Hinrichtung des Guerillas
Abbas Amani im August 2005, die dem jetzigen Verbrechen ähnelte. Das
gerade jetzt wo Hoffnung auf eine Fortsetzung des Friedensprozesses
zwischen der Türkei und der kurdischen Bewegung durch einen
Gesetzentwurf aufkeimen, türkische Soldaten ein derartiges
Kriegsverbrechen verüben, ist mehr als bedenklich. Dieses
Kriegsverbrechen darf nicht erneut vertuscht werden,“ kommentiert
Martin Dolzer, Menschenrechtler, Soziologe, und Autor.
Augenzeugen
berichteten einer Delegation der im türkischen Parlament vertretenen
Demokratischen Friedenspartei (BDP), dass der Guerilla Alican
Erikman, Codename Servan Kocer, am 2. Juli nahe der Stadt Van/Baskale
extralegal hingerichtet wurde. Die Zeugen sahen wie Soldaten Alican
Erikman auf einem Hügel festnahmen, ihn noch lebend mit einem Seil
um den Hals den Hügel herunter schleiften und ihn anschließend
folterten und exekutierten. Danach versuchten sie die Blutspuren vom
Boden zu entfernen. Einige Tage vor dem Kriegsverbrechen hatte ein in
der Region neu eingesetzter Kommandeur der türkischen Armee
Dorfbewohnern gedroht nicht auf die umliegenden Hügel zu gehen, da
er den Friedensprozess nicht unterstütze und rücksichtslos handeln
werde. Der Generalstab wollte den Vorfall vertuschen, indem die
Verantwortung für den Tod Alican Erikmens in einer eilig verfassten
Meldung der iranischen Armee zugeschrieben wurde.
„Dieses
Kriegsverbrechen muss lückenlos aufgeklärt, die Täter zur
Rechenschaft gezogen werden. Die Bundesregierung und die EU sind
gefordert endlich politischen Druck auf die türkische Regierung
auszuüben, ernsthafte Schritte im Friedensprozess mit der PKK zu
gehen und weitere Kriegsverbrechen zu verhindern. Dazu gehört auch,
dass die Türkei ihre Unterstützung für die Terrorgruppe ISIS an
der türkisch-syrischen Grenze beendet,“ fordert Cansu Özdemir,
Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft, DIE LINKE.
Ulla Jelpke,
Mitglied des Bundestags, MdB DIE LINKE
Cansu Özdemir, Abgeordnete
der Hamburgischen Bürgerschaft, DIE LINKE
Marion Padua, Stadträtin
Nürnberg, Linke Liste
Britta Eder, Rechtsanwältin
Martin Dolzer,
Menschenrechtler, Soziologe und Autor
DIE LINKE fordert die
Abschaffung der `Grenzschutzagentur´ Frontex. In den letzte 14
Jahren starben an den Europäischen Außengrenzen 23.000 Menschen.
Die Abschottungspolitik Europas im Rahmen der Praxis von Frontex ist
dafür entscheidend mitverantwortlich.
450 Kilometer Marsch für die Rechte von Flüchtlingen erreicht Brüssel
"Die
Teilnehmenden des Freedom March, die seit rund drei Wochen von
Strasbourg aus zu Fuß unterwegs sind, haben diese Woche Brüssel
erreicht. Wir unterstützen die Forderungen nach Bleiberecht und
Bewegungsfreiheit für alle sowie den Appell, die tödliche Politik
an den Außengrenzen der EU zu beenden", erklärt Cornelia
Ernst. Die Europaabgeordnete und innenpolitische Sprecherin der
Partei DIE LINKE weiter:
"Es
gehören viel Ausdauer und Mut dazu, 450 Kilometer zu Fuß durch
Europa zu marschieren, ohne feste Bleibe, ohne nennenswerte
finanzielle Unterstützung. Auf ihrem Weg wurden die Teilnehmenden
mehrfach Opfer von Polizeigewalt, unter anderem als sie in Luxemburg
beim Treffen der EU-Innenminister gegen die unmenschliche
Flüchtlingspolitik der EU demonstrierten."
Sabine Lösing, Außenpolitikerin und Mitglied im Ausschuss für Sicherheit und Verteidigung: "Die EU-Regierenden kennen auf die Not der Flüchtlinge nur eine Antwort: Abschotten, abriegeln, abschieben. Mit Millionen Euro Steuergeldern werden die EU-Außengrenzen mit hochentwickelter Technologie aufgerüstet, allein die Grenzagentur Frontex verschlingt 120 Millionen Euro pro Jahr. Ein lukratives Geschäft für die Sicherheits- und Rüstungsindustrie."
Sabine Lösing, Außenpolitikerin und Mitglied im Ausschuss für Sicherheit und Verteidigung: "Die EU-Regierenden kennen auf die Not der Flüchtlinge nur eine Antwort: Abschotten, abriegeln, abschieben. Mit Millionen Euro Steuergeldern werden die EU-Außengrenzen mit hochentwickelter Technologie aufgerüstet, allein die Grenzagentur Frontex verschlingt 120 Millionen Euro pro Jahr. Ein lukratives Geschäft für die Sicherheits- und Rüstungsindustrie."
Die
Europaabgeordneten der Partei DIE LINKE haben bei mehreren Treffen
mit TeilnehmerInnen des Freedom March auch mit Angehörigen
tunesischer Familien gesprochen, deren Söhne seit drei Jahren
spurlos verschwunden sind. "Seit 2011 gelten mehr als 500
tunesische Flüchtlinge als vermisst", so Cornelia Ernst, "es
ist ein Riesenskandal, dass so etwas heute in Europa möglich ist.
Ich bin fest entschlossen, diese Angelegenheit im neuen
Europaparlament zum Thema zu machen und fordere eine unabhängige
Untersuchung, die dem Schicksal dieser Menschen nachgeht."
Fabio De Masi erklärte: "Als italienischstämmiger Abgeordneter hoffe ich im Rahmen der italienischen Ratspräsidentschaft Druck zur Aufklärung leisten zu können. Das Dublin-System, wonach Flüchtlinge dort Asyl beantragen müssen, wo sie zuerst ihren Fuß auf europäisches Festland setzen gehört abgeschafft. Es führt zu unhaltbaren Zuständen in den Küstenstaaten und zwingt Menschen in die Illegalität."
Fabio De Masi erklärte: "Als italienischstämmiger Abgeordneter hoffe ich im Rahmen der italienischen Ratspräsidentschaft Druck zur Aufklärung leisten zu können. Das Dublin-System, wonach Flüchtlinge dort Asyl beantragen müssen, wo sie zuerst ihren Fuß auf europäisches Festland setzen gehört abgeschafft. Es führt zu unhaltbaren Zuständen in den Küstenstaaten und zwingt Menschen in die Illegalität."
Gemeinsame Sicherheit statt Konfrontation! Für eine faire Ukraine-Berichterstattung der Medien!
Im Folgenden sind drei Reden zur Berichterstattung im Ukrainekonflikt dokumentiert.
lesen
Ein Dossier der Tageszeitung "junge Welt" zum Ukrainekonflikt findet sich
hier
"Ehre von Parteichef verletzt" Swoboda zeigt Gysi an
Der "Politiker" vom Bild oben rechts möchte nicht als Faschist bezeichnet werden. Artikel lesen
Türkische Soldaten erschießen zwei Menschen bei Demonstration gegen Neubau einer Militärstation
In Lice (Provinz Diyarbakir), in den kurdischen Provinzen der Türkei, haben am Sonnabend türkische Soldaten zwei Menschen, Ramazan Baran (24) und Baki Akdemir, erschossen und mehrere zum Teil schwer verletzt, als sie mit scharfer Munition in eine Protestkundgebung schossen. Abdullah Akkalu (19) kämpft nach einem Schuss ins Genick im Krankenhaus noch um sein Leben.
Der Protest richtete sich gegen den Neubau einer Militärstation. Abgeordnete der Demokratischen Friedenspartei BDP kritisieren zurecht, dass die AKP Regierung unter Premierminister Erdogan in den letzten Monaten systematisch versucht den Friedensprozess mit der PKK zu torpedieren. Anstatt ernsthafte Schritte zu gehen, lässt die AKP unzählige neue Militärstationen bauen, weitet das paramilitärische Dorfschützersystem aus und lässt Polizei und Armee auf Demonstrierende schießen.
„Wir trauern mit den Verwandten und der betroffenen Bevölkerung um die von der türkischen Armee ermordeten Demonstranten. Das Morden und Misshandeln durch Polizei und Armee bei unliebsamen Protesten in der Türkei muss endlich ein Ende haben. In den letzten drei Jahren wurden bei Protesten im Rahmen der Geziparkproteste und von Demonstrationen in den kurdischen Provinzen des Landes mehr als 30 Menschen getötet, das ist inakzeptabel,“ kritisiert Cansu Özdemir, Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft DIE LINKE
"Die friedliche Lösung der kurdischen Frage ist eine Grundvoraussetzung für die Demokratisierung der Türkei. Bundesregierung und EU sollten im Rahmen der Beitrittsverhandlungen Impulse geben, um den stagnierenden Friedensprozess wiederzubeleben. Aus erfolgreichen Friedensprozessen wissen wir, dass nur dann eine Grundlage für positive Entwicklungen entsteht, wenn die am Konflikt beteiligten Akteure einen gleichberechtigten, respektvollen und transparenten Dialog führen,“ fordert Martin Dolzer, Soziologe und Autor, DIE LINKE Hamburg.
„Wichtige Schritte wären, die Türkei aufzufordern sofort den Bau von neuen Militärstationen zu beenden und die kranken und dann die weiteren politischen Gefangenen freizulassen. Durch die Entkriminalisierung der kurdischen ExilpolitikerInnen in Europa könnte die EU zudem signalisieren, dass sie den Friedenswillen der kurdischen Seite anerkennt und bereit ist, lang gehegte Feindbildmuster zu überwinden,“ ergänzt Ulla Jelpke, Mitglied des Bundestags, DIE LINKE.
Andrej Hunko, Mitglied des Bundestags (MdB), DIE LINKE und Mitglied in der Parl. Versammlung des Europarats
Ulla Jelpke, MdB, DIE LINKE
Barbara Cárdenas, Mitglied des Hessischen Landtags, DIE LINKE
Cansu Özdemir, Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft, DIE LINKE
Marion Padua, Stadträtin Nürnberg, Linke Liste
Martin Dolzer, Soziologe und Autor, DIE LINKE Hamburg
Yilmaz Kaba, Mitglied im Landesvorstand DIE LINKE Niedersachsen
Dr. Gisela Penteker, IPPNW
Britta Eder, Rechtsanwältin
Hamide
Akbayir, Stadträtin
Köln, DIE LINKE
Hamburgs Senat hetzt Polizei auf Lampedusaflüchtlinge
Friedliche Sitzblockade und kraftvolle Demonstration - Mehrere Menschen bei Polizeiübergriffen verletzt
Fotos: Daniel Müller |
Die von
der Passivität des Sitzstreiks sichtlich überforderte Polizei
eskalierte die friedliche Aktion nach anfänglicher zweistündiger
Zurückhaltung. Zunächst wurden einige Unterstützer, von denen sich
nach und nach ca. 500 am Ort des Geschehens eingefunden hatten, von
der Polizei eingekesselt, des Platzes verwiesen oder in Gewahrsam
genommen. Unter den Betroffenen befanden sich auch Anwälte und
Journalisten. Dann attackierten die Beamten immer wieder die
friedlich am Boden verharrenden Flüchtlinge, die der Aufforderung sich zu entfernen nicht nachkamen, auf brutale Weise. Der Sitzstreik
dauerte bis 20.00 Uhr.
Christiane
Schneider, Innenpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE
kritisierte, dass
„Flüchtlinge blutig geschlagen und wahllos mit
Pfefferspray um sich gesprüht wurde“. Einen wehrlos am Boden
liegenden Flüchtling würgten Polizisten bis zum
Kreislaufzusammenbruch. Er wurde anschließend in Gewahrsam genommen.
Einem Weiteren schlug ein Beamter immer wieder von Oben mit der Faust
auf den Kopf. Es gab mindestens sieben ernsthaft Verletzte.
„Schutzsuchende Flüchtlinge, die lediglich eine Ordnungswidrigkeit
wie diesen friedlichen Sitzstreik in der Bannmeile durchführen, auf
diese Weise anzugreifen ist menschenverachtend,“ kommentierte
Rechtsanwältin Britta Eder den Einsatz. Auch Anwalt Andreas Beuth
hielt das Vorgehen der Polizei für völlig unverhältnismäßig.
Immer
wieder machten Unterstützer die Polizeibeamten darauf aufmerksam,
dass sie durch ihre Übergriffe, die von Krieg und Massakern gegen
Schwarzafrikaner in Libyen betroffenen Flüchtlinge, erneut
traumatisieren. Eine gesamte Polizeieinheit remonstrierte
(verweigerte den Befehl) schließlich gegen den Befehl eines
Einsatzleiters, der forderte Flüchtlinge und Unterstützer von einer
Stufe zu schubsen, als die Situation sich wieder beruhigt hatte.
Insgesamt wurden neun Personen in Gewahrsam genommen, drei
Flüchtlinge bis in die Nacht erkennungsdienstlich behandelt,
Anwälten lange Zeit der Zugang zu ihren Mandanten verwehrt.
Nach
Beendigung des Sitzstreiks demonstrierten ca. 800 Menschen durch die
Innenstadt. „Der Senat versucht zu leugnen, dass wir
Kriegsflüchtlinge sind. Die Regierenden wollen uns in ein
Duldungsverfahren zwingen, dass uns Würde und eine Lebensperspektive
verwehrt und behaupten zynischer Weise das Lampedusaproblem wäre
gelöst. Wir sind noch immer mehr als 300 Flüchtlinge, die ihre
legitimen Rechte einfordern,“ so ein Mitglied der Gruppe. Die
Grünen-Abgeordnete Antje Möller erklärte, die Lage der Gruppe habe
sich erneut zugespitzt, da viele nach der Beendigung der
Kirchenunterbringung und solidarischer Notprogramme erneut auf der
Straße stünden. „Wir fordern den Senat eindringlich auf, endlich
die Spielräume für eine humanitäre Lösung zu nutzen.“
Dieser
verweigert jedoch weiterhin Gespräche und eine Gruppenlösung. Ca.
30 Mitglieder der Gruppe hatten sich vor einigen Monaten u.a. auf
Druck durch rassistische Kontrollen in ein individuelles
Duldungsverfahren begeben. Trotz des Versprechens, diejenigen, die
sich derart bei den Behörden melden, nicht abzuschieben, solange das
Aufenthaltsverfahren läuft, ist Anfang der Woche bekannt geworden,
dass Abdullah M. und ein weiterer Flüchtling entgegen dieser Zusage
eine Abschiebeanordnung erhielten.
Die
Gruppe »Lampedusa in Hamburg« macht erneut auf die Situation
libyscher Flüchtlinge in der Hansestadt aufmerksam
Am Sonnabend haben in Hamburg gut 1000 Aktivisten für ein Bleibe- und Arbeitsrecht der libyschen Kriegsflüchtlinge der Gruppe »Lampedusa in Hamburg« demonstriert. Anschließend zogen 500 Menschen, darunter etliche Lampedusa-Flüchtlinge, in die Bannmeile auf dem Rathausmarkt und veranstalteten zwei Stunden lang einen Sitzstreik. Die Polizei drohte immer wieder mit gewaltsamer Räumung, hielt sich aber letztlich zurück.
»Seit
einem Jahr und drei Monaten leben wir nun auf Hamburgs Straßen und
in Notunterkünften. Der Senat ignoriert unsere berechtigten
Forderungen nach einem würdigen Leben und fundamentalen Rechten
noch immer. Zwei Mitglieder unserer Gruppe, Francis Kwarmee und
Samuel Mensah, sind an Erschöpfung und Verzweiflung gestorben. Kein
Mensch ist illegal – aber die Ignoranz des Senats ist kriminell«,
erklärte Ali Ahmet, ein Sprecher der Gruppe, vor dem Rathaus. Er
forderte die anwesenden Polizisten auf, Menschen in Not zu
beschützen. Die Beamten sollten keine Handlanger von Politikern
sein, die seit einem Jahr gegen eine große Protestbewegung vorgehen
und dadurch ihrem demokratischen Auftrag nicht nachkämen. Artikel lesen
Al
Quaida Gruppe ISIS begeht Massaker im Norden Syriens
In den kurdischen Provinzen Syriens (Rojava) haben Kämpfer der Al Quaida Gruppe ISIS (Islamischer Staat im Irak und Syrien) im Dorf Tileliyê 15 ZivilistInnen massakriert. Darunter befanden sich sieben Kleinkinder und drei Frauen. Tileliyê ist ein von ÊzîdInnen bewohntes Dorf nahe der kurdischen Stadt Serêkaniyê an der türkisch-syrischen Grenze. Weitere Leichen sind der Nachrichtenagentur ANHA zufolge noch in den Händen der ISIS.
Augenzeugenberichten zufolge drangen die Islamisten um 3 Uhr in das Dorf ein und eröffneten das Feuer auf sämtliche BewohnerInnen. Mehrere hundert Menschen befinden sich seitdem auf der Flucht. Mittlerweile haben Verteidigungskräfte der kurdischen YPG das Dorf zurückerobert und die ISIS Kämpfer vertrieben.
„Wir trauern mit den Hinterbliebenen und der Bevölkerung. Das ist nicht das erste Massaker, dass islamistische Al Quaida Gruppen im Norden Syriens begehen. Die UN und die EU müssen diese Kriegsverbrechen verurteilen und Druck auf die Türkei, Saudi Arabien und Katar ausüben, damit diese die Unterstützung der ISIS und weiterer menschenverachtender Gruppierungen sofort beenden,“ fordert Andrej Hunko, MdB, DIE LINKE und Mitglied in der Parlamentarischen Versammlung des Europarats.
„Die Al Quaida Gruppen ISIS und Al Nusra Front werden noch immer vom türkischen Militär mit Waffen, Infrastruktur, Rückzugsräumen und medizinischer Versorgung unterstützt. Die Bundesregierung ist gefordert, die an der türkisch-syrischen Grenze stationierten Patriot Raketen sofort abzuziehen,“ erklärt Ulla Jelpke, MdB, DIE LINKE
„Es ist nicht hinnehmbar, dass die Regierung Erdogan Gruppen unterstützt, die mit allen Mitteln versuchen die demokratischen Selbstverwaltungsstrukturen zu zerstören, die die KurdInnen gemeinsam mit assyrischen ChristInnen, ArmenierInnen, AraberInnen und ÊzîdInnen im Norden Syriens aufgebaut haben. Die EU und alle humanistischen Kräfte sollten stattdessen diesen wertvollen und friedlichen Aufbau demokratischer Strukturen unterstützen. Die Massaker dürfen nicht wie die vorherigen unter den Tisch gekehrt werden,“ bekräftigt Barbara Cárdenas, Migrationspolitische Sprecherin der Fraktion, DIE LINKE im Hessischen Landtag.
Gemeinsame Pressemitteilung:
Andrej Hunko, Mitglied des Bundestags (MdB), DIE LINKE und Mitglied in der Parl. Versammlung des Europarats.
Ulla Jelpke, MdB, DIE LINKE
Harald Weinberg, MdB, DIE LINKE
Barbara Cárdenas, Migrationspolitische Sprecherin DIE LINKE im Hessischen Landtag.
Cansu Özdemir, Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft
Martin Dolzer, Soziologe und Autor, DIE LINKE Hamburg
Yilmaz Kaba, Mitglied im Landesvorstand DIE LINKE Niedersachsen
Hamide
Akbayir, Stadträtin Köln, DIE LINKE NRW
Pressemitteilung 15.05.2014
Asylgesetzentwurf der „Großen Koalition“ ist menschenverachtend
„Der Entwurf des Innenministeriums für ein neues `Asylgesetz´ ist menschenverachtend. Alle demokratischen und humanistischen Akteure sind gefragt dessen Umsetzung zu verhindern,“ erklärt Martin Dolzer.
Dem Entwurf zufolge soll zukünftig fast jeder Mensch, der in der Bundesrepublik Asyl sucht, inhaftiert werden können. Möglich sein soll das, wenn jemand “unter Umgehung einer Grenzkontrolle eingereist ist”, Identitätspapiere wie Ausweise vernichtet oder “eindeutig unstimmige oder falsche Angaben gemacht hat”. So heißt es im Gesetzentwurf. Begründet wird das mit vermeintlicher Fluchtgefahr.
Wer in der Bundesrepublik Schutz sucht, wird wohl kaum die Absicht haben zu fliehen. Die Kriterien für eine Inhaftierung im Gesetzentwurf treffen auf die überwiegende Anzahl von Asylsuchenden zu. Bei Umsetzung des Gesetzes würden die Genfer Flüchtlingskonventionen, die Europäische Menschenrechtskonvention (EMRK) sowie das Grundgesetz ad Absurdum geführt,“ kritisiert Dolzer.
Asylbewerber, die nach Deutschland einreisen, um Sozialleistungen zu beziehen, sollen zudem mit einem Einreise- und Aufenthaltsverbot belegt werden können. Das soll regelmäßig dann angenommen werden, wenn ein Asylantrag als „unzulässig, unbeachtlich oder offensichtlich unbegründet” abgelehnt wird. Auch sogenannte Extremisten sollen leichter abgeschoben werden können.
„Anstatt auf die Tragödien im Mittelmeer u.a. vor Lampedusa sowie das Nichtfunktionieren der Dublin 3 Regeln, denen zufolge Flüchtlinge lediglich im ersten europäischen Land, dass sie erreichen, Asyl beantragen können, mit Vernunft und europäischer Solidarität u.a. in Form einer sinnvollen Verteilung der Flüchtlinge zu reagieren, legt das Innenministerium diesen perfiden Gesetzentwurf vor. Alle daran Beteiligten sollten sich für ein derart menschenfeindliches Vorgehen schämen,“ so Dolzer abschließend.
Ein
Umdenken in der Flüchtlingspolitik ist notwendig. Offene Grenzen,
humanitäre Korridore, eine dezentrale Unterbringung von Flüchtlingen
und eine Asylgesetzgebung, die an der Würde der Menschen und den
Genfer Flüchtlingskonventionen orientiert ist, wären erste
vernünftige Schritte.
Beschluss der 2. Tagung des 4. Parteitages 10.05.2014
Nie wieder Krieg. Nie wieder Faschismus
Mit dem mörderischen Anschlag auf das Gewerkschaftshaus in Odessa, bei dem mindestens 46 Menschen, vermutlich deutlich mehr, getötet wurden, hat die rechte Gewalt in der Ukraine nach zahlreichen Angriffen auf Büros und dem physischen Terror gegen Mitglieder linker und antifaschistischer Organisationen einen neuen Höhepunkt erreicht, ist die Gefahr eines Bürgerkriegs bedrohlicher geworden. Linke Aktivistinnen und Aktivisten stehen auf schwarzen Listen der Rechten und können sich in Kiew und der Westukraine nicht mehr frei bewegen. lesen
Tag der Befreiung - konsequent für den Frieden
Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa. Dieser Tag markierte den Sieg über faschistische Barbarei und Krieg. Er beendete das millionenfache Morden der deutschen Faschisten. Dieser Tag ist und bleibt ein steter Anlass der Mahnung und des Gedenkens. Denn wer heute Waffen einsetzen will, um "deutsche Interessen" in aller Welt durchzusetzen, ignoriert die Lehren des Zweiten Weltkriegs. Von deutschem Boden darf niemals Krieg ausgehen!
Stoppt die Gewalt! 08.05.2014
"Dass rechte Milizen und Faschisten am Freitag in Odessa ein Gewerkschaftshaus in Brand gesetzt haben ist mehr als besorgniserregend und darf nicht hingenommen werden. Augenzeugenberichten zufolge wurden dabei ungefähr 100 Menschen getötet. Anstatt wie der NATO- Generalsekretär zur Aufrüstung aufzurufen und Russland zum Gegner zu erklären und dadurch Signale der Eskalation auszusenden, ist es jetzt notwendig konsequent dafür zu wirken, dass alle beteiligten Akteure - insbesondere auch die zunehmend aggressiv agierende Ukrainische Übergangsregierung, an der Rechtsextremisten und Faschisten beteiligt sind - eine friedliche Entwicklung zulassen," erklärt Martin Dolzer.
Außenminister Steinmeiers Versuch erneut Verhandlungen in die Wege zu leiten, ist ein positives Signal. Demgegenüber trägt die weitgehend kritiklos fördernde Haltung von Bundesregierung und EU gegenüber der Kiewer Übergangsregierung, an der mit Swoboda und dem Rechten Sektor auch faschistische Kräfte beteiligt sind, zur Eskalation der Situation in der gesamten Region bei. In diesem Rahmen war auch die Entsendung von Bundeswehsoldaten mit einem fragwürdigen Mandat jenseits der OSZE-Beobachter kontraproduktiv.
Um wirklich Frieden zu schaffen, bedarf es eines grundsätzlichen Umdenkens. Die Außenpolitik der Bundesrepublik und der EU sollten nicht hauptsächlich an der Sicherung von Ressourcen und Einflussgebieten orientiert sein. Friedenspolitik hat ihre Grundlage im Völkerrecht, strebt nach globaler Gerechtigkeit, fairen Handelsbeziehungen und der Verwirklichung der Menschenrechte, verlangt Einfühlungsvermögen, Abrüstung und das weltweite Verbot von Massenvernichtungswaffen. Nur ein respektvolles Zusammenleben der Staaten und Bevölkerungen, soziale Gerechtigkeit und Demokratie garantieren Stabilität und friedliche Zusammenarbeit.
Meinungen und Hintergründe zum Ukraine Konflikt finden Sie hier:
Artikel auf heise.de - telepolis zur "Tragödie in Odessa" lesen
Gregor Gysi: "Deeskalation ist das Gebot der Stunde" lesen
Wolfgang Gehrcke: "Vordringlichste Aufgabe - Gewalt stoppen" lesen
Peter Strutynski (Sprecher des Bundesausschusses Friedensratschlag) "Es müssten alle Alarmglocken schrillen" lesen
Pressemitteilung 01.05.2014
Mitglied
der Gruppe Lampedusa in Hamburg wurde am Mittwoch beerdigt: Die Ignoranz des
Senats ist tödlich
Am
20. März ist Francis Kwarmee ein Mitglied der Gruppe der libyschen
Kriegsflüchtlinge Lampedusa in Hamburg gestorben. Am Mittwoch, den
30. April wurde er beerdigt.
Francis
Kwarmee hatte den Krieg in Libyen und die erzwungene Überquerung des
Mittelmeers nach Italien überlebt. Nun starb er auf Hamburgs
Straßen, weil er einer Lebensgrundlage, Perspektiven und aller
Rechte beraubt war. Er starb an Zermürbung, permanenter
Überanstrengung und psychischem Druck. Kwarmee hatte mehrere Jahre
in einem Deutschen Unternehmen in Libyen gearbeitet. Er selbst
beschrieb die Situation: „Meine europäischen Kollegen wurden von
ihren Firmen aus dem Land geflogen, als der Krieg begann, die
afrikanischen Arbeiter zurückgelassen. Drei Tage später habe ich 24
Raketeneinschläge in Tripolis gesehen. Du hörtest sie kommen,
dieses Heulen und dann die Detonation..." Weitere Flüchtlinge
der Lampedusagruppe wurden von so genannten Rebellen, die oft Al
Quaida nahe standen, gefoltert, Verwandte vor ihren Augen ermordet.
„Der
Tod unseres Freundes und Bruders Francis Kwarmee erfüllt mich mit
Trauer. Auch wenn Francis Tod ist, lebt er in den Gedanken und Taten
seiner Freunde weiter. Sein Tod ist auch der Ignoranz des Senats
geschuldet. Mehr als ein Jahr ohne Perspektive auf Anerkennung und
ein würdiges Leben sind zermürbend. Spätestens jetzt sollte jeder
Mensch mit einem Herzen aufwachen und aufbegehren. Die
Verantwortlichen sind gefordert den Kriegsflüchtlingen der Gruppe
Lampedusa in Hamburg endlich ein Bleiberecht und Arbeitsrecht ohne
Wenn und Aber zu gewähren. Insbesondere traumatisierte Menschen
haben ein Recht auf Schutz und Perspektive. Ich schäme mich zutiefst
für die ausgrenzende und inhumane Vorgehensweise des Scholz Senats.
Genau jetzt wäre der richtige Zeitpunkt umzukehren und den Umgang
mit der Lampedusagruppe menschenwürdig zu gestalten – und im
Sinne der Rechte der Flüchtlinge tätig zu werden,“ fordert
Martin Dolzer.
Das
Problem der Lampedusaflüchtlinge ist nicht gelöst. Lediglich 24 von
Ihnen haben eine Duldung beantragt, gut 300 leben noch immer im
solidarischen Notprogramm der UnterstützerInnen oder auf der
Straße, da sie auf eine Anerkennung als Kriegsflüchtlinge und ein
Arbeitsrecht bestehen.
Das
bundesdeutsche und europäische Flüchtlingssystem sind auf
Abschottung, Abschreckung und Zermürbung ausgelegt. DIE LINKE
setzt sich dagegen für einen humanen Flüchtlingsschutz, faire
Handelsbeziehungen und Frieden ein. Anstatt Europa abzuschotten,
müssen die Ursachen von Flucht überwunden werden und humane
Bedingungen für Flüchtlinge geschaffen werden. Dazu gehören z.B.
eine dezentrale Unterbringung, Arbeitsrecht und uneingeschränktes
Wahlrecht.
„Der
Senat sollte den würdevollen Einsatz der Lampedusagruppe für ihre
Rechte als Chance und nicht als Bedrohung begreifen. Hamburg könnte
mit gutem Beispiel für einen würdigen Umgang mit den 65000
libyschen Kriegsflüchtlingen in Europa vorangehen,“
regt Dolzer an. „Gut
eine Million Menschen sind während des Krieges, den die NATO aus
geopolitischen Interessen forciert hat, aus Libyen nach Tunesien
geflohen, mehr als 40000 Menschen wurden getötet. Die EU sollte
sich nun nicht ihrer Verantwortung für die von ihr selbst
mitverursachte humanitäre Katastrophe entziehen,“ so
Dolzer abschließend.
Pressemitteilung 25.04.2014
Neuregelung von Frontex Einsätzen verstößt
gegen europäisches Recht
Mit
der Neuregelung von Frontex Einsätzen durch die EU soll das
Zurückweisen und Abdrängen von Flüchtlingsbooten durch Frontex
legalisiert werden. Dabei lässt diese Neuregelung die klaren
Vorgaben des Europäischen Menschenrechtsgerichtshofs (EMRG) in
seinem Urteil zum Fall Hirsi in vielerlei Hinsicht unbeachtet.
„In
dem Urteil des EMRG wurden die unter Leitung von Frontex
stattfindenden `push-back Operationen´ faktisch als
völkerrechtswidrig eingestuft. Durch die jetzige Neuregelung wird
dagegen ohne Berücksichtigung des Kerns des Urteils fahrlässig mit
Leben und Schutz von Flüchtlingen umgegangen. Das ist inakzeptabel.“
erklärt Martin Dolzer Kandidat
der Partei DIE LINKE zur Europawahl.
Die
EU-Grenzschützer sind auch durch die Neuregelung nicht grundsätzlich
verpflichtet, die persönlichen Umstände aller an Bord von
Flüchtlingsbooten befindlichen Personen zu beurteilen und zu
berücksichtigen. So wird das Rückschieben in küstennahen Gewässern
legitimiert ohne dabei Gefahr von Menschenrechtsverletzungen, Folter
oder Tod in den Herkunftsländern zu berücksichtigen. Für
Flüchtlinge, die von Rückweisungen bedroht sind, gibt es auch
weiterhin keine Möglichkeit, Rechtsmittel mit aufschiebender Wirkung
einzulegen. Zudem wird der vom EMRG geforderte Zugang der Flüchtlinge
zu Dolmetschern und Rechtsberatern auf Booten, die abgedrängt werden
sollen, weiterhin nur eingeschränkt gewährleistet.
„Frontex
soll auf diese Weise dazu befugt werden sich weiterhin über den
Schutz der Flüchtlinge und europäisches Recht hinwegsetzen zu
können. Die Regelung erlaubt Flüchtlingsboote von den europäischen
Küsten abzudrängen oder die Menschen an Bord direkt an Drittländer
auszuliefern. Das ist rechtswidrig. DIE LINKE fordert dagegen die
Abschaffung der `Grenzschutzagentur´ Frontex. In den letzten 14
Jahren starben an den Europäischen Außengrenzen 23.000 Menschen.
Die Abschottungspolitik im Rahmen der Praxis von Frontex ist dafür
entscheidend mitverantwortlich,“ kritisiert
Dolzer.
Bezeichnend
ist darüber hinaus der „positive“ Aspekt der Neuregelung.
Frontex wird durch die EU-Verordnung zumindest zur Rettung von
Flüchtlingen in Seenot verpflichtet. Internationales Seerecht, das
eigentlich auch für Schiffe von Frontex oder kooperierender
Grenzschutzbehörden gilt, gebietet das jedoch ohnehin. Daran wurde
sich allerdings bisher nicht gehalten.
Pressemitteilung, 08.04.2014
Wahlbetrug in der Türkei – AKP will die Alleinherrschaft
Gemeinsame
Pressemitteilung von Andrej Hunko, Ulla Jelpke, Harald Weinberg (alle
MdB DIE LINKE), Martin Dolzer (Kandidat Europäisches Parlament, DIE
LINKE), Marion Padua (Stadträtin Linke Liste Nürnberg), Yilmaz Kaba
(Landesvorstand DIE LINKE Niedersachsen)
„Die Vorkommnisse während und nach den Kommunalwahlen in der Türkei sind besorgniserregend. Die AKP versucht mit allen Mitteln, auch durch Wahlbetrug, strategisch wichtige Kommunen zu regieren,“ erklärt Harald Weinberg, MdB, DIE LINKE.
„Die Vorkommnisse während und nach den Kommunalwahlen in der Türkei sind besorgniserregend. Die AKP versucht mit allen Mitteln, auch durch Wahlbetrug, strategisch wichtige Kommunen zu regieren,“ erklärt Harald Weinberg, MdB, DIE LINKE.
In Ankara lagen die Republikanische Volkspartei (CHP) und in Ceylanpinar (Serê Kanîyê) und in Hasankeyf (Heskîf) die Partei für Frieden und Demokratie (BDP) während der weit fortgeschrittenen Stimmauszählung bei den türkischen Kommunalwahlen am Sonntag 30. März klar vor der AKP von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan. Dann gab es Stromausfälle in allen drei Städten. Wahlbeobachter/innen aus Delegationen im Auftrag von Bundestagsabgeordneten der LINKEN berichten von Manipulationen während des Stromausfalles. So wurden beispielsweise Wahlhelfer/innen von Polizisten daran gehindert bei den Stimmzetteln zu bleiben. In Ceylanpinar wurden 1.500 Wahlzettel mit Stimmen für die BDP auf einer Müllhalde gefunden, in Hasankeyf ebenfalls hunderte verbrannte Stimmen für die BDP. Die Auszählungen nach den Stromausfällen, ergaben dann jeweils sehr fragwürdige knappe Siege für die AKP.
Gegen daraufhin entstandenen Proteste aus der Bevölkerung gingen Polizisten und AKP-Anhänger brutal vor. In Ankara griff die Polizei Demonstrant/innen mit Wasserwerfern und Schlagstöcken an, in Ceylanpinar ging der Kandidat der AKP gemeinsam mit etwa 150 Mitgliedern und Sympathisanten der Al Quaida Gruppe „Al Nusra Front“ aus Syrien mit körperlicher Gewalt gegen eine Menschenmenge vor dem Büro der BDP vor. Die Beteiligung der Al-Nusra-Söldner in Kampfanzügen wurde von Fernsehkameras dokumentiert.
Während die Beschwerden der BDP in Ceylanpinar und Hasankeyf von der Wahlbehörde zurückgewiesen wurden, ließ diese die Wahl in Agri (kur. Agirî), auf Beschwerde der AKP, ganze 15 mal neu auszählen. Bei jeder Auszählung wurde der knappe Wahlsieg der BDP bestätigt. Polizei und Geheimdienst bedrohen seit den Wahlen die Bevölkerung. In Agri hatte die AKP die letzten drei Kommunalwahlen unter ähnlich widrigen Bedingungen gewonnen.Nun soll dort am 1. Juni erneut gewählt werden.
Ankara, Ceylanpinar, Hasankeyf und Agri sind in der Türkei auf unterschiedliche Weise strategisch wichtig. Ankara selbstredend als Hauptstadt. Ceylanpinar, als türkisch-syrische Grenzstadt, die islamistischen Kämpfern als Ausgangsbasis und Rückzugsort für Angriffe auf die kurdischen Regionen in Syrien (Rojava) dient. Berichten zufolge unterstützt die türkische Armee die Gruppen der Al Quaida für ihre Angriffe auch mit Waffen, Geld, und Sondereinheiten. Der Ort befindet sich seit der Wahl in einem Ausnahmezustand. Für 30 Tage wurden Versammlungen verboten, seit einer Woche ist der Aus- und Zugang zur Stadt blockiert. In der Region Hasankeyf wird gegen massive Proteste der Bevölkerung ein Staudamm gebaut. Mehr als 80000 Menschen sollen umgesiedelt, Weltkulturerbe zerstört werden. Die AKP gewann dort nach dem Stromausfall mit acht Stimmen Mehrheit.
„Die EU sollte mäßigend auf die türkische Regierung einwirken. Wahlergebnisse in strategisch wichtigen Regionen zu manipulieren ist inakzeptabel. Die Beschwerden der betroffenen Parteien und Bevölkerungen in Ankara, Ceylanpinar und Hasankeyf müssen ernstgenommen werden und dazu führen, dass der wirkliche Wille der WählerInnen ermittelt wird. In Agri soll, weil das Ergebnis der AKP Regierung nicht gefällt, noch einmal gewählt werden. Das ist gerade in einer Region in der die Menschen mit nicht regierungskonformer Meinung noch immer ständig von Geheimdienst, Polizei und Militär bedroht und misshandelt werden, eine tragische Farce,“ so Martin Dolzer, Kandidat der Partei DIE LINKE zur Europawahl.
„Das Schweigen der Bundesregierung zu diesen offensichtlichen Wahlfälschungen durch eine verbündete Regierung eines NATO-Staates ist schon bezeichnend für die Doppelmoral bei der Beurteilung internationaler Politik. Stellen wir uns vor, was passiert wäre, wenn auf der Krim während der Auszählung zum Referendum Ähnliches berichtet worden wäre. Doch wenn es um die Türkei geht, werden von der Bundesregierung demokratische Prinzipien geopolitischen Überlegungen geopfert,“ kommentiert Ulla Jelpke, MdB, DIE LINKE.
„Dass die Bundesregierung zudem an der Stationierung von Patriot Raketen an der türkisch-syrischen Grenze festhält, dient nicht der Sicherung des Friedens, sondern bestärkt die Türkei darin gegen die von der kurdischen Bevölkerung aufgebauten demokratischen Selbstverwaltungsstrukturen im Norden Syriens vorzugehen. Der Patrioteinsatz müsste endlich beendet werden, nachdem Aufnahmen aus türkischen Regierungskreisen (auf youtube) öffentlich wurden, in denen über einen selbst inszenierten Angriff diskutiert wurde, um eine Intervention in Syrien zu rechtfertigen“ erklärt Andrej Hunko, MdB, DIE LINKE und Mitglied in der Parlamentarischen Versammlung des Europarats.
Pressemitteilung 14.03.2014
Küstenwache schießt auf syrische Flüchtlinge – EU weites Ausgleichssystem könnte Lage von Asylsuchenden verbessern.
Zum zweiten Mal in diesem Jahr hat die griechische Küstenwache Flüchtlinge völkerrechtswidrig mit Waffengewalt in türkische Gewässer zurückgedrängt. Die Flüchtlinge berichten, dass die Beamten auf sie schossen, als sie sich weigerten zurückzukehren. Eine Frau wurde dabei schwer verletzt, zwei Männer leicht. Bei einem ähnlichen Vorfall starben im Januar drei Frauen und neun Kinder. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) hat Anfang 2012 solche "Push- Back Operationen" für rechtswidrig erklärt.
Martin Dolzer, Kandidat der Partei DIE LINKE zur Europawahl sagte hierzu: "Auf dem Meer aufgegriffene Flüchtlinge haben das Recht, einen Asylantrag zu stellen und dürfen nicht zurückgeschoben werden, wenn ihnen Verfolgung oder Misshandlung droht. Der Übergriff der griechischen Küstenwache ist leider kein Einzelfall sondern Teil einer systematischen, menschenverachtenden Praxis."
Küstenwache schießt auf syrische Flüchtlinge – EU weites Ausgleichssystem könnte Lage von Asylsuchenden verbessern.
Zum zweiten Mal in diesem Jahr hat die griechische Küstenwache Flüchtlinge völkerrechtswidrig mit Waffengewalt in türkische Gewässer zurückgedrängt. Die Flüchtlinge berichten, dass die Beamten auf sie schossen, als sie sich weigerten zurückzukehren. Eine Frau wurde dabei schwer verletzt, zwei Männer leicht. Bei einem ähnlichen Vorfall starben im Januar drei Frauen und neun Kinder. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) hat Anfang 2012 solche "Push- Back Operationen" für rechtswidrig erklärt.
Martin Dolzer, Kandidat der Partei DIE LINKE zur Europawahl sagte hierzu: "Auf dem Meer aufgegriffene Flüchtlinge haben das Recht, einen Asylantrag zu stellen und dürfen nicht zurückgeschoben werden, wenn ihnen Verfolgung oder Misshandlung droht. Der Übergriff der griechischen Küstenwache ist leider kein Einzelfall sondern Teil einer systematischen, menschenverachtenden Praxis."